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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der indische Ocean.
des Gouverneurs bildet; im Erdgeschosse des Hauses ist eine mit den
neuesten Maschinen versehene Münzstätte untergebracht. Das Arsenal
enthält ein Museum mit bemerkenswerthen, mitunter sehr alten und
historisch interessanten Trophäen, Waffen, Fahnen, Mörsern und
Kanonen.

Die Promenade "Beach" zieht sich, beim Fort St. George be-
ginnend, in südlicher Richtung längs des Strandes hin. Zuerst führt sie
über die Napierbrücke, welche den Coowam- (Cuwam-) River über-
brückt, dann bei der Marinevilla, dem Senatsgebäude und anderen
öffentlichen Aemtern vorbei bis zu dem im Stadttheile Chepak ge-
legenen Presidency College, von hier aus an der mohammedanischen
Vorstadt Triplicane vorbei bis zum Capper House Hotel, von welchem
an sie unter dem Namen Edward Elliotts Road in westlicher Richtung
bis zur St. Georges-Kathedrale und zur Mount Road führt. Hier be-
findet sich ein Monument des Obersten Naill, der sich im Kampfe
gegen die empörten Sepoys auszeichnete und beim Entsatze von
Lucknow (1857) fiel.

Da die Promenade fast in ihrer ganzen Länge in nächster Nähe
des Strandes bleibt, wird sie stets von den erfrischenden Seebrisen
bestrichen, weshalb sie auch von der eleganten Welt mit Vorliebe
aufgesucht wird und insbesondere in den Abendstunden ein an-
ziehendes, von zahlreichen Fussgängern und Wagen belebtes Bild
bietet. Eine eigenartige Zierde der Promenade während des Abends
bilden überdies auch unzählige leuchtende Insecten, die fast das
ganze Jahr hindurch alle hier angepflanzten Bäume und Sträuche um-
schwirren. Tagsüber hängen auf den höchsten Bäumen grosse Fleder-
mäuse, welche die warmen Stunden des Sonnenscheines verschlafen
und erst bei Anbruch der Dämmerung erwachen und umherflattern.

Nordwärts vom Fort St. George und von diesem durch einen
breiten ebenen Raum getrennt, liegt das grösste Stadtviertel, Tschena-
patnam, das von Eingeborenen bewohnt und deshalb von den Eng-
ländern die "schwarze Stadt", Black Town, genannt wird. Diese
"schwarze Stadt", die gleichzeitig auch das Geschäftsviertel von
Madras ist, besitzt mehrere grosse, sich kreuzende Strassen, doch
innerhalb dieser so gebildeten Complexe niedere, gedrängte Häuser-
gruppen, über welche das Customhouse mit seinen beiden Kuppel-
thürmen hoch emporragt. Bei den meisten Gebäuden der Black
Town ist der Mörtelbewurf heruntergefallen, die blossstehenden Ziegel
sind verwittert und die Dächer schadhaft; Ventilation und Reinlichkeit
der staubigen Strassen lassen sehr viel zu wünschen übrig.


Der indische Ocean.
des Gouverneurs bildet; im Erdgeschosse des Hauses ist eine mit den
neuesten Maschinen versehene Münzstätte untergebracht. Das Arsenal
enthält ein Museum mit bemerkenswerthen, mitunter sehr alten und
historisch interessanten Trophäen, Waffen, Fahnen, Mörsern und
Kanonen.

Die Promenade „Beach“ zieht sich, beim Fort St. George be-
ginnend, in südlicher Richtung längs des Strandes hin. Zuerst führt sie
über die Napierbrücke, welche den Coowam- (Cuwam-) River über-
brückt, dann bei der Marinevilla, dem Senatsgebäude und anderen
öffentlichen Aemtern vorbei bis zu dem im Stadttheile Chepak ge-
legenen Presidency College, von hier aus an der mohammedanischen
Vorstadt Triplicane vorbei bis zum Capper House Hotel, von welchem
an sie unter dem Namen Edward Elliotts Road in westlicher Richtung
bis zur St. Georges-Kathedrale und zur Mount Road führt. Hier be-
findet sich ein Monument des Obersten Naill, der sich im Kampfe
gegen die empörten Sepoys auszeichnete und beim Entsatze von
Lucknow (1857) fiel.

Da die Promenade fast in ihrer ganzen Länge in nächster Nähe
des Strandes bleibt, wird sie stets von den erfrischenden Seebrisen
bestrichen, weshalb sie auch von der eleganten Welt mit Vorliebe
aufgesucht wird und insbesondere in den Abendstunden ein an-
ziehendes, von zahlreichen Fussgängern und Wagen belebtes Bild
bietet. Eine eigenartige Zierde der Promenade während des Abends
bilden überdies auch unzählige leuchtende Insecten, die fast das
ganze Jahr hindurch alle hier angepflanzten Bäume und Sträuche um-
schwirren. Tagsüber hängen auf den höchsten Bäumen grosse Fleder-
mäuse, welche die warmen Stunden des Sonnenscheines verschlafen
und erst bei Anbruch der Dämmerung erwachen und umherflattern.

Nordwärts vom Fort St. George und von diesem durch einen
breiten ebenen Raum getrennt, liegt das grösste Stadtviertel, Tschena-
patnam, das von Eingeborenen bewohnt und deshalb von den Eng-
ländern die „schwarze Stadt“, Black Town, genannt wird. Diese
„schwarze Stadt“, die gleichzeitig auch das Geschäftsviertel von
Madras ist, besitzt mehrere grosse, sich kreuzende Strassen, doch
innerhalb dieser so gebildeten Complexe niedere, gedrängte Häuser-
gruppen, über welche das Customhouse mit seinen beiden Kuppel-
thürmen hoch emporragt. Bei den meisten Gebäuden der Black
Town ist der Mörtelbewurf heruntergefallen, die blossstehenden Ziegel
sind verwittert und die Dächer schadhaft; Ventilation und Reinlichkeit
der staubigen Strassen lassen sehr viel zu wünschen übrig.


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[566/0582] Der indische Ocean. des Gouverneurs bildet; im Erdgeschosse des Hauses ist eine mit den neuesten Maschinen versehene Münzstätte untergebracht. Das Arsenal enthält ein Museum mit bemerkenswerthen, mitunter sehr alten und historisch interessanten Trophäen, Waffen, Fahnen, Mörsern und Kanonen. Die Promenade „Beach“ zieht sich, beim Fort St. George be- ginnend, in südlicher Richtung längs des Strandes hin. Zuerst führt sie über die Napierbrücke, welche den Coowam- (Cuwam-) River über- brückt, dann bei der Marinevilla, dem Senatsgebäude und anderen öffentlichen Aemtern vorbei bis zu dem im Stadttheile Chepak ge- legenen Presidency College, von hier aus an der mohammedanischen Vorstadt Triplicane vorbei bis zum Capper House Hotel, von welchem an sie unter dem Namen Edward Elliotts Road in westlicher Richtung bis zur St. Georges-Kathedrale und zur Mount Road führt. Hier be- findet sich ein Monument des Obersten Naill, der sich im Kampfe gegen die empörten Sepoys auszeichnete und beim Entsatze von Lucknow (1857) fiel. Da die Promenade fast in ihrer ganzen Länge in nächster Nähe des Strandes bleibt, wird sie stets von den erfrischenden Seebrisen bestrichen, weshalb sie auch von der eleganten Welt mit Vorliebe aufgesucht wird und insbesondere in den Abendstunden ein an- ziehendes, von zahlreichen Fussgängern und Wagen belebtes Bild bietet. Eine eigenartige Zierde der Promenade während des Abends bilden überdies auch unzählige leuchtende Insecten, die fast das ganze Jahr hindurch alle hier angepflanzten Bäume und Sträuche um- schwirren. Tagsüber hängen auf den höchsten Bäumen grosse Fleder- mäuse, welche die warmen Stunden des Sonnenscheines verschlafen und erst bei Anbruch der Dämmerung erwachen und umherflattern. Nordwärts vom Fort St. George und von diesem durch einen breiten ebenen Raum getrennt, liegt das grösste Stadtviertel, Tschena- patnam, das von Eingeborenen bewohnt und deshalb von den Eng- ländern die „schwarze Stadt“, Black Town, genannt wird. Diese „schwarze Stadt“, die gleichzeitig auch das Geschäftsviertel von Madras ist, besitzt mehrere grosse, sich kreuzende Strassen, doch innerhalb dieser so gebildeten Complexe niedere, gedrängte Häuser- gruppen, über welche das Customhouse mit seinen beiden Kuppel- thürmen hoch emporragt. Bei den meisten Gebäuden der Black Town ist der Mörtelbewurf heruntergefallen, die blossstehenden Ziegel sind verwittert und die Dächer schadhaft; Ventilation und Reinlichkeit der staubigen Strassen lassen sehr viel zu wünschen übrig.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/582>, abgerufen am 22.11.2024.