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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
bestimmt sind, wählen den Ankerplatz südlich der Insel Sacrificios;
dort müssen auch die später ankommenden Schiffe warten, wenn der
Hafen überfüllt ist.

Zahlreiche historische Erinnerungen knüpfen sich insbesondere
an das oben genannte Fort, das seit seiner Erbauung in all den
Wechselfällen und Kämpfen des Reiches bis zum Jahre 1825 ununter-
brochen im Besitze der Spanier geblieben war.

Fort Ulloa bildete den Fusspunkt aller Unternehmungen und
Bestrebungen der Spanier, welche auf den Besitz dieses Landes ab-
zielten.

Mexico ist ein schwergeprüftes Land. Bis zu dem Zeitpunkte, in welchem
das Geheimniss, das so lange auf dem Meere gelegen hatte, durch den grossen
Colon und seine Zeitgenossen gelöst wurde, war das heutige Mexico eines
jener Gebiete des amerikanischen Continentes, auf welchem eine selbständige, in
ihrer Eigenthümlichkeit aber vollendete Cultur zu bewunderungswürdiger Höhe
sich entwickelt hatte.

Durch unbekannte Ursachen, möglicherweise durch die Einwirkung von
Fremden (Chinesen, Japanesen?), die an jene Küsten verschlagen wurden, er-
langten drei Völkerschaften Amerikas, wiewohl selbe unter einander nicht in Ver-
bindung standen, eine hohe Stufe der Civilisation, und zwar schon Jahrhunderte
vor dem Erscheinen der Spanier. Dies waren die Tolteken in dem Hochlande von
Anahuak (Land am Wasser), die Muyscaner in Bogota (Neu-Granada) und die
Peruaner. Es wird angenommen, dass ungefähr um die Mitte des VII. Jahrhun-
derts die Tolteken von Norden her in Anahuak erschienen und die dort in Ilas-
kala und Cholula angesiedelten Olmeken unterjochten. Den Tolteken wird grosser
Gewerbefleiss und Kunstsinn nachgerühmt. Sie verbreiteten sich aus dem Thale
von Mexico nach allen Richtungen und hinterliessen grossartige Bauwerke, worunter
die imposanten Teokali oder Tempel, in welchen zahllose Menschenopfer den
Göttern dargebracht wurden, dann die Paläste, Thorgebäude, Befestigungen,
Brücken und Wasserleitungen das Staunen der vorgedrungenen Spanier im höchsten
Grade erregten. Bis nach Yucatan hinab waren die Tolteken gezogen, allein
nach fünf Jahrhunderten verschwand dieser Volksstamm ebenso geheimnissvoll
wie er aufgetreten war.

Es erschienen um 1170 die wilden Chichimeken und nach diesen kamen
wieder höher gebildete Völker, vielleicht Stammverwandte der Tolteken. Unter
diesen glänzten die Azteken oder Mexicaner, deren Name von ihrem Kriegsgotte
Mexitli entstanden war, und die Akolhuaner oder Tezkukaner, nach ihrer Haupt-
stadt Tezkuko so genannt.

Die Azteken gründeten, obwohl seit dem Ende des XIII. Jahrhunderts im
Lande, erst 1325 an der Westseite des grössten der Seen in der Landschaft die
zu grosser Blüthe und Pracht aufgelebte Tempelstadt Tenochtitlan oder Mexico,
die ganz von Fluten umspült, nur durch drei lange Dämme mit dem Festland in
Verbindung stand.

Mit Tezkuko und dem kleinen Königreich Tlakopan schlossen die Mexikaner
Anfangs des XV. Jahrhunderts ein Bündniss und erweiterten ihre Macht bis an
die Küsten der beiden Oceane und im Süden bis nach Nicaragua.


Die atlantische Küste von Amerika.
bestimmt sind, wählen den Ankerplatz südlich der Insel Sacrificios;
dort müssen auch die später ankommenden Schiffe warten, wenn der
Hafen überfüllt ist.

Zahlreiche historische Erinnerungen knüpfen sich insbesondere
an das oben genannte Fort, das seit seiner Erbauung in all den
Wechselfällen und Kämpfen des Reiches bis zum Jahre 1825 ununter-
brochen im Besitze der Spanier geblieben war.

Fort Ulloa bildete den Fusspunkt aller Unternehmungen und
Bestrebungen der Spanier, welche auf den Besitz dieses Landes ab-
zielten.

Mexico ist ein schwergeprüftes Land. Bis zu dem Zeitpunkte, in welchem
das Geheimniss, das so lange auf dem Meere gelegen hatte, durch den grossen
Colon und seine Zeitgenossen gelöst wurde, war das heutige Mexico eines
jener Gebiete des amerikanischen Continentes, auf welchem eine selbständige, in
ihrer Eigenthümlichkeit aber vollendete Cultur zu bewunderungswürdiger Höhe
sich entwickelt hatte.

Durch unbekannte Ursachen, möglicherweise durch die Einwirkung von
Fremden (Chinesen, Japanesen?), die an jene Küsten verschlagen wurden, er-
langten drei Völkerschaften Amerikas, wiewohl selbe unter einander nicht in Ver-
bindung standen, eine hohe Stufe der Civilisation, und zwar schon Jahrhunderte
vor dem Erscheinen der Spanier. Dies waren die Tolteken in dem Hochlande von
Anahuak (Land am Wasser), die Muyscaner in Bogota (Neu-Granada) und die
Peruaner. Es wird angenommen, dass ungefähr um die Mitte des VII. Jahrhun-
derts die Tolteken von Norden her in Anahuak erschienen und die dort in Ilas-
kala und Cholula angesiedelten Olmeken unterjochten. Den Tolteken wird grosser
Gewerbefleiss und Kunstsinn nachgerühmt. Sie verbreiteten sich aus dem Thale
von Mexico nach allen Richtungen und hinterliessen grossartige Bauwerke, worunter
die imposanten Teokali oder Tempel, in welchen zahllose Menschenopfer den
Göttern dargebracht wurden, dann die Paläste, Thorgebäude, Befestigungen,
Brücken und Wasserleitungen das Staunen der vorgedrungenen Spanier im höchsten
Grade erregten. Bis nach Yucatan hinab waren die Tolteken gezogen, allein
nach fünf Jahrhunderten verschwand dieser Volksstamm ebenso geheimnissvoll
wie er aufgetreten war.

Es erschienen um 1170 die wilden Chichimeken und nach diesen kamen
wieder höher gebildete Völker, vielleicht Stammverwandte der Tolteken. Unter
diesen glänzten die Azteken oder Mexicaner, deren Name von ihrem Kriegsgotte
Mexitli entstanden war, und die Akolhuaner oder Tezkukaner, nach ihrer Haupt-
stadt Tezkuko so genannt.

Die Azteken gründeten, obwohl seit dem Ende des XIII. Jahrhunderts im
Lande, erst 1325 an der Westseite des grössten der Seen in der Landschaft die
zu grosser Blüthe und Pracht aufgelebte Tempelstadt Tenochtitlan oder Mexico,
die ganz von Fluten umspült, nur durch drei lange Dämme mit dem Festland in
Verbindung stand.

Mit Tezkuko und dem kleinen Königreich Tlakopan schlossen die Mexikaner
Anfangs des XV. Jahrhunderts ein Bündniss und erweiterten ihre Macht bis an
die Küsten der beiden Oceane und im Süden bis nach Nicaragua.


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[154/0170] Die atlantische Küste von Amerika. bestimmt sind, wählen den Ankerplatz südlich der Insel Sacrificios; dort müssen auch die später ankommenden Schiffe warten, wenn der Hafen überfüllt ist. Zahlreiche historische Erinnerungen knüpfen sich insbesondere an das oben genannte Fort, das seit seiner Erbauung in all den Wechselfällen und Kämpfen des Reiches bis zum Jahre 1825 ununter- brochen im Besitze der Spanier geblieben war. Fort Ulloa bildete den Fusspunkt aller Unternehmungen und Bestrebungen der Spanier, welche auf den Besitz dieses Landes ab- zielten. Mexico ist ein schwergeprüftes Land. Bis zu dem Zeitpunkte, in welchem das Geheimniss, das so lange auf dem Meere gelegen hatte, durch den grossen Colon und seine Zeitgenossen gelöst wurde, war das heutige Mexico eines jener Gebiete des amerikanischen Continentes, auf welchem eine selbständige, in ihrer Eigenthümlichkeit aber vollendete Cultur zu bewunderungswürdiger Höhe sich entwickelt hatte. Durch unbekannte Ursachen, möglicherweise durch die Einwirkung von Fremden (Chinesen, Japanesen?), die an jene Küsten verschlagen wurden, er- langten drei Völkerschaften Amerikas, wiewohl selbe unter einander nicht in Ver- bindung standen, eine hohe Stufe der Civilisation, und zwar schon Jahrhunderte vor dem Erscheinen der Spanier. Dies waren die Tolteken in dem Hochlande von Anahuak (Land am Wasser), die Muyscaner in Bogota (Neu-Granada) und die Peruaner. Es wird angenommen, dass ungefähr um die Mitte des VII. Jahrhun- derts die Tolteken von Norden her in Anahuak erschienen und die dort in Ilas- kala und Cholula angesiedelten Olmeken unterjochten. Den Tolteken wird grosser Gewerbefleiss und Kunstsinn nachgerühmt. Sie verbreiteten sich aus dem Thale von Mexico nach allen Richtungen und hinterliessen grossartige Bauwerke, worunter die imposanten Teokali oder Tempel, in welchen zahllose Menschenopfer den Göttern dargebracht wurden, dann die Paläste, Thorgebäude, Befestigungen, Brücken und Wasserleitungen das Staunen der vorgedrungenen Spanier im höchsten Grade erregten. Bis nach Yucatan hinab waren die Tolteken gezogen, allein nach fünf Jahrhunderten verschwand dieser Volksstamm ebenso geheimnissvoll wie er aufgetreten war. Es erschienen um 1170 die wilden Chichimeken und nach diesen kamen wieder höher gebildete Völker, vielleicht Stammverwandte der Tolteken. Unter diesen glänzten die Azteken oder Mexicaner, deren Name von ihrem Kriegsgotte Mexitli entstanden war, und die Akolhuaner oder Tezkukaner, nach ihrer Haupt- stadt Tezkuko so genannt. Die Azteken gründeten, obwohl seit dem Ende des XIII. Jahrhunderts im Lande, erst 1325 an der Westseite des grössten der Seen in der Landschaft die zu grosser Blüthe und Pracht aufgelebte Tempelstadt Tenochtitlan oder Mexico, die ganz von Fluten umspült, nur durch drei lange Dämme mit dem Festland in Verbindung stand. Mit Tezkuko und dem kleinen Königreich Tlakopan schlossen die Mexikaner Anfangs des XV. Jahrhunderts ein Bündniss und erweiterten ihre Macht bis an die Küsten der beiden Oceane und im Süden bis nach Nicaragua.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/170>, abgerufen am 25.11.2024.