die Lebensbedingnisse erschwert sind, sich nolens volens zur Arbeit verstehen müssen.
Interessant ist, dass auf Portorico, wie früher angedeutet, ein Menschenschlag, und zwar in ziemlicher Menge vertreten ist, dessen Abstammung auf eine Vermischung der spanischen Colonisten mit den Ureinwohnern der Insel zurückzuführen ist.
Diese Gibaros, wie sie genannt werden, und die Islenos -- letztere Einwanderer von den canarischen Inseln -- sind meist kleine Grund- besitzer, Viehzüchter und Feldarbeiter. Ihrem Vorhandensein ist es wohl zu danken, dass auf Portorico eine Masseneinfuhr von Negersclaven nicht erforderlich war, und in weiterer Folge die Sclaven- emancipation keinen so schädlichen Rückschlag in der Production hervorrufen konnte wie beispielsweise auf den englischen Inseln Westindiens.
Die Bodencultur auf Portorico entspricht der Fruchtbarkeit der Insel und dem relativ günstigen Populationsverhältnisse.
Das Klima ist zwar tropisch warm, im Allgemeinen aber ge- sünder als auf den übrigen Antillen.
Portorico bildet mit den benachbarten Inseln Vieques, Culebra, Desechos und Mona ein eigenes Generalcapitanat.
An der Nordküste, beläufig 30 Seemeilen von der Nordostspitze der Insel, liegt San Juan, die Hauptstadt und der Haupthafen Portoricos.
San Juan, vollständiger San Juan de Puerto Rico, wurde, wie erwähnt, im Jahre 1514 gegründet; die Stadt, welche gegenwärtig circa 24.000 Einwohner zählt, steht am westlichen Ende einer bei- läufig 21/2 Seemeilen langen WNW gerichteten Felseninsel, der Morro-Insel, welche im Südosten nur durch den sehr schmalen San Antonio-Canal vom Inselland getrennt ist und den nördlichen Ab- schluss der sehr geräumigen und sicheren Bai bildet. Seit September 1889 lässt die Regierung den Hafen vertiefen.
Eine grosse Zahl von Forts und Bastionen haben seiner Zeit San Juan zu einem der festesten Plätze gemacht, aber diese Be- festigungen sind jetzt veraltet.
Der Hafen wird im Westen durch die Cabras-Inseln und die seichten Bänke, welche diese Inseln mit dem Lande verbinden, abge- schlossen; im Süden und Osten wird er durch das hier niedrige und morastige Inselland begrenzt.
Wie unser Kärtchen zeigt, lassen sich innerhalb der grossen Bai, welche den Hafen von San Juan bildet, und deren für Schiffe benützbares Areale durch ausgedehnte Bänke und Lagunen bedeutend
Die atlantische Küste von Amerika.
die Lebensbedingnisse erschwert sind, sich nolens volens zur Arbeit verstehen müssen.
Interessant ist, dass auf Portorico, wie früher angedeutet, ein Menschenschlag, und zwar in ziemlicher Menge vertreten ist, dessen Abstammung auf eine Vermischung der spanischen Colonisten mit den Ureinwohnern der Insel zurückzuführen ist.
Diese Gibaros, wie sie genannt werden, und die Islenos — letztere Einwanderer von den canarischen Inseln — sind meist kleine Grund- besitzer, Viehzüchter und Feldarbeiter. Ihrem Vorhandensein ist es wohl zu danken, dass auf Portorico eine Masseneinfuhr von Negersclaven nicht erforderlich war, und in weiterer Folge die Sclaven- emancipation keinen so schädlichen Rückschlag in der Production hervorrufen konnte wie beispielsweise auf den englischen Inseln Westindiens.
Die Bodencultur auf Portorico entspricht der Fruchtbarkeit der Insel und dem relativ günstigen Populationsverhältnisse.
Das Klima ist zwar tropisch warm, im Allgemeinen aber ge- sünder als auf den übrigen Antillen.
Portorico bildet mit den benachbarten Inseln Vieques, Culebra, Desechos und Mona ein eigenes Generalcapitanat.
An der Nordküste, beläufig 30 Seemeilen von der Nordostspitze der Insel, liegt San Juan, die Hauptstadt und der Haupthafen Portoricos.
San Juan, vollständiger San Juan de Puerto Rico, wurde, wie erwähnt, im Jahre 1514 gegründet; die Stadt, welche gegenwärtig circa 24.000 Einwohner zählt, steht am westlichen Ende einer bei- läufig 2½ Seemeilen langen WNW gerichteten Felseninsel, der Morro-Insel, welche im Südosten nur durch den sehr schmalen San Antonio-Canal vom Inselland getrennt ist und den nördlichen Ab- schluss der sehr geräumigen und sicheren Bai bildet. Seit September 1889 lässt die Regierung den Hafen vertiefen.
Eine grosse Zahl von Forts und Bastionen haben seiner Zeit San Juan zu einem der festesten Plätze gemacht, aber diese Be- festigungen sind jetzt veraltet.
Der Hafen wird im Westen durch die Cabras-Inseln und die seichten Bänke, welche diese Inseln mit dem Lande verbinden, abge- schlossen; im Süden und Osten wird er durch das hier niedrige und morastige Inselland begrenzt.
Wie unser Kärtchen zeigt, lassen sich innerhalb der grossen Bai, welche den Hafen von San Juan bildet, und deren für Schiffe benützbares Areale durch ausgedehnte Bänke und Lagunen bedeutend
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[204/0220]
Die atlantische Küste von Amerika.
die Lebensbedingnisse erschwert sind, sich nolens volens zur Arbeit
verstehen müssen.
Interessant ist, dass auf Portorico, wie früher angedeutet, ein
Menschenschlag, und zwar in ziemlicher Menge vertreten ist, dessen
Abstammung auf eine Vermischung der spanischen Colonisten mit den
Ureinwohnern der Insel zurückzuführen ist.
Diese Gibaros, wie sie genannt werden, und die Islenos — letztere
Einwanderer von den canarischen Inseln — sind meist kleine Grund-
besitzer, Viehzüchter und Feldarbeiter. Ihrem Vorhandensein ist
es wohl zu danken, dass auf Portorico eine Masseneinfuhr von
Negersclaven nicht erforderlich war, und in weiterer Folge die Sclaven-
emancipation keinen so schädlichen Rückschlag in der Production
hervorrufen konnte wie beispielsweise auf den englischen Inseln
Westindiens.
Die Bodencultur auf Portorico entspricht der Fruchtbarkeit der
Insel und dem relativ günstigen Populationsverhältnisse.
Das Klima ist zwar tropisch warm, im Allgemeinen aber ge-
sünder als auf den übrigen Antillen.
Portorico bildet mit den benachbarten Inseln Vieques, Culebra,
Desechos und Mona ein eigenes Generalcapitanat.
An der Nordküste, beläufig 30 Seemeilen von der Nordostspitze
der Insel, liegt San Juan, die Hauptstadt und der Haupthafen Portoricos.
San Juan, vollständiger San Juan de Puerto Rico, wurde, wie
erwähnt, im Jahre 1514 gegründet; die Stadt, welche gegenwärtig
circa 24.000 Einwohner zählt, steht am westlichen Ende einer bei-
läufig 2½ Seemeilen langen WNW gerichteten Felseninsel, der
Morro-Insel, welche im Südosten nur durch den sehr schmalen San
Antonio-Canal vom Inselland getrennt ist und den nördlichen Ab-
schluss der sehr geräumigen und sicheren Bai bildet. Seit September
1889 lässt die Regierung den Hafen vertiefen.
Eine grosse Zahl von Forts und Bastionen haben seiner Zeit
San Juan zu einem der festesten Plätze gemacht, aber diese Be-
festigungen sind jetzt veraltet.
Der Hafen wird im Westen durch die Cabras-Inseln und die
seichten Bänke, welche diese Inseln mit dem Lande verbinden, abge-
schlossen; im Süden und Osten wird er durch das hier niedrige und
morastige Inselland begrenzt.
Wie unser Kärtchen zeigt, lassen sich innerhalb der grossen
Bai, welche den Hafen von San Juan bildet, und deren für Schiffe
benützbares Areale durch ausgedehnte Bänke und Lagunen bedeutend
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/220>, abgerufen am 27.11.2024.
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