Das üppige materielle Leben und die Sittenlosigkeit der Stadt, an welche Apostel Paulus, der dort eine christliche Gemeinde gründete, seine Briefe gerichtet, sind bekannt.
Auch die Herrlichkeit des cäsarischen Korinth verblasst nur allzu bald. Noch sieht der Isthmus das römische Scheusal Nero auf dessen phantastischem Zuge nach Griechenland.
Der kaiserliche Schauspieler schreitet hier zur Schaffung eines Culturwerkes, indem er den der ganzen antiken Welt schon in der Zeit des Periander vorge- schwebten Gedanken eines Canalbaues durch den Isthmus ins Werk setzt. Vom westlichen Ufer aus ward die Arbeit begonnen und 1100 m des 60 m breiten Canales fertiggestellt. Die Empörung des Vindex in Gallien zwang plötzlich, das Unter- nehmen aufzugeben.
Korinth sinkt nun immer tiefer herab und bleibt mehr als ein Jahrtausend nur als unbedeutender Ort bekannt. In dieser Verlassenheit wird es eine Beute der Ottomanen, und 1458 weht nach furchtbarem Kampfe das Banner des Halb- monds auf der Burg Akrokorinth; 1682 ist dort das Banner mit dem Markuslöwen und 1715 wieder die Flagge des Propheten entfaltet, allerdings nur über den Trümmerhaufen der alten Feste.
Die jüngste Ansiedlung am Isthmus, das kleine Städtchen Neu- Korinth, ist vor kaum 30 Jahren entstanden, als 1858 ein Erdbeben die bescheidenen Ueberreste des alten Korinth fast ganz zerstört hatte. Die Bewohner gründeten hierauf an der Meeresküste ein neues Heim.
Umgeben von dem Zauber uralter Erinnerungen, in welche der Pfiff der Locomotive als Echo der neuen Zeit sich mengte, blickt das aufstrebende Städtchen froh hinaus auf das herrliche Bild des Golfes, der, nördlich von den mächtigen Gebirgsmassen von Böotien an bis Aetolien begleitet, wie ein grosser geschlossener See erscheint. Noch imposanter ist das Panorama von der Burghöhe Akrokorinth (575 m). Da treten der Helikon mit den jetzt baumlosen Abhängen und besonders der dem Apollo und den Musen geweihte Parnass mit seinem im Frühlinge bis tief hinab zum grünen Gelände schneebedeckten Abhängen scharf hervor.
Das alte Korinth war reich an weltberühmten Heiligthümern; von der Pracht einzelner derselben erzählen die erhaltenen Ueberreste. Ihres strengen frühdorischen Styles wegen hervorragend sind besonders die prächtigen Säulen eines uralten grossen Tempels, der der Astarte oder der Pallas Athene geweiht war, worüber die tiefe Gelehrsamkeit der Archeologen nicht einig ist.
Von dem bedeutenden Cultus, dessen die schaumgeborene Göttin in Korinth sich erfreute, ist heute nur eine vormals schön gefasste Quelle, "das Bad der Aphrodite", zu sehen.
10*
Patras und der Canal von Korinth.
Das üppige materielle Leben und die Sittenlosigkeit der Stadt, an welche Apostel Paulus, der dort eine christliche Gemeinde gründete, seine Briefe gerichtet, sind bekannt.
Auch die Herrlichkeit des cäsarischen Korinth verblasst nur allzu bald. Noch sieht der Isthmus das römische Scheusal Nero auf dessen phantastischem Zuge nach Griechenland.
Der kaiserliche Schauspieler schreitet hier zur Schaffung eines Culturwerkes, indem er den der ganzen antiken Welt schon in der Zeit des Periander vorge- schwebten Gedanken eines Canalbaues durch den Isthmus ins Werk setzt. Vom westlichen Ufer aus ward die Arbeit begonnen und 1100 m des 60 m breiten Canales fertiggestellt. Die Empörung des Vindex in Gallien zwang plötzlich, das Unter- nehmen aufzugeben.
Korinth sinkt nun immer tiefer herab und bleibt mehr als ein Jahrtausend nur als unbedeutender Ort bekannt. In dieser Verlassenheit wird es eine Beute der Ottomanen, und 1458 weht nach furchtbarem Kampfe das Banner des Halb- monds auf der Burg Akrokorinth; 1682 ist dort das Banner mit dem Markuslöwen und 1715 wieder die Flagge des Propheten entfaltet, allerdings nur über den Trümmerhaufen der alten Feste.
Die jüngste Ansiedlung am Isthmus, das kleine Städtchen Neu- Korinth, ist vor kaum 30 Jahren entstanden, als 1858 ein Erdbeben die bescheidenen Ueberreste des alten Korinth fast ganz zerstört hatte. Die Bewohner gründeten hierauf an der Meeresküste ein neues Heim.
Umgeben von dem Zauber uralter Erinnerungen, in welche der Pfiff der Locomotive als Echo der neuen Zeit sich mengte, blickt das aufstrebende Städtchen froh hinaus auf das herrliche Bild des Golfes, der, nördlich von den mächtigen Gebirgsmassen von Böotien an bis Aetolien begleitet, wie ein grosser geschlossener See erscheint. Noch imposanter ist das Panorama von der Burghöhe Akrokorinth (575 m). Da treten der Helikon mit den jetzt baumlosen Abhängen und besonders der dem Apollo und den Musen geweihte Parnass mit seinem im Frühlinge bis tief hinab zum grünen Gelände schneebedeckten Abhängen scharf hervor.
Das alte Korinth war reich an weltberühmten Heiligthümern; von der Pracht einzelner derselben erzählen die erhaltenen Ueberreste. Ihres strengen frühdorischen Styles wegen hervorragend sind besonders die prächtigen Säulen eines uralten grossen Tempels, der der Astarte oder der Pallas Athene geweiht war, worüber die tiefe Gelehrsamkeit der Archeologen nicht einig ist.
Von dem bedeutenden Cultus, dessen die schaumgeborene Göttin in Korinth sich erfreute, ist heute nur eine vormals schön gefasste Quelle, „das Bad der Aphrodite“, zu sehen.
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Patras und der Canal von Korinth.
Das üppige materielle Leben und die Sittenlosigkeit der Stadt, an welche
Apostel Paulus, der dort eine christliche Gemeinde gründete, seine Briefe gerichtet,
sind bekannt.
Auch die Herrlichkeit des cäsarischen Korinth verblasst nur allzu bald. Noch
sieht der Isthmus das römische Scheusal Nero auf dessen phantastischem Zuge
nach Griechenland.
Der kaiserliche Schauspieler schreitet hier zur Schaffung eines Culturwerkes,
indem er den der ganzen antiken Welt schon in der Zeit des Periander vorge-
schwebten Gedanken eines Canalbaues durch den Isthmus ins Werk setzt. Vom
westlichen Ufer aus ward die Arbeit begonnen und 1100 m des 60 m breiten Canales
fertiggestellt. Die Empörung des Vindex in Gallien zwang plötzlich, das Unter-
nehmen aufzugeben.
Korinth sinkt nun immer tiefer herab und bleibt mehr als ein Jahrtausend
nur als unbedeutender Ort bekannt. In dieser Verlassenheit wird es eine Beute
der Ottomanen, und 1458 weht nach furchtbarem Kampfe das Banner des Halb-
monds auf der Burg Akrokorinth; 1682 ist dort das Banner mit dem Markuslöwen
und 1715 wieder die Flagge des Propheten entfaltet, allerdings nur über den
Trümmerhaufen der alten Feste.
Die jüngste Ansiedlung am Isthmus, das kleine Städtchen Neu-
Korinth, ist vor kaum 30 Jahren entstanden, als 1858 ein Erdbeben
die bescheidenen Ueberreste des alten Korinth fast ganz zerstört hatte.
Die Bewohner gründeten hierauf an der Meeresküste ein neues Heim.
Umgeben von dem Zauber uralter Erinnerungen, in welche der
Pfiff der Locomotive als Echo der neuen Zeit sich mengte, blickt das
aufstrebende Städtchen froh hinaus auf das herrliche Bild des Golfes,
der, nördlich von den mächtigen Gebirgsmassen von Böotien an bis
Aetolien begleitet, wie ein grosser geschlossener See erscheint. Noch
imposanter ist das Panorama von der Burghöhe Akrokorinth (575 m). Da
treten der Helikon mit den jetzt baumlosen Abhängen und besonders der
dem Apollo und den Musen geweihte Parnass mit seinem im Frühlinge
bis tief hinab zum grünen Gelände schneebedeckten Abhängen scharf
hervor.
Das alte Korinth war reich an weltberühmten Heiligthümern;
von der Pracht einzelner derselben erzählen die erhaltenen Ueberreste.
Ihres strengen frühdorischen Styles wegen hervorragend sind besonders
die prächtigen Säulen eines uralten grossen Tempels, der der Astarte
oder der Pallas Athene geweiht war, worüber die tiefe Gelehrsamkeit
der Archeologen nicht einig ist.
Von dem bedeutenden Cultus, dessen die schaumgeborene Göttin
in Korinth sich erfreute, ist heute nur eine vormals schön gefasste
Quelle, „das Bad der Aphrodite“, zu sehen.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/95>, abgerufen am 22.11.2024.
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