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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
Sclaven zu machen und jährlich eine bestimmte Anzahl abgabenfrei
auf dem Lissaboner Markt zum Verkaufe zu bringen.

Als später 1580--1640 das Mutterland unter der spanischen
Oberhoheit stand, griffen die Feinde Spaniens, die Holländer, Eng-
länder und Franzosen, auch Brasilien an.

Die von ihnen gegründeten Niederlassungen mussten zwar
wieder geräumt werden, aber die Schöpfung des Grafen Moritz von
Nassau, der es verstand, die der niederländisch-westindischen Com-
pagnie gehörigen "Plätze in Brazijl" mit dem Vororte Pernambuco
in wenigen Jahren zu hoher Blüthe zu bringen, zeigte, was aus diesen
Landschaften zu machen war, welche die Portugiesen und Spanier
vernachlässigt hatten.

Als die Niederlande 1662 auf alle Eroberungen ihrer Compagnie
verzichtet hatten, war der Kampf um Brasilien zu Ende.

Portugal, seit 1640 wieder selbständig unter den Königen aus
dem Hause Braganca, that jetzt viel für die Entwicklung der Planta-
genwirthschaft, denn Brasilien musste für das Mutterland die "Melk-
kuh" an Stelle des verlorenen Ostindiens werden.

Die thatkräftigen "Paulistas" (Mischlinge von Weissen und
Indianern aus der Provinz Sao Paulo) durchstreiften das weite Innere,
entdeckten Gold- und Diamantenfelder und zogen Europäer ins Land.

In der Zeit des Aufschwunges wurde jedoch auch der Keim
gelegt zu dem Hasse zwischen Portugiesen und Brasilianern, die hier
einander ebenso feindlich gegenüberstanden, wie im spanischen Ame-
rika Spanier und Creolen.

Das Mutterland liess nur die Gold- und Diamantgruben Brasi-
liens ausbeuten und trachtete dasselbe in steter Abhängigkeit zu
halten, es förderte nicht die geistige Bildung des Volkes, verbot den
Oel- und Weinbau, weil diese Producte Portugal lieferte; auch durfte
weder Salz gewonnen noch irgend eine Fabrik angelegt werden. Die
Einfuhr von Fabrikswaaren (zu hohen Preisen) blieb ausschliesslich
den Portugiesen vorbehalten.

Handel, Gewerbe und Fabriken nahmen erst dann einen freieren
Aufschwung, als König Joao VI. im Jahre 1808 vor Napoleon I.
nach Bahia flüchtete und die Carta regia erliess, welche die Häfen
des Landes dem allgemeinen Weltverkehre öffnete. Die immer be-
standene Bevorzugung der Portugiesen vor den Brasilianern wurde
jedoch durch diese Thatsachen nicht geändert. Ein republikanischer
Aufstand 1817 in Pernambuco war der Vorläufer jenes von Rio de
Janeiro vom 26. Februar 1821, welcher den König zur Versprechung

Die atlantische Küste von Amerika.
Sclaven zu machen und jährlich eine bestimmte Anzahl abgabenfrei
auf dem Lissaboner Markt zum Verkaufe zu bringen.

Als später 1580—1640 das Mutterland unter der spanischen
Oberhoheit stand, griffen die Feinde Spaniens, die Holländer, Eng-
länder und Franzosen, auch Brasilien an.

Die von ihnen gegründeten Niederlassungen mussten zwar
wieder geräumt werden, aber die Schöpfung des Grafen Moritz von
Nassau, der es verstand, die der niederländisch-westindischen Com-
pagnie gehörigen „Plätze in Brazijl“ mit dem Vororte Pernambuco
in wenigen Jahren zu hoher Blüthe zu bringen, zeigte, was aus diesen
Landschaften zu machen war, welche die Portugiesen und Spanier
vernachlässigt hatten.

Als die Niederlande 1662 auf alle Eroberungen ihrer Compagnie
verzichtet hatten, war der Kampf um Brasilien zu Ende.

Portugal, seit 1640 wieder selbständig unter den Königen aus
dem Hause Bragança, that jetzt viel für die Entwicklung der Planta-
genwirthschaft, denn Brasilien musste für das Mutterland die „Melk-
kuh“ an Stelle des verlorenen Ostindiens werden.

Die thatkräftigen „Paulistas“ (Mischlinge von Weissen und
Indianern aus der Provinz São Paulo) durchstreiften das weite Innere,
entdeckten Gold- und Diamantenfelder und zogen Europäer ins Land.

In der Zeit des Aufschwunges wurde jedoch auch der Keim
gelegt zu dem Hasse zwischen Portugiesen und Brasilianern, die hier
einander ebenso feindlich gegenüberstanden, wie im spanischen Ame-
rika Spanier und Creolen.

Das Mutterland liess nur die Gold- und Diamantgruben Brasi-
liens ausbeuten und trachtete dasselbe in steter Abhängigkeit zu
halten, es förderte nicht die geistige Bildung des Volkes, verbot den
Oel- und Weinbau, weil diese Producte Portugal lieferte; auch durfte
weder Salz gewonnen noch irgend eine Fabrik angelegt werden. Die
Einfuhr von Fabrikswaaren (zu hohen Preisen) blieb ausschliesslich
den Portugiesen vorbehalten.

Handel, Gewerbe und Fabriken nahmen erst dann einen freieren
Aufschwung, als König João VI. im Jahre 1808 vor Napoleon I.
nach Bahia flüchtete und die Carta regia erliess, welche die Häfen
des Landes dem allgemeinen Weltverkehre öffnete. Die immer be-
standene Bevorzugung der Portugiesen vor den Brasilianern wurde
jedoch durch diese Thatsachen nicht geändert. Ein republikanischer
Aufstand 1817 in Pernambuco war der Vorläufer jenes von Rio de
Janeiro vom 26. Februar 1821, welcher den König zur Versprechung

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[240/0256] Die atlantische Küste von Amerika. Sclaven zu machen und jährlich eine bestimmte Anzahl abgabenfrei auf dem Lissaboner Markt zum Verkaufe zu bringen. Als später 1580—1640 das Mutterland unter der spanischen Oberhoheit stand, griffen die Feinde Spaniens, die Holländer, Eng- länder und Franzosen, auch Brasilien an. Die von ihnen gegründeten Niederlassungen mussten zwar wieder geräumt werden, aber die Schöpfung des Grafen Moritz von Nassau, der es verstand, die der niederländisch-westindischen Com- pagnie gehörigen „Plätze in Brazijl“ mit dem Vororte Pernambuco in wenigen Jahren zu hoher Blüthe zu bringen, zeigte, was aus diesen Landschaften zu machen war, welche die Portugiesen und Spanier vernachlässigt hatten. Als die Niederlande 1662 auf alle Eroberungen ihrer Compagnie verzichtet hatten, war der Kampf um Brasilien zu Ende. Portugal, seit 1640 wieder selbständig unter den Königen aus dem Hause Bragança, that jetzt viel für die Entwicklung der Planta- genwirthschaft, denn Brasilien musste für das Mutterland die „Melk- kuh“ an Stelle des verlorenen Ostindiens werden. Die thatkräftigen „Paulistas“ (Mischlinge von Weissen und Indianern aus der Provinz São Paulo) durchstreiften das weite Innere, entdeckten Gold- und Diamantenfelder und zogen Europäer ins Land. In der Zeit des Aufschwunges wurde jedoch auch der Keim gelegt zu dem Hasse zwischen Portugiesen und Brasilianern, die hier einander ebenso feindlich gegenüberstanden, wie im spanischen Ame- rika Spanier und Creolen. Das Mutterland liess nur die Gold- und Diamantgruben Brasi- liens ausbeuten und trachtete dasselbe in steter Abhängigkeit zu halten, es förderte nicht die geistige Bildung des Volkes, verbot den Oel- und Weinbau, weil diese Producte Portugal lieferte; auch durfte weder Salz gewonnen noch irgend eine Fabrik angelegt werden. Die Einfuhr von Fabrikswaaren (zu hohen Preisen) blieb ausschliesslich den Portugiesen vorbehalten. Handel, Gewerbe und Fabriken nahmen erst dann einen freieren Aufschwung, als König João VI. im Jahre 1808 vor Napoleon I. nach Bahia flüchtete und die Carta regia erliess, welche die Häfen des Landes dem allgemeinen Weltverkehre öffnete. Die immer be- standene Bevorzugung der Portugiesen vor den Brasilianern wurde jedoch durch diese Thatsachen nicht geändert. Ein republikanischer Aufstand 1817 in Pernambuco war der Vorläufer jenes von Rio de Janeiro vom 26. Februar 1821, welcher den König zur Versprechung

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/256>, abgerufen am 24.11.2024.