standen, war, vermuthlich durch Uebereifer der Missionäre, nur von kurzer Dauer. Taiko Sama, der um 1582 die Regierung antrat, setzte der Ausbreitung des neuen Glaubens den grössten Widerstand entgegen, war aber, da einige sehr mächtige Daimios dem Christen- thume treu anhingen, nicht stark genug, durch sein Machtgebot die Ausrottung des schon ziemlich festgewurzelten Neuglaubens zu er- zwingen. Selbst der Ausweisungsbefehl, der 1587 an die Missionäre erging, blieb erfolglos, da die christlichen Priester in den Burgen der ihnen wohlgesinnten Fürsten gastliche Aufnahme und sicheren Schutz fanden.
Der glückliche Ausgang eines Eroberungszuges, den Taiko Sama nach Korea unternahm, war der Durchführung seiner Pläne insoferne günstig, als er die dem Christenthume ergebenen Daimios mit ihren Truppen in Korea als Besatzung zurücklassen konnte, was bei ihrem Hange zu kriegerischen Unternehmungen auf keinen Widerstand stiess; durch diesen Schachzug war den in Japan zurückgebliebenen Mis- sionären ihr Schutz benommen und den Gegnern freie Hand zur eif- rigsten Verfolgung gelassen.
Zu den persönlichen Motiven, welche Taiko Samas Hass gegen die Christen erweckten, gesellte sich in einer für die Folge äusserst verhängnissvollen Weise nun noch eine bei den Kaufleuten erwachte Eifersucht. Der grosse Gewinn, den der Handel abwarf, hatte die Sucht nach grösserem zur Folge; der Neid um den Antheil, den alle Betheiligten in gleichem Masse anstrebten, bemächtigte sich der Ge- müther, und anstatt im gemeinsamen Wirken den grösstmöglichen Vortheil zu erringen, betrat man den schmählichen Weg der gegen- seitigen Verdächtigung, was zur Folge hatte, dass die Japaner den bisher fast unbeachtet gebliebenen Handel der Fremden, in Erkennung des grossen Nutzens, den er abwarf, unter strenger Controle hoch besteuerten und die Freiheit der fremden Ansiedler einschränkten.
Es kam zu Gewaltthaten gegen die Christen und Ausweisungen von Missionären, sowie zur Beschränkung des Aufenthaltes der Fremden, die in natürlicher Anlehnung an die Küsten Chinas, mit denen sie des Handelsinteresses wegen in steter Verbindung bleiben mussten, ihre Wohnsitze in den westlichen Districten des Landes, auf Kiushiu und besonders in nächster Nähe von Nagasaki suchten, wodurch dieser Ort ständig an Bedeutung gewann.
Wenn auch der Tod Taiko Samas, nach welchem die Truppen, die zum grössten Theile dem Christenglauben treu geblieben waren, aus Korea zurückkehrten, etwas bessere Zeiten für die bedrängten Christen
Japanische Häfen.
standen, war, vermuthlich durch Uebereifer der Missionäre, nur von kurzer Dauer. Taiko Sama, der um 1582 die Regierung antrat, setzte der Ausbreitung des neuen Glaubens den grössten Widerstand entgegen, war aber, da einige sehr mächtige Daimios dem Christen- thume treu anhingen, nicht stark genug, durch sein Machtgebot die Ausrottung des schon ziemlich festgewurzelten Neuglaubens zu er- zwingen. Selbst der Ausweisungsbefehl, der 1587 an die Missionäre erging, blieb erfolglos, da die christlichen Priester in den Burgen der ihnen wohlgesinnten Fürsten gastliche Aufnahme und sicheren Schutz fanden.
Der glückliche Ausgang eines Eroberungszuges, den Taiko Sama nach Korea unternahm, war der Durchführung seiner Pläne insoferne günstig, als er die dem Christenthume ergebenen Daimios mit ihren Truppen in Korea als Besatzung zurücklassen konnte, was bei ihrem Hange zu kriegerischen Unternehmungen auf keinen Widerstand stiess; durch diesen Schachzug war den in Japan zurückgebliebenen Mis- sionären ihr Schutz benommen und den Gegnern freie Hand zur eif- rigsten Verfolgung gelassen.
Zu den persönlichen Motiven, welche Taiko Samas Hass gegen die Christen erweckten, gesellte sich in einer für die Folge äusserst verhängnissvollen Weise nun noch eine bei den Kaufleuten erwachte Eifersucht. Der grosse Gewinn, den der Handel abwarf, hatte die Sucht nach grösserem zur Folge; der Neid um den Antheil, den alle Betheiligten in gleichem Masse anstrebten, bemächtigte sich der Ge- müther, und anstatt im gemeinsamen Wirken den grösstmöglichen Vortheil zu erringen, betrat man den schmählichen Weg der gegen- seitigen Verdächtigung, was zur Folge hatte, dass die Japaner den bisher fast unbeachtet gebliebenen Handel der Fremden, in Erkennung des grossen Nutzens, den er abwarf, unter strenger Controle hoch besteuerten und die Freiheit der fremden Ansiedler einschränkten.
Es kam zu Gewaltthaten gegen die Christen und Ausweisungen von Missionären, sowie zur Beschränkung des Aufenthaltes der Fremden, die in natürlicher Anlehnung an die Küsten Chinas, mit denen sie des Handelsinteresses wegen in steter Verbindung bleiben mussten, ihre Wohnsitze in den westlichen Districten des Landes, auf Kiushiu und besonders in nächster Nähe von Nagasaki suchten, wodurch dieser Ort ständig an Bedeutung gewann.
Wenn auch der Tod Taiko Samas, nach welchem die Truppen, die zum grössten Theile dem Christenglauben treu geblieben waren, aus Korea zurückkehrten, etwas bessere Zeiten für die bedrängten Christen
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Japanische Häfen.
standen, war, vermuthlich durch Uebereifer der Missionäre, nur von
kurzer Dauer. Taiko Sama, der um 1582 die Regierung antrat,
setzte der Ausbreitung des neuen Glaubens den grössten Widerstand
entgegen, war aber, da einige sehr mächtige Daimios dem Christen-
thume treu anhingen, nicht stark genug, durch sein Machtgebot die
Ausrottung des schon ziemlich festgewurzelten Neuglaubens zu er-
zwingen. Selbst der Ausweisungsbefehl, der 1587 an die Missionäre
erging, blieb erfolglos, da die christlichen Priester in den Burgen der
ihnen wohlgesinnten Fürsten gastliche Aufnahme und sicheren Schutz
fanden.
Der glückliche Ausgang eines Eroberungszuges, den Taiko Sama
nach Korea unternahm, war der Durchführung seiner Pläne insoferne
günstig, als er die dem Christenthume ergebenen Daimios mit ihren
Truppen in Korea als Besatzung zurücklassen konnte, was bei ihrem
Hange zu kriegerischen Unternehmungen auf keinen Widerstand stiess;
durch diesen Schachzug war den in Japan zurückgebliebenen Mis-
sionären ihr Schutz benommen und den Gegnern freie Hand zur eif-
rigsten Verfolgung gelassen.
Zu den persönlichen Motiven, welche Taiko Samas Hass gegen
die Christen erweckten, gesellte sich in einer für die Folge äusserst
verhängnissvollen Weise nun noch eine bei den Kaufleuten erwachte
Eifersucht. Der grosse Gewinn, den der Handel abwarf, hatte die
Sucht nach grösserem zur Folge; der Neid um den Antheil, den alle
Betheiligten in gleichem Masse anstrebten, bemächtigte sich der Ge-
müther, und anstatt im gemeinsamen Wirken den grösstmöglichen
Vortheil zu erringen, betrat man den schmählichen Weg der gegen-
seitigen Verdächtigung, was zur Folge hatte, dass die Japaner den
bisher fast unbeachtet gebliebenen Handel der Fremden, in Erkennung
des grossen Nutzens, den er abwarf, unter strenger Controle hoch
besteuerten und die Freiheit der fremden Ansiedler einschränkten.
Es kam zu Gewaltthaten gegen die Christen und Ausweisungen
von Missionären, sowie zur Beschränkung des Aufenthaltes der Fremden,
die in natürlicher Anlehnung an die Küsten Chinas, mit denen sie des
Handelsinteresses wegen in steter Verbindung bleiben mussten, ihre
Wohnsitze in den westlichen Districten des Landes, auf Kiushiu und
besonders in nächster Nähe von Nagasaki suchten, wodurch dieser
Ort ständig an Bedeutung gewann.
Wenn auch der Tod Taiko Samas, nach welchem die Truppen,
die zum grössten Theile dem Christenglauben treu geblieben waren, aus
Korea zurückkehrten, etwas bessere Zeiten für die bedrängten Christen
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/359>, abgerufen am 22.11.2024.
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