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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Baltimore.

Das östliche Gebiet des Mississippi-Sundes enthält die gegen
50 km in nördlicher Richtung eingeschnittene Mobile-Bai, deren Ein-
fahrt die auf beiden Seiten derselben erbauten Forts Gaines und
Morgan beherrschen. Am nördlichsten Ende dieser Bai liegt unter
30° 42' nördl. Br. und 88° westl. L. von Greenwich am rechten Ufer
des gleichnamigen Flusses die zum Staate Alabama gehörende Stadt
Mobile. Dieselbe ist auf einer Niederung erbaut, längs welcher auf
einige Kilometer von der Stadt entfernt ein hoher malerischer Hügel-
zug streicht.

Bei Mobile war der eigentliche Sitz der französischen Colonisation,
und die 1702 von Canadiern gegründete Niederlassung verblieb für
einige Zeit die Hauptstadt von Louisiana. 1763 ging Mobile und
dessen Landgebiet in englischen Besitz über, 1780 erhielt es Spanien
und 1813 übernahmen es die Vereinigten Staaten. Mobile ward 1819
mit 800 Einwohnern zur Stadt erhoben und hat seither eine über-
raschende Entwicklung genommen. Gegenwärtig zählt Mobile nahezu
40.000 Bewohner. Die Fortificationen waren während des Bürger-
krieges nahezu bis zur Beendigung desselben die hervorragendsten
Bollwerke der Conföderirten und erst am 5. August 1864 forcirte
Admiral Farragut mit seiner Flotte die Einfahrt.

Wenn man von Osten kommt, ist Mobile der erste wichtigere
Hafen der Union am mexicanischen Meerbusen, der Verschiffungsplatz
des Staates Alabama und von den interessirten Eisenbahngesellschaften
zum Hauptkohlendepot an der Golfküste bestimmt. Denn drei grosse
Kohlenfelder und ausgedehnte Eisenlager mit einem jungen, gewaltig
aufblühenden Birmingham finden sich im Norden des Staates. Südlich
vom Lande des Bergbaues liegt der "schwarze Gürtel", der Sitz der
Baumwollcultur des Staates, den auch schwarze Menschen bewohnen,
und an der Küste eine breite, herrliche Waldzone, wichtig für die Ver-
sorgung der östlichen Küstenplätze bis New-York hinauf mit Holz,
Harz und Terpentinsprit.

Der wichtigste Stapelartikel wird immer Baumwolle bleiben. Von dieser
wurden 1888/89 229.003 Ballen im Werthe von 10,321.164 Dollars, 1887/88
207.377 Ballen ausgeführt, und zwar etwa drei Viertel davon nach Häfen und
Spinnereien der Vereinigten Staaten, der Rest nach England.

Werth der Ausfuhr ins Ausland 1888/89 3,066.648 Dollars.

Mit dem Innern ist Mobile durch eine Küstenbahn und vier nach Norden
führende Linien verbunden.

Consulate haben hier: Belgien, Deutsches Reich, Mexico, Niederlande.




Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 17
Baltimore.

Das östliche Gebiet des Mississippi-Sundes enthält die gegen
50 km in nördlicher Richtung eingeschnittene Mobile-Bai, deren Ein-
fahrt die auf beiden Seiten derselben erbauten Forts Gaines und
Morgan beherrschen. Am nördlichsten Ende dieser Bai liegt unter
30° 42′ nördl. Br. und 88° westl. L. von Greenwich am rechten Ufer
des gleichnamigen Flusses die zum Staate Alabama gehörende Stadt
Mobile. Dieselbe ist auf einer Niederung erbaut, längs welcher auf
einige Kilometer von der Stadt entfernt ein hoher malerischer Hügel-
zug streicht.

Bei Mobile war der eigentliche Sitz der französischen Colonisation,
und die 1702 von Canadiern gegründete Niederlassung verblieb für
einige Zeit die Hauptstadt von Louisiana. 1763 ging Mobile und
dessen Landgebiet in englischen Besitz über, 1780 erhielt es Spanien
und 1813 übernahmen es die Vereinigten Staaten. Mobile ward 1819
mit 800 Einwohnern zur Stadt erhoben und hat seither eine über-
raschende Entwicklung genommen. Gegenwärtig zählt Mobile nahezu
40.000 Bewohner. Die Fortificationen waren während des Bürger-
krieges nahezu bis zur Beendigung desselben die hervorragendsten
Bollwerke der Conföderirten und erst am 5. August 1864 forcirte
Admiral Farragut mit seiner Flotte die Einfahrt.

Wenn man von Osten kommt, ist Mobile der erste wichtigere
Hafen der Union am mexicanischen Meerbusen, der Verschiffungsplatz
des Staates Alabama und von den interessirten Eisenbahngesellschaften
zum Hauptkohlendepôt an der Golfküste bestimmt. Denn drei grosse
Kohlenfelder und ausgedehnte Eisenlager mit einem jungen, gewaltig
aufblühenden Birmingham finden sich im Norden des Staates. Südlich
vom Lande des Bergbaues liegt der „schwarze Gürtel“, der Sitz der
Baumwollcultur des Staates, den auch schwarze Menschen bewohnen,
und an der Küste eine breite, herrliche Waldzone, wichtig für die Ver-
sorgung der östlichen Küstenplätze bis New-York hinauf mit Holz,
Harz und Terpentinsprit.

Der wichtigste Stapelartikel wird immer Baumwolle bleiben. Von dieser
wurden 1888/89 229.003 Ballen im Werthe von 10,321.164 Dollars, 1887/88
207.377 Ballen ausgeführt, und zwar etwa drei Viertel davon nach Häfen und
Spinnereien der Vereinigten Staaten, der Rest nach England.

Werth der Ausfuhr ins Ausland 1888/89 3,066.648 Dollars.

Mit dem Innern ist Mobile durch eine Küstenbahn und vier nach Norden
führende Linien verbunden.

Consulate haben hier: Belgien, Deutsches Reich, Mexico, Niederlande.




Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 17
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[129/0145] Baltimore. Das östliche Gebiet des Mississippi-Sundes enthält die gegen 50 km in nördlicher Richtung eingeschnittene Mobile-Bai, deren Ein- fahrt die auf beiden Seiten derselben erbauten Forts Gaines und Morgan beherrschen. Am nördlichsten Ende dieser Bai liegt unter 30° 42′ nördl. Br. und 88° westl. L. von Greenwich am rechten Ufer des gleichnamigen Flusses die zum Staate Alabama gehörende Stadt Mobile. Dieselbe ist auf einer Niederung erbaut, längs welcher auf einige Kilometer von der Stadt entfernt ein hoher malerischer Hügel- zug streicht. Bei Mobile war der eigentliche Sitz der französischen Colonisation, und die 1702 von Canadiern gegründete Niederlassung verblieb für einige Zeit die Hauptstadt von Louisiana. 1763 ging Mobile und dessen Landgebiet in englischen Besitz über, 1780 erhielt es Spanien und 1813 übernahmen es die Vereinigten Staaten. Mobile ward 1819 mit 800 Einwohnern zur Stadt erhoben und hat seither eine über- raschende Entwicklung genommen. Gegenwärtig zählt Mobile nahezu 40.000 Bewohner. Die Fortificationen waren während des Bürger- krieges nahezu bis zur Beendigung desselben die hervorragendsten Bollwerke der Conföderirten und erst am 5. August 1864 forcirte Admiral Farragut mit seiner Flotte die Einfahrt. Wenn man von Osten kommt, ist Mobile der erste wichtigere Hafen der Union am mexicanischen Meerbusen, der Verschiffungsplatz des Staates Alabama und von den interessirten Eisenbahngesellschaften zum Hauptkohlendepôt an der Golfküste bestimmt. Denn drei grosse Kohlenfelder und ausgedehnte Eisenlager mit einem jungen, gewaltig aufblühenden Birmingham finden sich im Norden des Staates. Südlich vom Lande des Bergbaues liegt der „schwarze Gürtel“, der Sitz der Baumwollcultur des Staates, den auch schwarze Menschen bewohnen, und an der Küste eine breite, herrliche Waldzone, wichtig für die Ver- sorgung der östlichen Küstenplätze bis New-York hinauf mit Holz, Harz und Terpentinsprit. Der wichtigste Stapelartikel wird immer Baumwolle bleiben. Von dieser wurden 1888/89 229.003 Ballen im Werthe von 10,321.164 Dollars, 1887/88 207.377 Ballen ausgeführt, und zwar etwa drei Viertel davon nach Häfen und Spinnereien der Vereinigten Staaten, der Rest nach England. Werth der Ausfuhr ins Ausland 1888/89 3,066.648 Dollars. Mit dem Innern ist Mobile durch eine Küstenbahn und vier nach Norden führende Linien verbunden. Consulate haben hier: Belgien, Deutsches Reich, Mexico, Niederlande. Die Seehäfen des Weltverkehrs. II. Band. 17

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/145>, abgerufen am 27.11.2024.