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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Die atlantische Küste von Amerika.
am oberen Mississippi zusammenhängt und erst zum Durchbruche
kommen konnte, seit das Mississippi-Becken unter Pflug genommen
wird, also seit 15--20 Jahren.

Golddurstige Spanier, welche der verunglückten Expedition des Pamphilio
de Narvaez zur Eroberung von Florida angehörten und im Jahre 1536 den Rückzug
gegen den Mississippi antraten, waren die ersten Europäer, welche den Vater der
Ströme erblickten.

Ein Jahr später erhielt Ferdinando de Loto aus Xeres die Bewilligung
Karl's V., auf eigene Kosten dieselbe Halbinsel zu erobern. Seine gut ausgerüstete
Expedition landete dort am 31. Mai 1539, allein bevor der kühne Abenteurer 1542
den Mississippi erreichte, war sein Heer völlig vernichtet. De Loto starb an der
Mündung des Red-River, und die elenden Reste seiner Scharen flüchteten 1543
nach harten Entbehrungen stromwärts an die Meeresküste.

Das verhängnissvolle Schicksal der Spanier scheint von weiteren Versuchen,
das erwähnte Gebiet zu erobern, nachhaltig abgeschreckt zu haben, denn 130 Jahre
lang betrat kein weisser Mann die dortige Küste.

Erst im Jahre 1682 erschien eine französische Expedition am Mississippi
Delta, nachdem sie von Canada aus den oberen Lauf des Stromes erreicht und
den letzteren bis zur Mündung befahren hatte. Robert Cavalier de la Salle und
Seigneur Henry de Tonti, ein italienischer Officier, die muthigen Führer der Un-
ternehmung, richteten am 9. April des genannten Jahres ein Kreuz am Delta auf
und erklärten das Land im Namen Ludwig XIV. als Besitz der französischen
Krone. Diesem Könige zu Ehren erhielt das Land den Namen Louisiana.

Die eigentliche Colonisation fand aber erst im Jahre 1699 durch eine Ex-
pedition von 300 Mann statt. Der erste Gouverneur war Sauvolle und 1701 folgte
nach dem Tode desselben Bienville.

Es scheint, dass die Verhältnisse der Colonie recht günstig sich gestaltet
haben, zumindest aber, dass gute Aussichten für eine günstige Entwicklung er-
wartet wurden, denn 1712 verlieh Ludwig XIV. einem Ant. Crozat auf fünfzehn
Jahre das Patent für den ausschliesslichen Handel in der ganzen "Provinz" vom
mexikanischen Golfe bis zu den grossen Seen im Norden und von den Alleghanies
bis zu den Rocky-Mountains im Westen.

Als Gegenleistung war bedungen, dass Crozat jährlich zwei Schiffe mit Co-
lonisten nach Louisiana sende und nach Verlauf von neun Jahren sämmtliche Aus-
lagen der Colonialverwaltung mit Einschluss jener für das Heer auf eigene Rech-
nung übernehme.

Der erwähnte Pact, ohne Zweifel einer der originellsten Verträge in der
Colonialgeschichte, gibt Zeugniss von dem weiten Fluge der Bestrebungen
Ludwig's XIV., die darauf abzielten, im Rücken der englisch-puritanischen Küsten-
colonien ein Weltreich zu gründen, das auf Canada sich gestützt hätte.

Allein Crozat fand seine Rechnung nicht; schon nach fünf Jahren übergab
er das Patent dem Herzog von Orleans, damaligen Regenten während der Minder-
jährigkeit Ludwig's XV. (1717).

Im gleichen Jahre wurde die Colonisation von Louisiana als commerzielle
Unternehmung einer Westindischen Compagnie, auch Mississippi-Compagnie ge-
nannt, auf die Dauer von 25 Jahren übertragen (John Law). Auch diese Gesell-

Die atlantische Küste von Amerika.
am oberen Mississippi zusammenhängt und erst zum Durchbruche
kommen konnte, seit das Mississippi-Becken unter Pflug genommen
wird, also seit 15—20 Jahren.

Golddurstige Spanier, welche der verunglückten Expedition des Pamphilio
de Narvaez zur Eroberung von Florida angehörten und im Jahre 1536 den Rückzug
gegen den Mississippi antraten, waren die ersten Europäer, welche den Vater der
Ströme erblickten.

Ein Jahr später erhielt Ferdinando de Loto aus Xeres die Bewilligung
Karl’s V., auf eigene Kosten dieselbe Halbinsel zu erobern. Seine gut ausgerüstete
Expedition landete dort am 31. Mai 1539, allein bevor der kühne Abenteurer 1542
den Mississippi erreichte, war sein Heer völlig vernichtet. De Loto starb an der
Mündung des Red-River, und die elenden Reste seiner Scharen flüchteten 1543
nach harten Entbehrungen stromwärts an die Meeresküste.

Das verhängnissvolle Schicksal der Spanier scheint von weiteren Versuchen,
das erwähnte Gebiet zu erobern, nachhaltig abgeschreckt zu haben, denn 130 Jahre
lang betrat kein weisser Mann die dortige Küste.

Erst im Jahre 1682 erschien eine französische Expedition am Mississippi
Delta, nachdem sie von Canada aus den oberen Lauf des Stromes erreicht und
den letzteren bis zur Mündung befahren hatte. Robert Cavalier de la Salle und
Seigneur Henry de Tonti, ein italienischer Officier, die muthigen Führer der Un-
ternehmung, richteten am 9. April des genannten Jahres ein Kreuz am Delta auf
und erklärten das Land im Namen Ludwig XIV. als Besitz der französischen
Krone. Diesem Könige zu Ehren erhielt das Land den Namen Louisiana.

Die eigentliche Colonisation fand aber erst im Jahre 1699 durch eine Ex-
pedition von 300 Mann statt. Der erste Gouverneur war Sauvolle und 1701 folgte
nach dem Tode desselben Bienville.

Es scheint, dass die Verhältnisse der Colonie recht günstig sich gestaltet
haben, zumindest aber, dass gute Aussichten für eine günstige Entwicklung er-
wartet wurden, denn 1712 verlieh Ludwig XIV. einem Ant. Crozat auf fünfzehn
Jahre das Patent für den ausschliesslichen Handel in der ganzen „Provinz“ vom
mexikanischen Golfe bis zu den grossen Seen im Norden und von den Alleghanïes
bis zu den Rocky-Mountains im Westen.

Als Gegenleistung war bedungen, dass Crozat jährlich zwei Schiffe mit Co-
lonisten nach Louisiana sende und nach Verlauf von neun Jahren sämmtliche Aus-
lagen der Colonialverwaltung mit Einschluss jener für das Heer auf eigene Rech-
nung übernehme.

Der erwähnte Pact, ohne Zweifel einer der originellsten Verträge in der
Colonialgeschichte, gibt Zeugniss von dem weiten Fluge der Bestrebungen
Ludwig’s XIV., die darauf abzielten, im Rücken der englisch-puritanischen Küsten-
colonien ein Weltreich zu gründen, das auf Canada sich gestützt hätte.

Allein Crozat fand seine Rechnung nicht; schon nach fünf Jahren übergab
er das Patent dem Herzog von Orleans, damaligen Regenten während der Minder-
jährigkeit Ludwig’s XV. (1717).

Im gleichen Jahre wurde die Colonisation von Louisiana als commerzielle
Unternehmung einer Westindischen Compagnie, auch Mississippi-Compagnie ge-
nannt, auf die Dauer von 25 Jahren übertragen (John Law). Auch diese Gesell-

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[136/0152] Die atlantische Küste von Amerika. am oberen Mississippi zusammenhängt und erst zum Durchbruche kommen konnte, seit das Mississippi-Becken unter Pflug genommen wird, also seit 15—20 Jahren. Golddurstige Spanier, welche der verunglückten Expedition des Pamphilio de Narvaez zur Eroberung von Florida angehörten und im Jahre 1536 den Rückzug gegen den Mississippi antraten, waren die ersten Europäer, welche den Vater der Ströme erblickten. Ein Jahr später erhielt Ferdinando de Loto aus Xeres die Bewilligung Karl’s V., auf eigene Kosten dieselbe Halbinsel zu erobern. Seine gut ausgerüstete Expedition landete dort am 31. Mai 1539, allein bevor der kühne Abenteurer 1542 den Mississippi erreichte, war sein Heer völlig vernichtet. De Loto starb an der Mündung des Red-River, und die elenden Reste seiner Scharen flüchteten 1543 nach harten Entbehrungen stromwärts an die Meeresküste. Das verhängnissvolle Schicksal der Spanier scheint von weiteren Versuchen, das erwähnte Gebiet zu erobern, nachhaltig abgeschreckt zu haben, denn 130 Jahre lang betrat kein weisser Mann die dortige Küste. Erst im Jahre 1682 erschien eine französische Expedition am Mississippi Delta, nachdem sie von Canada aus den oberen Lauf des Stromes erreicht und den letzteren bis zur Mündung befahren hatte. Robert Cavalier de la Salle und Seigneur Henry de Tonti, ein italienischer Officier, die muthigen Führer der Un- ternehmung, richteten am 9. April des genannten Jahres ein Kreuz am Delta auf und erklärten das Land im Namen Ludwig XIV. als Besitz der französischen Krone. Diesem Könige zu Ehren erhielt das Land den Namen Louisiana. Die eigentliche Colonisation fand aber erst im Jahre 1699 durch eine Ex- pedition von 300 Mann statt. Der erste Gouverneur war Sauvolle und 1701 folgte nach dem Tode desselben Bienville. Es scheint, dass die Verhältnisse der Colonie recht günstig sich gestaltet haben, zumindest aber, dass gute Aussichten für eine günstige Entwicklung er- wartet wurden, denn 1712 verlieh Ludwig XIV. einem Ant. Crozat auf fünfzehn Jahre das Patent für den ausschliesslichen Handel in der ganzen „Provinz“ vom mexikanischen Golfe bis zu den grossen Seen im Norden und von den Alleghanïes bis zu den Rocky-Mountains im Westen. Als Gegenleistung war bedungen, dass Crozat jährlich zwei Schiffe mit Co- lonisten nach Louisiana sende und nach Verlauf von neun Jahren sämmtliche Aus- lagen der Colonialverwaltung mit Einschluss jener für das Heer auf eigene Rech- nung übernehme. Der erwähnte Pact, ohne Zweifel einer der originellsten Verträge in der Colonialgeschichte, gibt Zeugniss von dem weiten Fluge der Bestrebungen Ludwig’s XIV., die darauf abzielten, im Rücken der englisch-puritanischen Küsten- colonien ein Weltreich zu gründen, das auf Canada sich gestützt hätte. Allein Crozat fand seine Rechnung nicht; schon nach fünf Jahren übergab er das Patent dem Herzog von Orleans, damaligen Regenten während der Minder- jährigkeit Ludwig’s XV. (1717). Im gleichen Jahre wurde die Colonisation von Louisiana als commerzielle Unternehmung einer Westindischen Compagnie, auch Mississippi-Compagnie ge- nannt, auf die Dauer von 25 Jahren übertragen (John Law). Auch diese Gesell-

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/152>, abgerufen am 22.11.2024.