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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Singapore.

Das Klima der Stadt und der Insel ist durch die Gleichmässig-
keit seiner Temperatur und, weil es gesund ist, bemerkenswerth;
Aerzte nennen die Insel "das Paradies der Kinder". Die mittlere
Jahrestemperatur beträgt 26°C., sie wird von der höchsten ein-
tretenden Temperatur nur um etwa 2--3° überschritten; auch die
täglichen Temperaturschwankungen sind im Allgemeinen unbeträchtlich.
Stürmisches Wetter kommt zwar zu jeder Zeit vor, am häufigsten
beim Monsunwechsel, dauert jedoch nie besonders lange. Die
Jahresregenmenge ist eine ziemlich beträchtliche, denn unter normalen
Verhältnissen regnet es fast täglich, am stärksten aber im November
und December. Die Regen erhalten im Vereine mit der grossen
Luftfeuchtigkeit und den starken nächtlichen Thaufällen die prächtige
Vegetation der Insel, deren immergrüne Wälder sich zwischen
den Abhängen der Hügelketten ausbreiten und die letzteren in
malerischer Weise krönen.

Singapore hat zwei Ankerplätze, und zwar die alte Rhede und
den neuen Hafen (New Harbour). Die alte Rhede ist im Südosten
der Stadt gelegen und wird, da sie leicht anzulaufen ist, insbe-
sondere von Segelschiffen und von jenen Dampfern bevorzugt, die
weder zu laden noch zu löschen beabsichtigen. Immerhin können
Schiffe, die hier ankern, ihren Waarenverkehr mittelst chinesischer
Dschunken bewerkstelligen, welche Operation durch die in den Morgen-
stunden andauernden Windstillen wesentlich gefördert wird. Die
Boote des Personenverkehres legen an einer langen, hölzernen Lan-
dungsbrücke, dem Johnson Pier, an, doch ist das Anlegen manchmal
durch den Umstand erschwert, dass die Brücke dem Seegange des
vorherrschenden Südostwindes ausgesetzt ist. Die Kriegsschiffe aller
Flaggen pflegen, insbesondere wenn sie keine Kohlen zu ergänzen
haben, ebenfalls auf der alten Rhede zu ankern, weil diese einerseits
mehr Manövrirraum bietet, andererseits aber für Luftströmungen
offener, also gewissermassen besser ventilirt ist.

Der Ankerplatz des New Harbour wird durch den Kanal
zwischen den Inseln Singapore, Blakan Mati und Ayerbrani gebildet;
ihn suchen hauptsächlich Dampfer auf, deren Manöver durch die hier
vorkommenden variablen und mitunter auch heftigen Meereströmungen
weniger beeinflusst wird, als jenes der Segelschiffe. Die Dampfer,
die überdies anstandslos jede der drei Zufahrten dieses Hafens be-
nützen können, pflegen an den Quais anzulegen, an welchen sämmt-
liche Kohlenmagazine sich befinden.

Im New Harbour befinden sich auch drei Docks, von denen

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Singapore.

Das Klima der Stadt und der Insel ist durch die Gleichmässig-
keit seiner Temperatur und, weil es gesund ist, bemerkenswerth;
Aerzte nennen die Insel „das Paradies der Kinder“. Die mittlere
Jahrestemperatur beträgt 26°C., sie wird von der höchsten ein-
tretenden Temperatur nur um etwa 2—3° überschritten; auch die
täglichen Temperaturschwankungen sind im Allgemeinen unbeträchtlich.
Stürmisches Wetter kommt zwar zu jeder Zeit vor, am häufigsten
beim Monsunwechsel, dauert jedoch nie besonders lange. Die
Jahresregenmenge ist eine ziemlich beträchtliche, denn unter normalen
Verhältnissen regnet es fast täglich, am stärksten aber im November
und December. Die Regen erhalten im Vereine mit der grossen
Luftfeuchtigkeit und den starken nächtlichen Thaufällen die prächtige
Vegetation der Insel, deren immergrüne Wälder sich zwischen
den Abhängen der Hügelketten ausbreiten und die letzteren in
malerischer Weise krönen.

Singapore hat zwei Ankerplätze, und zwar die alte Rhede und
den neuen Hafen (New Harbour). Die alte Rhede ist im Südosten
der Stadt gelegen und wird, da sie leicht anzulaufen ist, insbe-
sondere von Segelschiffen und von jenen Dampfern bevorzugt, die
weder zu laden noch zu löschen beabsichtigen. Immerhin können
Schiffe, die hier ankern, ihren Waarenverkehr mittelst chinesischer
Dschunken bewerkstelligen, welche Operation durch die in den Morgen-
stunden andauernden Windstillen wesentlich gefördert wird. Die
Boote des Personenverkehres legen an einer langen, hölzernen Lan-
dungsbrücke, dem Johnson Pier, an, doch ist das Anlegen manchmal
durch den Umstand erschwert, dass die Brücke dem Seegange des
vorherrschenden Südostwindes ausgesetzt ist. Die Kriegsschiffe aller
Flaggen pflegen, insbesondere wenn sie keine Kohlen zu ergänzen
haben, ebenfalls auf der alten Rhede zu ankern, weil diese einerseits
mehr Manövrirraum bietet, andererseits aber für Luftströmungen
offener, also gewissermassen besser ventilirt ist.

Der Ankerplatz des New Harbour wird durch den Kanal
zwischen den Inseln Singapore, Blakan Mati und Ayerbrani gebildet;
ihn suchen hauptsächlich Dampfer auf, deren Manöver durch die hier
vorkommenden variablen und mitunter auch heftigen Meereströmungen
weniger beeinflusst wird, als jenes der Segelschiffe. Die Dampfer,
die überdies anstandslos jede der drei Zufahrten dieses Hafens be-
nützen können, pflegen an den Quais anzulegen, an welchen sämmt-
liche Kohlenmagazine sich befinden.

Im New Harbour befinden sich auch drei Docks, von denen

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[523/0539] Singapore. Das Klima der Stadt und der Insel ist durch die Gleichmässig- keit seiner Temperatur und, weil es gesund ist, bemerkenswerth; Aerzte nennen die Insel „das Paradies der Kinder“. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 26°C., sie wird von der höchsten ein- tretenden Temperatur nur um etwa 2—3° überschritten; auch die täglichen Temperaturschwankungen sind im Allgemeinen unbeträchtlich. Stürmisches Wetter kommt zwar zu jeder Zeit vor, am häufigsten beim Monsunwechsel, dauert jedoch nie besonders lange. Die Jahresregenmenge ist eine ziemlich beträchtliche, denn unter normalen Verhältnissen regnet es fast täglich, am stärksten aber im November und December. Die Regen erhalten im Vereine mit der grossen Luftfeuchtigkeit und den starken nächtlichen Thaufällen die prächtige Vegetation der Insel, deren immergrüne Wälder sich zwischen den Abhängen der Hügelketten ausbreiten und die letzteren in malerischer Weise krönen. Singapore hat zwei Ankerplätze, und zwar die alte Rhede und den neuen Hafen (New Harbour). Die alte Rhede ist im Südosten der Stadt gelegen und wird, da sie leicht anzulaufen ist, insbe- sondere von Segelschiffen und von jenen Dampfern bevorzugt, die weder zu laden noch zu löschen beabsichtigen. Immerhin können Schiffe, die hier ankern, ihren Waarenverkehr mittelst chinesischer Dschunken bewerkstelligen, welche Operation durch die in den Morgen- stunden andauernden Windstillen wesentlich gefördert wird. Die Boote des Personenverkehres legen an einer langen, hölzernen Lan- dungsbrücke, dem Johnson Pier, an, doch ist das Anlegen manchmal durch den Umstand erschwert, dass die Brücke dem Seegange des vorherrschenden Südostwindes ausgesetzt ist. Die Kriegsschiffe aller Flaggen pflegen, insbesondere wenn sie keine Kohlen zu ergänzen haben, ebenfalls auf der alten Rhede zu ankern, weil diese einerseits mehr Manövrirraum bietet, andererseits aber für Luftströmungen offener, also gewissermassen besser ventilirt ist. Der Ankerplatz des New Harbour wird durch den Kanal zwischen den Inseln Singapore, Blakan Mati und Ayerbrani gebildet; ihn suchen hauptsächlich Dampfer auf, deren Manöver durch die hier vorkommenden variablen und mitunter auch heftigen Meereströmungen weniger beeinflusst wird, als jenes der Segelschiffe. Die Dampfer, die überdies anstandslos jede der drei Zufahrten dieses Hafens be- nützen können, pflegen an den Quais anzulegen, an welchen sämmt- liche Kohlenmagazine sich befinden. Im New Harbour befinden sich auch drei Docks, von denen 66*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/539>, abgerufen am 25.11.2024.