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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.
Werften und Docks, welche allen Bedürfnissen der Oceanschiffahrt
volle Rechnung tragen und in ihrer Ausdehnung mit ähnlichen An-
lagen in den grossen europäischen Seehäfen wetteifern können.
Eine Sternwarte und eine meteorologische Beobachtungsstation, die
in diesen Gegenden der häufigen Typhone wegen von besonderer
Bedeutung ist, hat hier Platz gefunden und gibt durch Wettersignale
den Schiffern gute Anhaltspunkte für die Sicherung der Schiffe so-
wohl im Hafen, als auch für die Navigation im chinesischen Meere.

Wichtig wurde für die Station die telegraphische Verbindung
mit Manila, aus dessen Gegend viele dieser Drehstürme kommen, die
jetzt telegraphisch angemeldet werden können.

Hongkong ist Kroncolonie und wurde, wie schon erwähnt, im
Jahre 1841 an die englische Regierung abgetreten. Auf der vorher voll-
kommen öden Insel hat englische Energie und Thatkraft in richtiger Er-
kenntniss der Bedeutung derselben durch die Schaffung eines grossen,
allen fremden Nationen zugänglichen Hafens an der nahezu abge-
schlossenen Küste des reichen China binnen wenigen Jahren Ein-
richtungen getroffen, welche Jedermanns Staunen wachrufen müssen.
Die Gründung der Stadt Victoria, der Ausbau des Hafens und die
Vereinigung der den Handel kräftigenden Elemente sind Leistun-
gen, die ihres Gleichen suchen, aber dabei jedenfalls auch den ange-
strebten Zweck vollkommen erfüllen. Ein Blick auf das rege Leben
im Hafen, wo Dampfercolosse aus aller Herren Länder sich ab und
zu bewegen, wo ein Heer von Küstenfahrern rastlos sich umhertreibt
und wo Ruhe ein ganz unbekannter Begriff scheint, lässt sofort er-
sehen, dass die vielverzweigten Fäden des ostasiatischen Handels
hier zusammenlaufen.

An der Nordseite der Insel, dem Hafen directe zugewendet,
liegt die Stadt Victoria, welche von der See aus am steilen Hange
des durch eine Bergbahn zugänglichen Victoria Peaks terrassenförmig
emporsteigt und mit ihren zumeist palastartigen Bauten ein Bild des
Reichthums und der Solidität der Stadt gibt. Wer die Stadt bei
Nacht vom Wasser aus sieht, wenn die Plätze und Häuser ihrer 7 km
langen Front reich beleuchtet sind, wird diesen Anblick nie vergessen.

Der günstige Eindruck verschwindet nicht, wenn man gelandet
hat. Grosse Gebäude, alle nahezu in ähnlichem Style gehalten, mit
weiten Bogengängen im Erdgeschosse und hohen Bogenfenstern in
den Stockwerken stehen in regelmässigen Reihen neben und über
einander; zwischen ihnen befinden sich Gärten und Parkanlagen,
welche durch die Reichhaltigkeit und Ueppigkeit der Vegetation, in

Der grosse Ocean.
Werften und Docks, welche allen Bedürfnissen der Oceanschiffahrt
volle Rechnung tragen und in ihrer Ausdehnung mit ähnlichen An-
lagen in den grossen europäischen Seehäfen wetteifern können.
Eine Sternwarte und eine meteorologische Beobachtungsstation, die
in diesen Gegenden der häufigen Typhone wegen von besonderer
Bedeutung ist, hat hier Platz gefunden und gibt durch Wettersignale
den Schiffern gute Anhaltspunkte für die Sicherung der Schiffe so-
wohl im Hafen, als auch für die Navigation im chinesischen Meere.

Wichtig wurde für die Station die telegraphische Verbindung
mit Manila, aus dessen Gegend viele dieser Drehstürme kommen, die
jetzt telegraphisch angemeldet werden können.

Hongkong ist Kroncolonie und wurde, wie schon erwähnt, im
Jahre 1841 an die englische Regierung abgetreten. Auf der vorher voll-
kommen öden Insel hat englische Energie und Thatkraft in richtiger Er-
kenntniss der Bedeutung derselben durch die Schaffung eines grossen,
allen fremden Nationen zugänglichen Hafens an der nahezu abge-
schlossenen Küste des reichen China binnen wenigen Jahren Ein-
richtungen getroffen, welche Jedermanns Staunen wachrufen müssen.
Die Gründung der Stadt Victoria, der Ausbau des Hafens und die
Vereinigung der den Handel kräftigenden Elemente sind Leistun-
gen, die ihres Gleichen suchen, aber dabei jedenfalls auch den ange-
strebten Zweck vollkommen erfüllen. Ein Blick auf das rege Leben
im Hafen, wo Dampfercolosse aus aller Herren Länder sich ab und
zu bewegen, wo ein Heer von Küstenfahrern rastlos sich umhertreibt
und wo Ruhe ein ganz unbekannter Begriff scheint, lässt sofort er-
sehen, dass die vielverzweigten Fäden des ostasiatischen Handels
hier zusammenlaufen.

An der Nordseite der Insel, dem Hafen directe zugewendet,
liegt die Stadt Victoria, welche von der See aus am steilen Hange
des durch eine Bergbahn zugänglichen Victoria Peaks terrassenförmig
emporsteigt und mit ihren zumeist palastartigen Bauten ein Bild des
Reichthums und der Solidität der Stadt gibt. Wer die Stadt bei
Nacht vom Wasser aus sieht, wenn die Plätze und Häuser ihrer 7 km
langen Front reich beleuchtet sind, wird diesen Anblick nie vergessen.

Der günstige Eindruck verschwindet nicht, wenn man gelandet
hat. Grosse Gebäude, alle nahezu in ähnlichem Style gehalten, mit
weiten Bogengängen im Erdgeschosse und hohen Bogenfenstern in
den Stockwerken stehen in regelmässigen Reihen neben und über
einander; zwischen ihnen befinden sich Gärten und Parkanlagen,
welche durch die Reichhaltigkeit und Ueppigkeit der Vegetation, in

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[454/0470] Der grosse Ocean. Werften und Docks, welche allen Bedürfnissen der Oceanschiffahrt volle Rechnung tragen und in ihrer Ausdehnung mit ähnlichen An- lagen in den grossen europäischen Seehäfen wetteifern können. Eine Sternwarte und eine meteorologische Beobachtungsstation, die in diesen Gegenden der häufigen Typhone wegen von besonderer Bedeutung ist, hat hier Platz gefunden und gibt durch Wettersignale den Schiffern gute Anhaltspunkte für die Sicherung der Schiffe so- wohl im Hafen, als auch für die Navigation im chinesischen Meere. Wichtig wurde für die Station die telegraphische Verbindung mit Manila, aus dessen Gegend viele dieser Drehstürme kommen, die jetzt telegraphisch angemeldet werden können. Hongkong ist Kroncolonie und wurde, wie schon erwähnt, im Jahre 1841 an die englische Regierung abgetreten. Auf der vorher voll- kommen öden Insel hat englische Energie und Thatkraft in richtiger Er- kenntniss der Bedeutung derselben durch die Schaffung eines grossen, allen fremden Nationen zugänglichen Hafens an der nahezu abge- schlossenen Küste des reichen China binnen wenigen Jahren Ein- richtungen getroffen, welche Jedermanns Staunen wachrufen müssen. Die Gründung der Stadt Victoria, der Ausbau des Hafens und die Vereinigung der den Handel kräftigenden Elemente sind Leistun- gen, die ihres Gleichen suchen, aber dabei jedenfalls auch den ange- strebten Zweck vollkommen erfüllen. Ein Blick auf das rege Leben im Hafen, wo Dampfercolosse aus aller Herren Länder sich ab und zu bewegen, wo ein Heer von Küstenfahrern rastlos sich umhertreibt und wo Ruhe ein ganz unbekannter Begriff scheint, lässt sofort er- sehen, dass die vielverzweigten Fäden des ostasiatischen Handels hier zusammenlaufen. An der Nordseite der Insel, dem Hafen directe zugewendet, liegt die Stadt Victoria, welche von der See aus am steilen Hange des durch eine Bergbahn zugänglichen Victoria Peaks terrassenförmig emporsteigt und mit ihren zumeist palastartigen Bauten ein Bild des Reichthums und der Solidität der Stadt gibt. Wer die Stadt bei Nacht vom Wasser aus sieht, wenn die Plätze und Häuser ihrer 7 km langen Front reich beleuchtet sind, wird diesen Anblick nie vergessen. Der günstige Eindruck verschwindet nicht, wenn man gelandet hat. Grosse Gebäude, alle nahezu in ähnlichem Style gehalten, mit weiten Bogengängen im Erdgeschosse und hohen Bogenfenstern in den Stockwerken stehen in regelmässigen Reihen neben und über einander; zwischen ihnen befinden sich Gärten und Parkanlagen, welche durch die Reichhaltigkeit und Ueppigkeit der Vegetation, in

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/470>, abgerufen am 22.11.2024.