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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.

Von den Kirchen Pernambucos zeichnet sich keine durch be-
sondere Schönheit oder prunkvollen Bau aus. Die Garnisonskirche
Nossa Senhora da Conceicao besitzt ein grosses Wandgemälde, die
Schlacht von Gararapes darstellend, das den Sieg über die Holländer
zu verherrlichen bestimmt ist.

Die Befestigungen Pernambucos bestehen aus zwei Forts, die
der Einfahrt gegenüber und circa eine Seemeile von einander liegen,
zur Zeit der Holländer erbaut wurden und die Namen Bruno und
Buraco führen. Die Geschütze, aus der Zeit Jose I. stammend, haben
morsche Lafetten und sind, wenngleich ihres Alters halber sehens-
werth, so doch nichts weniger als den Ansprüchen der modernen
Kriegswaffentechnik genügend.

Das Klima ist ein -- speciell für Europäer -- noch immer un-
günstiges, obschon sich das von einer englischen Gesellschaft herge-
stellte Drainagewerk als sehr nützlich erwiesen hat. Der Wasser-
reichthum der umliegenden sumpfigen Landstrecken sowie die niedrige
Lage der Stadt dürfen wohl als die Ursachen des wenig erfreu-
lichen Gesundheitszustandes der letzteren anzunehmen sein. Glück-
licherweise hat Pernambuco relativ wenig vom gelben Fieber zu
leiden, dessen Auftreten in Brasilien übrigens seit einigen Jahren im
Allgemeinen abgenommen hat. Die Stadt besitzt erfreulicherweise aus-
reichende und vortreffliche Spitäler, von denen in erster Linie hervor-
zuheben sind: das St. Lazarus-Hospital, die Santa Aqueda, das
Hospizio di Alicuados und das Asylo di Medicidade.

Pernambuco ist in erster Linie Handelsstadt, hat aber auch
einige wichtigere gewerbliche Anstalten, wie Baumwollspinnereien,
Webereien, Oelmühlen, Schiffswerften, Maschinenfabriken, Schnupf-
tabak- und Cigarrenfabriken, eine grosse Zuckerfabrik, Rumfabriken,
eine Baumwollpresse, Mühlen, Glasfabriken, Schuhfabriken. Die Gas-
werke und die grossen Drainageanstalten sind ebenfalls bemerkenswerth.

Pernambuco hat 190.000 Einwohner und ist der wichtigste
Handelsplatz von Nord-Brasilien. Seine weit nach Osten vorge-
schobene Lage hat es zur natürlichen Zwischenstation aller nach
Südamerika bestimmten europäischen Schiffe, zum Anlegepunkt der
directen Kabel zwischen Europa und Südamerika geschaffen.

Auch die Verbindung von Pernambuco mit dem Innern ist eine
gute. Drei Dampfstrassenbahnen, auf denen immer ein ungemein leb-
hafter Verkehr herrscht, führen in die nähere Umgebung; drei Eisen-
bahnen, welche bevölkerte und fruchtbare Gegenden durchziehen,
dienen dem Fernverkehr. Die wichtigste ist die Santo Francisco-

Die atlantische Küste von Amerika.

Von den Kirchen Pernambucos zeichnet sich keine durch be-
sondere Schönheit oder prunkvollen Bau aus. Die Garnisonskirche
Nossa Senhora da Conceição besitzt ein grosses Wandgemälde, die
Schlacht von Gararápes darstellend, das den Sieg über die Holländer
zu verherrlichen bestimmt ist.

Die Befestigungen Pernambucos bestehen aus zwei Forts, die
der Einfahrt gegenüber und circa eine Seemeile von einander liegen,
zur Zeit der Holländer erbaut wurden und die Namen Bruno und
Buraco führen. Die Geschütze, aus der Zeit José I. stammend, haben
morsche Lafetten und sind, wenngleich ihres Alters halber sehens-
werth, so doch nichts weniger als den Ansprüchen der modernen
Kriegswaffentechnik genügend.

Das Klima ist ein — speciell für Europäer — noch immer un-
günstiges, obschon sich das von einer englischen Gesellschaft herge-
stellte Drainagewerk als sehr nützlich erwiesen hat. Der Wasser-
reichthum der umliegenden sumpfigen Landstrecken sowie die niedrige
Lage der Stadt dürfen wohl als die Ursachen des wenig erfreu-
lichen Gesundheitszustandes der letzteren anzunehmen sein. Glück-
licherweise hat Pernambuco relativ wenig vom gelben Fieber zu
leiden, dessen Auftreten in Brasilien übrigens seit einigen Jahren im
Allgemeinen abgenommen hat. Die Stadt besitzt erfreulicherweise aus-
reichende und vortreffliche Spitäler, von denen in erster Linie hervor-
zuheben sind: das St. Lazarus-Hospital, die Santa Aqueda, das
Hospizio di Alicuados und das Asylo di Medicidade.

Pernambuco ist in erster Linie Handelsstadt, hat aber auch
einige wichtigere gewerbliche Anstalten, wie Baumwollspinnereien,
Webereien, Oelmühlen, Schiffswerften, Maschinenfabriken, Schnupf-
tabak- und Cigarrenfabriken, eine grosse Zuckerfabrik, Rumfabriken,
eine Baumwollpresse, Mühlen, Glasfabriken, Schuhfabriken. Die Gas-
werke und die grossen Drainageanstalten sind ebenfalls bemerkenswerth.

Pernambuco hat 190.000 Einwohner und ist der wichtigste
Handelsplatz von Nord-Brasilien. Seine weit nach Osten vorge-
schobene Lage hat es zur natürlichen Zwischenstation aller nach
Südamerika bestimmten europäischen Schiffe, zum Anlegepunkt der
directen Kabel zwischen Europa und Südamerika geschaffen.

Auch die Verbindung von Pernambuco mit dem Innern ist eine
gute. Drei Dampfstrassenbahnen, auf denen immer ein ungemein leb-
hafter Verkehr herrscht, führen in die nähere Umgebung; drei Eisen-
bahnen, welche bevölkerte und fruchtbare Gegenden durchziehen,
dienen dem Fernverkehr. Die wichtigste ist die Santo Francisco-

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[250/0266] Die atlantische Küste von Amerika. Von den Kirchen Pernambucos zeichnet sich keine durch be- sondere Schönheit oder prunkvollen Bau aus. Die Garnisonskirche Nossa Senhora da Conceição besitzt ein grosses Wandgemälde, die Schlacht von Gararápes darstellend, das den Sieg über die Holländer zu verherrlichen bestimmt ist. Die Befestigungen Pernambucos bestehen aus zwei Forts, die der Einfahrt gegenüber und circa eine Seemeile von einander liegen, zur Zeit der Holländer erbaut wurden und die Namen Bruno und Buraco führen. Die Geschütze, aus der Zeit José I. stammend, haben morsche Lafetten und sind, wenngleich ihres Alters halber sehens- werth, so doch nichts weniger als den Ansprüchen der modernen Kriegswaffentechnik genügend. Das Klima ist ein — speciell für Europäer — noch immer un- günstiges, obschon sich das von einer englischen Gesellschaft herge- stellte Drainagewerk als sehr nützlich erwiesen hat. Der Wasser- reichthum der umliegenden sumpfigen Landstrecken sowie die niedrige Lage der Stadt dürfen wohl als die Ursachen des wenig erfreu- lichen Gesundheitszustandes der letzteren anzunehmen sein. Glück- licherweise hat Pernambuco relativ wenig vom gelben Fieber zu leiden, dessen Auftreten in Brasilien übrigens seit einigen Jahren im Allgemeinen abgenommen hat. Die Stadt besitzt erfreulicherweise aus- reichende und vortreffliche Spitäler, von denen in erster Linie hervor- zuheben sind: das St. Lazarus-Hospital, die Santa Aqueda, das Hospizio di Alicuados und das Asylo di Medicidade. Pernambuco ist in erster Linie Handelsstadt, hat aber auch einige wichtigere gewerbliche Anstalten, wie Baumwollspinnereien, Webereien, Oelmühlen, Schiffswerften, Maschinenfabriken, Schnupf- tabak- und Cigarrenfabriken, eine grosse Zuckerfabrik, Rumfabriken, eine Baumwollpresse, Mühlen, Glasfabriken, Schuhfabriken. Die Gas- werke und die grossen Drainageanstalten sind ebenfalls bemerkenswerth. Pernambuco hat 190.000 Einwohner und ist der wichtigste Handelsplatz von Nord-Brasilien. Seine weit nach Osten vorge- schobene Lage hat es zur natürlichen Zwischenstation aller nach Südamerika bestimmten europäischen Schiffe, zum Anlegepunkt der directen Kabel zwischen Europa und Südamerika geschaffen. Auch die Verbindung von Pernambuco mit dem Innern ist eine gute. Drei Dampfstrassenbahnen, auf denen immer ein ungemein leb- hafter Verkehr herrscht, führen in die nähere Umgebung; drei Eisen- bahnen, welche bevölkerte und fruchtbare Gegenden durchziehen, dienen dem Fernverkehr. Die wichtigste ist die Santo Francisco-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/266>, abgerufen am 25.11.2024.