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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Philadelphia.
Leuchtfeuer, welche beide das grosse Ausgangsthor nach dem Ocean
markiren, passirt und der offene Kampf mit den Elementen begonnen
werden kann.

Das Anlaufen der Bucht bietet in stürmischer Winterszeit gar
manche Schwierigkeiten und Gefahren, weshalb durch die Regierung
der Vereinigten Staaten innerhalb Cap Henlopen ein Wellenbrecher
errichtet worden ist. Hinter diesem finden die vor den Stürmen des
Oceans flüchtenden Schiffe einen geschützten Ankerplatz, bevor sie
die Bai aufwärts in den Delaware segeln.

Philadelphia, die reizende Stadt, in welcher, wie erwähnt, die
Amerikaner 1876 zur Feier der 100 Jahre früher erfolgten Erklärung
ihrer Unabhängigkeit eine Weltausstellung abhielten, ist nach New-
York der grösste Wohnplatz der Vereinigten Staaten, sie ist ein
wichtiger Fabriksort und der Hafen des wohlangebauten und industrie-
reichen Staates Pennsylvanien. Nicht viel weiter als 100 km nach
Nordwesten entfernt liegen die grössten Lager der Union an Anthra-
citkohlen, durch Canäle und Flussläufe mit ihn verbunden. Auffallend
muss es erscheinen, dass eine solche Stadt als Handelsplatz nicht nur
New-York weichen musste, dass sie sogar an Bedeutung weit hinter
demselben rangirt. Diese Erscheinung wird erklärlich, wenn man be-
denkt, dass keiner dieser Canäle die Alleghanies überschreitet und
dass die grossen Trunklinien, von denen die Pennsylvania Rail-Road-
Compagnie allein nach Philadelphia geht, in jeder Weise die benach-
barten Häfen New-York und Baltimore begünstigen. Denn für den
Verkehr mit Philadelphia drückt auf die Pennsylvania-Eisenbahn
keine Concurrenzlinie, wie auf den Strecken nach New-York und
Baltimore. Güter aus dem Westen, welche nach diesen Plätzen be-
stimmt sind, zahlen daher niedrigere Frachtsätze, als wenn sie nach
Philadelphia gehen. Der Hafen ist nicht frei von der Gefahr des Zu-
frierens und bedarf auch sonst mancher Verbesserungen, um dann
durch seine Grösse, durch die Tiefe des Fahrwassers und die
Vortrefflichkeit seiner Docks ein Landungsplatz ersten Ranges zu
werden.

Man will zur Hebung des Verkehres die in der Mitte des
Delaware liegenden Inseln Smiths und Windmill ganz, Pettys Insel
zum Theile entfernen und einen Canal vom oberen Ende der Stadt
bis zur Delawarebai schaffen, welcher 183 m breit und 7·9 m tief
sein wird. Dann wird Philadelphia, von dem man mit Expresszügen
in zwei Stunden nach New-York und in 21/2 Stunden nach Baltimore
gelangt, vielleicht wieder jenen Theil des Handels der Union erlangen,

Philadelphia.
Leuchtfeuer, welche beide das grosse Ausgangsthor nach dem Ocean
markiren, passirt und der offene Kampf mit den Elementen begonnen
werden kann.

Das Anlaufen der Bucht bietet in stürmischer Winterszeit gar
manche Schwierigkeiten und Gefahren, weshalb durch die Regierung
der Vereinigten Staaten innerhalb Cap Henlopen ein Wellenbrecher
errichtet worden ist. Hinter diesem finden die vor den Stürmen des
Oceans flüchtenden Schiffe einen geschützten Ankerplatz, bevor sie
die Bai aufwärts in den Delaware segeln.

Philadelphia, die reizende Stadt, in welcher, wie erwähnt, die
Amerikaner 1876 zur Feier der 100 Jahre früher erfolgten Erklärung
ihrer Unabhängigkeit eine Weltausstellung abhielten, ist nach New-
York der grösste Wohnplatz der Vereinigten Staaten, sie ist ein
wichtiger Fabriksort und der Hafen des wohlangebauten und industrie-
reichen Staates Pennsylvanien. Nicht viel weiter als 100 km nach
Nordwesten entfernt liegen die grössten Lager der Union an Anthra-
citkohlen, durch Canäle und Flussläufe mit ihn verbunden. Auffallend
muss es erscheinen, dass eine solche Stadt als Handelsplatz nicht nur
New-York weichen musste, dass sie sogar an Bedeutung weit hinter
demselben rangirt. Diese Erscheinung wird erklärlich, wenn man be-
denkt, dass keiner dieser Canäle die Alleghanies überschreitet und
dass die grossen Trunklinien, von denen die Pennsylvania Rail-Road-
Compagnie allein nach Philadelphia geht, in jeder Weise die benach-
barten Häfen New-York und Baltimore begünstigen. Denn für den
Verkehr mit Philadelphia drückt auf die Pennsylvania-Eisenbahn
keine Concurrenzlinie, wie auf den Strecken nach New-York und
Baltimore. Güter aus dem Westen, welche nach diesen Plätzen be-
stimmt sind, zahlen daher niedrigere Frachtsätze, als wenn sie nach
Philadelphia gehen. Der Hafen ist nicht frei von der Gefahr des Zu-
frierens und bedarf auch sonst mancher Verbesserungen, um dann
durch seine Grösse, durch die Tiefe des Fahrwassers und die
Vortrefflichkeit seiner Docks ein Landungsplatz ersten Ranges zu
werden.

Man will zur Hebung des Verkehres die in der Mitte des
Delaware liegenden Inseln Smiths und Windmill ganz, Pettys Insel
zum Theile entfernen und einen Canal vom oberen Ende der Stadt
bis zur Delawarebai schaffen, welcher 183 m breit und 7·9 m tief
sein wird. Dann wird Philadelphia, von dem man mit Expresszügen
in zwei Stunden nach New-York und in 2½ Stunden nach Baltimore
gelangt, vielleicht wieder jenen Theil des Handels der Union erlangen,

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[103/0119] Philadelphia. Leuchtfeuer, welche beide das grosse Ausgangsthor nach dem Ocean markiren, passirt und der offene Kampf mit den Elementen begonnen werden kann. Das Anlaufen der Bucht bietet in stürmischer Winterszeit gar manche Schwierigkeiten und Gefahren, weshalb durch die Regierung der Vereinigten Staaten innerhalb Cap Henlopen ein Wellenbrecher errichtet worden ist. Hinter diesem finden die vor den Stürmen des Oceans flüchtenden Schiffe einen geschützten Ankerplatz, bevor sie die Bai aufwärts in den Delaware segeln. Philadelphia, die reizende Stadt, in welcher, wie erwähnt, die Amerikaner 1876 zur Feier der 100 Jahre früher erfolgten Erklärung ihrer Unabhängigkeit eine Weltausstellung abhielten, ist nach New- York der grösste Wohnplatz der Vereinigten Staaten, sie ist ein wichtiger Fabriksort und der Hafen des wohlangebauten und industrie- reichen Staates Pennsylvanien. Nicht viel weiter als 100 km nach Nordwesten entfernt liegen die grössten Lager der Union an Anthra- citkohlen, durch Canäle und Flussläufe mit ihn verbunden. Auffallend muss es erscheinen, dass eine solche Stadt als Handelsplatz nicht nur New-York weichen musste, dass sie sogar an Bedeutung weit hinter demselben rangirt. Diese Erscheinung wird erklärlich, wenn man be- denkt, dass keiner dieser Canäle die Alleghanies überschreitet und dass die grossen Trunklinien, von denen die Pennsylvania Rail-Road- Compagnie allein nach Philadelphia geht, in jeder Weise die benach- barten Häfen New-York und Baltimore begünstigen. Denn für den Verkehr mit Philadelphia drückt auf die Pennsylvania-Eisenbahn keine Concurrenzlinie, wie auf den Strecken nach New-York und Baltimore. Güter aus dem Westen, welche nach diesen Plätzen be- stimmt sind, zahlen daher niedrigere Frachtsätze, als wenn sie nach Philadelphia gehen. Der Hafen ist nicht frei von der Gefahr des Zu- frierens und bedarf auch sonst mancher Verbesserungen, um dann durch seine Grösse, durch die Tiefe des Fahrwassers und die Vortrefflichkeit seiner Docks ein Landungsplatz ersten Ranges zu werden. Man will zur Hebung des Verkehres die in der Mitte des Delaware liegenden Inseln Smiths und Windmill ganz, Pettys Insel zum Theile entfernen und einen Canal vom oberen Ende der Stadt bis zur Delawarebai schaffen, welcher 183 m breit und 7·9 m tief sein wird. Dann wird Philadelphia, von dem man mit Expresszügen in zwei Stunden nach New-York und in 2½ Stunden nach Baltimore gelangt, vielleicht wieder jenen Theil des Handels der Union erlangen,

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/119>, abgerufen am 22.11.2024.