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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
königs und die Constituirung einer provisorischen Junta unter dem Präsidium
Cornelio Saavedra's eingeleitet. Die siegreichen Schlachten von Tucuman (1812)
und Salta (1813) befreiten die La Plata-Provinzen von der spanischen Herrschaft
und führten 1816 zur Unabhängigkeitserklärung des Landes.

Buenos-Aires blieb Hauptstadt der neuen Republik und trachtete die Re-
gierung der letzteren völlig an sich zu reissen, welchem Bestreben die Provinzen
einen energischen Widerstand entgegensetzten. Die Herrschsucht der Portennos (Ein-
wohner der Hauptstadt), die den Abfall von Paraguay und der Banda Oriental zur
Folge hatte, erbitterte die Landbewohner, welche eine neue Nationalversammlung
nach Tucuman einberiefen, um das Verhältniss zwischen Hauptstadt und Provinzen
zu regeln und für die letzteren einige Zugeständnisse zu erlangen. Die Beschlüsse
dieser Nationalversammlung machten jedoch den Parteikämpfen kein Ende, Uni-
tarier und Föderalisten standen sich schroff gegenüber, die La Plata-Länder lösten
sich in so viele Staaten auf, als Provinzen waren.

Die Vereinigung der Föderalisten und Unitarier unter deren Parteihäuptern
Rodriguez und Rivadavia, welche sich ursprünglich nur auf Buenos-Aires be-
schränkte, ging einem neuen, im December 1824 zu Buenos-Aires zusammen-
tretenden Generalcongress voraus, der ein vorläufiges Grundgesetz für die argen-
tinische Conföderation schuf, durch welches der Hauptstadt die Leitung der aus-
wärtigen Angelegenheiten zugewiesen wurde.

Die Unruhen im Lande dauerten trotzdem fort, bis sich der Estanciero und
Gauchos-Häuptling Don Juan Manuel de Rosas an die Spitze der Föderalisten
stellte und diese ihre Gegner mit Waffengewalt unterdrückten. Der durch das
dictatorische Auftreten Rosas herbeigeführte Krieg mit Uruguay hatte 1845 die
Blokade von Buenos-Aires durch eine englisch-französische Flotte und weiterhin
auch den Sturz Rosas zur Folge. Der von Letzterem abgefallene General Urquiza
wurde hierauf Präsident der argentinischen Conföderation; zu Buenos-Aires aus-
gebrochene Unruhen wurden zwar durch die übrigen Staaten der Conföderation
niedergeworfen, doch blieben die Ansprüche der Hauptstadt auf eine politische
Suprematie und sonstige exceptionelle Stellung die Ursache endloser politischer
Wirren.

Im Jahre 1865 wurde die Conföderation überdies in einen Krieg mit Para-
guay verwickelt, der zu den für die Argentinier ruhmvollen, doch wenig erfolg-
reichen Schlachten bei Paso de la Patria, am Estero Bellaco und bei Curupaty
führte. Wenngleich dieser Krieg durch die alliirten Brasilianer siegreich zu Ende
geführt wurde, so hatte derselbe doch der dünn bevölkerten argentinischen Repu-
blik etwa 50.000 Mann nebst 40 Millionen Dollars gekostet und überdies die
Cholera in das Land eingeschleppt.

Erneuerten Unruhen zu Buenos-Aires folgte 1880 die Föderalisirung dieser
Stadt, die dadurch Hauptstadt der Republik verblieb, jedoch der Verwaltung der
Nationalregierung direct unterstellt wurde, während die an der Bucht von Ense-
nada neu zu erbauende Stadt La Plata zum Sitz der Provinzialregierung be-
stimmt wurde.

Buenos-Aires ist in Form eines Rechteckes sehr weitläufig und
regelmässig zumeist in quadratischen Häuserblöcken (cuadras) ange-
legt, die aber derzeit noch nicht vollständig ausgebaut sind. Wenn
auch in früherer Zeit die Häuser selten ein zweites Stockwerk be-

Die atlantische Küste von Amerika.
königs und die Constituirung einer provisorischen Junta unter dem Präsidium
Cornelio Saavedra’s eingeleitet. Die siegreichen Schlachten von Tucuman (1812)
und Salta (1813) befreiten die La Plata-Provinzen von der spanischen Herrschaft
und führten 1816 zur Unabhängigkeitserklärung des Landes.

Buenos-Aires blieb Hauptstadt der neuen Republik und trachtete die Re-
gierung der letzteren völlig an sich zu reissen, welchem Bestreben die Provinzen
einen energischen Widerstand entgegensetzten. Die Herrschsucht der Porteños (Ein-
wohner der Hauptstadt), die den Abfall von Paraguay und der Banda Oriental zur
Folge hatte, erbitterte die Landbewohner, welche eine neue Nationalversammlung
nach Tucuman einberiefen, um das Verhältniss zwischen Hauptstadt und Provinzen
zu regeln und für die letzteren einige Zugeständnisse zu erlangen. Die Beschlüsse
dieser Nationalversammlung machten jedoch den Parteikämpfen kein Ende, Uni-
tarier und Föderalisten standen sich schroff gegenüber, die La Plata-Länder lösten
sich in so viele Staaten auf, als Provinzen waren.

Die Vereinigung der Föderalisten und Unitarier unter deren Parteihäuptern
Rodriguez und Rivadavia, welche sich ursprünglich nur auf Buenos-Aires be-
schränkte, ging einem neuen, im December 1824 zu Buenos-Aires zusammen-
tretenden Generalcongress voraus, der ein vorläufiges Grundgesetz für die argen-
tinische Conföderation schuf, durch welches der Hauptstadt die Leitung der aus-
wärtigen Angelegenheiten zugewiesen wurde.

Die Unruhen im Lande dauerten trotzdem fort, bis sich der Estanciero und
Gauchos-Häuptling Don Juan Manuel de Rosas an die Spitze der Föderalisten
stellte und diese ihre Gegner mit Waffengewalt unterdrückten. Der durch das
dictatorische Auftreten Rosas herbeigeführte Krieg mit Uruguay hatte 1845 die
Blokade von Buenos-Aires durch eine englisch-französische Flotte und weiterhin
auch den Sturz Rosas zur Folge. Der von Letzterem abgefallene General Urquiza
wurde hierauf Präsident der argentinischen Conföderation; zu Buenos-Aires aus-
gebrochene Unruhen wurden zwar durch die übrigen Staaten der Conföderation
niedergeworfen, doch blieben die Ansprüche der Hauptstadt auf eine politische
Suprematie und sonstige exceptionelle Stellung die Ursache endloser politischer
Wirren.

Im Jahre 1865 wurde die Conföderation überdies in einen Krieg mit Para-
guay verwickelt, der zu den für die Argentinier ruhmvollen, doch wenig erfolg-
reichen Schlachten bei Paso de la Patria, am Estero Bellaco und bei Curupaty
führte. Wenngleich dieser Krieg durch die alliirten Brasilianer siegreich zu Ende
geführt wurde, so hatte derselbe doch der dünn bevölkerten argentinischen Repu-
blik etwa 50.000 Mann nebst 40 Millionen Dollars gekostet und überdies die
Cholera in das Land eingeschleppt.

Erneuerten Unruhen zu Buenos-Aires folgte 1880 die Föderalisirung dieser
Stadt, die dadurch Hauptstadt der Republik verblieb, jedoch der Verwaltung der
Nationalregierung direct unterstellt wurde, während die an der Bucht von Ense-
nada neu zu erbauende Stadt La Plata zum Sitz der Provinzialregierung be-
stimmt wurde.

Buenos-Aires ist in Form eines Rechteckes sehr weitläufig und
regelmässig zumeist in quadratischen Häuserblöcken (cuadras) ange-
legt, die aber derzeit noch nicht vollständig ausgebaut sind. Wenn
auch in früherer Zeit die Häuser selten ein zweites Stockwerk be-

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[286/0302] Die atlantische Küste von Amerika. königs und die Constituirung einer provisorischen Junta unter dem Präsidium Cornelio Saavedra’s eingeleitet. Die siegreichen Schlachten von Tucuman (1812) und Salta (1813) befreiten die La Plata-Provinzen von der spanischen Herrschaft und führten 1816 zur Unabhängigkeitserklärung des Landes. Buenos-Aires blieb Hauptstadt der neuen Republik und trachtete die Re- gierung der letzteren völlig an sich zu reissen, welchem Bestreben die Provinzen einen energischen Widerstand entgegensetzten. Die Herrschsucht der Porteños (Ein- wohner der Hauptstadt), die den Abfall von Paraguay und der Banda Oriental zur Folge hatte, erbitterte die Landbewohner, welche eine neue Nationalversammlung nach Tucuman einberiefen, um das Verhältniss zwischen Hauptstadt und Provinzen zu regeln und für die letzteren einige Zugeständnisse zu erlangen. Die Beschlüsse dieser Nationalversammlung machten jedoch den Parteikämpfen kein Ende, Uni- tarier und Föderalisten standen sich schroff gegenüber, die La Plata-Länder lösten sich in so viele Staaten auf, als Provinzen waren. Die Vereinigung der Föderalisten und Unitarier unter deren Parteihäuptern Rodriguez und Rivadavia, welche sich ursprünglich nur auf Buenos-Aires be- schränkte, ging einem neuen, im December 1824 zu Buenos-Aires zusammen- tretenden Generalcongress voraus, der ein vorläufiges Grundgesetz für die argen- tinische Conföderation schuf, durch welches der Hauptstadt die Leitung der aus- wärtigen Angelegenheiten zugewiesen wurde. Die Unruhen im Lande dauerten trotzdem fort, bis sich der Estanciero und Gauchos-Häuptling Don Juan Manuel de Rosas an die Spitze der Föderalisten stellte und diese ihre Gegner mit Waffengewalt unterdrückten. Der durch das dictatorische Auftreten Rosas herbeigeführte Krieg mit Uruguay hatte 1845 die Blokade von Buenos-Aires durch eine englisch-französische Flotte und weiterhin auch den Sturz Rosas zur Folge. Der von Letzterem abgefallene General Urquiza wurde hierauf Präsident der argentinischen Conföderation; zu Buenos-Aires aus- gebrochene Unruhen wurden zwar durch die übrigen Staaten der Conföderation niedergeworfen, doch blieben die Ansprüche der Hauptstadt auf eine politische Suprematie und sonstige exceptionelle Stellung die Ursache endloser politischer Wirren. Im Jahre 1865 wurde die Conföderation überdies in einen Krieg mit Para- guay verwickelt, der zu den für die Argentinier ruhmvollen, doch wenig erfolg- reichen Schlachten bei Paso de la Patria, am Estero Bellaco und bei Curupaty führte. Wenngleich dieser Krieg durch die alliirten Brasilianer siegreich zu Ende geführt wurde, so hatte derselbe doch der dünn bevölkerten argentinischen Repu- blik etwa 50.000 Mann nebst 40 Millionen Dollars gekostet und überdies die Cholera in das Land eingeschleppt. Erneuerten Unruhen zu Buenos-Aires folgte 1880 die Föderalisirung dieser Stadt, die dadurch Hauptstadt der Republik verblieb, jedoch der Verwaltung der Nationalregierung direct unterstellt wurde, während die an der Bucht von Ense- nada neu zu erbauende Stadt La Plata zum Sitz der Provinzialregierung be- stimmt wurde. Buenos-Aires ist in Form eines Rechteckes sehr weitläufig und regelmässig zumeist in quadratischen Häuserblöcken (cuadras) ange- legt, die aber derzeit noch nicht vollständig ausgebaut sind. Wenn auch in früherer Zeit die Häuser selten ein zweites Stockwerk be-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/302>, abgerufen am 24.11.2024.