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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
Trinidad. Port of Spain. Barbados.

Unter allen Völkern, welche Colonien in Westindien gründeten,
sind die Briten die besten Colonisatoren, darum zeichnen sich auch
die Inseln Trinidad und Barbados durch grosse Wohlhabenheit aus.

Die Insel Trinidad wurde von Columbus 1496 auf dessen dritter Reise ent-
deckt und ging nach dem Frieden von Amiens im Jahre 1802 in den definitiven
Besitz Englands über, nachdem sie schon 1797 den Spaniern entrissen worden war.

Der Aufschwung von Trinidad beginnt 1783, als die Spanier auf der bis dahin
vernachlässigten Insel auch Nichtspaniern die Ansiedlung gestatteten und nicht
mehr strenge darauf bestanden, dass die Einwanderer Katholiken sein müssten. In
der Folge liessen sich so viele Franzosen aus Domingo und Frankreich nieder,
welche vor den Revolutionen geflüchtet waren, dass innerhalb weniger Jahre die
Bevölkerung ganz französischen Charakter erhielt, welcher sich mit der ihm eigen-
thümlichen Zähigkeit bis heutzutage erhalten hat

Nicht weiter als 26 km vom südamerikanischen Festlande ge-
legen, erscheint Trinidad als ein losgesprengtes Stück des letzteren.

Das continentale Gepräge der Insel manifestirt sich auch in
ihrer Fauna und Flora, und die Natur hat sie mit solchen Schätzen
an Schönheit und Reichthum ausgestattet, dass sie als das Paradies
Westindiens bezeichnet wird. Die Ergiebigkeit und Fruchtbarkeit ihres
Bodens, die Mannigfaltigkeit der gewonnenen Producte sucht ihres-
gleichen unter den Inseln im Antillengebiete.

Ihren Namen erhielt die Insel wegen ihrer drei markant empor-
steigenden Pics (Monte Tucutche 918 m, Cerro de Aripo 835 m,
Monte Blanchicheuse 692 m) zur Weihe der heiligen Dreifaltig-
keit, und hat sie denselben sowohl im Wechsel der Zeiten als dem
ihrer Beherrscher behalten.

Trinidad zählt heute 196.172 Einwohner. Wir finden hier Eng-
länder, Franzosen, Spanier, Neger und Mulatten, eine grosse Zahl
ostindischer Coulies, da jährlich bei 2000 einwandern.

Leider hindert die völlige Urbarmachung und Bebauung des
Bodens hier wie in ganz Westindien der Mangel an Arbeitskräften,
an welchem die Colonie seit 1838, dem Jahre der Aufhebung der
Sclaverei, leidet. Die Regierung hat daher in den letzten Jahren die
Einwanderung von Coulies aus Ostindien organisirt; leider kehren die
meisten von ihnen nach den fünf Jahren, für die sie contractlich ge-
bunden sind, wieder in ihre Heimat zurück.

Bis nun ist erst ein Theil von Trinidad, insbesondere jener um
Port of Spain und die zweite Hafenstadt St. Fernando sowie der
Südosten der Insel colonisirt und nur 380.000 Acres sind von den
1,121.000 Acres (10.859 km2) der ganzen Insel in Privatbesitz.


Die atlantische Küste von Amerika.
Trinidad. Port of Spain. Barbados.

Unter allen Völkern, welche Colonien in Westindien gründeten,
sind die Briten die besten Colonisatoren, darum zeichnen sich auch
die Inseln Trinidad und Barbados durch grosse Wohlhabenheit aus.

Die Insel Trinidad wurde von Columbus 1496 auf dessen dritter Reise ent-
deckt und ging nach dem Frieden von Amiens im Jahre 1802 in den definitiven
Besitz Englands über, nachdem sie schon 1797 den Spaniern entrissen worden war.

Der Aufschwung von Trinidad beginnt 1783, als die Spanier auf der bis dahin
vernachlässigten Insel auch Nichtspaniern die Ansiedlung gestatteten und nicht
mehr strenge darauf bestanden, dass die Einwanderer Katholiken sein müssten. In
der Folge liessen sich so viele Franzosen aus Domingo und Frankreich nieder,
welche vor den Revolutionen geflüchtet waren, dass innerhalb weniger Jahre die
Bevölkerung ganz französischen Charakter erhielt, welcher sich mit der ihm eigen-
thümlichen Zähigkeit bis heutzutage erhalten hat

Nicht weiter als 26 km vom südamerikanischen Festlande ge-
legen, erscheint Trinidad als ein losgesprengtes Stück des letzteren.

Das continentale Gepräge der Insel manifestirt sich auch in
ihrer Fauna und Flora, und die Natur hat sie mit solchen Schätzen
an Schönheit und Reichthum ausgestattet, dass sie als das Paradies
Westindiens bezeichnet wird. Die Ergiebigkeit und Fruchtbarkeit ihres
Bodens, die Mannigfaltigkeit der gewonnenen Producte sucht ihres-
gleichen unter den Inseln im Antillengebiete.

Ihren Namen erhielt die Insel wegen ihrer drei markant empor-
steigenden Pics (Monte Tucutche 918 m, Cerro de Aripo 835 m,
Monte Blanchicheuse 692 m) zur Weihe der heiligen Dreifaltig-
keit, und hat sie denselben sowohl im Wechsel der Zeiten als dem
ihrer Beherrscher behalten.

Trinidad zählt heute 196.172 Einwohner. Wir finden hier Eng-
länder, Franzosen, Spanier, Neger und Mulatten, eine grosse Zahl
ostindischer Coulies, da jährlich bei 2000 einwandern.

Leider hindert die völlige Urbarmachung und Bebauung des
Bodens hier wie in ganz Westindien der Mangel an Arbeitskräften,
an welchem die Colonie seit 1838, dem Jahre der Aufhebung der
Sclaverei, leidet. Die Regierung hat daher in den letzten Jahren die
Einwanderung von Coulies aus Ostindien organisirt; leider kehren die
meisten von ihnen nach den fünf Jahren, für die sie contractlich ge-
bunden sind, wieder in ihre Heimat zurück.

Bis nun ist erst ein Theil von Trinidad, insbesondere jener um
Port of Spain und die zweite Hafenstadt St. Fernando sowie der
Südosten der Insel colonisirt und nur 380.000 Acres sind von den
1,121.000 Acres (10.859 km2) der ganzen Insel in Privatbesitz.


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[214/0230] Die atlantische Küste von Amerika. Trinidad. Port of Spain. Barbados. Unter allen Völkern, welche Colonien in Westindien gründeten, sind die Briten die besten Colonisatoren, darum zeichnen sich auch die Inseln Trinidad und Barbados durch grosse Wohlhabenheit aus. Die Insel Trinidad wurde von Columbus 1496 auf dessen dritter Reise ent- deckt und ging nach dem Frieden von Amiens im Jahre 1802 in den definitiven Besitz Englands über, nachdem sie schon 1797 den Spaniern entrissen worden war. Der Aufschwung von Trinidad beginnt 1783, als die Spanier auf der bis dahin vernachlässigten Insel auch Nichtspaniern die Ansiedlung gestatteten und nicht mehr strenge darauf bestanden, dass die Einwanderer Katholiken sein müssten. In der Folge liessen sich so viele Franzosen aus Domingo und Frankreich nieder, welche vor den Revolutionen geflüchtet waren, dass innerhalb weniger Jahre die Bevölkerung ganz französischen Charakter erhielt, welcher sich mit der ihm eigen- thümlichen Zähigkeit bis heutzutage erhalten hat Nicht weiter als 26 km vom südamerikanischen Festlande ge- legen, erscheint Trinidad als ein losgesprengtes Stück des letzteren. Das continentale Gepräge der Insel manifestirt sich auch in ihrer Fauna und Flora, und die Natur hat sie mit solchen Schätzen an Schönheit und Reichthum ausgestattet, dass sie als das Paradies Westindiens bezeichnet wird. Die Ergiebigkeit und Fruchtbarkeit ihres Bodens, die Mannigfaltigkeit der gewonnenen Producte sucht ihres- gleichen unter den Inseln im Antillengebiete. Ihren Namen erhielt die Insel wegen ihrer drei markant empor- steigenden Pics (Monte Tucutche 918 m, Cerro de Aripo 835 m, Monte Blanchicheuse 692 m) zur Weihe der heiligen Dreifaltig- keit, und hat sie denselben sowohl im Wechsel der Zeiten als dem ihrer Beherrscher behalten. Trinidad zählt heute 196.172 Einwohner. Wir finden hier Eng- länder, Franzosen, Spanier, Neger und Mulatten, eine grosse Zahl ostindischer Coulies, da jährlich bei 2000 einwandern. Leider hindert die völlige Urbarmachung und Bebauung des Bodens hier wie in ganz Westindien der Mangel an Arbeitskräften, an welchem die Colonie seit 1838, dem Jahre der Aufhebung der Sclaverei, leidet. Die Regierung hat daher in den letzten Jahren die Einwanderung von Coulies aus Ostindien organisirt; leider kehren die meisten von ihnen nach den fünf Jahren, für die sie contractlich ge- bunden sind, wieder in ihre Heimat zurück. Bis nun ist erst ein Theil von Trinidad, insbesondere jener um Port of Spain und die zweite Hafenstadt St. Fernando sowie der Südosten der Insel colonisirt und nur 380.000 Acres sind von den 1,121.000 Acres (10.859 km2) der ganzen Insel in Privatbesitz.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/230>, abgerufen am 27.11.2024.