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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.

Die Philippinen wurden von Magelhaens 1521 entdeckt; aber erst 50 Jahre
später von den Spaniern besetzt. Speciell Manila wurde am 19. Mai 1571 von
Legaspi, dem Eroberer der Philippinen, an der Stelle der jetzigen kleinen Vor-
stadt Tondo gegründet und zur Hauptstadt der neuen Colonie erhoben; Papst
Gregor XIII. verlegte im Jahre 1578 hieher den Sitz eines Erzbischofs.

Die Altstadt Manila, die seither ihre Gestalt fast unverändert beibehalten
hat, ist von Don Gomez Damarinas erbaut, der überdies im Jahre 1590 mit dem
Baue von Festungswerken begann

Die Geschichte der Inseln und der Stadt Manila berichtet von zahlreichen
Conflicten zwischen der geistlichen und weltlichen Gewalt, doch erfuhr dadurch das
Werk der Bekehrung der sanften Tagalen keinen Aufschub, die selbst zum Priester-
stande zugelassen werden. Manila ist ein Dorado für die katholische Geistlichkeit,
und noch heute braucht ein Reisender, welcher das Innere der Inseln besuchen
will, die Empfehlung des Generals der Augustiner, denen die Seelsorge übertragen
ist, nothwendiger, als die Erlaubniss des Generalcapitäns.

Die reichen Inseln erweckten aber auch den Neid der benachbarten Portu-
giesen und Niederländer, welche wiederholt die Spanier bedrängten, die sich
häufig auch den unvermutheten Ueberfällen grausamer chinesischer Seeräuber zu
erwehren hatten.

Im Jahre 1762 erschien plötzlich eine englische Escadre vor Manila, welche
der erstaunten Stadt die erste Nachricht von dem zwischen England und Spanien
ausgebrochenen Kriege überbrachte und dieselbe zur Unterwerfung aufforderte.
Der damalige Erzbischof traf als Interims-Statthalter sofort alle Anstalten zur
Vertheidigung der Stadt, zu deren Oberhaupt er vor seiner Flucht den Richter
Don Simon de Anda ernannte. Der letztere war ein thatkräftiger und energischer
Greis und sammelte zu Bacolor in der Provinz Pampanga eine beträchtliche Zahl
von Vertheidigungstruppen, mit welchen er durch 15 Monate allen Angriffen der
Engländer standhielt, bis der Friede von Paris die Feindseligkeiten einstellte.

Bis zum Jahre 1785 war Manila den Fremden ganz verschlossen, und selbst
der Verkehr mit dem Mutterlande war ein ganz schwacher und ungenügender.
Das menschenarme Spanien concentrirte seine Kräfte auf die reichen amerikanischen
Colonien, die Philippinen standen nicht im Kreise der ersten Interessen. Alle
Jahre verliess ein Schiff, "la nao de Acapulco" genannt, den Hafen von Manila,
um die Erzeugnisse der Inselgruppe in Mexico gegen bare Münze umzusetzen;
erst 1789 wurde Manila den Fremden eröffnet, blieb aber noch lange Jahre der
einzige Hafen des Archipels, in welchem Fremde Handel treiben durften.

Am linken Ufer des Pasig liegt die Altstadt, das eigentliche
Manila, dessen Name auch auf die am rechten Ufer des Flusses lie-
genden Vorstädte ausgedehnt wird. Die an Bedeutung und Grösse
hervorragendste der letzteren ist Binondo, welcher Stadttheil un-
mittelbar am Flusse liegt und sich von dessen Mündung in nörd-
licher Richtung hin ausdehnt. Von Binondo aus erstrecken sich
strahlenförmig in nördlicher und nordöstlicher Richtung die an der
See gelegene Vorstadt Tondo und landeinwärts die Vorstädte Trozo,
St. Cruz, Quiapo, St. Miguel, San Sebastian, Tanduay und Sampaloc.

Der grosse Ocean.

Die Philippinen wurden von Magelhaens 1521 entdeckt; aber erst 50 Jahre
später von den Spaniern besetzt. Speciell Manila wurde am 19. Mai 1571 von
Legaspi, dem Eroberer der Philippinen, an der Stelle der jetzigen kleinen Vor-
stadt Tondo gegründet und zur Hauptstadt der neuen Colonie erhoben; Papst
Gregor XIII. verlegte im Jahre 1578 hieher den Sitz eines Erzbischofs.

Die Altstadt Manila, die seither ihre Gestalt fast unverändert beibehalten
hat, ist von Don Gomez Damarinas erbaut, der überdies im Jahre 1590 mit dem
Baue von Festungswerken begann

Die Geschichte der Inseln und der Stadt Manila berichtet von zahlreichen
Conflicten zwischen der geistlichen und weltlichen Gewalt, doch erfuhr dadurch das
Werk der Bekehrung der sanften Tagalen keinen Aufschub, die selbst zum Priester-
stande zugelassen werden. Manila ist ein Dorado für die katholische Geistlichkeit,
und noch heute braucht ein Reisender, welcher das Innere der Inseln besuchen
will, die Empfehlung des Generals der Augustiner, denen die Seelsorge übertragen
ist, nothwendiger, als die Erlaubniss des Generalcapitäns.

Die reichen Inseln erweckten aber auch den Neid der benachbarten Portu-
giesen und Niederländer, welche wiederholt die Spanier bedrängten, die sich
häufig auch den unvermutheten Ueberfällen grausamer chinesischer Seeräuber zu
erwehren hatten.

Im Jahre 1762 erschien plötzlich eine englische Escadre vor Manila, welche
der erstaunten Stadt die erste Nachricht von dem zwischen England und Spanien
ausgebrochenen Kriege überbrachte und dieselbe zur Unterwerfung aufforderte.
Der damalige Erzbischof traf als Interims-Statthalter sofort alle Anstalten zur
Vertheidigung der Stadt, zu deren Oberhaupt er vor seiner Flucht den Richter
Don Simon de Anda ernannte. Der letztere war ein thatkräftiger und energischer
Greis und sammelte zu Bacolor in der Provinz Pampanga eine beträchtliche Zahl
von Vertheidigungstruppen, mit welchen er durch 15 Monate allen Angriffen der
Engländer standhielt, bis der Friede von Paris die Feindseligkeiten einstellte.

Bis zum Jahre 1785 war Manila den Fremden ganz verschlossen, und selbst
der Verkehr mit dem Mutterlande war ein ganz schwacher und ungenügender.
Das menschenarme Spanien concentrirte seine Kräfte auf die reichen amerikanischen
Colonien, die Philippinen standen nicht im Kreise der ersten Interessen. Alle
Jahre verliess ein Schiff, „la nao de Acapulco“ genannt, den Hafen von Manila,
um die Erzeugnisse der Inselgruppe in Mexico gegen bare Münze umzusetzen;
erst 1789 wurde Manila den Fremden eröffnet, blieb aber noch lange Jahre der
einzige Hafen des Archipels, in welchem Fremde Handel treiben durften.

Am linken Ufer des Pasig liegt die Altstadt, das eigentliche
Manila, dessen Name auch auf die am rechten Ufer des Flusses lie-
genden Vorstädte ausgedehnt wird. Die an Bedeutung und Grösse
hervorragendste der letzteren ist Binondo, welcher Stadttheil un-
mittelbar am Flusse liegt und sich von dessen Mündung in nörd-
licher Richtung hin ausdehnt. Von Binondo aus erstrecken sich
strahlenförmig in nördlicher und nordöstlicher Richtung die an der
See gelegene Vorstadt Tondo und landeinwärts die Vorstädte Trozo,
St. Cruz, Quiapo, St. Miguel, San Sebastian, Tanduay und Sampaloc.

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[486/0502] Der grosse Ocean. Die Philippinen wurden von Magelhaens 1521 entdeckt; aber erst 50 Jahre später von den Spaniern besetzt. Speciell Manila wurde am 19. Mai 1571 von Legaspi, dem Eroberer der Philippinen, an der Stelle der jetzigen kleinen Vor- stadt Tondo gegründet und zur Hauptstadt der neuen Colonie erhoben; Papst Gregor XIII. verlegte im Jahre 1578 hieher den Sitz eines Erzbischofs. Die Altstadt Manila, die seither ihre Gestalt fast unverändert beibehalten hat, ist von Don Gomez Damarinas erbaut, der überdies im Jahre 1590 mit dem Baue von Festungswerken begann Die Geschichte der Inseln und der Stadt Manila berichtet von zahlreichen Conflicten zwischen der geistlichen und weltlichen Gewalt, doch erfuhr dadurch das Werk der Bekehrung der sanften Tagalen keinen Aufschub, die selbst zum Priester- stande zugelassen werden. Manila ist ein Dorado für die katholische Geistlichkeit, und noch heute braucht ein Reisender, welcher das Innere der Inseln besuchen will, die Empfehlung des Generals der Augustiner, denen die Seelsorge übertragen ist, nothwendiger, als die Erlaubniss des Generalcapitäns. Die reichen Inseln erweckten aber auch den Neid der benachbarten Portu- giesen und Niederländer, welche wiederholt die Spanier bedrängten, die sich häufig auch den unvermutheten Ueberfällen grausamer chinesischer Seeräuber zu erwehren hatten. Im Jahre 1762 erschien plötzlich eine englische Escadre vor Manila, welche der erstaunten Stadt die erste Nachricht von dem zwischen England und Spanien ausgebrochenen Kriege überbrachte und dieselbe zur Unterwerfung aufforderte. Der damalige Erzbischof traf als Interims-Statthalter sofort alle Anstalten zur Vertheidigung der Stadt, zu deren Oberhaupt er vor seiner Flucht den Richter Don Simon de Anda ernannte. Der letztere war ein thatkräftiger und energischer Greis und sammelte zu Bacolor in der Provinz Pampanga eine beträchtliche Zahl von Vertheidigungstruppen, mit welchen er durch 15 Monate allen Angriffen der Engländer standhielt, bis der Friede von Paris die Feindseligkeiten einstellte. Bis zum Jahre 1785 war Manila den Fremden ganz verschlossen, und selbst der Verkehr mit dem Mutterlande war ein ganz schwacher und ungenügender. Das menschenarme Spanien concentrirte seine Kräfte auf die reichen amerikanischen Colonien, die Philippinen standen nicht im Kreise der ersten Interessen. Alle Jahre verliess ein Schiff, „la nao de Acapulco“ genannt, den Hafen von Manila, um die Erzeugnisse der Inselgruppe in Mexico gegen bare Münze umzusetzen; erst 1789 wurde Manila den Fremden eröffnet, blieb aber noch lange Jahre der einzige Hafen des Archipels, in welchem Fremde Handel treiben durften. Am linken Ufer des Pasig liegt die Altstadt, das eigentliche Manila, dessen Name auch auf die am rechten Ufer des Flusses lie- genden Vorstädte ausgedehnt wird. Die an Bedeutung und Grösse hervorragendste der letzteren ist Binondo, welcher Stadttheil un- mittelbar am Flusse liegt und sich von dessen Mündung in nörd- licher Richtung hin ausdehnt. Von Binondo aus erstrecken sich strahlenförmig in nördlicher und nordöstlicher Richtung die an der See gelegene Vorstadt Tondo und landeinwärts die Vorstädte Trozo, St. Cruz, Quiapo, St. Miguel, San Sebastian, Tanduay und Sampaloc.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/502>, abgerufen am 25.11.2024.