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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Der Panama-Canal.
fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des
Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas
ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg
aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am
Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre-
chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus-
tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika
sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre-
quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch
die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von
Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind
sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und
Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des
grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein-
mal so -- werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was ist?
die Hauptfrage.

Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres
die Güterbewegung, welche jetzt um's Cap Horn und via Panama-
bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und
berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per
Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch
den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe.
Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von
6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen
Francs auf.

Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen
kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super-
dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von
1200 Millionen Francs.

Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs
Zinsen und Amortisation ...... 54,000.000 "
42,000.000 Francs

Jährliche Auslage für Instandhaltung

des Canales ........... 6,000.000 "
Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs.

1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung
Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des
Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die
Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf
rund 450 Millionen Francs beliefen.


Der Panama-Canal.
fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des
Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas
ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg
aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am
Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre-
chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus-
tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika
sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre-
quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch
die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von
Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind
sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und
Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des
grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein-
mal so — werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was ist?
die Hauptfrage.

Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres
die Güterbewegung, welche jetzt um’s Cap Horn und via Panama-
bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und
berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per
Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch
den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe.
Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von
6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen
Francs auf.

Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen
kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super-
dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von
1200 Millionen Francs.

Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs
Zinsen und Amortisation ...... 54,000.000 „
42,000.000 Francs

Jährliche Auslage für Instandhaltung

des Canales ........... 6,000.000 „
Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs.

1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung
Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des
Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die
Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf
rund 450 Millionen Francs beliefen.


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[231/0247] Der Panama-Canal. fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre- chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus- tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre- quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein- mal so — werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was ist? die Hauptfrage. Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres die Güterbewegung, welche jetzt um’s Cap Horn und via Panama- bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe. Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von 6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen Francs auf. Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super- dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von 1200 Millionen Francs. Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs Zinsen und Amortisation ...... 54,000.000 „ 42,000.000 Francs Jährliche Auslage für Instandhaltung des Canales ........... 6,000.000 „ Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs. 1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf rund 450 Millionen Francs beliefen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/247>, abgerufen am 24.11.2024.