Holz und den Blättern einer cocosähnlichen Palmengattung, daher geradezu kostenlos erbaut werden, weil dieses Baumaterial an den Ufern der Esterros wächst und zu dessen Verbindung keineswegs Nägel oder andere Eisentheile, sondern Streifen von Rotang oder Bambus Anwendung finden.
Das Ziel eines lohnenden Ausfluges ist ein interessanter Krater- see in der Nähe Manilas, welcher den Namen Laguna encantada, d. i. der bezauberte See führt.
Manila hat mit Einrechnung der Vorstädte 250.000 Einwohner, von welchen aber nur 12.000--14.000 in Alt-Manila sesshaft sind. In dieser Viertelmillion Einwohner finden sich beinahe alle Stämme, welche die Philippinen bewohnen, mehr oder minder zahlreich ver- treten. Ausser den europäischen Spaniern und den Hios del pays sind in der Stadt noch Chinesen, Tagalen, Igoroten, vereinzelte Negritos, Cagayanen, Ilocanen und Visayas ansässig, so zwar, dass die ein- zelnen Stämme meistens zusammenwohnen und man gewissermassen ganze Stadtviertel derselben unterscheiden kann. Negritos und Igorotes sind die Ureinwohner der Insel, die Tagalen (auch Naturales und Indios genannt) Nachkommen der mohammedanischen Eroberer ma- layischen Stammes, welche zwei bis drei Jahrhunderte vor Ankunft der Spanier Luzon in Besitz genommen hatten.
Die Mestizen unterscheiden sich in spanische und chinesische oder Mestizos de Sanglang (Sangley). Erstere sind Abkömmlinge spanischer Väter und eingeborner Mütter; sie gelten als wenig unter- nehmend und als nicht besonders thätig, während die Mestizos de Sanglang in allen Beziehungen ihren chinesischen Vätern nachge- rathen. Bemerkenswerth ist, dass selbst bei Mischlingen aller drei hier vorkommenden Racen (Kaukasier, Mongolen und Malayen) der chinesiche Typus in der Nachkommenschaft durch mehrere Genera- tionen bemerkbar bleibt. Wie an allen Orten ihres Auftretens, so ge- langen auch die Chinesen Manilas durch ihren unermüdlichen Fleiss und ihren berechnenden Geschäftsgeist bald zu einigem Reichthume, weshalb sie auch von den Eingebornen als ihre Ausbeuter betrachtet und nur mit Neid angesehen werden. Dessenungeachtet verschmelzen manche seit längerer Zeit in Manila ansässige Chinesen immer mehr mit der übrigen Bevölkerung, und europäisch gekleidete, wenngleich noch bezopfte Chinesen mit dem Amtszeichen der Gobernadorcillos, dem goldknopfigen Stocke, sind keine Seltenheit mehr; auch ist die Gastfreundlichkeit der wohlhabenden Chinesen bekannt und wird oft in Anspruch genommen.
Der grosse Ocean.
Holz und den Blättern einer cocosähnlichen Palmengattung, daher geradezu kostenlos erbaut werden, weil dieses Baumaterial an den Ufern der Esterros wächst und zu dessen Verbindung keineswegs Nägel oder andere Eisentheile, sondern Streifen von Rotang oder Bambus Anwendung finden.
Das Ziel eines lohnenden Ausfluges ist ein interessanter Krater- see in der Nähe Manilas, welcher den Namen Laguna encantada, d. i. der bezauberte See führt.
Manila hat mit Einrechnung der Vorstädte 250.000 Einwohner, von welchen aber nur 12.000—14.000 in Alt-Manila sesshaft sind. In dieser Viertelmillion Einwohner finden sich beinahe alle Stämme, welche die Philippinen bewohnen, mehr oder minder zahlreich ver- treten. Ausser den europäischen Spaniern und den Hios del pays sind in der Stadt noch Chinesen, Tagalen, Igoroten, vereinzelte Negritos, Cagayanen, Ilocanen und Visayas ansässig, so zwar, dass die ein- zelnen Stämme meistens zusammenwohnen und man gewissermassen ganze Stadtviertel derselben unterscheiden kann. Negritos und Igorotes sind die Ureinwohner der Insel, die Tagalen (auch Naturales und Indios genannt) Nachkommen der mohammedanischen Eroberer ma- layischen Stammes, welche zwei bis drei Jahrhunderte vor Ankunft der Spanier Luzon in Besitz genommen hatten.
Die Mestizen unterscheiden sich in spanische und chinesische oder Mestizos de Sanglang (Sangley). Erstere sind Abkömmlinge spanischer Väter und eingeborner Mütter; sie gelten als wenig unter- nehmend und als nicht besonders thätig, während die Mestizos de Sanglang in allen Beziehungen ihren chinesischen Vätern nachge- rathen. Bemerkenswerth ist, dass selbst bei Mischlingen aller drei hier vorkommenden Racen (Kaukasier, Mongolen und Malayen) der chinesiche Typus in der Nachkommenschaft durch mehrere Genera- tionen bemerkbar bleibt. Wie an allen Orten ihres Auftretens, so ge- langen auch die Chinesen Manilas durch ihren unermüdlichen Fleiss und ihren berechnenden Geschäftsgeist bald zu einigem Reichthume, weshalb sie auch von den Eingebornen als ihre Ausbeuter betrachtet und nur mit Neid angesehen werden. Dessenungeachtet verschmelzen manche seit längerer Zeit in Manila ansässige Chinesen immer mehr mit der übrigen Bevölkerung, und europäisch gekleidete, wenngleich noch bezopfte Chinesen mit dem Amtszeichen der Gobernadorcillos, dem goldknopfigen Stocke, sind keine Seltenheit mehr; auch ist die Gastfreundlichkeit der wohlhabenden Chinesen bekannt und wird oft in Anspruch genommen.
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Der grosse Ocean.
Holz und den Blättern einer cocosähnlichen Palmengattung, daher
geradezu kostenlos erbaut werden, weil dieses Baumaterial an den
Ufern der Esterros wächst und zu dessen Verbindung keineswegs
Nägel oder andere Eisentheile, sondern Streifen von Rotang oder
Bambus Anwendung finden.
Das Ziel eines lohnenden Ausfluges ist ein interessanter Krater-
see in der Nähe Manilas, welcher den Namen Laguna encantada, d. i.
der bezauberte See führt.
Manila hat mit Einrechnung der Vorstädte 250.000 Einwohner,
von welchen aber nur 12.000—14.000 in Alt-Manila sesshaft sind. In
dieser Viertelmillion Einwohner finden sich beinahe alle Stämme,
welche die Philippinen bewohnen, mehr oder minder zahlreich ver-
treten. Ausser den europäischen Spaniern und den Hios del pays sind
in der Stadt noch Chinesen, Tagalen, Igoroten, vereinzelte Negritos,
Cagayanen, Ilocanen und Visayas ansässig, so zwar, dass die ein-
zelnen Stämme meistens zusammenwohnen und man gewissermassen
ganze Stadtviertel derselben unterscheiden kann. Negritos und Igorotes
sind die Ureinwohner der Insel, die Tagalen (auch Naturales und
Indios genannt) Nachkommen der mohammedanischen Eroberer ma-
layischen Stammes, welche zwei bis drei Jahrhunderte vor Ankunft
der Spanier Luzon in Besitz genommen hatten.
Die Mestizen unterscheiden sich in spanische und chinesische
oder Mestizos de Sanglang (Sangley). Erstere sind Abkömmlinge
spanischer Väter und eingeborner Mütter; sie gelten als wenig unter-
nehmend und als nicht besonders thätig, während die Mestizos de
Sanglang in allen Beziehungen ihren chinesischen Vätern nachge-
rathen. Bemerkenswerth ist, dass selbst bei Mischlingen aller drei
hier vorkommenden Racen (Kaukasier, Mongolen und Malayen) der
chinesiche Typus in der Nachkommenschaft durch mehrere Genera-
tionen bemerkbar bleibt. Wie an allen Orten ihres Auftretens, so ge-
langen auch die Chinesen Manilas durch ihren unermüdlichen Fleiss
und ihren berechnenden Geschäftsgeist bald zu einigem Reichthume,
weshalb sie auch von den Eingebornen als ihre Ausbeuter betrachtet
und nur mit Neid angesehen werden. Dessenungeachtet verschmelzen
manche seit längerer Zeit in Manila ansässige Chinesen immer mehr
mit der übrigen Bevölkerung, und europäisch gekleidete, wenngleich
noch bezopfte Chinesen mit dem Amtszeichen der Gobernadorcillos,
dem goldknopfigen Stocke, sind keine Seltenheit mehr; auch ist die
Gastfreundlichkeit der wohlhabenden Chinesen bekannt und wird oft
in Anspruch genommen.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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