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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Chinesische Häfen.

Die Schiffsbewegung von Tschinkiang umfasste:

[Tabelle]

Bei diesem Verkehre sind auch Dschunken mit Specialpass eingerechnet,
so 1889 858 derlei Fahrzeuge mit 62.285 Tons.

Jedes Jahr werden auf dem Yangtsekiang neue Dampfer in Dienst ge-
stellt und durch den Wettbewerb sind 1890 die Frachten um 30 %, die Passa-
gierpreise um 50 % gesunken, was wieder zur Folge hatte, dass in diesem Jahre
71.050 Passagiere in Tschinkiang landeten.

Von der Tonnenzahl entfielen 1890 63 % auf englische, 31 % auf chine-
sische Schiffe (China Merchants Steam Navigation Cy.). Auch deutsche und
amerikanische Schiffe erscheinen hier. Die Chinesen haben auf dem Yangtse-
kiang auch Segelschiffe europäischer Bauart, die sie "lorcha" nennen.

Tschinkiang ist Station des kaiserlich chinesischen Telegraphennetzes.

Consulate unterhalten: Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Gross-
britannien, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Vereinigte Staaten von Amerika.

Nanking.

Von der Mündung des Yangtseflusses 320 km entfernt, liegt
an dessen rechtem Ufer in der Provinz Kiangsu die vicekönigliche
Residenz Nanking, welche, obwohl sie gegenwärtig noch nicht dem
fremden Handel und der Besiedelung durch Europäer erschlossen
ist, dennoch an dieser Stelle nicht ungenannt bleiben soll. Nur
wenige Denkmäler haben die vielen erbitterten Kämpfe, sowie die
Zerstörungen, welchen die alte Kaiserstadt der Ming-Dynastie sehr
häufig ausgesetzt war, überstanden und geben der Nachwelt ein
Zeugniss der ehemaligen Grösse und des Glanzes dieser noch im
XIV. Jahrhunderte volkreichsten Stadt der Erde.

Nach der im Jahre 1853 durch die Taiping-Rebellen vorge-
nommenen Zerstörung der im Jahre 1412 errichteten, den sieben
Weltwundern zugezählten Porzellan-Pagode sind nur mehr die aus
kolossalen Steinblöcken gemeisselten Figuren bei den Ming-Gräbern,
sowie zum Theil die massiven, stellenweise mehr als 15 m hohen
und wahrhaft gigantischen Stadtmauern der Zerstörungswuth der
Taipings entgangen. Namentlich die Ueberreste dieser Mauern erregen
wegen ihrer kolossalen Dimensionen (die Gesammtlänge derselben
beträgt 56·3 km) gerechtfertigte Bewunderung.

Der Landungsplatz der Dampfer, welche hier lediglich chinesische
Passagiere und Waaren aufnehmen oder ausschiffen dürfen, ist gut

Chinesische Häfen.

Die Schiffsbewegung von Tschinkiang umfasste:

[Tabelle]

Bei diesem Verkehre sind auch Dschunken mit Specialpass eingerechnet,
so 1889 858 derlei Fahrzeuge mit 62.285 Tons.

Jedes Jahr werden auf dem Yangtsekiang neue Dampfer in Dienst ge-
stellt und durch den Wettbewerb sind 1890 die Frachten um 30 %, die Passa-
gierpreise um 50 % gesunken, was wieder zur Folge hatte, dass in diesem Jahre
71.050 Passagiere in Tschinkiang landeten.

Von der Tonnenzahl entfielen 1890 63 % auf englische, 31 % auf chine-
sische Schiffe (China Merchants Steam Navigation Cy.). Auch deutsche und
amerikanische Schiffe erscheinen hier. Die Chinesen haben auf dem Yangtse-
kiang auch Segelschiffe europäischer Bauart, die sie „lorcha“ nennen.

Tschinkiang ist Station des kaiserlich chinesischen Telegraphennetzes.

Consulate unterhalten: Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Gross-
britannien, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Vereinigte Staaten von Amerika.

Nanking.

Von der Mündung des Yangtseflusses 320 km entfernt, liegt
an dessen rechtem Ufer in der Provinz Kiangsu die vicekönigliche
Residenz Nanking, welche, obwohl sie gegenwärtig noch nicht dem
fremden Handel und der Besiedelung durch Europäer erschlossen
ist, dennoch an dieser Stelle nicht ungenannt bleiben soll. Nur
wenige Denkmäler haben die vielen erbitterten Kämpfe, sowie die
Zerstörungen, welchen die alte Kaiserstadt der Ming-Dynastie sehr
häufig ausgesetzt war, überstanden und geben der Nachwelt ein
Zeugniss der ehemaligen Grösse und des Glanzes dieser noch im
XIV. Jahrhunderte volkreichsten Stadt der Erde.

Nach der im Jahre 1853 durch die Taiping-Rebellen vorge-
nommenen Zerstörung der im Jahre 1412 errichteten, den sieben
Weltwundern zugezählten Porzellan-Pagode sind nur mehr die aus
kolossalen Steinblöcken gemeisselten Figuren bei den Ming-Gräbern,
sowie zum Theil die massiven, stellenweise mehr als 15 m hohen
und wahrhaft gigantischen Stadtmauern der Zerstörungswuth der
Taipings entgangen. Namentlich die Ueberreste dieser Mauern erregen
wegen ihrer kolossalen Dimensionen (die Gesammtlänge derselben
beträgt 56·3 km) gerechtfertigte Bewunderung.

Der Landungsplatz der Dampfer, welche hier lediglich chinesische
Passagiere und Waaren aufnehmen oder ausschiffen dürfen, ist gut

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[421/0437] Chinesische Häfen. Die Schiffsbewegung von Tschinkiang umfasste: Bei diesem Verkehre sind auch Dschunken mit Specialpass eingerechnet, so 1889 858 derlei Fahrzeuge mit 62.285 Tons. Jedes Jahr werden auf dem Yangtsekiang neue Dampfer in Dienst ge- stellt und durch den Wettbewerb sind 1890 die Frachten um 30 %, die Passa- gierpreise um 50 % gesunken, was wieder zur Folge hatte, dass in diesem Jahre 71.050 Passagiere in Tschinkiang landeten. Von der Tonnenzahl entfielen 1890 63 % auf englische, 31 % auf chine- sische Schiffe (China Merchants Steam Navigation Cy.). Auch deutsche und amerikanische Schiffe erscheinen hier. Die Chinesen haben auf dem Yangtse- kiang auch Segelschiffe europäischer Bauart, die sie „lorcha“ nennen. Tschinkiang ist Station des kaiserlich chinesischen Telegraphennetzes. Consulate unterhalten: Dänemark, Deutsches Reich, Frankreich, Gross- britannien, Niederlande, Oesterreich-Ungarn, Vereinigte Staaten von Amerika. Nanking. Von der Mündung des Yangtseflusses 320 km entfernt, liegt an dessen rechtem Ufer in der Provinz Kiangsu die vicekönigliche Residenz Nanking, welche, obwohl sie gegenwärtig noch nicht dem fremden Handel und der Besiedelung durch Europäer erschlossen ist, dennoch an dieser Stelle nicht ungenannt bleiben soll. Nur wenige Denkmäler haben die vielen erbitterten Kämpfe, sowie die Zerstörungen, welchen die alte Kaiserstadt der Ming-Dynastie sehr häufig ausgesetzt war, überstanden und geben der Nachwelt ein Zeugniss der ehemaligen Grösse und des Glanzes dieser noch im XIV. Jahrhunderte volkreichsten Stadt der Erde. Nach der im Jahre 1853 durch die Taiping-Rebellen vorge- nommenen Zerstörung der im Jahre 1412 errichteten, den sieben Weltwundern zugezählten Porzellan-Pagode sind nur mehr die aus kolossalen Steinblöcken gemeisselten Figuren bei den Ming-Gräbern, sowie zum Theil die massiven, stellenweise mehr als 15 m hohen und wahrhaft gigantischen Stadtmauern der Zerstörungswuth der Taipings entgangen. Namentlich die Ueberreste dieser Mauern erregen wegen ihrer kolossalen Dimensionen (die Gesammtlänge derselben beträgt 56·3 km) gerechtfertigte Bewunderung. Der Landungsplatz der Dampfer, welche hier lediglich chinesische Passagiere und Waaren aufnehmen oder ausschiffen dürfen, ist gut

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/437>, abgerufen am 23.11.2024.