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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Japanische Häfen.
ähnliche Bestimmung der Insel, ebensowenig wie an den Reichthum,
der einst hier aufgestapelt war; der Name aber darf in keiner ge-
schichtlichen Aufzeichnung fehlen, welche die Abschliessung und
Wiedereröffnung Japans behandelt, und muss zumindest unter den
Curiositäten der Geschichte der europäischen Staaten ein Plätzchen
finden.

Die Stadt Nagasaki zählt 55.000 Einwohner, von welchen
(31. December 1889) 1058 Fremde sind, darunter 366 Weisse mit
16 Firmen, und 692 Chinesen mit 59 Firmen. Die Hauptstrassen der
langgestreckten Stadt verlaufen breit und regelmässig, der Strand-
linie entsprechend und werden durch kurze, zumeist in Stufen an-
steigende Quergassen unter nahezu rechten Winkeln geschnitten.

Die sorgfältige Reinlichkeit der Strassen in Verbindung mit der
Nettigkeit der Häuser, deren Bauart freieren Einblick gestattet und das
Leben und Treiben der Bewohner den Vorübergehenden preisgibt,
zumeist aber das abwechslungsreiche Bild des Strassenlebens täuschen
die Sinne über die Einförmigkeit vollkommen hinweg, die jeder ja-
panische Ort zeigt, und Nagasaki ganz besonders, weil daselbst
keinerlei hervorragende Bauten vorhanden sind.

Auch an öffentlichen Anstalten überhaupt ist Nagasaki arm.
Schule, Spital und Gefangenhaus, die nach europäischer Art einge-
richtet sind, können angeführt werden, um ihr Bestehen zu kenn-
zeichnen; Sehenswürdigkeiten aber nach europäischen Begriffen bilden
sie ebensowenig als der ausgedehnte Bazar, der jedoch immerhin eine
sehr sehenswerthe stabile Ausstellung japanischer Hausindustrie bildet.

Oeffentliche Anstalten, welche durch die Verbindung und den
Verkehr mit fremden Nationen nothwendig wurden, als Post, Tele-
graphenamt, Consulate, Agenturen und Hotels sind in Gebäuden der
Fremdenansiedlung untergebracht. Die für den immerhin bedeutenden
Schiffahrtsverkehr von und nach Nagasaki nothwendigen maritim-
technischen Anlagen haben ihren Platz südlich der Stadt am Eingang
des inneren Hafenbeckens gefunden. Das Nagasaki-Dockyard verdient
als das bedeutendste aus dem Grunde eine besondere Erwähnung,
weil dessen Gründung dem Unternehmungsgeist einheimischer In-
dustrieller zu danken ist und der Betrieb daselbst durch japanische
Ingenieure geleitet wird. Für die Grösse und Wichtigkeit des Eta-
blissements spricht am besten die Thatsache, dass dessen in den
natürlichen Felsen eingesprengtes Trockendock das geräumigste Ost-
asiens ist. In den letzten Jahren wurde auch ein grossartiges Wasser-
werk vollendet; das Reservoir desselben fasst vier Millionen Hektoliter.


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Japanische Häfen.
ähnliche Bestimmung der Insel, ebensowenig wie an den Reichthum,
der einst hier aufgestapelt war; der Name aber darf in keiner ge-
schichtlichen Aufzeichnung fehlen, welche die Abschliessung und
Wiedereröffnung Japans behandelt, und muss zumindest unter den
Curiositäten der Geschichte der europäischen Staaten ein Plätzchen
finden.

Die Stadt Nagasaki zählt 55.000 Einwohner, von welchen
(31. December 1889) 1058 Fremde sind, darunter 366 Weisse mit
16 Firmen, und 692 Chinesen mit 59 Firmen. Die Hauptstrassen der
langgestreckten Stadt verlaufen breit und regelmässig, der Strand-
linie entsprechend und werden durch kurze, zumeist in Stufen an-
steigende Quergassen unter nahezu rechten Winkeln geschnitten.

Die sorgfältige Reinlichkeit der Strassen in Verbindung mit der
Nettigkeit der Häuser, deren Bauart freieren Einblick gestattet und das
Leben und Treiben der Bewohner den Vorübergehenden preisgibt,
zumeist aber das abwechslungsreiche Bild des Strassenlebens täuschen
die Sinne über die Einförmigkeit vollkommen hinweg, die jeder ja-
panische Ort zeigt, und Nagasaki ganz besonders, weil daselbst
keinerlei hervorragende Bauten vorhanden sind.

Auch an öffentlichen Anstalten überhaupt ist Nagasaki arm.
Schule, Spital und Gefangenhaus, die nach europäischer Art einge-
richtet sind, können angeführt werden, um ihr Bestehen zu kenn-
zeichnen; Sehenswürdigkeiten aber nach europäischen Begriffen bilden
sie ebensowenig als der ausgedehnte Bazar, der jedoch immerhin eine
sehr sehenswerthe stabile Ausstellung japanischer Hausindustrie bildet.

Oeffentliche Anstalten, welche durch die Verbindung und den
Verkehr mit fremden Nationen nothwendig wurden, als Post, Tele-
graphenamt, Consulate, Agenturen und Hôtels sind in Gebäuden der
Fremdenansiedlung untergebracht. Die für den immerhin bedeutenden
Schiffahrtsverkehr von und nach Nagasaki nothwendigen maritim-
technischen Anlagen haben ihren Platz südlich der Stadt am Eingang
des inneren Hafenbeckens gefunden. Das Nagasaki-Dockyard verdient
als das bedeutendste aus dem Grunde eine besondere Erwähnung,
weil dessen Gründung dem Unternehmungsgeist einheimischer In-
dustrieller zu danken ist und der Betrieb daselbst durch japanische
Ingenieure geleitet wird. Für die Grösse und Wichtigkeit des Eta-
blissements spricht am besten die Thatsache, dass dessen in den
natürlichen Felsen eingesprengtes Trockendock das geräumigste Ost-
asiens ist. In den letzten Jahren wurde auch ein grossartiges Wasser-
werk vollendet; das Reservoir desselben fasst vier Millionen Hektoliter.


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[371/0387] Japanische Häfen. ähnliche Bestimmung der Insel, ebensowenig wie an den Reichthum, der einst hier aufgestapelt war; der Name aber darf in keiner ge- schichtlichen Aufzeichnung fehlen, welche die Abschliessung und Wiedereröffnung Japans behandelt, und muss zumindest unter den Curiositäten der Geschichte der europäischen Staaten ein Plätzchen finden. Die Stadt Nagasaki zählt 55.000 Einwohner, von welchen (31. December 1889) 1058 Fremde sind, darunter 366 Weisse mit 16 Firmen, und 692 Chinesen mit 59 Firmen. Die Hauptstrassen der langgestreckten Stadt verlaufen breit und regelmässig, der Strand- linie entsprechend und werden durch kurze, zumeist in Stufen an- steigende Quergassen unter nahezu rechten Winkeln geschnitten. Die sorgfältige Reinlichkeit der Strassen in Verbindung mit der Nettigkeit der Häuser, deren Bauart freieren Einblick gestattet und das Leben und Treiben der Bewohner den Vorübergehenden preisgibt, zumeist aber das abwechslungsreiche Bild des Strassenlebens täuschen die Sinne über die Einförmigkeit vollkommen hinweg, die jeder ja- panische Ort zeigt, und Nagasaki ganz besonders, weil daselbst keinerlei hervorragende Bauten vorhanden sind. Auch an öffentlichen Anstalten überhaupt ist Nagasaki arm. Schule, Spital und Gefangenhaus, die nach europäischer Art einge- richtet sind, können angeführt werden, um ihr Bestehen zu kenn- zeichnen; Sehenswürdigkeiten aber nach europäischen Begriffen bilden sie ebensowenig als der ausgedehnte Bazar, der jedoch immerhin eine sehr sehenswerthe stabile Ausstellung japanischer Hausindustrie bildet. Oeffentliche Anstalten, welche durch die Verbindung und den Verkehr mit fremden Nationen nothwendig wurden, als Post, Tele- graphenamt, Consulate, Agenturen und Hôtels sind in Gebäuden der Fremdenansiedlung untergebracht. Die für den immerhin bedeutenden Schiffahrtsverkehr von und nach Nagasaki nothwendigen maritim- technischen Anlagen haben ihren Platz südlich der Stadt am Eingang des inneren Hafenbeckens gefunden. Das Nagasaki-Dockyard verdient als das bedeutendste aus dem Grunde eine besondere Erwähnung, weil dessen Gründung dem Unternehmungsgeist einheimischer In- dustrieller zu danken ist und der Betrieb daselbst durch japanische Ingenieure geleitet wird. Für die Grösse und Wichtigkeit des Eta- blissements spricht am besten die Thatsache, dass dessen in den natürlichen Felsen eingesprengtes Trockendock das geräumigste Ost- asiens ist. In den letzten Jahren wurde auch ein grossartiges Wasser- werk vollendet; das Reservoir desselben fasst vier Millionen Hektoliter. 47*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/387>, abgerufen am 22.11.2024.