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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Chinesische Häfen.
port gefunden hat. In den mit den neuesten maschinellen Einrichtungen
ausgestatteten Fabriken, in welchen über 1000 Kulis beschäftigt sind,
werden die getrockneten Theeblätter gepresst, befeuchtet, sodann in
Holzformen gefüllt und neuerdings gepresst, bis die Masse einen voll-
kommen compacten Ziegel bildet. Sodann werden diese Ziegel in
Cartons von ähnlicher Form wie jene der bekannten Malzbonbons
verpackt, versiegelt und in diesem Zustande exportirt. Je nach der
betreffenden Exportfirma gelangen rothe, gelbe und weisse Thee-
briquet-Cartons in den Handel. Sie werden fast durchwegs den
Yangtsefluss hinab und sodann auf dem Seewege nach Tientsin ver-
führt, von wo aus sie mittelst Karavanen in die Mandschurei und
über Kiachta-Maimatschin nach Sibirien und von dort über Irkutsk nach
Turkestan gelangen. In diesen Ländern bilden die Theebriquets eines
der wichtigsten Genussmittel der Bevölkerung und werden in Er-
manglung cursirenden Kleingeldes bei Zahlungen als Bargeld ange-
nommen.

Auf den Handel werden auch die neuen Fabriksanlagen der
Nachbarstädte von Einfluss werden. So ist bei Hanjang am Hanflusse
ein Eisenwerk im Bau, das die Erze von Huangkang verarbeiten
will, und bei Wutschang an dem Ufer des Yangtse wurde eine
grossartige Baumwollspinnerei errichtet, mit der ein Collegium für
Chemie, Maschinenbau, Bergbau und praktische Physik in Verbindung
steht, an dem europäische und chinesische Lehrer unterrichten. Man
will von hier aus das östlich gelegene Sz'tschwan statt mit Roh-
baumwolle mit Baumwollwaaren versehen.

Hankou ist der wichtigste Handelsplatz am Yangtsekiang.
Leider gehen im Verkehre mit dem Auslande sämmtliche Waaren,
Thee ausgenommen, durch den Umschlaghafen Schanghai; die Schiff-
fahrt beschränkt sich auf den Verkehr mit Schanghai und den Yanktse-
kiang-Häfen, nur Thee wird auf grossen Seedampfern direct verschifft.

Der ganze Einfuhrhandel befindet sich fast ausschliesslich in
den Händen von chinesischen Kaufleuten, welche ihre Waaren un-
mittelbar von den fremden Importeuren in Schanghai beziehen. Der
früher bedeutende Zwischenhandel europäischer Firmen ist vernichtet.
In der Theesaison senden europäische Firmen ihre Vertreter hieher,
um Einkäufe zu machen.

Ueber den Handel der Unzahl von Dschunken, welche ihre Zölle im Pro-
vinzialzollhause entrichten, liegen auch hier leider keine Angaben vor. Der Ver-
kehr mit Schiffen europäischer Bauart und Dschunken unter Special-
pässen
erreichte in Hk. Tls.:


Chinesische Häfen.
port gefunden hat. In den mit den neuesten maschinellen Einrichtungen
ausgestatteten Fabriken, in welchen über 1000 Kulis beschäftigt sind,
werden die getrockneten Theeblätter gepresst, befeuchtet, sodann in
Holzformen gefüllt und neuerdings gepresst, bis die Masse einen voll-
kommen compacten Ziegel bildet. Sodann werden diese Ziegel in
Cartons von ähnlicher Form wie jene der bekannten Malzbonbons
verpackt, versiegelt und in diesem Zustande exportirt. Je nach der
betreffenden Exportfirma gelangen rothe, gelbe und weisse Thee-
briquet-Cartons in den Handel. Sie werden fast durchwegs den
Yangtsefluss hinab und sodann auf dem Seewege nach Tientsin ver-
führt, von wo aus sie mittelst Karavanen in die Mandschurei und
über Kiachta-Maimatschin nach Sibirien und von dort über Irkutsk nach
Turkestan gelangen. In diesen Ländern bilden die Theebriquets eines
der wichtigsten Genussmittel der Bevölkerung und werden in Er-
manglung cursirenden Kleingeldes bei Zahlungen als Bargeld ange-
nommen.

Auf den Handel werden auch die neuen Fabriksanlagen der
Nachbarstädte von Einfluss werden. So ist bei Hanjang am Hanflusse
ein Eisenwerk im Bau, das die Erze von Huangkang verarbeiten
will, und bei Wutschang an dem Ufer des Yangtse wurde eine
grossartige Baumwollspinnerei errichtet, mit der ein Collegium für
Chemie, Maschinenbau, Bergbau und praktische Physik in Verbindung
steht, an dem europäische und chinesische Lehrer unterrichten. Man
will von hier aus das östlich gelegene Sz’tschwan statt mit Roh-
baumwolle mit Baumwollwaaren versehen.

Hankou ist der wichtigste Handelsplatz am Yangtsekiang.
Leider gehen im Verkehre mit dem Auslande sämmtliche Waaren,
Thee ausgenommen, durch den Umschlaghafen Schanghai; die Schiff-
fahrt beschränkt sich auf den Verkehr mit Schanghai und den Yanktse-
kiang-Häfen, nur Thee wird auf grossen Seedampfern direct verschifft.

Der ganze Einfuhrhandel befindet sich fast ausschliesslich in
den Händen von chinesischen Kaufleuten, welche ihre Waaren un-
mittelbar von den fremden Importeuren in Schanghai beziehen. Der
früher bedeutende Zwischenhandel europäischer Firmen ist vernichtet.
In der Theesaison senden europäische Firmen ihre Vertreter hieher,
um Einkäufe zu machen.

Ueber den Handel der Unzahl von Dschunken, welche ihre Zölle im Pro-
vinzialzollhause entrichten, liegen auch hier leider keine Angaben vor. Der Ver-
kehr mit Schiffen europäischer Bauart und Dschunken unter Special-
pässen
erreichte in Hk. Tls.:


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[429/0445] Chinesische Häfen. port gefunden hat. In den mit den neuesten maschinellen Einrichtungen ausgestatteten Fabriken, in welchen über 1000 Kulis beschäftigt sind, werden die getrockneten Theeblätter gepresst, befeuchtet, sodann in Holzformen gefüllt und neuerdings gepresst, bis die Masse einen voll- kommen compacten Ziegel bildet. Sodann werden diese Ziegel in Cartons von ähnlicher Form wie jene der bekannten Malzbonbons verpackt, versiegelt und in diesem Zustande exportirt. Je nach der betreffenden Exportfirma gelangen rothe, gelbe und weisse Thee- briquet-Cartons in den Handel. Sie werden fast durchwegs den Yangtsefluss hinab und sodann auf dem Seewege nach Tientsin ver- führt, von wo aus sie mittelst Karavanen in die Mandschurei und über Kiachta-Maimatschin nach Sibirien und von dort über Irkutsk nach Turkestan gelangen. In diesen Ländern bilden die Theebriquets eines der wichtigsten Genussmittel der Bevölkerung und werden in Er- manglung cursirenden Kleingeldes bei Zahlungen als Bargeld ange- nommen. Auf den Handel werden auch die neuen Fabriksanlagen der Nachbarstädte von Einfluss werden. So ist bei Hanjang am Hanflusse ein Eisenwerk im Bau, das die Erze von Huangkang verarbeiten will, und bei Wutschang an dem Ufer des Yangtse wurde eine grossartige Baumwollspinnerei errichtet, mit der ein Collegium für Chemie, Maschinenbau, Bergbau und praktische Physik in Verbindung steht, an dem europäische und chinesische Lehrer unterrichten. Man will von hier aus das östlich gelegene Sz’tschwan statt mit Roh- baumwolle mit Baumwollwaaren versehen. Hankou ist der wichtigste Handelsplatz am Yangtsekiang. Leider gehen im Verkehre mit dem Auslande sämmtliche Waaren, Thee ausgenommen, durch den Umschlaghafen Schanghai; die Schiff- fahrt beschränkt sich auf den Verkehr mit Schanghai und den Yanktse- kiang-Häfen, nur Thee wird auf grossen Seedampfern direct verschifft. Der ganze Einfuhrhandel befindet sich fast ausschliesslich in den Händen von chinesischen Kaufleuten, welche ihre Waaren un- mittelbar von den fremden Importeuren in Schanghai beziehen. Der früher bedeutende Zwischenhandel europäischer Firmen ist vernichtet. In der Theesaison senden europäische Firmen ihre Vertreter hieher, um Einkäufe zu machen. Ueber den Handel der Unzahl von Dschunken, welche ihre Zölle im Pro- vinzialzollhause entrichten, liegen auch hier leider keine Angaben vor. Der Ver- kehr mit Schiffen europäischer Bauart und Dschunken unter Special- pässen erreichte in Hk. Tls.:

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/445>, abgerufen am 22.11.2024.