fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre- chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus- tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre- quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein- mal so -- werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was ist? die Hauptfrage.
Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres die Güterbewegung, welche jetzt um's Cap Horn und via Panama- bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe. Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von 6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen Francs auf.
Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super- dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von 1200 Millionen Francs.
Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs
Zinsen und Amortisation ...... 54,000.000 "
42,000.000 Francs
Jährliche Auslage für Instandhaltung
des Canales ........... 6,000.000 "
Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs.
1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf rund 450 Millionen Francs beliefen.
Der Panama-Canal.
fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre- chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus- tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre- quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein- mal so — werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was ist? die Hauptfrage.
Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres die Güterbewegung, welche jetzt um’s Cap Horn und via Panama- bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe. Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von 6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen Francs auf.
Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super- dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von 1200 Millionen Francs.
Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs
Zinsen und Amortisation ...... 54,000.000 „
42,000.000 Francs
Jährliche Auslage für Instandhaltung
des Canales ........... 6,000.000 „
Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs.
1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf rund 450 Millionen Francs beliefen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0247"n="231"/><fwplace="top"type="header">Der Panama-Canal.</fw><lb/>
fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des<lb/>
Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas<lb/>
ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg<lb/>
aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am<lb/>
Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre-<lb/>
chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus-<lb/>
tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika<lb/>
sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre-<lb/>
quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch<lb/>
die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von<lb/>
Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind<lb/>
sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und<lb/>
Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des<lb/>
grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein-<lb/>
mal so — werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was <hirendition="#g">ist?</hi><lb/>
die Hauptfrage.</p><lb/><p>Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres<lb/>
die Güterbewegung, welche jetzt um’s Cap Horn und via Panama-<lb/>
bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und<lb/>
berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per<lb/>
Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch<lb/>
den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe.<lb/>
Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von<lb/>
6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen<lb/>
Francs auf.</p><lb/><p>Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen<lb/>
kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super-<lb/>
dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von<lb/>
1200 Millionen Francs.</p><lb/><list><item>Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs</item><lb/><item>Zinsen und Amortisation ...... <hirendition="#u">54,000.000 „</hi></item><lb/><item><hirendition="#et">42,000.000 Francs</hi></item></list><lb/><p>Jährliche Auslage für Instandhaltung</p><lb/><list><item>des Canales ........... <hirendition="#u">6,000.000 „</hi></item><lb/><item>Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs.</item></list><lb/><p>1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung<lb/>
Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des<lb/>
Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die<lb/>
Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf<lb/>
rund 450 Millionen Francs beliefen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[231/0247]
Der Panama-Canal.
fach behauptet wird, Concurrenten, sondern wahre Förderer des
Canales, denn immer und immer werden die Producte Westamerikas
ebenso wie alle Massenproducte der Erde den billigen Wasserweg
aufsuchen und so dem Canale verfallen. China steht momentan am
Scheidewege. Es will mit seinem altgewurzelten Fremdenhasse bre-
chen und an den Eisenbahnbau gehen; dass hiedurch der Güteraus-
tausch zwischen dem Reiche der Mitte und Europa, respective Amerika
sich ungeheuer steigern wird, steht ausser Zweifel. Von dieser Fre-
quenz fällt wieder ein Löwenantheil dem Panama-Canale zu. Auch
die kleinen klimatisch so wunderbaren Inseln Oceaniens werden von
Jahr zu Jahr für den Welthandel bedeutender. Höchst wichtig sind
sie aber für die Panamarouten, weil sie als Kohlen-, Wasser- und
Kabelstationen unbezahlbare Stützpunkte für die Navigation des
grössten aller Oceane werden müssen. Das alles wird zweifellos ein-
mal so — werden; für den Panama-Canal ist aber die Frage, was ist?
die Hauptfrage.
Lesseps legte seiner Berechnung des anzuhoffenden Verkehres
die Güterbewegung, welche jetzt um’s Cap Horn und via Panama-
bahn geht, sowie die Transitgüter der Pacificbahnen zu Grunde, und
berechnet diese auf 6 Millionen Tonnen. Das Passagegeld soll per
Tonne 15 Francs betragen, was, wenn diese 6 Millionen Tonen durch
den Canal gingen, einen Rohertrag von 90 Millionen Francs ergäbe.
Dazu rechnet er noch andere maritime Einnahmen in einer Höhe von
6 Millionen Francs, stellt also eine Gesammteinnahme von 96 Millionen
Francs auf.
Dieser Voranschlag, den man keineswegs übertrieben nennen
kann, befriedigte allgemein, denn er sicherte eine ganz gute Super-
dividende neben der 4 %igen Verzinsung der Actien im Betrage von
1200 Millionen Francs.
Roheinnahme ............ 96,000.000 Francs
Zinsen und Amortisation ...... 54,000.000 „
42,000.000 Francs
Jährliche Auslage für Instandhaltung
des Canales ........... 6,000.000 „
Reingewinn (netto) ......... 36,000.000 Francs.
1200 Millionen Francs waren nämlich 1886 nach der Meinung
Lesseps und seiner Ingenieure im äussersten Falle die Kosten des
Canales; 1200 Millionen Francs repräsentiren nahezu dreimal die
Kosten des Suez-Canales, welche sich bis zu dessen Fertigstellung auf
rund 450 Millionen Francs beliefen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/247>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.