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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Sansibar.
zeichnungen nicht vorliegen, wollen wir aber doch versuchen, ein Bild des Handels-
verkehres zu entwerfen, so weit dies bei den vorhandenen Hilfsmitteln möglich ist.

Unter den Waaren, welche in Ostafrika am meisten consumirt werden und
daher in erster Linie in Sansibar zur Einfuhr gelangen, sind Textilwaaren her-
vorzuheben. Darunter beherrschen rohe und gefärbte Baumwollwaaren den
Markt, namentlich ein leichter Baumwollstoff "Americano" genannt, der aber in
letzter Zeit durch das ähnliche, jedoch wesentlich billigere indische "Gamti" ver-
drängt wird. Beliebt sind ferner leichte durchsichtige Stoffe, die zu lang herab-
wallenden Hemden Verwendung finden, sowie bunte, bedruckte Taschentücher, von
denen man je sechs zusammenhängende Stücke als Hüft- oder Brusttücher ver-
wendet.

Bunte Baumwoll- und Seidenstoffe werden ferner in grellen Farben
theils für Kleidungsstücke, theils zum Ausschmücken der Wohnräume benützt.

Glasperlen in verschiedensten Grössen und Farben finden bei den Negern
als Hals-, Bein- und Armschmuck Verwendung und werden zumeist aus Venedig
und Böhmen eingeführt.

Ebenso werden verschiedene Schmuckgegenstände aus Eisen-, Kupfer- und
Messingdraht angefertigt, welche daher einen lebhaften Import finden.

Kerzen liefert hauptsächlich Belgien, und Seife wird aus England im-
portirt.

Zündhölzchen kommen aus Deutschland und Oesterreich-Ungarn.

Steingutwaaren sind meist deutscher Provenienz.

Ein speciell bei den Arabern gesuchter Artikel sind Sanduhren, die man
in den Wohnungen in ziemlicher Anzahl als Zierde vorfindet, und welche aus der
Schweiz eingeführt werden.

Nägel und Stifte kommen vornehmlich aus England und Antwerpen; Möbel
aus gebogenem Holze
, zumeist österreichischer Provenienz, führt Hamburg ein.

Petroleumlampen, die ziemlich starken Absatz finden, kommen merk-
würdigerweise aus Bombay.

Fez werden in grossen Mengen aus Böhmen über Deutschland importirt.

Einen starken Importartikel bilden in Folge des lebhaften Verkehres an
Kriegsschiffen Conserven, die aus England zur Einfuhr gelangen.

In Schiffszwieback concurriren Deutschland und England.

Mehl importirt Bombay und in kleinen Mengen Oesterreich-Ungarn.

In die Einfuhr von Zucker theilen sich Oesterreich-Ungarn und Frankreich

Wein liefern Frankreich, Italien und Spanien; Bier, welches in erhöhtem
Masse consumirt wird, liefert hauptsächlich England und Deutschland.

Whisky kommt aus Glasgow und Dundee.

Olivenöl wird aus Frankreich, Italien und Oesterreich eingeführt.

Tabak und Cigarren liefert hauptsächlich Antwerpen.

Die Ausfuhr setzt sich zumeist aus Rohproducten zusammen.

Die eigentlichen Ausfuhrartikel der Insel Sansibar selbst beschränken sich
auf Gewürznelken und Koprah, alle anderen Artikel werden vom Festlande
nach Sansibar gebracht, im Sultans- oder dem deutschen Zollamt dem Werthe nach
verzollt und von da ins Ausland verschickt. Der ganze Zwischenhandel liegt in
den Händen der Inder, welche jede Concurrenz der Araber und Europäer hart-
näckig bekämpfen.


82*

Sansibar.
zeichnungen nicht vorliegen, wollen wir aber doch versuchen, ein Bild des Handels-
verkehres zu entwerfen, so weit dies bei den vorhandenen Hilfsmitteln möglich ist.

Unter den Waaren, welche in Ostafrika am meisten consumirt werden und
daher in erster Linie in Sansibar zur Einfuhr gelangen, sind Textilwaaren her-
vorzuheben. Darunter beherrschen rohe und gefärbte Baumwollwaaren den
Markt, namentlich ein leichter Baumwollstoff „Americano“ genannt, der aber in
letzter Zeit durch das ähnliche, jedoch wesentlich billigere indische „Gamti“ ver-
drängt wird. Beliebt sind ferner leichte durchsichtige Stoffe, die zu lang herab-
wallenden Hemden Verwendung finden, sowie bunte, bedruckte Taschentücher, von
denen man je sechs zusammenhängende Stücke als Hüft- oder Brusttücher ver-
wendet.

Bunte Baumwoll- und Seidenstoffe werden ferner in grellen Farben
theils für Kleidungsstücke, theils zum Ausschmücken der Wohnräume benützt.

Glasperlen in verschiedensten Grössen und Farben finden bei den Negern
als Hals-, Bein- und Armschmuck Verwendung und werden zumeist aus Venedig
und Böhmen eingeführt.

Ebenso werden verschiedene Schmuckgegenstände aus Eisen-, Kupfer- und
Messingdraht angefertigt, welche daher einen lebhaften Import finden.

Kerzen liefert hauptsächlich Belgien, und Seife wird aus England im-
portirt.

Zündhölzchen kommen aus Deutschland und Oesterreich-Ungarn.

Steingutwaaren sind meist deutscher Provenienz.

Ein speciell bei den Arabern gesuchter Artikel sind Sanduhren, die man
in den Wohnungen in ziemlicher Anzahl als Zierde vorfindet, und welche aus der
Schweiz eingeführt werden.

Nägel und Stifte kommen vornehmlich aus England und Antwerpen; Möbel
aus gebogenem Holze
, zumeist österreichischer Provenienz, führt Hamburg ein.

Petroleumlampen, die ziemlich starken Absatz finden, kommen merk-
würdigerweise aus Bombay.

Fez werden in grossen Mengen aus Böhmen über Deutschland importirt.

Einen starken Importartikel bilden in Folge des lebhaften Verkehres an
Kriegsschiffen Conserven, die aus England zur Einfuhr gelangen.

In Schiffszwieback concurriren Deutschland und England.

Mehl importirt Bombay und in kleinen Mengen Oesterreich-Ungarn.

In die Einfuhr von Zucker theilen sich Oesterreich-Ungarn und Frankreich

Wein liefern Frankreich, Italien und Spanien; Bier, welches in erhöhtem
Masse consumirt wird, liefert hauptsächlich England und Deutschland.

Whisky kommt aus Glasgow und Dundee.

Olivenöl wird aus Frankreich, Italien und Oesterreich eingeführt.

Tabak und Cigarren liefert hauptsächlich Antwerpen.

Die Ausfuhr setzt sich zumeist aus Rohproducten zusammen.

Die eigentlichen Ausfuhrartikel der Insel Sansibar selbst beschränken sich
auf Gewürznelken und Koprah, alle anderen Artikel werden vom Festlande
nach Sansibar gebracht, im Sultans- oder dem deutschen Zollamt dem Werthe nach
verzollt und von da ins Ausland verschickt. Der ganze Zwischenhandel liegt in
den Händen der Inder, welche jede Concurrenz der Araber und Europäer hart-
näckig bekämpfen.


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[651/0667] Sansibar. zeichnungen nicht vorliegen, wollen wir aber doch versuchen, ein Bild des Handels- verkehres zu entwerfen, so weit dies bei den vorhandenen Hilfsmitteln möglich ist. Unter den Waaren, welche in Ostafrika am meisten consumirt werden und daher in erster Linie in Sansibar zur Einfuhr gelangen, sind Textilwaaren her- vorzuheben. Darunter beherrschen rohe und gefärbte Baumwollwaaren den Markt, namentlich ein leichter Baumwollstoff „Americano“ genannt, der aber in letzter Zeit durch das ähnliche, jedoch wesentlich billigere indische „Gamti“ ver- drängt wird. Beliebt sind ferner leichte durchsichtige Stoffe, die zu lang herab- wallenden Hemden Verwendung finden, sowie bunte, bedruckte Taschentücher, von denen man je sechs zusammenhängende Stücke als Hüft- oder Brusttücher ver- wendet. Bunte Baumwoll- und Seidenstoffe werden ferner in grellen Farben theils für Kleidungsstücke, theils zum Ausschmücken der Wohnräume benützt. Glasperlen in verschiedensten Grössen und Farben finden bei den Negern als Hals-, Bein- und Armschmuck Verwendung und werden zumeist aus Venedig und Böhmen eingeführt. Ebenso werden verschiedene Schmuckgegenstände aus Eisen-, Kupfer- und Messingdraht angefertigt, welche daher einen lebhaften Import finden. Kerzen liefert hauptsächlich Belgien, und Seife wird aus England im- portirt. Zündhölzchen kommen aus Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Steingutwaaren sind meist deutscher Provenienz. Ein speciell bei den Arabern gesuchter Artikel sind Sanduhren, die man in den Wohnungen in ziemlicher Anzahl als Zierde vorfindet, und welche aus der Schweiz eingeführt werden. Nägel und Stifte kommen vornehmlich aus England und Antwerpen; Möbel aus gebogenem Holze, zumeist österreichischer Provenienz, führt Hamburg ein. Petroleumlampen, die ziemlich starken Absatz finden, kommen merk- würdigerweise aus Bombay. Fez werden in grossen Mengen aus Böhmen über Deutschland importirt. Einen starken Importartikel bilden in Folge des lebhaften Verkehres an Kriegsschiffen Conserven, die aus England zur Einfuhr gelangen. In Schiffszwieback concurriren Deutschland und England. Mehl importirt Bombay und in kleinen Mengen Oesterreich-Ungarn. In die Einfuhr von Zucker theilen sich Oesterreich-Ungarn und Frankreich Wein liefern Frankreich, Italien und Spanien; Bier, welches in erhöhtem Masse consumirt wird, liefert hauptsächlich England und Deutschland. Whisky kommt aus Glasgow und Dundee. Olivenöl wird aus Frankreich, Italien und Oesterreich eingeführt. Tabak und Cigarren liefert hauptsächlich Antwerpen. Die Ausfuhr setzt sich zumeist aus Rohproducten zusammen. Die eigentlichen Ausfuhrartikel der Insel Sansibar selbst beschränken sich auf Gewürznelken und Koprah, alle anderen Artikel werden vom Festlande nach Sansibar gebracht, im Sultans- oder dem deutschen Zollamt dem Werthe nach verzollt und von da ins Ausland verschickt. Der ganze Zwischenhandel liegt in den Händen der Inder, welche jede Concurrenz der Araber und Europäer hart- näckig bekämpfen. 82*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 651. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/667>, abgerufen am 22.11.2024.