Benützung der Schiffe fremder Bauart vorziehen. Die wirkliche Grösse des Han- dels von Canton kann man nur ermessen, wenn man auch den Verkehr der Zoll- stationen Chinesisch-Kanlung und Lappa ins Auge fasst und des grossartigen Schmuggels gedenkt, der hier getrieben wird. Uebrigens ist es unzweifelhaft, dass der Handel mit einheimischen Waaren in Canton einen hohen Grad der Blüthe erreicht hat.
Die directe Einfuhr fremder Waaren ist verhältnissmässig gering, der Schwerpunkt des ganzen Geschäftes liegt in Hongkong, von wo die Waaren auf Dschunken direct nach Canton und ins Innere gelangen. Das Recht der Einfuhr unter Transitopässen ins Innere wird wegen der vielfachen Widerwärtigkeiten mit den Likinbehörden nicht benützt.
Der Kleinhändler von Canton bezieht die fremden Waaren in kleinen Posten von dem grösseren Hongkongkaufmann und nützt dabei das unter chine- sischen Kaufleuten gebräuchliche, ihm sehr günstige Creditwesen aus; die in Hong- kong gekauften Waaren werden dann auf Dschunken nach Canton gesendet, weil im Dschunkenzollamte der Einfuhrtarif im allgemeinen niedriger ist als im Schiffs- zollamte. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass die chinesischen Kaufleute hier wie in anderen Plätzen Mittel und Wege finden, damit sie nicht den vollen Ein- fuhrzoll für ihre Waaren bezahlen müssen. Ganz anders stellen sich die Spesen, wenn ein Chinese ausländische Waaren von fremden Firmen bezieht, die in Can- ton ansässig sind, denn diese empfangen die Güter mittelst Dampfer und erlegen den richtigen Einfuhrzoll.
Seit die Dampfer nicht in Canton selbst landen können, gewöhnen sich die Chinesen mehr und mehr daran, ihre Waaren auf Dschunken nach Hongkong zu befördern und dort auf die verschiedenen Dampfer zu verladen. Für die grössere Mühe, die sie aufwenden müssen, werden sie durch die Ersparniss an Zoll entschädigt.
Auch von einem eigentlichen Cantonfrachtengeschäfte kann nur in ge- ringem Masse die Rede sein; alle Charters für Dampfer, welche nach Canton kommen, werden in Hongkong abgeschlosen, und wie eben erwähnt, werden dort die für Europa und Amerika bestimmten Waaren verladen.
Für Canton kommt überhaupt nur die Küstenschiffahrt in Betracht. Nichts charakterisirt die Handelsstellung unseres Hafens deutlicher, als die Thatsache, dass 1889 fünf Siebentel der Gesammttonnenzahl seines Schiffsverkehres gebildet wurden durch die sechs zwischen hier und Hongkong, bezw. Macao täglich ver- kehrenden Flussdampfer, von denen einer (der Macaodampfer) unter chinesischer Flagge (berechnet mit 57.000 Reg.-T.), die andern unter britischer Flagge fuhren.
Der Verkehr der eigentlichen Seedampfer ist nach Schanghai und den nörd- lichen Häfen gerichtet.
In den letzten Jahren ist Canton auch in dem Verkehre mit seinem Hinter- lande bedroht durch die Erleichterungen, welche die französische Regierung der Einfuhr nach China über die Landesgrenze von Tongking gewährt. Statt wie früher über Canton, gelangen jetzt auf diesem Wege bedeutende Mengen von indischem Baumwollgarn nach Yaunnan, Sz'tschwan und Kwangsi.
Zum Schlusse müssen wir noch von der bereits erwähnten grossartigen Münze hervorheben, dass sie täglich 2 Millionen Stück Cash liefern kann. Auch Silber- münzen werden hier geprägt, die China mit seinen 400 Millionen Einwohnern
Chinesische Häfen.
Benützung der Schiffe fremder Bauart vorziehen. Die wirkliche Grösse des Han- dels von Canton kann man nur ermessen, wenn man auch den Verkehr der Zoll- stationen Chinesisch-Kanlung und Lappa ins Auge fasst und des grossartigen Schmuggels gedenkt, der hier getrieben wird. Uebrigens ist es unzweifelhaft, dass der Handel mit einheimischen Waaren in Canton einen hohen Grad der Blüthe erreicht hat.
Die directe Einfuhr fremder Waaren ist verhältnissmässig gering, der Schwerpunkt des ganzen Geschäftes liegt in Hongkong, von wo die Waaren auf Dschunken direct nach Canton und ins Innere gelangen. Das Recht der Einfuhr unter Transitopässen ins Innere wird wegen der vielfachen Widerwärtigkeiten mit den Likinbehörden nicht benützt.
Der Kleinhändler von Canton bezieht die fremden Waaren in kleinen Posten von dem grösseren Hongkongkaufmann und nützt dabei das unter chine- sischen Kaufleuten gebräuchliche, ihm sehr günstige Creditwesen aus; die in Hong- kong gekauften Waaren werden dann auf Dschunken nach Canton gesendet, weil im Dschunkenzollamte der Einfuhrtarif im allgemeinen niedriger ist als im Schiffs- zollamte. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass die chinesischen Kaufleute hier wie in anderen Plätzen Mittel und Wege finden, damit sie nicht den vollen Ein- fuhrzoll für ihre Waaren bezahlen müssen. Ganz anders stellen sich die Spesen, wenn ein Chinese ausländische Waaren von fremden Firmen bezieht, die in Can- ton ansässig sind, denn diese empfangen die Güter mittelst Dampfer und erlegen den richtigen Einfuhrzoll.
Seit die Dampfer nicht in Canton selbst landen können, gewöhnen sich die Chinesen mehr und mehr daran, ihre Waaren auf Dschunken nach Hongkong zu befördern und dort auf die verschiedenen Dampfer zu verladen. Für die grössere Mühe, die sie aufwenden müssen, werden sie durch die Ersparniss an Zoll entschädigt.
Auch von einem eigentlichen Cantonfrachtengeschäfte kann nur in ge- ringem Masse die Rede sein; alle Charters für Dampfer, welche nach Canton kommen, werden in Hongkong abgeschlosen, und wie eben erwähnt, werden dort die für Europa und Amerika bestimmten Waaren verladen.
Für Canton kommt überhaupt nur die Küstenschiffahrt in Betracht. Nichts charakterisirt die Handelsstellung unseres Hafens deutlicher, als die Thatsache, dass 1889 fünf Siebentel der Gesammttonnenzahl seines Schiffsverkehres gebildet wurden durch die sechs zwischen hier und Hongkong, bezw. Macao täglich ver- kehrenden Flussdampfer, von denen einer (der Macaodampfer) unter chinesischer Flagge (berechnet mit 57.000 Reg.-T.), die andern unter britischer Flagge fuhren.
Der Verkehr der eigentlichen Seedampfer ist nach Schanghai und den nörd- lichen Häfen gerichtet.
In den letzten Jahren ist Canton auch in dem Verkehre mit seinem Hinter- lande bedroht durch die Erleichterungen, welche die französische Regierung der Einfuhr nach China über die Landesgrenze von Tongking gewährt. Statt wie früher über Canton, gelangen jetzt auf diesem Wege bedeutende Mengen von indischem Baumwollgarn nach Yûnnan, Sz’tschwan und Kwangsi.
Zum Schlusse müssen wir noch von der bereits erwähnten grossartigen Münze hervorheben, dass sie täglich 2 Millionen Stück Cash liefern kann. Auch Silber- münzen werden hier geprägt, die China mit seinen 400 Millionen Einwohnern
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Chinesische Häfen.
Benützung der Schiffe fremder Bauart vorziehen. Die wirkliche Grösse des Han-
dels von Canton kann man nur ermessen, wenn man auch den Verkehr der Zoll-
stationen Chinesisch-Kanlung und Lappa ins Auge fasst und des grossartigen
Schmuggels gedenkt, der hier getrieben wird. Uebrigens ist es unzweifelhaft, dass
der Handel mit einheimischen Waaren in Canton einen hohen Grad der Blüthe
erreicht hat.
Die directe Einfuhr fremder Waaren ist verhältnissmässig gering, der
Schwerpunkt des ganzen Geschäftes liegt in Hongkong, von wo die Waaren auf
Dschunken direct nach Canton und ins Innere gelangen. Das Recht der Einfuhr
unter Transitopässen ins Innere wird wegen der vielfachen Widerwärtigkeiten
mit den Likinbehörden nicht benützt.
Der Kleinhändler von Canton bezieht die fremden Waaren in kleinen
Posten von dem grösseren Hongkongkaufmann und nützt dabei das unter chine-
sischen Kaufleuten gebräuchliche, ihm sehr günstige Creditwesen aus; die in Hong-
kong gekauften Waaren werden dann auf Dschunken nach Canton gesendet, weil
im Dschunkenzollamte der Einfuhrtarif im allgemeinen niedriger ist als im Schiffs-
zollamte. Auch liegt die Vermuthung nahe, dass die chinesischen Kaufleute hier
wie in anderen Plätzen Mittel und Wege finden, damit sie nicht den vollen Ein-
fuhrzoll für ihre Waaren bezahlen müssen. Ganz anders stellen sich die Spesen,
wenn ein Chinese ausländische Waaren von fremden Firmen bezieht, die in Can-
ton ansässig sind, denn diese empfangen die Güter mittelst Dampfer und erlegen
den richtigen Einfuhrzoll.
Seit die Dampfer nicht in Canton selbst landen können, gewöhnen sich
die Chinesen mehr und mehr daran, ihre Waaren auf Dschunken nach Hongkong
zu befördern und dort auf die verschiedenen Dampfer zu verladen. Für die
grössere Mühe, die sie aufwenden müssen, werden sie durch die Ersparniss an
Zoll entschädigt.
Auch von einem eigentlichen Cantonfrachtengeschäfte kann nur in ge-
ringem Masse die Rede sein; alle Charters für Dampfer, welche nach Canton
kommen, werden in Hongkong abgeschlosen, und wie eben erwähnt, werden dort
die für Europa und Amerika bestimmten Waaren verladen.
Für Canton kommt überhaupt nur die Küstenschiffahrt in Betracht. Nichts
charakterisirt die Handelsstellung unseres Hafens deutlicher, als die Thatsache, dass
1889 fünf Siebentel der Gesammttonnenzahl seines Schiffsverkehres gebildet
wurden durch die sechs zwischen hier und Hongkong, bezw. Macao täglich ver-
kehrenden Flussdampfer, von denen einer (der Macaodampfer) unter chinesischer
Flagge (berechnet mit 57.000 Reg.-T.), die andern unter britischer Flagge fuhren.
Der Verkehr der eigentlichen Seedampfer ist nach Schanghai und den nörd-
lichen Häfen gerichtet.
In den letzten Jahren ist Canton auch in dem Verkehre mit seinem Hinter-
lande bedroht durch die Erleichterungen, welche die französische Regierung der
Einfuhr nach China über die Landesgrenze von Tongking gewährt. Statt wie
früher über Canton, gelangen jetzt auf diesem Wege bedeutende Mengen von
indischem Baumwollgarn nach Yûnnan, Sz’tschwan und Kwangsi.
Zum Schlusse müssen wir noch von der bereits erwähnten grossartigen Münze
hervorheben, dass sie täglich 2 Millionen Stück Cash liefern kann. Auch Silber-
münzen werden hier geprägt, die China mit seinen 400 Millionen Einwohnern
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/463>, abgerufen am 25.11.2024.
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