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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.
von Gotteshäusern für Andersgläubige meist nur schwer zu erlangen.
Die erste Stelle unter den christlichen Kirchen nimmt die Kathedrale
St. Thomas ein, die im Castle gelegen ist. Im Jahre 1718 als Garni-
sonskirche erbaut, wurde sie 1833 zur Kathedrale erhoben, bei welcher
Gelegenheit auch ein hoher Glockenthurm zugebaut wurde. Der Bauplan
der Kathedrale ist ein sehr einfacher. Die Säulen sind annähernd in
toskanischem Style gehalten, das Dach ist gewölbt, der ganze Bau
aus wetterfestem Stein. Das Schiff dieser Kirche, die keine Galerie
besitzt, ist durch eine grosse Anzahl von beachtenswerthen Monu-
menten und Gedenktafeln geziert. Von diesen sind hervorzuheben:
Die Gedenktafel für den Gouverneur Duncan, der wegen seiner väter-
lichen Gesinnungen für die Eingeborenen allgemein hochverehrt war
und von 1795 bis 1811 an der Spitze der Regierung von Bombay
stand; die Gedenktafel für die Bemannung der Fregatte "Cleopatra"
der Ostindischen Compagnie, die am 15. April 1847 an der Küste
von Malabar zu Grunde ging; ferner die Tafel zum Andenken an den
Oberst Campbell, der mit 3000 Mann die Festung Mangalur durch
einige Monate gegen Tippu Sahib heldenmüthig vertheidigte, ob-
schon letzterer über 100.000 Mann zur Belagerung aufgeboten hatte.
Endlich liegt in der Kathedrale auch ein Mann begraben, der
weniger durch seine Verdienste als infolge eines anderen Um-
standes in der Weltgeschichte eine Erinnerung gefunden hat, nämlich
der Admiral Sir Frederic Maitland, dem Napoleon I. an Bord des
"Bellerophon" seinen Degen übergab. Die Kathedrale ist die Epi-
skopalkirche von Bombay, welches früher eine Dependenz des Bis-
thums von Calcutta war. Bombay ist auch Sitz eines römisch-katho-
lischen Bischofs.

Trotz des grossen Reichthums und der fast luxuriösen Lebens-
weise der besitzenden Classen Bombays gibt es hier wenig Vergnügungs-
orte und Zerstreuungen. Der bereits erwähnte Gymkhana-Club, dem
mehrere sportliche Vereine angehören, sorgt in erster Linie für kör-
perliche Uebungen, die in den Tropen höchst vortheilhaft für die
Gesundheit sind. Concerte in der Town Hall, zeitweise Vorstellungen
in einem der fünf Theater der Stadt, endlich ein (jährlich einmal
stattfindender) Ball des Gouverneurs und die Bälle des Byculla-Clubs
bilden so ziemlich das ganze Vergnügungsprogramm Bombays. Die
einzige, allerdings durch das ganze Jahr übliche Form geselliger Zu-
sammenkünfte, die nicht in das vorstehend skizzirte Programm ge-
hören, sind die beliebten Dinner Parties. Ausser dem Byculla- und
dem Gymkhana-Club, von denen sich der erstere durch seine Grösse,

Der indische Ocean.
von Gotteshäusern für Andersgläubige meist nur schwer zu erlangen.
Die erste Stelle unter den christlichen Kirchen nimmt die Kathedrale
St. Thomas ein, die im Castle gelegen ist. Im Jahre 1718 als Garni-
sonskirche erbaut, wurde sie 1833 zur Kathedrale erhoben, bei welcher
Gelegenheit auch ein hoher Glockenthurm zugebaut wurde. Der Bauplan
der Kathedrale ist ein sehr einfacher. Die Säulen sind annähernd in
toskanischem Style gehalten, das Dach ist gewölbt, der ganze Bau
aus wetterfestem Stein. Das Schiff dieser Kirche, die keine Galerie
besitzt, ist durch eine grosse Anzahl von beachtenswerthen Monu-
menten und Gedenktafeln geziert. Von diesen sind hervorzuheben:
Die Gedenktafel für den Gouverneur Duncan, der wegen seiner väter-
lichen Gesinnungen für die Eingeborenen allgemein hochverehrt war
und von 1795 bis 1811 an der Spitze der Regierung von Bombay
stand; die Gedenktafel für die Bemannung der Fregatte „Cleopatra“
der Ostindischen Compagnie, die am 15. April 1847 an der Küste
von Malabar zu Grunde ging; ferner die Tafel zum Andenken an den
Oberst Campbell, der mit 3000 Mann die Festung Mangalúr durch
einige Monate gegen Tippu Sahib heldenmüthig vertheidigte, ob-
schon letzterer über 100.000 Mann zur Belagerung aufgeboten hatte.
Endlich liegt in der Kathedrale auch ein Mann begraben, der
weniger durch seine Verdienste als infolge eines anderen Um-
standes in der Weltgeschichte eine Erinnerung gefunden hat, nämlich
der Admiral Sir Frederic Maitland, dem Napoleon I. an Bord des
„Bellerophon“ seinen Degen übergab. Die Kathedrale ist die Epi-
skopalkirche von Bombay, welches früher eine Dependenz des Bis-
thums von Calcutta war. Bombay ist auch Sitz eines römisch-katho-
lischen Bischofs.

Trotz des grossen Reichthums und der fast luxuriösen Lebens-
weise der besitzenden Classen Bombays gibt es hier wenig Vergnügungs-
orte und Zerstreuungen. Der bereits erwähnte Gymkhana-Club, dem
mehrere sportliche Vereine angehören, sorgt in erster Linie für kör-
perliche Uebungen, die in den Tropen höchst vortheilhaft für die
Gesundheit sind. Concerte in der Town Hall, zeitweise Vorstellungen
in einem der fünf Theater der Stadt, endlich ein (jährlich einmal
stattfindender) Ball des Gouverneurs und die Bälle des Byculla-Clubs
bilden so ziemlich das ganze Vergnügungsprogramm Bombays. Die
einzige, allerdings durch das ganze Jahr übliche Form geselliger Zu-
sammenkünfte, die nicht in das vorstehend skizzirte Programm ge-
hören, sind die beliebten Dinner Parties. Ausser dem Byculla- und
dem Gymkhana-Club, von denen sich der erstere durch seine Grösse,

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[598/0614] Der indische Ocean. von Gotteshäusern für Andersgläubige meist nur schwer zu erlangen. Die erste Stelle unter den christlichen Kirchen nimmt die Kathedrale St. Thomas ein, die im Castle gelegen ist. Im Jahre 1718 als Garni- sonskirche erbaut, wurde sie 1833 zur Kathedrale erhoben, bei welcher Gelegenheit auch ein hoher Glockenthurm zugebaut wurde. Der Bauplan der Kathedrale ist ein sehr einfacher. Die Säulen sind annähernd in toskanischem Style gehalten, das Dach ist gewölbt, der ganze Bau aus wetterfestem Stein. Das Schiff dieser Kirche, die keine Galerie besitzt, ist durch eine grosse Anzahl von beachtenswerthen Monu- menten und Gedenktafeln geziert. Von diesen sind hervorzuheben: Die Gedenktafel für den Gouverneur Duncan, der wegen seiner väter- lichen Gesinnungen für die Eingeborenen allgemein hochverehrt war und von 1795 bis 1811 an der Spitze der Regierung von Bombay stand; die Gedenktafel für die Bemannung der Fregatte „Cleopatra“ der Ostindischen Compagnie, die am 15. April 1847 an der Küste von Malabar zu Grunde ging; ferner die Tafel zum Andenken an den Oberst Campbell, der mit 3000 Mann die Festung Mangalúr durch einige Monate gegen Tippu Sahib heldenmüthig vertheidigte, ob- schon letzterer über 100.000 Mann zur Belagerung aufgeboten hatte. Endlich liegt in der Kathedrale auch ein Mann begraben, der weniger durch seine Verdienste als infolge eines anderen Um- standes in der Weltgeschichte eine Erinnerung gefunden hat, nämlich der Admiral Sir Frederic Maitland, dem Napoleon I. an Bord des „Bellerophon“ seinen Degen übergab. Die Kathedrale ist die Epi- skopalkirche von Bombay, welches früher eine Dependenz des Bis- thums von Calcutta war. Bombay ist auch Sitz eines römisch-katho- lischen Bischofs. Trotz des grossen Reichthums und der fast luxuriösen Lebens- weise der besitzenden Classen Bombays gibt es hier wenig Vergnügungs- orte und Zerstreuungen. Der bereits erwähnte Gymkhana-Club, dem mehrere sportliche Vereine angehören, sorgt in erster Linie für kör- perliche Uebungen, die in den Tropen höchst vortheilhaft für die Gesundheit sind. Concerte in der Town Hall, zeitweise Vorstellungen in einem der fünf Theater der Stadt, endlich ein (jährlich einmal stattfindender) Ball des Gouverneurs und die Bälle des Byculla-Clubs bilden so ziemlich das ganze Vergnügungsprogramm Bombays. Die einzige, allerdings durch das ganze Jahr übliche Form geselliger Zu- sammenkünfte, die nicht in das vorstehend skizzirte Programm ge- hören, sind die beliebten Dinner Parties. Ausser dem Byculla- und dem Gymkhana-Club, von denen sich der erstere durch seine Grösse,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/614>, abgerufen am 25.11.2024.