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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der grosse Ocean.


Jenes ungeheure Salzwasserbecken, welches sich zwischen dem
Ostrande der alten und dem Westrande der neuen Welt hin-
streckt und allein eine grössere Flächenausdehnung besitzt, als
alle fünf Continente zusammen, wird mit verschiedenen Namen be-
zeichnet, unter denen der nüchternste, nämlich "grosser Ocean"
(soviel als "grösster Ocean") in Deutschland der gewöhnlichste
geworden ist.*)

Andere Nationen ziehen Bezeichnungen vor, die nur dann ver-
ständlich sind, wenn man ihren historischen Ursprung kennt. So ge-
brauchen die Völker englischer Zunge den Ausdruck "Pacific Ocean",
stiller Ocean, weil Magelhaens, der erste Weltumsegler, bei seinem
Schiffscurse von der Magelhaensstrasse zu den Philippinen eine ruhige,
windstille Fahrt hatte. Durch die Spanier, welche von Westindien
kamen, und vor denen sich, als sie die centralamerikanische Land-
enge überschritten hatten, das neuentdeckte Weltmeer nach Süden
hin ausdehnte, wurde der Name Süd- oder Australsee verbreitet.

Von der Behringstrasse, diesem Maximum der Annäherung der
beiden grossen Festlandsmassen, weichen die amerikanische und asia-
tische Küste immer weiter auseinander. Die Wasserfläche wird immer
ärmer an Inseln. Unabsehbar dehnt sich hier das Bett einer der ko-
lossalsten Meeresströmungen aus, des Kuro Siwo oder schwarzen
Stromes, der mit seinem tiefblauen, warmen Wasser Japan entlang

*) Der Name rührt von Malte-Brun her.

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Der grosse Ocean.


Jenes ungeheure Salzwasserbecken, welches sich zwischen dem
Ostrande der alten und dem Westrande der neuen Welt hin-
streckt und allein eine grössere Flächenausdehnung besitzt, als
alle fünf Continente zusammen, wird mit verschiedenen Namen be-
zeichnet, unter denen der nüchternste, nämlich „grosser Ocean
(soviel als „grösster Ocean“) in Deutschland der gewöhnlichste
geworden ist.*)

Andere Nationen ziehen Bezeichnungen vor, die nur dann ver-
ständlich sind, wenn man ihren historischen Ursprung kennt. So ge-
brauchen die Völker englischer Zunge den Ausdruck „Pacific Ocean“,
stiller Ocean, weil Magelhaens, der erste Weltumsegler, bei seinem
Schiffscurse von der Magelhaensstrasse zu den Philippinen eine ruhige,
windstille Fahrt hatte. Durch die Spanier, welche von Westindien
kamen, und vor denen sich, als sie die centralamerikanische Land-
enge überschritten hatten, das neuentdeckte Weltmeer nach Süden
hin ausdehnte, wurde der Name Süd- oder Australsee verbreitet.

Von der Behringstrasse, diesem Maximum der Annäherung der
beiden grossen Festlandsmassen, weichen die amerikanische und asia-
tische Küste immer weiter auseinander. Die Wasserfläche wird immer
ärmer an Inseln. Unabsehbar dehnt sich hier das Bett einer der ko-
lossalsten Meeresströmungen aus, des Kuro Siwo oder schwarzen
Stromes, der mit seinem tiefblauen, warmen Wasser Japan entlang

*) Der Name rührt von Malte-Brun her.
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[[301]/0317] [Abbildung] Der grosse Ocean. Jenes ungeheure Salzwasserbecken, welches sich zwischen dem Ostrande der alten und dem Westrande der neuen Welt hin- streckt und allein eine grössere Flächenausdehnung besitzt, als alle fünf Continente zusammen, wird mit verschiedenen Namen be- zeichnet, unter denen der nüchternste, nämlich „grosser Ocean“ (soviel als „grösster Ocean“) in Deutschland der gewöhnlichste geworden ist. *) Andere Nationen ziehen Bezeichnungen vor, die nur dann ver- ständlich sind, wenn man ihren historischen Ursprung kennt. So ge- brauchen die Völker englischer Zunge den Ausdruck „Pacific Ocean“, stiller Ocean, weil Magelhaens, der erste Weltumsegler, bei seinem Schiffscurse von der Magelhaensstrasse zu den Philippinen eine ruhige, windstille Fahrt hatte. Durch die Spanier, welche von Westindien kamen, und vor denen sich, als sie die centralamerikanische Land- enge überschritten hatten, das neuentdeckte Weltmeer nach Süden hin ausdehnte, wurde der Name Süd- oder Australsee verbreitet. Von der Behringstrasse, diesem Maximum der Annäherung der beiden grossen Festlandsmassen, weichen die amerikanische und asia- tische Küste immer weiter auseinander. Die Wasserfläche wird immer ärmer an Inseln. Unabsehbar dehnt sich hier das Bett einer der ko- lossalsten Meeresströmungen aus, des Kuro Siwo oder schwarzen Stromes, der mit seinem tiefblauen, warmen Wasser Japan entlang *) Der Name rührt von Malte-Brun her.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [301]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/317>, abgerufen am 24.11.2024.