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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Singapore.

Penang steht seit 1785 unter der Herrschaft der Engländer. Es übernahm
als Handelsplatz die Erbschaft des niedergehenden Malakka und wurde 1806 zum
Range einer Präsidentschaft erhoben, als Singapore noch fast unbekannt war. Im
Jahre 1825 vereinigte man Malakka und Singapore mit Penang als Vorort unter
dem Namen der Straits Settlements. Aber durch seine günstigere Lage überflügelte
Singapore seine ältere Schwester, und 1832 wurde der Sitz der Verwaltung von
Penang nach Singapore verlegt.

Das Handelsgebiet von Penang bilden die englische Provinz
Wellesley auf der malayischen Halbinsel, die dortigen einheimischen
Staaten, von denen einer nach dem anderen sich unter die Schutz-
herrschaft der Engländer stellt, und der nördliche Theil des hollän-
dischen Sumatra.

Auch hier dominiren die Chinesen, wie in Singapore, und ge-
niessen den Reichthum, den sie durch Fleiss und Unternehmungsgeist
erworben haben.

Seit Jahren geht die Hälfte der in Penang eingeführten europäischen
Waaren nach dem Sultanate Atschin (Atjeeh), und der Krieg, welchen die Hol-
länder gegen ihren aufständischen Vasallenstaat zu führen gezwungen sind, schä-
digt ungemein den Handel von Penang, dessen ansehnliche Höhe die folgende
Tabelle zeigt.

Der Handel von Penang betrug in Dollars:

[Tabelle]

Der Hauptartikel der Einfuhr sind rohe (Mexicans, Supers, Grey Shirtings
und T-Cloths) und gebleichte (Shirtings, Cambrics), dann bedruckte und buntge-
webte Baumwollwaaren, welche in erster Linie das Mutterland England liefert.

Der bedeutendste Artikel der Ausfuhr ist gegenwärtig Zinn, 1889 mit
161.388 Piculs, 1888 mit 152.659 Piculs (1 Picul = 60·479 kg), welches nach
England und der Union geht.

Im Jahre 1889 wurden von schwarzem Pfeffer 92.259 Piculs, von weissem
Pfeffer 39.726 Piculs nach England, Triest und Hamburg ausgeführt.

Zucker, der aus der Provinz Wellesley stammt, geht von hier nur nach
England; 1889 166.369 Piculs, 1888 52 520 Piculs.

Minder wichtig sind Tapiokamehl (1889 98.248 Piculs), Tapioka,
Muskatnüsse
, Muskatblüthen, Nelken, Benzoe, Patchoulikraut, Häute und
Hausenblase.

Der Schiffsverkehr von Penang erreichte 1889 5867 Schiffe mit
3,231.786 Reg.-T., 1888 5174 Schiffe mit 2,928.364 Reg.-T., 1887 4931 Schiffe
mit 2,711.993 Reg.-T.

Der Hafen wird einmal in 14 Tagen von der Kingsin-Linie der Deutschen
Dampfschiffsrhederei zu Hamburg auf der Ausreise und von der chinesischen Linie
der Peninsular and Oriental Steam Navigation Cy. und des Oesterreichisch-Unga-
rischen Lloyd bei der Ausreise und Rückreise, von der British India Steam Navi-

Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 67
Singapore.

Penang steht seit 1785 unter der Herrschaft der Engländer. Es übernahm
als Handelsplatz die Erbschaft des niedergehenden Malakka und wurde 1806 zum
Range einer Präsidentschaft erhoben, als Singapore noch fast unbekannt war. Im
Jahre 1825 vereinigte man Malakka und Singapore mit Penang als Vorort unter
dem Namen der Straits Settlements. Aber durch seine günstigere Lage überflügelte
Singapore seine ältere Schwester, und 1832 wurde der Sitz der Verwaltung von
Penang nach Singapore verlegt.

Das Handelsgebiet von Penang bilden die englische Provinz
Wellesley auf der malayischen Halbinsel, die dortigen einheimischen
Staaten, von denen einer nach dem anderen sich unter die Schutz-
herrschaft der Engländer stellt, und der nördliche Theil des hollän-
dischen Sumatra.

Auch hier dominiren die Chinesen, wie in Singapore, und ge-
niessen den Reichthum, den sie durch Fleiss und Unternehmungsgeist
erworben haben.

Seit Jahren geht die Hälfte der in Penang eingeführten europäischen
Waaren nach dem Sultanate Atschin (Atjeeh), und der Krieg, welchen die Hol-
länder gegen ihren aufständischen Vasallenstaat zu führen gezwungen sind, schä-
digt ungemein den Handel von Penang, dessen ansehnliche Höhe die folgende
Tabelle zeigt.

Der Handel von Penang betrug in Dollars:

[Tabelle]

Der Hauptartikel der Einfuhr sind rohe (Mexicans, Supers, Grey Shirtings
und T-Cloths) und gebleichte (Shirtings, Cambrics), dann bedruckte und buntge-
webte Baumwollwaaren, welche in erster Linie das Mutterland England liefert.

Der bedeutendste Artikel der Ausfuhr ist gegenwärtig Zinn, 1889 mit
161.388 Piculs, 1888 mit 152.659 Piculs (1 Picul = 60·479 kg), welches nach
England und der Union geht.

Im Jahre 1889 wurden von schwarzem Pfeffer 92.259 Piculs, von weissem
Pfeffer 39.726 Piculs nach England, Triest und Hamburg ausgeführt.

Zucker, der aus der Provinz Wellesley stammt, geht von hier nur nach
England; 1889 166.369 Piculs, 1888 52 520 Piculs.

Minder wichtig sind Tapiokamehl (1889 98.248 Piculs), Tapioka,
Muskatnüsse
, Muskatblüthen, Nelken, Benzoë, Patchoulikraut, Häute und
Hausenblase.

Der Schiffsverkehr von Penang erreichte 1889 5867 Schiffe mit
3,231.786 Reg.-T., 1888 5174 Schiffe mit 2,928.364 Reg.-T., 1887 4931 Schiffe
mit 2,711.993 Reg.-T.

Der Hafen wird einmal in 14 Tagen von der Kingsin-Linie der Deutschen
Dampfschiffsrhederei zu Hamburg auf der Ausreise und von der chinesischen Linie
der Peninsular and Oriental Steam Navigation Cy. und des Oesterreichisch-Unga-
rischen Lloyd bei der Ausreise und Rückreise, von der British India Steam Navi-

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[529/0545] Singapore. Penang steht seit 1785 unter der Herrschaft der Engländer. Es übernahm als Handelsplatz die Erbschaft des niedergehenden Malakka und wurde 1806 zum Range einer Präsidentschaft erhoben, als Singapore noch fast unbekannt war. Im Jahre 1825 vereinigte man Malakka und Singapore mit Penang als Vorort unter dem Namen der Straits Settlements. Aber durch seine günstigere Lage überflügelte Singapore seine ältere Schwester, und 1832 wurde der Sitz der Verwaltung von Penang nach Singapore verlegt. Das Handelsgebiet von Penang bilden die englische Provinz Wellesley auf der malayischen Halbinsel, die dortigen einheimischen Staaten, von denen einer nach dem anderen sich unter die Schutz- herrschaft der Engländer stellt, und der nördliche Theil des hollän- dischen Sumatra. Auch hier dominiren die Chinesen, wie in Singapore, und ge- niessen den Reichthum, den sie durch Fleiss und Unternehmungsgeist erworben haben. Seit Jahren geht die Hälfte der in Penang eingeführten europäischen Waaren nach dem Sultanate Atschin (Atjeeh), und der Krieg, welchen die Hol- länder gegen ihren aufständischen Vasallenstaat zu führen gezwungen sind, schä- digt ungemein den Handel von Penang, dessen ansehnliche Höhe die folgende Tabelle zeigt. Der Handel von Penang betrug in Dollars: Der Hauptartikel der Einfuhr sind rohe (Mexicans, Supers, Grey Shirtings und T-Cloths) und gebleichte (Shirtings, Cambrics), dann bedruckte und buntge- webte Baumwollwaaren, welche in erster Linie das Mutterland England liefert. Der bedeutendste Artikel der Ausfuhr ist gegenwärtig Zinn, 1889 mit 161.388 Piculs, 1888 mit 152.659 Piculs (1 Picul = 60·479 kg), welches nach England und der Union geht. Im Jahre 1889 wurden von schwarzem Pfeffer 92.259 Piculs, von weissem Pfeffer 39.726 Piculs nach England, Triest und Hamburg ausgeführt. Zucker, der aus der Provinz Wellesley stammt, geht von hier nur nach England; 1889 166.369 Piculs, 1888 52 520 Piculs. Minder wichtig sind Tapiokamehl (1889 98.248 Piculs), Tapioka, Muskatnüsse, Muskatblüthen, Nelken, Benzoë, Patchoulikraut, Häute und Hausenblase. Der Schiffsverkehr von Penang erreichte 1889 5867 Schiffe mit 3,231.786 Reg.-T., 1888 5174 Schiffe mit 2,928.364 Reg.-T., 1887 4931 Schiffe mit 2,711.993 Reg.-T. Der Hafen wird einmal in 14 Tagen von der Kingsin-Linie der Deutschen Dampfschiffsrhederei zu Hamburg auf der Ausreise und von der chinesischen Linie der Peninsular and Oriental Steam Navigation Cy. und des Oesterreichisch-Unga- rischen Lloyd bei der Ausreise und Rückreise, von der British India Steam Navi- Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 67

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/545>, abgerufen am 22.11.2024.