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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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noch verderblicher, indem sich der von ihr angerichtete Schaden auf etwa
4 Millionen Dollars belief.

Die seinerzeit äusserst ergiebigen Goldfunde lockten durch viele Jahre
immer neue Zuzügler in grossen Schaaren an. Die Bevölkerungszunahme San
Franciscos betrug in den Jahren 1860 bis 1870 etwas über 164 %, jene der Stadt
Oakland, die auch in der Bai und der Stadt San Francisco gegenüber liegt,
sogar 615 %. Jetzt, kaum ein halbes Jahrhundert nach der Entdeckung der cali-
fornischen Goldfelder, zählt San Francisco über 350.000 Einwohner.

Die äussere Physiognomie der Stadt sowie alle inneren öffent-
lichen Einrichtungen geben dem Fremden, der etwa die Union von
Westen her betritt, sofort das richtige Bild von der unvergleichlich
raschen und eigenartigen Entwicklung amerikanischer Städte. Ausser
New-York und Chicago hat wohl keine zweite Stadt der Union sich
so rasch emporgearbeitet, wie San Francisco, in Californien "Frisco"
genannt.

Vom Meere aus gesehen, bietet die Stadt einen eigenartigen,
doch nicht gerade malerisch zu nennenden Anblick. Sandhügel, von
breiten Strassen in gerader Richtung durchzogen, die Häuser braun,
der Sand gelb: dies Alles gibt ein wenig farbenreiches, mitunter
sogar ein eintöniges Bild. Der Stadttheil am Ufer der Bai besteht
zumeist aus Bretterhütten und Tavernen mit holprigen und staubigen
Strassen; Fronten kleinerer, einstöckiger Backsteinhäuser bilden den
Uebergang zu den palastartigen Bauten, an denen San Francisco
ziemlich reich ist.

Der Bauplan der Stadt ist der in den Vereinigten Staaten all-
gemein gebräuchliche; regelmässige, rechtwinklige Häuserblöcke, unter-
einander von gleicher oder annähernd gleicher Grösse, bilden lang-
gestreckte geradlinige Strassen. Die bei den Ferry Slips beginnende
Market Street, welche diagonal von Nordost nach Südwest angelegt
ist, wird durch scheinbar unüberwindliche Terrainhindernisse von ihrer
geraden Richtung nicht abgelenkt und liefert mit ihren bedeutenden
Höhenverschiedenheiten den überzeugendsten Beweis, dass das Fest-
halten an geradlinigen Strassen in amerikanischen Grossstädten oft
zur Manie wird. Die Market Street durchzieht in einer Länge von drei
Kilometern die ganze Stadt und setzt sich sodann als Heeresstrasse
zwischen den Bergen Blue Mountain und Las Papas fort.

Die Unebenheiten des Terrains wurden beim Baue der Häuser-
gruppen und Strassen nach Thunlichkeit beseitigt, die hiebei ge-
wonnene Erde wurde zur Anschüttung des Ufertheiles der Bucht ver-
wendet. Das auf diese Art neugeschaffene Terrain schützt ein mäch-
tiger Steinquai, der Sea Wall. Dieser Quai ist 20 m breit und 21/2 km

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San Francisco.
noch verderblicher, indem sich der von ihr angerichtete Schaden auf etwa
4 Millionen Dollars belief.

Die seinerzeit äusserst ergiebigen Goldfunde lockten durch viele Jahre
immer neue Zuzügler in grossen Schaaren an. Die Bevölkerungszunahme San
Franciscos betrug in den Jahren 1860 bis 1870 etwas über 164 %, jene der Stadt
Oakland, die auch in der Bai und der Stadt San Francisco gegenüber liegt,
sogar 615 %. Jetzt, kaum ein halbes Jahrhundert nach der Entdeckung der cali-
fornischen Goldfelder, zählt San Francisco über 350.000 Einwohner.

Die äussere Physiognomie der Stadt sowie alle inneren öffent-
lichen Einrichtungen geben dem Fremden, der etwa die Union von
Westen her betritt, sofort das richtige Bild von der unvergleichlich
raschen und eigenartigen Entwicklung amerikanischer Städte. Ausser
New-York und Chicago hat wohl keine zweite Stadt der Union sich
so rasch emporgearbeitet, wie San Francisco, in Californien „Frisco“
genannt.

Vom Meere aus gesehen, bietet die Stadt einen eigenartigen,
doch nicht gerade malerisch zu nennenden Anblick. Sandhügel, von
breiten Strassen in gerader Richtung durchzogen, die Häuser braun,
der Sand gelb: dies Alles gibt ein wenig farbenreiches, mitunter
sogar ein eintöniges Bild. Der Stadttheil am Ufer der Bai besteht
zumeist aus Bretterhütten und Tavernen mit holprigen und staubigen
Strassen; Fronten kleinerer, einstöckiger Backsteinhäuser bilden den
Uebergang zu den palastartigen Bauten, an denen San Francisco
ziemlich reich ist.

Der Bauplan der Stadt ist der in den Vereinigten Staaten all-
gemein gebräuchliche; regelmässige, rechtwinklige Häuserblöcke, unter-
einander von gleicher oder annähernd gleicher Grösse, bilden lang-
gestreckte geradlinige Strassen. Die bei den Ferry Slips beginnende
Market Street, welche diagonal von Nordost nach Südwest angelegt
ist, wird durch scheinbar unüberwindliche Terrainhindernisse von ihrer
geraden Richtung nicht abgelenkt und liefert mit ihren bedeutenden
Höhenverschiedenheiten den überzeugendsten Beweis, dass das Fest-
halten an geradlinigen Strassen in amerikanischen Grossstädten oft
zur Manie wird. Die Market Street durchzieht in einer Länge von drei
Kilometern die ganze Stadt und setzt sich sodann als Heeresstrasse
zwischen den Bergen Blue Mountain und Las Papas fort.

Die Unebenheiten des Terrains wurden beim Baue der Häuser-
gruppen und Strassen nach Thunlichkeit beseitigt, die hiebei ge-
wonnene Erde wurde zur Anschüttung des Ufertheiles der Bucht ver-
wendet. Das auf diese Art neugeschaffene Terrain schützt ein mäch-
tiger Steinquai, der Sea Wall. Dieser Quai ist 20 m breit und 2½ km

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[323/0339] San Francisco. noch verderblicher, indem sich der von ihr angerichtete Schaden auf etwa 4 Millionen Dollars belief. Die seinerzeit äusserst ergiebigen Goldfunde lockten durch viele Jahre immer neue Zuzügler in grossen Schaaren an. Die Bevölkerungszunahme San Franciscos betrug in den Jahren 1860 bis 1870 etwas über 164 %, jene der Stadt Oakland, die auch in der Bai und der Stadt San Francisco gegenüber liegt, sogar 615 %. Jetzt, kaum ein halbes Jahrhundert nach der Entdeckung der cali- fornischen Goldfelder, zählt San Francisco über 350.000 Einwohner. Die äussere Physiognomie der Stadt sowie alle inneren öffent- lichen Einrichtungen geben dem Fremden, der etwa die Union von Westen her betritt, sofort das richtige Bild von der unvergleichlich raschen und eigenartigen Entwicklung amerikanischer Städte. Ausser New-York und Chicago hat wohl keine zweite Stadt der Union sich so rasch emporgearbeitet, wie San Francisco, in Californien „Frisco“ genannt. Vom Meere aus gesehen, bietet die Stadt einen eigenartigen, doch nicht gerade malerisch zu nennenden Anblick. Sandhügel, von breiten Strassen in gerader Richtung durchzogen, die Häuser braun, der Sand gelb: dies Alles gibt ein wenig farbenreiches, mitunter sogar ein eintöniges Bild. Der Stadttheil am Ufer der Bai besteht zumeist aus Bretterhütten und Tavernen mit holprigen und staubigen Strassen; Fronten kleinerer, einstöckiger Backsteinhäuser bilden den Uebergang zu den palastartigen Bauten, an denen San Francisco ziemlich reich ist. Der Bauplan der Stadt ist der in den Vereinigten Staaten all- gemein gebräuchliche; regelmässige, rechtwinklige Häuserblöcke, unter- einander von gleicher oder annähernd gleicher Grösse, bilden lang- gestreckte geradlinige Strassen. Die bei den Ferry Slips beginnende Market Street, welche diagonal von Nordost nach Südwest angelegt ist, wird durch scheinbar unüberwindliche Terrainhindernisse von ihrer geraden Richtung nicht abgelenkt und liefert mit ihren bedeutenden Höhenverschiedenheiten den überzeugendsten Beweis, dass das Fest- halten an geradlinigen Strassen in amerikanischen Grossstädten oft zur Manie wird. Die Market Street durchzieht in einer Länge von drei Kilometern die ganze Stadt und setzt sich sodann als Heeresstrasse zwischen den Bergen Blue Mountain und Las Papas fort. Die Unebenheiten des Terrains wurden beim Baue der Häuser- gruppen und Strassen nach Thunlichkeit beseitigt, die hiebei ge- wonnene Erde wurde zur Anschüttung des Ufertheiles der Bucht ver- wendet. Das auf diese Art neugeschaffene Terrain schützt ein mäch- tiger Steinquai, der Sea Wall. Dieser Quai ist 20 m breit und 2½ km 41*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/339>, abgerufen am 24.11.2024.