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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
Pacificbahnen jede Bedeutung für den grossen Waarenverkehr ein-
gebüsst, die regelmässige Dampfschiffahrt auf ihm hatte fast ganz
aufgehört.

Selbst der Ohio, der wichtigste Nebenfluss des Mississippi,
dessen Schiffbarkeit schon 139 km oberhalb Pittsburg beginnt, hat
einen grossen Theil seines früheren durchlaufenden Verkehres an die
Eisenbahnen abgegeben.

Allerdings zeigt die neueste Zeit ein Wanken dieses Verhält-
nisses und ein Steigen des Flussverkehres, und zwar im selben Masse,
als die Farmer gegen Westen vordringen.

Wenn wir nun insbesondere die Handelsstellung von New-Orleans
betrachten, so fällt uns auf, dass der Norden und der Süden der
Union heute noch in ihrem Cultur- und Wirthschaftsleben zwei sehr
verschiedene Welten sind, welche durch den Mississippi nicht zu
kräftig mit einander verbunden werden.

Schon vor der Zeit der Eisenbahnen überwog im Norden die
Richtung des Verkehres von West nach Ost, weil sich dieser auf den
Illinois- und den Erie-Canal stützte.

Die zahlreichen Eisenbahnen haben diese Tendenz gefestigt und
alle Hafenplätze des Ostens bis Savannah herunter Theile jenes Ver-
kehres an sich gerissen, der nach dem Baue des Landes und seiner
Flussläufe New-Orleans eigenthümlich sein sollte. Wer aus dem Ge-
biete selbst des mittleren Mississippi über New-Orleans nach Europa
Waaren sendet, statt mit der Eisenbahn über die Ostplätze, macht
eben einen grossartigen Umweg, der viel Zeit kostet, und der nur
gewählt wird, wenn er bedeutend billiger zu stehen kommt.

Aus diesem Grunde kam die Verwandlung der Wald- und Prairie-
wildnisse des Nordens in ertragreiche Mais- und Weizenfelder der in
der Welt einzig dastehenden Verkehrslinie Chicago-New-York zu Gute.
Im Süden von ihr concurriren wieder St. Louis mit seiner Uferfront
von 30 km Länge, Louisville und Cincinnati mit New-Orleans. Ja durch
die Trunk-Linien östlich und westlich vom Mississippi reicht das


[Abbildung]

Legende zum Plan von New-Orleans.
A Landungsplatz der Schiffe, B Pontchartrain-See, C Southern Yacht Club, D Clubhäuser, E City-
Park, F Leuchtfeuer, G Fair-Ground, H Jockey-Club, J Metairie-Friedhof, K Reitpark Oakland, L Aus-
stellungs-Park, M Hauptgebäude desselben, N Bahnhöfe, O Canal-Street, P Carondelet-Walk. Q Espla-
nade-Street, R Bernard-Avenue, S Elisian-Fields, T Lafayette-Str., U Ursulinerinnen-Str., V Jourdan-
Av., W Lea-Circle, X Louisiana-Av., Y Napoleon-Av., Z Upper-Line. -- 1 Charles-Av., 2 Clairborn-Str.,
3 Hagen-Av., Florida-Av., 5 St. Claude-Str., 6 Commerce Place, 7 Pelopidas-Str. oder Gentilli-Av.,
8 Monroe-Av., 9 St. James-Av., 10 Calhoun-Av., 11 Edinbourg-Av, 12 Peoples-Av., 13 Constitution-
Place, 14 Broad-Str., 15 Carrollton-Av., 16 Poydras-Can. und Str., 17 Greenwood-Friedhof, 18 Ka-
sernen, 19 Jackson-Square, 20 Münze, 21 Custom-House, 22 Clay-Statue, 23 Ursulinerinnen-Kloster,
24 Lafayette-Square, 25 Gefechtsfeld vom 8. Jänner 1815.


Die atlantische Küste von Amerika.
Pacificbahnen jede Bedeutung für den grossen Waarenverkehr ein-
gebüsst, die regelmässige Dampfschiffahrt auf ihm hatte fast ganz
aufgehört.

Selbst der Ohio, der wichtigste Nebenfluss des Mississippi,
dessen Schiffbarkeit schon 139 km oberhalb Pittsburg beginnt, hat
einen grossen Theil seines früheren durchlaufenden Verkehres an die
Eisenbahnen abgegeben.

Allerdings zeigt die neueste Zeit ein Wanken dieses Verhält-
nisses und ein Steigen des Flussverkehres, und zwar im selben Masse,
als die Farmer gegen Westen vordringen.

Wenn wir nun insbesondere die Handelsstellung von New-Orleans
betrachten, so fällt uns auf, dass der Norden und der Süden der
Union heute noch in ihrem Cultur- und Wirthschaftsleben zwei sehr
verschiedene Welten sind, welche durch den Mississippi nicht zu
kräftig mit einander verbunden werden.

Schon vor der Zeit der Eisenbahnen überwog im Norden die
Richtung des Verkehres von West nach Ost, weil sich dieser auf den
Illinois- und den Erie-Canal stützte.

Die zahlreichen Eisenbahnen haben diese Tendenz gefestigt und
alle Hafenplätze des Ostens bis Savannah herunter Theile jenes Ver-
kehres an sich gerissen, der nach dem Baue des Landes und seiner
Flussläufe New-Orleans eigenthümlich sein sollte. Wer aus dem Ge-
biete selbst des mittleren Mississippi über New-Orleans nach Europa
Waaren sendet, statt mit der Eisenbahn über die Ostplätze, macht
eben einen grossartigen Umweg, der viel Zeit kostet, und der nur
gewählt wird, wenn er bedeutend billiger zu stehen kommt.

Aus diesem Grunde kam die Verwandlung der Wald- und Prairie-
wildnisse des Nordens in ertragreiche Mais- und Weizenfelder der in
der Welt einzig dastehenden Verkehrslinie Chicago-New-York zu Gute.
Im Süden von ihr concurriren wieder St. Louis mit seiner Uferfront
von 30 km Länge, Louisville und Cincinnati mit New-Orleans. Ja durch
die Trunk-Linien östlich und westlich vom Mississippi reicht das


[Abbildung]

Legende zum Plan von New-Orleans.
A Landungsplatz der Schiffe, B Pontchartrain-See, C Southern Yacht Club, D Clubhäuser, E City-
Park, F Leuchtfeuer, G Fair-Ground, H Jockey-Club, J Metairie-Friedhof, K Reitpark Oakland, L Aus-
stellungs-Park, M Hauptgebäude desselben, N Bahnhöfe, O Canal-Street, P Carondelet-Walk. Q Espla-
nade-Street, R Bernard-Avenue, S Elisian-Fields, T Lafayette-Str., U Ursulinerinnen-Str., V Jourdan-
Av., W Lea-Circle, X Louisiana-Av., Y Napoleon-Av., Z Upper-Line. — 1 Charles-Av., 2 Clairborn-Str.,
3 Hagen-Av., Florida-Av., 5 St. Claude-Str., 6 Commerce Place, 7 Pelopidas-Str. oder Gentilli-Av.,
8 Monroe-Av., 9 St. James-Av., 10 Calhoun-Av., 11 Edinbourg-Av, 12 Peoples-Av., 13 Constitution-
Place, 14 Broad-Str., 15 Carrollton-Av., 16 Poydras-Can. und Str., 17 Greenwood-Friedhof, 18 Ka-
sernen, 19 Jackson-Square, 20 Münze, 21 Custom-House, 22 Clay-Statue, 23 Ursulinerinnen-Kloster,
24 Lafayette-Square, 25 Gefechtsfeld vom 8. Jänner 1815.


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[144/0160] Die atlantische Küste von Amerika. Pacificbahnen jede Bedeutung für den grossen Waarenverkehr ein- gebüsst, die regelmässige Dampfschiffahrt auf ihm hatte fast ganz aufgehört. Selbst der Ohio, der wichtigste Nebenfluss des Mississippi, dessen Schiffbarkeit schon 139 km oberhalb Pittsburg beginnt, hat einen grossen Theil seines früheren durchlaufenden Verkehres an die Eisenbahnen abgegeben. Allerdings zeigt die neueste Zeit ein Wanken dieses Verhält- nisses und ein Steigen des Flussverkehres, und zwar im selben Masse, als die Farmer gegen Westen vordringen. Wenn wir nun insbesondere die Handelsstellung von New-Orleans betrachten, so fällt uns auf, dass der Norden und der Süden der Union heute noch in ihrem Cultur- und Wirthschaftsleben zwei sehr verschiedene Welten sind, welche durch den Mississippi nicht zu kräftig mit einander verbunden werden. Schon vor der Zeit der Eisenbahnen überwog im Norden die Richtung des Verkehres von West nach Ost, weil sich dieser auf den Illinois- und den Erie-Canal stützte. Die zahlreichen Eisenbahnen haben diese Tendenz gefestigt und alle Hafenplätze des Ostens bis Savannah herunter Theile jenes Ver- kehres an sich gerissen, der nach dem Baue des Landes und seiner Flussläufe New-Orleans eigenthümlich sein sollte. Wer aus dem Ge- biete selbst des mittleren Mississippi über New-Orleans nach Europa Waaren sendet, statt mit der Eisenbahn über die Ostplätze, macht eben einen grossartigen Umweg, der viel Zeit kostet, und der nur gewählt wird, wenn er bedeutend billiger zu stehen kommt. Aus diesem Grunde kam die Verwandlung der Wald- und Prairie- wildnisse des Nordens in ertragreiche Mais- und Weizenfelder der in der Welt einzig dastehenden Verkehrslinie Chicago-New-York zu Gute. Im Süden von ihr concurriren wieder St. Louis mit seiner Uferfront von 30 km Länge, Louisville und Cincinnati mit New-Orleans. Ja durch die Trunk-Linien östlich und westlich vom Mississippi reicht das [Abbildung Legende zum Plan von New-Orleans. A Landungsplatz der Schiffe, B Pontchartrain-See, C Southern Yacht Club, D Clubhäuser, E City- Park, F Leuchtfeuer, G Fair-Ground, H Jockey-Club, J Metairie-Friedhof, K Reitpark Oakland, L Aus- stellungs-Park, M Hauptgebäude desselben, N Bahnhöfe, O Canal-Street, P Carondelet-Walk. Q Espla- nade-Street, R Bernard-Avenue, S Elisian-Fields, T Lafayette-Str., U Ursulinerinnen-Str., V Jourdan- Av., W Lea-Circle, X Louisiana-Av., Y Napoleon-Av., Z Upper-Line. — 1 Charles-Av., 2 Clairborn-Str., 3 Hagen-Av., Florida-Av., 5 St. Claude-Str., 6 Commerce Place, 7 Pelopidas-Str. oder Gentilli-Av., 8 Monroe-Av., 9 St. James-Av., 10 Calhoun-Av., 11 Edinbourg-Av, 12 Peoples-Av., 13 Constitution- Place, 14 Broad-Str., 15 Carrollton-Av., 16 Poydras-Can. und Str., 17 Greenwood-Friedhof, 18 Ka- sernen, 19 Jackson-Square, 20 Münze, 21 Custom-House, 22 Clay-Statue, 23 Ursulinerinnen-Kloster, 24 Lafayette-Square, 25 Gefechtsfeld vom 8. Jänner 1815.]

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/160>, abgerufen am 25.11.2024.