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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Häfen des persischen Golfes.

Wenngleich die Umgebung von Buschir nur eine sandige Ebene
ist, so bietet doch die Landzunge, auf welcher die Stadt erbaut ist,
einen ziemlich freundlichen Anblick. Am südlichen, etwas höher ge-
legenen Ende der Halbinsel liegen zwischen Dattelpalmen und hüb-
schen Gärten in indischem Style gehaltene Landhäuser, in deren
Mitte sich eine niedere Moschee mit grünglasirter, birnförmiger Kuppel
befindet. In diesem Stadttheile, der Sabs-Abad genannt wird, liegen
auch die Landsitze der Vertreter Englands und Hollands, die English
Residency und Holland-Abad, sowie das Consulat der Türkei. Die Mo-
schee ist eine Imamsadeh, d. h. Grabstätte eines der elf heiligen Imame;
sie ist der Bestattungsort jener Gläubigen, die zwar wohlhabend genug
sind, dies bestreiten zu können, aber trotzdem nicht genug Mittel
besitzen, um sich nach Kerbela oder Bagdad überführen zu lassen.
Die nördlich gelegene Stadt besteht aus einer compacten Häusermasse
mit flachen Dächern, über welche sich weder Minarets noch Kuppeln
erheben. Jedoch befindet sich eine kleine (armenisch-) christliche
Kirche in der Stadt, in welcher Gedenktafeln für mehrere 1856--1857
gefallene englische Officiere aufgestellt sind. Die Häuser selbst
sind schmal und meist einstöckig; bei grösseren Gebäuden findet
man öfters im ersten Stocke vor den Wohnräumen eine grosse, von
Säulen getragene Veranda; bei kleineren Häusern wird das Erdgeschoss
vom Stockwerk überragt. Die Wohnhäuser der reicheren Perser und
Araber sind gegen aussen ganz abgeschlossen, ihr Hof (Haiat) ist
meist mit Fliesen belegt und durch ein Wasserbecken mit Spring-
brunnen verziert. Der Palast des Gouverneurs liegt am Landungs-
platz, unmittelbar beim Hafen für Küstenfahrer.

Da viele der sehr unreinen, winkeligen Strassen von beladenen
Maulthieren nur knapp passirt werden können, ist in der Stadt jeder
Wagenverkehr ausgeschlossen; nur längs des Meeresufers, wo durch
Niederreissen des alten Walles eine breite Strasse geschaffen wurde,
kann man von der Stadt nach Sabs-Abad fahren. Die Strassen des
Bazars sind ebenso unrein und eng wie alle anderen, doch mit
Brettern eingedeckt, was bei der hier landesüblichen Sitte, jeglichen
Unrath durch das Fenster auf die Strasse zu expediren, keineswegs
unangenehm ist.

Hinter Sabs-Abad liegt ein altes Fort, das gleichzeitig als Be-
quartierungsort der Garnison dient, und welches nach der Vertreibung
der Portugiesen aus dieser Gegend durch die Holländer erbaut
worden ist.

Buschir zählt 13.000--15.000 Einwohner. Die Mehrzahl der-

78*
Häfen des persischen Golfes.

Wenngleich die Umgebung von Buschir nur eine sandige Ebene
ist, so bietet doch die Landzunge, auf welcher die Stadt erbaut ist,
einen ziemlich freundlichen Anblick. Am südlichen, etwas höher ge-
legenen Ende der Halbinsel liegen zwischen Dattelpalmen und hüb-
schen Gärten in indischem Style gehaltene Landhäuser, in deren
Mitte sich eine niedere Moschee mit grünglasirter, birnförmiger Kuppel
befindet. In diesem Stadttheile, der Sabs-Abad genannt wird, liegen
auch die Landsitze der Vertreter Englands und Hollands, die English
Residency und Holland-Abad, sowie das Consulat der Türkei. Die Mo-
schee ist eine Imamsadeh, d. h. Grabstätte eines der elf heiligen Imame;
sie ist der Bestattungsort jener Gläubigen, die zwar wohlhabend genug
sind, dies bestreiten zu können, aber trotzdem nicht genug Mittel
besitzen, um sich nach Kerbela oder Bagdad überführen zu lassen.
Die nördlich gelegene Stadt besteht aus einer compacten Häusermasse
mit flachen Dächern, über welche sich weder Minarets noch Kuppeln
erheben. Jedoch befindet sich eine kleine (armenisch-) christliche
Kirche in der Stadt, in welcher Gedenktafeln für mehrere 1856—1857
gefallene englische Officiere aufgestellt sind. Die Häuser selbst
sind schmal und meist einstöckig; bei grösseren Gebäuden findet
man öfters im ersten Stocke vor den Wohnräumen eine grosse, von
Säulen getragene Veranda; bei kleineren Häusern wird das Erdgeschoss
vom Stockwerk überragt. Die Wohnhäuser der reicheren Perser und
Araber sind gegen aussen ganz abgeschlossen, ihr Hof (Haiat) ist
meist mit Fliesen belegt und durch ein Wasserbecken mit Spring-
brunnen verziert. Der Palast des Gouverneurs liegt am Landungs-
platz, unmittelbar beim Hafen für Küstenfahrer.

Da viele der sehr unreinen, winkeligen Strassen von beladenen
Maulthieren nur knapp passirt werden können, ist in der Stadt jeder
Wagenverkehr ausgeschlossen; nur längs des Meeresufers, wo durch
Niederreissen des alten Walles eine breite Strasse geschaffen wurde,
kann man von der Stadt nach Sabs-Abad fahren. Die Strassen des
Bazars sind ebenso unrein und eng wie alle anderen, doch mit
Brettern eingedeckt, was bei der hier landesüblichen Sitte, jeglichen
Unrath durch das Fenster auf die Strasse zu expediren, keineswegs
unangenehm ist.

Hinter Sabs-Abad liegt ein altes Fort, das gleichzeitig als Be-
quartierungsort der Garnison dient, und welches nach der Vertreibung
der Portugiesen aus dieser Gegend durch die Holländer erbaut
worden ist.

Buschir zählt 13.000—15.000 Einwohner. Die Mehrzahl der-

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[619/0635] Häfen des persischen Golfes. Wenngleich die Umgebung von Buschir nur eine sandige Ebene ist, so bietet doch die Landzunge, auf welcher die Stadt erbaut ist, einen ziemlich freundlichen Anblick. Am südlichen, etwas höher ge- legenen Ende der Halbinsel liegen zwischen Dattelpalmen und hüb- schen Gärten in indischem Style gehaltene Landhäuser, in deren Mitte sich eine niedere Moschee mit grünglasirter, birnförmiger Kuppel befindet. In diesem Stadttheile, der Sabs-Abad genannt wird, liegen auch die Landsitze der Vertreter Englands und Hollands, die English Residency und Holland-Abad, sowie das Consulat der Türkei. Die Mo- schee ist eine Imamsadeh, d. h. Grabstätte eines der elf heiligen Imame; sie ist der Bestattungsort jener Gläubigen, die zwar wohlhabend genug sind, dies bestreiten zu können, aber trotzdem nicht genug Mittel besitzen, um sich nach Kerbela oder Bagdad überführen zu lassen. Die nördlich gelegene Stadt besteht aus einer compacten Häusermasse mit flachen Dächern, über welche sich weder Minarets noch Kuppeln erheben. Jedoch befindet sich eine kleine (armenisch-) christliche Kirche in der Stadt, in welcher Gedenktafeln für mehrere 1856—1857 gefallene englische Officiere aufgestellt sind. Die Häuser selbst sind schmal und meist einstöckig; bei grösseren Gebäuden findet man öfters im ersten Stocke vor den Wohnräumen eine grosse, von Säulen getragene Veranda; bei kleineren Häusern wird das Erdgeschoss vom Stockwerk überragt. Die Wohnhäuser der reicheren Perser und Araber sind gegen aussen ganz abgeschlossen, ihr Hof (Haiat) ist meist mit Fliesen belegt und durch ein Wasserbecken mit Spring- brunnen verziert. Der Palast des Gouverneurs liegt am Landungs- platz, unmittelbar beim Hafen für Küstenfahrer. Da viele der sehr unreinen, winkeligen Strassen von beladenen Maulthieren nur knapp passirt werden können, ist in der Stadt jeder Wagenverkehr ausgeschlossen; nur längs des Meeresufers, wo durch Niederreissen des alten Walles eine breite Strasse geschaffen wurde, kann man von der Stadt nach Sabs-Abad fahren. Die Strassen des Bazars sind ebenso unrein und eng wie alle anderen, doch mit Brettern eingedeckt, was bei der hier landesüblichen Sitte, jeglichen Unrath durch das Fenster auf die Strasse zu expediren, keineswegs unangenehm ist. Hinter Sabs-Abad liegt ein altes Fort, das gleichzeitig als Be- quartierungsort der Garnison dient, und welches nach der Vertreibung der Portugiesen aus dieser Gegend durch die Holländer erbaut worden ist. Buschir zählt 13.000—15.000 Einwohner. Die Mehrzahl der- 78*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/635>, abgerufen am 22.11.2024.