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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
oder infolge der Fluthströmungen brackig werden. In solchen Fällen
musste früher das Trinkwasser mittels Tragthieren auf zehn Meilen
Distanz herbeigeschafft werden. Die Wasserleitung führt das Wasser
des Flusses Santa Lucia; drei kräftige Dampfmaschinen arbeiten Tag
und Nacht, um das benöthigte Wasserquantum in die ausserhalb der
Stadt gelegenen Bassins zu pumpen, von welchen die weitere Ver-
theilung des Wassers mittels regulirte Schleussenwerke geschieht.

Die eigentliche Altstadt erstreckt sich vom Fort San Jose am
Eingange der Bucht östlich bis zur Plaza de Independenzia. Hier
stand die alte spanische Citadelle, an welcher 2000 Guarany-Indianer
sieben Jahre lang im Frohndienste arbeiteten. Die Citadelle wurde
von 1835 bis 1868 als Markthalle benützt, 1877 aber geschleift und
der Baugrund der vorgenannten Plaza einverleibt. Auf letzterem Platze
befindet sich das prachtvoll ausgestattete Solis-Theater, das nach
Diaz de Solis, dem Entdecker des La Plata benannt ist.

In der Altstadt selbst liegt die Plaza Mayor mit dem Regierungs-
gebäude (Casa Fuerte oder Gobierno) und die Plaza de la Constitu-
cion. Die Südseite dieses Platzes wird von der Matriz oder Kathedrale
eingenommen, an der Nordseite desselben liegt der Cabildo. Die Ka-
thedrale, ein imposanter Backsteinbau, dessen Ausführung 1790 be-
gonnen und 1804 beendet wurde, besitzt zwei seitliche 40·5 m hohe
Thürme, die für das Anlaufen der Schiffe vortreffliche Orientirungs-
objecte bilden. Der Cabildo enthält den Gerichtshof und das Gefäng-
niss sowie die Räumlichkeiten für die Sitzungen des Congresses.

Die Grenze zwischen der Altstadt und der Neustadt bildet die
Calle de la Ciudadela, die an der Stelle des ehemaligen Ringwalles
gebaut wurde und nebst den Strassen 18. de Julio, 25. de Majo und
di Sarandy zu den schönsten Montevideos gehört.

Die Neustadt ist der Wohnsitz zahlreicher ausländischer Kauf-
leute und wird durch die prächtige und breite Calle 18. de Julio in
gerader Richtung durchschnitten. Den östlichsten Theil der Stadt
bilden zahlreiche Villen, die zumeist reich gebaut und mit schönen
Gärten umgeben sind.

Von den öffentlichen Gebäuden Montevideos sind noch
hervorzuheben die 1864 erbaute Börse, eine Nachahmung jener von
Bordeaux, das Universitätsgebäude, das grosse Hospital de Caridad
(1825 von Francesco A. Macil gegründet) mit einem Belegraum für
500 Kranke, das Zollhaus, die Post, das 1830 durch I. M. Perez
Castellano gegründete Nationalmuseum mit einer öffentlichen Biliothek,
das neue Irrenhaus Manicomio Nacional, sowie schliesslich noch die

Die atlantische Küste von Amerika.
oder infolge der Fluthströmungen brackig werden. In solchen Fällen
musste früher das Trinkwasser mittels Tragthieren auf zehn Meilen
Distanz herbeigeschafft werden. Die Wasserleitung führt das Wasser
des Flusses Santa Lucia; drei kräftige Dampfmaschinen arbeiten Tag
und Nacht, um das benöthigte Wasserquantum in die ausserhalb der
Stadt gelegenen Bassins zu pumpen, von welchen die weitere Ver-
theilung des Wassers mittels regulirte Schleussenwerke geschieht.

Die eigentliche Altstadt erstreckt sich vom Fort San José am
Eingange der Bucht östlich bis zur Plaza de Independenzia. Hier
stand die alte spanische Citadelle, an welcher 2000 Guarany-Indianer
sieben Jahre lang im Frohndienste arbeiteten. Die Citadelle wurde
von 1835 bis 1868 als Markthalle benützt, 1877 aber geschleift und
der Baugrund der vorgenannten Plaza einverleibt. Auf letzterem Platze
befindet sich das prachtvoll ausgestattete Solis-Theater, das nach
Diaz de Solis, dem Entdecker des La Plata benannt ist.

In der Altstadt selbst liegt die Plaza Mayor mit dem Regierungs-
gebäude (Casa Fuerte oder Gobierno) und die Plaza de la Constitu-
cion. Die Südseite dieses Platzes wird von der Matriz oder Kathedrale
eingenommen, an der Nordseite desselben liegt der Cabildo. Die Ka-
thedrale, ein imposanter Backsteinbau, dessen Ausführung 1790 be-
gonnen und 1804 beendet wurde, besitzt zwei seitliche 40·5 m hohe
Thürme, die für das Anlaufen der Schiffe vortreffliche Orientirungs-
objecte bilden. Der Cabildo enthält den Gerichtshof und das Gefäng-
niss sowie die Räumlichkeiten für die Sitzungen des Congresses.

Die Grenze zwischen der Altstadt und der Neustadt bildet die
Calle de la Ciudadela, die an der Stelle des ehemaligen Ringwalles
gebaut wurde und nebst den Strassen 18. de Julio, 25. de Majo und
di Sarandy zu den schönsten Montevideos gehört.

Die Neustadt ist der Wohnsitz zahlreicher ausländischer Kauf-
leute und wird durch die prächtige und breite Calle 18. de Julio in
gerader Richtung durchschnitten. Den östlichsten Theil der Stadt
bilden zahlreiche Villen, die zumeist reich gebaut und mit schönen
Gärten umgeben sind.

Von den öffentlichen Gebäuden Montevideos sind noch
hervorzuheben die 1864 erbaute Börse, eine Nachahmung jener von
Bordeaux, das Universitätsgebäude, das grosse Hospital de Caridad
(1825 von Francesco A. Macil gegründet) mit einem Belegraum für
500 Kranke, das Zollhaus, die Post, das 1830 durch I. M. Perez
Castellano gegründete Nationalmuseum mit einer öffentlichen Biliothek,
das neue Irrenhaus Manicomio Nacional, sowie schliesslich noch die

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[278/0294] Die atlantische Küste von Amerika. oder infolge der Fluthströmungen brackig werden. In solchen Fällen musste früher das Trinkwasser mittels Tragthieren auf zehn Meilen Distanz herbeigeschafft werden. Die Wasserleitung führt das Wasser des Flusses Santa Lucia; drei kräftige Dampfmaschinen arbeiten Tag und Nacht, um das benöthigte Wasserquantum in die ausserhalb der Stadt gelegenen Bassins zu pumpen, von welchen die weitere Ver- theilung des Wassers mittels regulirte Schleussenwerke geschieht. Die eigentliche Altstadt erstreckt sich vom Fort San José am Eingange der Bucht östlich bis zur Plaza de Independenzia. Hier stand die alte spanische Citadelle, an welcher 2000 Guarany-Indianer sieben Jahre lang im Frohndienste arbeiteten. Die Citadelle wurde von 1835 bis 1868 als Markthalle benützt, 1877 aber geschleift und der Baugrund der vorgenannten Plaza einverleibt. Auf letzterem Platze befindet sich das prachtvoll ausgestattete Solis-Theater, das nach Diaz de Solis, dem Entdecker des La Plata benannt ist. In der Altstadt selbst liegt die Plaza Mayor mit dem Regierungs- gebäude (Casa Fuerte oder Gobierno) und die Plaza de la Constitu- cion. Die Südseite dieses Platzes wird von der Matriz oder Kathedrale eingenommen, an der Nordseite desselben liegt der Cabildo. Die Ka- thedrale, ein imposanter Backsteinbau, dessen Ausführung 1790 be- gonnen und 1804 beendet wurde, besitzt zwei seitliche 40·5 m hohe Thürme, die für das Anlaufen der Schiffe vortreffliche Orientirungs- objecte bilden. Der Cabildo enthält den Gerichtshof und das Gefäng- niss sowie die Räumlichkeiten für die Sitzungen des Congresses. Die Grenze zwischen der Altstadt und der Neustadt bildet die Calle de la Ciudadela, die an der Stelle des ehemaligen Ringwalles gebaut wurde und nebst den Strassen 18. de Julio, 25. de Majo und di Sarandy zu den schönsten Montevideos gehört. Die Neustadt ist der Wohnsitz zahlreicher ausländischer Kauf- leute und wird durch die prächtige und breite Calle 18. de Julio in gerader Richtung durchschnitten. Den östlichsten Theil der Stadt bilden zahlreiche Villen, die zumeist reich gebaut und mit schönen Gärten umgeben sind. Von den öffentlichen Gebäuden Montevideos sind noch hervorzuheben die 1864 erbaute Börse, eine Nachahmung jener von Bordeaux, das Universitätsgebäude, das grosse Hospital de Caridad (1825 von Francesco A. Macil gegründet) mit einem Belegraum für 500 Kranke, das Zollhaus, die Post, das 1830 durch I. M. Perez Castellano gegründete Nationalmuseum mit einer öffentlichen Biliothek, das neue Irrenhaus Manicomio Nacional, sowie schliesslich noch die

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/294>, abgerufen am 25.11.2024.