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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Hull.

Am Zusammenflusse von Humber und Hull unter 53° 45' nördl.
Br. und 0° 18' westl. L. v. Gr. liegt die Stadt Kingston upon Hull,
kurzweg Hull genannt, welche in Beziehung auf ihre commerziell-
maritime Bedeutung zu den ersten Plätzen des Vereinigten Königreiches
zählt. Der Humber ist ein kurzer, aber sehr ansehnlicher Fluss, welcher
aus der allmäligen Vereinigung vieler Gewässer entsteht und sich dann
majestätisch in die Nordsee ergiesst. Flussaufwärts ungefähr 30 km
ober der Mündung kommt von Norden der Fluss Hull, und in dem
Winkel, welchen dieser viel kleinere Fluss mit dem Humber bildet,
lag schon von altersher eine ansehnliche städtische Siedelung, der Kern
des heutigen Hull.

Die Geschichte von Hull reicht weit zurück ins ferne Mittelalter. Jeden-
falls wird dieser Stadt als eines organisirten und mit municipalen Rechten
ausgestatteten Gemeinwesens unter König Eduard I. sichere Erwähnung gethan.
Seither hat Hull, in der Grafschaft York gelegen, eine ziemlich bedeutende Rolle
in der Geschichte des Landes gespielt und galt bis zum Ende des XVII. Jahr-
hunderts als fester, schwer bezwingbarer Platz, dessen Besitz für die Herrschaft
im nordöstlichen England stets von Wichtigkeit war.

Namentlich im Kriege der beiden Rosen hatte Hull manche Stürme zu be-
stehen, und nicht minder war es lebhaft an dem grossen Kampfe zwischen Karl I.
und dem Parlamente betheiligt, in welchem es fest auf Seite des letzteren stand.
Zum letztenmale spielte sich noch im Jahre 1688 in dieser Stadt eine historische
Tragödie ab. Der katholisch gesinnte Gouverneur, welcher Jakob II. anhing, wurde
von den protestantischen Officieren und ihren gesinnungsverwandten Bürgern über-
wältigt, um die Stadt für Wilhelm von Oranien zu sichern.

War Hull aber auch ein fester Platz, so hinderte dies doch keineswegs,
dass dessen Bewohner die Gunst ihrer Lage wohl ausnützten und sich stets dem
Handel und der Schiffahrt mit Eifer widmeten. Der Hullfluss gewährte den
Schiffen eine sichere Liegestätte und diente Jahrhunderte als Hafen. Die alte
Stadt ward im Osten durch diesen Fluss begrenzt, während ringsum starke Mauern
mit einzelnen Kernvesten sich ausdehnten, welche die Stadt gegen Westen in
jener Strecke begrenzten, wo sich heute der Queen-Dock und dessen beide süd-
lichen Nachbarn befinden.


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Hull.

Am Zusammenflusse von Humber und Hull unter 53° 45′ nördl.
Br. und 0° 18′ westl. L. v. Gr. liegt die Stadt Kingston upon Hull,
kurzweg Hull genannt, welche in Beziehung auf ihre commerziell-
maritime Bedeutung zu den ersten Plätzen des Vereinigten Königreiches
zählt. Der Humber ist ein kurzer, aber sehr ansehnlicher Fluss, welcher
aus der allmäligen Vereinigung vieler Gewässer entsteht und sich dann
majestätisch in die Nordsee ergiesst. Flussaufwärts ungefähr 30 km
ober der Mündung kommt von Norden der Fluss Hull, und in dem
Winkel, welchen dieser viel kleinere Fluss mit dem Humber bildet,
lag schon von altersher eine ansehnliche städtische Siedelung, der Kern
des heutigen Hull.

Die Geschichte von Hull reicht weit zurück ins ferne Mittelalter. Jeden-
falls wird dieser Stadt als eines organisirten und mit municipalen Rechten
ausgestatteten Gemeinwesens unter König Eduard I. sichere Erwähnung gethan.
Seither hat Hull, in der Grafschaft York gelegen, eine ziemlich bedeutende Rolle
in der Geschichte des Landes gespielt und galt bis zum Ende des XVII. Jahr-
hunderts als fester, schwer bezwingbarer Platz, dessen Besitz für die Herrschaft
im nordöstlichen England stets von Wichtigkeit war.

Namentlich im Kriege der beiden Rosen hatte Hull manche Stürme zu be-
stehen, und nicht minder war es lebhaft an dem grossen Kampfe zwischen Karl I.
und dem Parlamente betheiligt, in welchem es fest auf Seite des letzteren stand.
Zum letztenmale spielte sich noch im Jahre 1688 in dieser Stadt eine historische
Tragödie ab. Der katholisch gesinnte Gouverneur, welcher Jakob II. anhing, wurde
von den protestantischen Officieren und ihren gesinnungsverwandten Bürgern über-
wältigt, um die Stadt für Wilhelm von Oranien zu sichern.

War Hull aber auch ein fester Platz, so hinderte dies doch keineswegs,
dass dessen Bewohner die Gunst ihrer Lage wohl ausnützten und sich stets dem
Handel und der Schiffahrt mit Eifer widmeten. Der Hullfluss gewährte den
Schiffen eine sichere Liegestätte und diente Jahrhunderte als Hafen. Die alte
Stadt ward im Osten durch diesen Fluss begrenzt, während ringsum starke Mauern
mit einzelnen Kernvesten sich ausdehnten, welche die Stadt gegen Westen in
jener Strecke begrenzten, wo sich heute der Queen-Dock und dessen beide süd-
lichen Nachbarn befinden.


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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. [979]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/999>, abgerufen am 23.11.2024.