gouverneurs von Indien, entworfen und angelegt worden sind und seither mit einer Anzahl von Denkmalen, so denen Lord Auckland's und Sir William Peel's, verziert wurden. Im Edengarten, der durch- wegs elektrisch beleuchtet ist, und in welchem, englisch-indischer Sitte entsprechend, das Rauchen untersagt ist, gibt sich gegen Abend tout Calcutta ein Rendezvous, um daselbst die frischere Luft und die Schönheiten der paradiesischen Vegetation zu geniessen.
An diese Anlagen schliesst sich die Esplanade Maidam an. Diese selbst erstreckt sich mit schattigen Alleen, die gleichfalls durch eine Anzahl von Statuen geziert sind, hauptsächlich östlich und süd- östlich vom mächtigen Fort William, welches nahezu 3 km Umfang besitzt und durch seine Bauten einen grossen Theil des Parkes gegen die Flussseite zu verdeckt. Durch Clive in der Form eines regel- mässigen Achteckes erbaut, enthält dieses Fort Unterkunftsräume für 25.000 Mann, ein Arsenal, die Munitionsdepots für seine 619 Geschütze und mehrere hübsche Gärten. Im südlichen Theile des Maidam liegt der Wettrennplatz, an den sich in weiterer Folge der zoolo- gische Garten und der Paradeplatz anschliessen; östlich vom Wett- rennplatze befindet sich ein grosses Gefangenhaus und etwa 1 km weiter östlich von diesem der Bischofspalast. Nordwärts von diesem Palast breitet sich das schon erwähnte Chowringhee-Viertel aus.
Die imposanten Paläste des Chowringhee-Viertels sind fast alle in griechisch-römischem Style erbaut und kehren ihre mit mäch- tigen Colonnaden geschmückten Fronten dem Maidam zu, der im Norden durch den Palast des Vicekönigs, das Rathhaus und den Prachtbau der Bank von Bengalen begrenzt wird. Der Palast des Vicekönigs (Generalgouverneurs) wurde durch den Marquis von Wellesley, nachmaligen Herzog von Wellington, der von 1798 bis 1805 Generalgouverneur war, mit einem Aufwande von 130.000 L erbaut. Vor diesem Palaste steht ein 50 m hohes Monument Sir David Ochterlony's; die Galerien desselben sind durch eine im Inneren des Denkmals befindliche Treppe erreichbar und ermöglichen einen hübschen Ausblick auf einen grossen Theil der Stadt.
Die nördlichen und östlichen Partien der Stadt waren früher ein Conglomerat schmutziger Hütten, das von engen Winkelgässchen durchzogen wurde und von der Pracht des Chowringhee-Viertels in höchst störender Weise abstach. In den letzten Jahrzehnten räumte man aber auch in dieser Beziehung gründlich auf, die Hütten wurden grösstentheils niedergerissen, neue, zweckentsprechendere Häuser ge- baut und die Strassen zwischen ihnen geregelt; diese neueren Bauten
Der indische Ocean.
gouverneurs von Indien, entworfen und angelegt worden sind und seither mit einer Anzahl von Denkmalen, so denen Lord Auckland’s und Sir William Peel’s, verziert wurden. Im Edengarten, der durch- wegs elektrisch beleuchtet ist, und in welchem, englisch-indischer Sitte entsprechend, das Rauchen untersagt ist, gibt sich gegen Abend tout Calcutta ein Rendezvous, um daselbst die frischere Luft und die Schönheiten der paradiesischen Vegetation zu geniessen.
An diese Anlagen schliesst sich die Esplanade Maidám an. Diese selbst erstreckt sich mit schattigen Alleen, die gleichfalls durch eine Anzahl von Statuen geziert sind, hauptsächlich östlich und süd- östlich vom mächtigen Fort William, welches nahezu 3 km Umfang besitzt und durch seine Bauten einen grossen Theil des Parkes gegen die Flussseite zu verdeckt. Durch Clive in der Form eines regel- mässigen Achteckes erbaut, enthält dieses Fort Unterkunftsräume für 25.000 Mann, ein Arsenal, die Munitionsdépôts für seine 619 Geschütze und mehrere hübsche Gärten. Im südlichen Theile des Maidám liegt der Wettrennplatz, an den sich in weiterer Folge der zoolo- gische Garten und der Paradeplatz anschliessen; östlich vom Wett- rennplatze befindet sich ein grosses Gefangenhaus und etwa 1 km weiter östlich von diesem der Bischofspalast. Nordwärts von diesem Palast breitet sich das schon erwähnte Chowringhee-Viertel aus.
Die imposanten Paläste des Chowringhee-Viertels sind fast alle in griechisch-römischem Style erbaut und kehren ihre mit mäch- tigen Colonnaden geschmückten Fronten dem Maidám zu, der im Norden durch den Palast des Vicekönigs, das Rathhaus und den Prachtbau der Bank von Bengalen begrenzt wird. Der Palast des Vicekönigs (Generalgouverneurs) wurde durch den Marquis von Wellesley, nachmaligen Herzog von Wellington, der von 1798 bis 1805 Generalgouverneur war, mit einem Aufwande von 130.000 ₤ erbaut. Vor diesem Palaste steht ein 50 m hohes Monument Sir David Ochterlony’s; die Galerien desselben sind durch eine im Inneren des Denkmals befindliche Treppe erreichbar und ermöglichen einen hübschen Ausblick auf einen grossen Theil der Stadt.
Die nördlichen und östlichen Partien der Stadt waren früher ein Conglomerat schmutziger Hütten, das von engen Winkelgässchen durchzogen wurde und von der Pracht des Chowringhee-Viertels in höchst störender Weise abstach. In den letzten Jahrzehnten räumte man aber auch in dieser Beziehung gründlich auf, die Hütten wurden grösstentheils niedergerissen, neue, zweckentsprechendere Häuser ge- baut und die Strassen zwischen ihnen geregelt; diese neueren Bauten
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[552/0568]
Der indische Ocean.
gouverneurs von Indien, entworfen und angelegt worden sind und
seither mit einer Anzahl von Denkmalen, so denen Lord Auckland’s
und Sir William Peel’s, verziert wurden. Im Edengarten, der durch-
wegs elektrisch beleuchtet ist, und in welchem, englisch-indischer
Sitte entsprechend, das Rauchen untersagt ist, gibt sich gegen Abend
tout Calcutta ein Rendezvous, um daselbst die frischere Luft und
die Schönheiten der paradiesischen Vegetation zu geniessen.
An diese Anlagen schliesst sich die Esplanade Maidám an.
Diese selbst erstreckt sich mit schattigen Alleen, die gleichfalls durch
eine Anzahl von Statuen geziert sind, hauptsächlich östlich und süd-
östlich vom mächtigen Fort William, welches nahezu 3 km Umfang
besitzt und durch seine Bauten einen grossen Theil des Parkes gegen
die Flussseite zu verdeckt. Durch Clive in der Form eines regel-
mässigen Achteckes erbaut, enthält dieses Fort Unterkunftsräume für
25.000 Mann, ein Arsenal, die Munitionsdépôts für seine 619 Geschütze
und mehrere hübsche Gärten. Im südlichen Theile des Maidám
liegt der Wettrennplatz, an den sich in weiterer Folge der zoolo-
gische Garten und der Paradeplatz anschliessen; östlich vom Wett-
rennplatze befindet sich ein grosses Gefangenhaus und etwa 1 km
weiter östlich von diesem der Bischofspalast. Nordwärts von diesem
Palast breitet sich das schon erwähnte Chowringhee-Viertel aus.
Die imposanten Paläste des Chowringhee-Viertels sind fast alle
in griechisch-römischem Style erbaut und kehren ihre mit mäch-
tigen Colonnaden geschmückten Fronten dem Maidám zu, der
im Norden durch den Palast des Vicekönigs, das Rathhaus und den
Prachtbau der Bank von Bengalen begrenzt wird. Der Palast des
Vicekönigs (Generalgouverneurs) wurde durch den Marquis von
Wellesley, nachmaligen Herzog von Wellington, der von 1798 bis
1805 Generalgouverneur war, mit einem Aufwande von 130.000 ₤
erbaut. Vor diesem Palaste steht ein 50 m hohes Monument Sir
David Ochterlony’s; die Galerien desselben sind durch eine im Inneren
des Denkmals befindliche Treppe erreichbar und ermöglichen einen
hübschen Ausblick auf einen grossen Theil der Stadt.
Die nördlichen und östlichen Partien der Stadt waren früher
ein Conglomerat schmutziger Hütten, das von engen Winkelgässchen
durchzogen wurde und von der Pracht des Chowringhee-Viertels in
höchst störender Weise abstach. In den letzten Jahrzehnten räumte
man aber auch in dieser Beziehung gründlich auf, die Hütten wurden
grösstentheils niedergerissen, neue, zweckentsprechendere Häuser ge-
baut und die Strassen zwischen ihnen geregelt; diese neueren Bauten
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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