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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Chinesische Häfen.
Wuhu.

Das blühende und thätige Wuhu wurde erst durch die Tschifu-
Convention, 1. April 1877, Vertragshafen. Es liegt am rechten Ufer
des Yangtseflusses, 346 km von Schanghai entfernt, in der Provinz
Nganhwei. Die Stellung der Stadt als Handelsplatz ist ausgezeichnet
wegen der zahlreichen Wasserstrassen, die von ihr ins Innere aus-
gehen. Ein breiter Canal, der im Winter 2 m, im Sommer 3--4 m Tiefe
hat, führt 80 km weit südwärts zur wichtigen Stadt Ningkue. Ein
anderer Canal, der wohl nur im Sommer fahrbar ist, geht nach dem
berühmten Thee-Stapelplatz Teuping und nach den durch ihre Seiden-
production hervorragenden Städten Nanling und Kinghsien. Der in
der ganzen Umgebung der Stadt auf Meilen hin angebaute Reis wird
hauptsächlich durch die Dampfer der sogenannten Schatou-Linien
nach Tientsin und nach Canton, dem für den Reisconsum bedeutendsten
Platze Chinas verführt.

Bei der Annäherung an Wuhu, von Osten kommend, werden
zuerst die Gebäude der amerikanischen Mission sichtbar, welche eine
englische Meile stromabwärts von der Stadt entfernt auf einer Hügel-
gruppe stehen.

Die Fremdenniederlassung Wuhus besteht lediglich aus den in
unmittelbarer Nähe der Chinesenvorstadt drei Hügel krönenden Ge-
bäuden der französischen Jesuitenmission, dem britischen Consulate
und der Wohnung des kaiserlich-chinesischen Zolldirectors.

Die Gebäude der chinesischen Vorstadt ziehen sich von einer
am Flussufer stehenden, jedoch verfallenen siebenstöckigen Pagode
längs des mit Dschunken jederzeit buchstäblich vollgestopften Creeks,
ungefähr eine englische Meile lang, bis zu der von einer starken
crenelirten Mauer in Rechteckform umgebenen eigentlichen Stadt hin.

Die Einwohnerzahl Wuhus wird mit 80.000 Chinesen und nur
25 Europäern angegeben.

Ein "Bund" wie in anderen Hafenstädten besteht zu Wuhu nicht.
Am Ufer liegen fünf Anlegehulks zum Gebrauche der Flussdampfer;
unmittelbar oberhalb derselben und ziemlich weit vom Flussufer ent-
fernt, ankern die Kriegsschiffe.

Der Nettowerth des Handels von Wuhu hat nach Jahren der Stagnation
1889 und 1890 wieder einen Aufschwung genommen. Derselbe erreichte in der
Einfuhr fremder Waaren 1890 2,922.253 Hk. Tls., in der einheimischer Waaren
1,655.452 Hk. Tls., in der Ausfuhr von Gütern localer Herkunft 3,051.492 Hk. Tls.
zusammen 7,629.197 Hk. Tls.


Chinesische Häfen.
Wuhu.

Das blühende und thätige Wuhu wurde erst durch die Tschifu-
Convention, 1. April 1877, Vertragshafen. Es liegt am rechten Ufer
des Yangtseflusses, 346 km von Schanghai entfernt, in der Provinz
Nganhwei. Die Stellung der Stadt als Handelsplatz ist ausgezeichnet
wegen der zahlreichen Wasserstrassen, die von ihr ins Innere aus-
gehen. Ein breiter Canal, der im Winter 2 m, im Sommer 3—4 m Tiefe
hat, führt 80 km weit südwärts zur wichtigen Stadt Ningkue. Ein
anderer Canal, der wohl nur im Sommer fahrbar ist, geht nach dem
berühmten Thee-Stapelplatz Teuping und nach den durch ihre Seiden-
production hervorragenden Städten Nanling und Kinghsien. Der in
der ganzen Umgebung der Stadt auf Meilen hin angebaute Reis wird
hauptsächlich durch die Dampfer der sogenannten Schatou-Linien
nach Tientsin und nach Canton, dem für den Reisconsum bedeutendsten
Platze Chinas verführt.

Bei der Annäherung an Wuhu, von Osten kommend, werden
zuerst die Gebäude der amerikanischen Mission sichtbar, welche eine
englische Meile stromabwärts von der Stadt entfernt auf einer Hügel-
gruppe stehen.

Die Fremdenniederlassung Wuhus besteht lediglich aus den in
unmittelbarer Nähe der Chinesenvorstadt drei Hügel krönenden Ge-
bäuden der französischen Jesuitenmission, dem britischen Consulate
und der Wohnung des kaiserlich-chinesischen Zolldirectors.

Die Gebäude der chinesischen Vorstadt ziehen sich von einer
am Flussufer stehenden, jedoch verfallenen siebenstöckigen Pagode
längs des mit Dschunken jederzeit buchstäblich vollgestopften Creeks,
ungefähr eine englische Meile lang, bis zu der von einer starken
crenelirten Mauer in Rechteckform umgebenen eigentlichen Stadt hin.

Die Einwohnerzahl Wuhus wird mit 80.000 Chinesen und nur
25 Europäern angegeben.

Ein „Bund“ wie in anderen Hafenstädten besteht zu Wuhu nicht.
Am Ufer liegen fünf Anlegehulks zum Gebrauche der Flussdampfer;
unmittelbar oberhalb derselben und ziemlich weit vom Flussufer ent-
fernt, ankern die Kriegsschiffe.

Der Nettowerth des Handels von Wuhu hat nach Jahren der Stagnation
1889 und 1890 wieder einen Aufschwung genommen. Derselbe erreichte in der
Einfuhr fremder Waaren 1890 2,922.253 Hk. Tls., in der einheimischer Waaren
1,655.452 Hk. Tls., in der Ausfuhr von Gütern localer Herkunft 3,051.492 Hk. Tls.
zusammen 7,629.197 Hk. Tls.


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[423/0439] Chinesische Häfen. Wuhu. Das blühende und thätige Wuhu wurde erst durch die Tschifu- Convention, 1. April 1877, Vertragshafen. Es liegt am rechten Ufer des Yangtseflusses, 346 km von Schanghai entfernt, in der Provinz Nganhwei. Die Stellung der Stadt als Handelsplatz ist ausgezeichnet wegen der zahlreichen Wasserstrassen, die von ihr ins Innere aus- gehen. Ein breiter Canal, der im Winter 2 m, im Sommer 3—4 m Tiefe hat, führt 80 km weit südwärts zur wichtigen Stadt Ningkue. Ein anderer Canal, der wohl nur im Sommer fahrbar ist, geht nach dem berühmten Thee-Stapelplatz Teuping und nach den durch ihre Seiden- production hervorragenden Städten Nanling und Kinghsien. Der in der ganzen Umgebung der Stadt auf Meilen hin angebaute Reis wird hauptsächlich durch die Dampfer der sogenannten Schatou-Linien nach Tientsin und nach Canton, dem für den Reisconsum bedeutendsten Platze Chinas verführt. Bei der Annäherung an Wuhu, von Osten kommend, werden zuerst die Gebäude der amerikanischen Mission sichtbar, welche eine englische Meile stromabwärts von der Stadt entfernt auf einer Hügel- gruppe stehen. Die Fremdenniederlassung Wuhus besteht lediglich aus den in unmittelbarer Nähe der Chinesenvorstadt drei Hügel krönenden Ge- bäuden der französischen Jesuitenmission, dem britischen Consulate und der Wohnung des kaiserlich-chinesischen Zolldirectors. Die Gebäude der chinesischen Vorstadt ziehen sich von einer am Flussufer stehenden, jedoch verfallenen siebenstöckigen Pagode längs des mit Dschunken jederzeit buchstäblich vollgestopften Creeks, ungefähr eine englische Meile lang, bis zu der von einer starken crenelirten Mauer in Rechteckform umgebenen eigentlichen Stadt hin. Die Einwohnerzahl Wuhus wird mit 80.000 Chinesen und nur 25 Europäern angegeben. Ein „Bund“ wie in anderen Hafenstädten besteht zu Wuhu nicht. Am Ufer liegen fünf Anlegehulks zum Gebrauche der Flussdampfer; unmittelbar oberhalb derselben und ziemlich weit vom Flussufer ent- fernt, ankern die Kriegsschiffe. Der Nettowerth des Handels von Wuhu hat nach Jahren der Stagnation 1889 und 1890 wieder einen Aufschwung genommen. Derselbe erreichte in der Einfuhr fremder Waaren 1890 2,922.253 Hk. Tls., in der einheimischer Waaren 1,655.452 Hk. Tls., in der Ausfuhr von Gütern localer Herkunft 3,051.492 Hk. Tls. zusammen 7,629.197 Hk. Tls.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/439>, abgerufen am 22.11.2024.