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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.

Wladiwostok ist ein sprechendes Monument für die Culturarbeit
Russlands in Asien.

Die Einfuhr von Wladiwostok, welche die japanische Nippon Yusen
Kaisha und die freiwillige Kreuzerflotte aus Odessa mit ihren neuen grossen
Dampfern besorgen, erreichte 1888 einen Werth von 5,978.583 Rubeln. Die Aus-
fuhr
bedeutet wenig, seit die Russen die Ausfuhr von Bauholz untersagt haben.

Wladiwostok ist auch der Stützpunkt der Russen bei ihrem Vor-
dringen gegen Korea. Dieser Staat, bei den einheimischen Chosen,
d. i. "Morgenstille" genannt, liegt auf der Halbinsel, die die japanische
See vom gelben Meere trennt. Die Japaner betrachten Korea als die
Domäne ihres Handels und politischen Einflusses und haben die
Stellung seit 1863, in welchem Jahre ihnen der erste Hafen geöffnet
wurde, bis heute zu behaupten gewusst. In allen Tractathäfen bilden
sie das Hauptelement des Handelsbetriebes, in Chemulpo den grösseren
Theil der Bevölkerung in einem eigenen Settlement. Das Land
schickt jährlich Geschenke an China, ohne aber von diesem ab-
hängig zu sein. Die Erschliessung des Landes für den europäisch-
amerikanischen Verkehr ist das Verdienst der Union, mit welcher
Korea am 5. Mai 1882 den ersten Handelsvertrag abschloss.

Dem Handel der Fremden sind folgende Häfen geöffnet: an
der Ostküste Wön-san (Yensan, Gensan), an der Südostspitze Fusan
und im Westen Chemulpo, der Hafen, welcher am nächsten bei
der schmutzigen Hauptstadt des Landes, Söul, liegt.

Der Umfang des Handels ist nicht bedeutend, die Ausfuhr beruht auf dem
Golde, an dem das Land ebenso reich ist, wie an anderen nutzbaren Mineralien;
in der Einfuhr haben nur Baumwollwaaren einen grösseren Werth. Den Verkehr
vermittelt zumeist die Nippon Yusen Kaisha.



Der grosse Ocean.

Wladiwostok ist ein sprechendes Monument für die Culturarbeit
Russlands in Asien.

Die Einfuhr von Wladiwostok, welche die japanische Nippon Yusen
Kaisha und die freiwillige Kreuzerflotte aus Odessa mit ihren neuen grossen
Dampfern besorgen, erreichte 1888 einen Werth von 5,978.583 Rubeln. Die Aus-
fuhr
bedeutet wenig, seit die Russen die Ausfuhr von Bauholz untersagt haben.

Wladiwostok ist auch der Stützpunkt der Russen bei ihrem Vor-
dringen gegen Korea. Dieser Staat, bei den einheimischen Chosen,
d. i. „Morgenstille“ genannt, liegt auf der Halbinsel, die die japanische
See vom gelben Meere trennt. Die Japaner betrachten Korea als die
Domäne ihres Handels und politischen Einflusses und haben die
Stellung seit 1863, in welchem Jahre ihnen der erste Hafen geöffnet
wurde, bis heute zu behaupten gewusst. In allen Tractathäfen bilden
sie das Hauptelement des Handelsbetriebes, in Chemulpo den grösseren
Theil der Bevölkerung in einem eigenen Settlement. Das Land
schickt jährlich Geschenke an China, ohne aber von diesem ab-
hängig zu sein. Die Erschliessung des Landes für den europäisch-
amerikanischen Verkehr ist das Verdienst der Union, mit welcher
Korea am 5. Mai 1882 den ersten Handelsvertrag abschloss.

Dem Handel der Fremden sind folgende Häfen geöffnet: an
der Ostküste Wön-san (Yensan, Gensan), an der Südostspitze Fusan
und im Westen Chemulpo, der Hafen, welcher am nächsten bei
der schmutzigen Hauptstadt des Landes, Söul, liegt.

Der Umfang des Handels ist nicht bedeutend, die Ausfuhr beruht auf dem
Golde, an dem das Land ebenso reich ist, wie an anderen nutzbaren Mineralien;
in der Einfuhr haben nur Baumwollwaaren einen grösseren Werth. Den Verkehr
vermittelt zumeist die Nippon Yusen Kaisha.



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[380/0396] Der grosse Ocean. Wladiwostok ist ein sprechendes Monument für die Culturarbeit Russlands in Asien. Die Einfuhr von Wladiwostok, welche die japanische Nippon Yusen Kaisha und die freiwillige Kreuzerflotte aus Odessa mit ihren neuen grossen Dampfern besorgen, erreichte 1888 einen Werth von 5,978.583 Rubeln. Die Aus- fuhr bedeutet wenig, seit die Russen die Ausfuhr von Bauholz untersagt haben. Wladiwostok ist auch der Stützpunkt der Russen bei ihrem Vor- dringen gegen Korea. Dieser Staat, bei den einheimischen Chosen, d. i. „Morgenstille“ genannt, liegt auf der Halbinsel, die die japanische See vom gelben Meere trennt. Die Japaner betrachten Korea als die Domäne ihres Handels und politischen Einflusses und haben die Stellung seit 1863, in welchem Jahre ihnen der erste Hafen geöffnet wurde, bis heute zu behaupten gewusst. In allen Tractathäfen bilden sie das Hauptelement des Handelsbetriebes, in Chemulpo den grösseren Theil der Bevölkerung in einem eigenen Settlement. Das Land schickt jährlich Geschenke an China, ohne aber von diesem ab- hängig zu sein. Die Erschliessung des Landes für den europäisch- amerikanischen Verkehr ist das Verdienst der Union, mit welcher Korea am 5. Mai 1882 den ersten Handelsvertrag abschloss. Dem Handel der Fremden sind folgende Häfen geöffnet: an der Ostküste Wön-san (Yensan, Gensan), an der Südostspitze Fusan und im Westen Chemulpo, der Hafen, welcher am nächsten bei der schmutzigen Hauptstadt des Landes, Söul, liegt. Der Umfang des Handels ist nicht bedeutend, die Ausfuhr beruht auf dem Golde, an dem das Land ebenso reich ist, wie an anderen nutzbaren Mineralien; in der Einfuhr haben nur Baumwollwaaren einen grösseren Werth. Den Verkehr vermittelt zumeist die Nippon Yusen Kaisha.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/396>, abgerufen am 22.11.2024.