Das übrige Colombo gleicht einem ausgedehnten tropischen Parke, in welchem sich hübsche Bungalows und Hütten der Ein- geborenen an endlosen Strassen und Alleen verstreut finden. Den Reiz dieser von üppiger Vegetation durchzogenen Stadttheile erhöhen in besonderem Masse die zahlreichen in denselben liegenden Teiche. Der fashionabelste Theil dieser Parkstadt ist der Cinnamon Garden, der seinen Namen von den vielen Zimmtbäumen hat, die daselbst an- gepflanzt sind. In der Nähe liegt ein kleiner See, der den Einge- borenen zur Vornahme ihrer religiösen Waschungen dient und früher eine mit dem Ocean verbundene Lagune war. Vor wenigen Jahren erweiterte sich aber die sandige Landzunge, welche die Grenze see- wärts bildete, und machte hiedurch die Lagune zu einem kleinen Binnensee.
Das Museum Colombos ist zwar bescheidenen Umfanges, bietet aber doch so manches Sehenswerthe. Hiezu gehören in erster Linie die sorgfältigen und interessanten Sammlungen ethnographischer und historischer Gegenstände, die theils Ceylon, theils den Malediven ent- stammen. Ferners ist hier noch eine ausgedehnte Zusammenstellung der Perlmuscheln bezüglich ihres Wachsthums, sowie auch eine Nach- bildung des Dalada, des Zahnes Buddhas, der als grosses Heilig- thum der Buddhisten im Tempel von Kandy, der einstigen Haupt- stadt Ceylons, aufbewahrt wird.
Die Bevölkerung Colombos beträgt fast 112.000 Seelen, die sich in zahlreiche Volksstämme, Rassen und Mischlingsrassen scheiden. So finden sich ausser den Europäern noch vertreten: Singhalesen, Parsen, Juden, Mauren, Malayen, Tamulen, Kaffern, ferners degenerirte Nachkommen der Portugiesen und Mischlinge von Engländern und Holländern und eingeborenen Frauen. Alle diese scheiden sich wieder nach ihren Glaubensbekenntnissen; die Singhalesen sind Buddhisten, die Tamulen Brahmanen und die Mischlinge zumeist Katholiken. Eine grosse Zahl protestantischer Bekenntnisse, speciell Wesleyaner, finden sich vertreten, selbst die Salvation Army hat hier Anhänger und Werber.
Am verbreitetsten ist der Buddhismus, der hier infolge seiner Toleranz viel von dem Dämonencultus der Ureinwohner der Insel in sich aufgenommen und sich hiedurch einigermassen verändert hat. Trotz der Grösse der buddhistischen Glaubensgemeinde Colombos ist deren Haupttempel ein nur kleines, niedriges Gebäude mit wenigen Bogengängen und nicht allzureicher Ornamentik, das äusserlich durchaus nicht imposant aussieht. Das Innere dieses Tempels ist
Der indische Ocean.
Das übrige Colombo gleicht einem ausgedehnten tropischen Parke, in welchem sich hübsche Bungalows und Hütten der Ein- geborenen an endlosen Strassen und Alleen verstreut finden. Den Reiz dieser von üppiger Vegetation durchzogenen Stadttheile erhöhen in besonderem Masse die zahlreichen in denselben liegenden Teiche. Der fashionabelste Theil dieser Parkstadt ist der Cinnamon Garden, der seinen Namen von den vielen Zimmtbäumen hat, die daselbst an- gepflanzt sind. In der Nähe liegt ein kleiner See, der den Einge- borenen zur Vornahme ihrer religiösen Waschungen dient und früher eine mit dem Ocean verbundene Lagune war. Vor wenigen Jahren erweiterte sich aber die sandige Landzunge, welche die Grenze see- wärts bildete, und machte hiedurch die Lagune zu einem kleinen Binnensee.
Das Museum Colombos ist zwar bescheidenen Umfanges, bietet aber doch so manches Sehenswerthe. Hiezu gehören in erster Linie die sorgfältigen und interessanten Sammlungen ethnographischer und historischer Gegenstände, die theils Ceylon, theils den Malediven ent- stammen. Ferners ist hier noch eine ausgedehnte Zusammenstellung der Perlmuscheln bezüglich ihres Wachsthums, sowie auch eine Nach- bildung des Daladâ, des Zahnes Buddhas, der als grosses Heilig- thum der Buddhisten im Tempel von Kandy, der einstigen Haupt- stadt Ceylons, aufbewahrt wird.
Die Bevölkerung Colombos beträgt fast 112.000 Seelen, die sich in zahlreiche Volksstämme, Rassen und Mischlingsrassen scheiden. So finden sich ausser den Europäern noch vertreten: Singhalesen, Parsen, Juden, Mauren, Malayen, Tamulen, Kaffern, ferners degenerirte Nachkommen der Portugiesen und Mischlinge von Engländern und Holländern und eingeborenen Frauen. Alle diese scheiden sich wieder nach ihren Glaubensbekenntnissen; die Singhalesen sind Buddhisten, die Tamulen Brahmanen und die Mischlinge zumeist Katholiken. Eine grosse Zahl protestantischer Bekenntnisse, speciell Wesleyaner, finden sich vertreten, selbst die Salvation Army hat hier Anhänger und Werber.
Am verbreitetsten ist der Buddhismus, der hier infolge seiner Toleranz viel von dem Dämonencultus der Ureinwohner der Insel in sich aufgenommen und sich hiedurch einigermassen verändert hat. Trotz der Grösse der buddhistischen Glaubensgemeinde Colombos ist deren Haupttempel ein nur kleines, niedriges Gebäude mit wenigen Bogengängen und nicht allzureicher Ornamentik, das äusserlich durchaus nicht imposant aussieht. Das Innere dieses Tempels ist
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Der indische Ocean.
Das übrige Colombo gleicht einem ausgedehnten tropischen
Parke, in welchem sich hübsche Bungalows und Hütten der Ein-
geborenen an endlosen Strassen und Alleen verstreut finden. Den
Reiz dieser von üppiger Vegetation durchzogenen Stadttheile erhöhen
in besonderem Masse die zahlreichen in denselben liegenden Teiche.
Der fashionabelste Theil dieser Parkstadt ist der Cinnamon Garden,
der seinen Namen von den vielen Zimmtbäumen hat, die daselbst an-
gepflanzt sind. In der Nähe liegt ein kleiner See, der den Einge-
borenen zur Vornahme ihrer religiösen Waschungen dient und früher
eine mit dem Ocean verbundene Lagune war. Vor wenigen Jahren
erweiterte sich aber die sandige Landzunge, welche die Grenze see-
wärts bildete, und machte hiedurch die Lagune zu einem kleinen
Binnensee.
Das Museum Colombos ist zwar bescheidenen Umfanges, bietet
aber doch so manches Sehenswerthe. Hiezu gehören in erster Linie
die sorgfältigen und interessanten Sammlungen ethnographischer und
historischer Gegenstände, die theils Ceylon, theils den Malediven ent-
stammen. Ferners ist hier noch eine ausgedehnte Zusammenstellung
der Perlmuscheln bezüglich ihres Wachsthums, sowie auch eine Nach-
bildung des Daladâ, des Zahnes Buddhas, der als grosses Heilig-
thum der Buddhisten im Tempel von Kandy, der einstigen Haupt-
stadt Ceylons, aufbewahrt wird.
Die Bevölkerung Colombos beträgt fast 112.000 Seelen, die
sich in zahlreiche Volksstämme, Rassen und Mischlingsrassen scheiden.
So finden sich ausser den Europäern noch vertreten: Singhalesen,
Parsen, Juden, Mauren, Malayen, Tamulen, Kaffern, ferners degenerirte
Nachkommen der Portugiesen und Mischlinge von Engländern und
Holländern und eingeborenen Frauen. Alle diese scheiden sich wieder
nach ihren Glaubensbekenntnissen; die Singhalesen sind Buddhisten,
die Tamulen Brahmanen und die Mischlinge zumeist Katholiken. Eine
grosse Zahl protestantischer Bekenntnisse, speciell Wesleyaner, finden
sich vertreten, selbst die Salvation Army hat hier Anhänger und
Werber.
Am verbreitetsten ist der Buddhismus, der hier infolge seiner
Toleranz viel von dem Dämonencultus der Ureinwohner der Insel in
sich aufgenommen und sich hiedurch einigermassen verändert hat.
Trotz der Grösse der buddhistischen Glaubensgemeinde Colombos ist
deren Haupttempel ein nur kleines, niedriges Gebäude mit wenigen
Bogengängen und nicht allzureicher Ornamentik, das äusserlich
durchaus nicht imposant aussieht. Das Innere dieses Tempels ist
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/596>, abgerufen am 25.11.2024.
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