Nur wenige Fahrstrassen führen durch dieselbe, und diese sind durch Leuchtfeuer und Marken vorzüglich gekennzeichnet und für die grössten Oceandampfer praktikabel. Die wichtigsten dieser Zufahrten sind von Süden her der Dalarocanal, welchen man bei der Insel Natäro unter 58° 52' nördl. Br. erreicht. Derselbe windet sich in einer Gesammtlänge von 126 km durch die Barriere bis Stockholm. Von Osten her ist unter 59° 16' nördl. Br. der Sandöcanal mit 74 km Weglänge, und im Norden liegt unter 59° 52' nördl. Br. der Norr- canal mit 102 km Weglänge nach Stockholm.
Endlich besteht noch eine Zufahrt durch den südlich von Stock- holm in das Land ziehenden Himmerfjord, an dessen nördlichstem Ende der 1806--1819 angelegte 2 km lange Södercanal eine Verbin- dung mit dem Mälarsee und durch diesen mit Stockholm herstellt.
Wie unser Plan zeigt, wurden nordöstlich von Stockholm am Meeresarm Lilla-Värtan Hafenanlagen geschaffen und durch eine Eisen- bahn mit Stockholm verbunden. Dort dürfte das Gros des Schiffsver- kehres mit der Zeit sich hinziehen, weil daselbst genügender Raum für alle Bedürfnisse des Handels und der Schiffahrt zur Verfügung steht.
Die herrliche Handelslage Stockholms am Eingange in den ge- räumigsten Naturhafen Schwedens haben zuerst die Hanseaten er- kannt und nach ihnen Gustav Wasa, welcher alle Mittel anwendete, die Stadt zum Stapelplatze des schwedischen Activhandels in der Ost- see zu machen. Um sie von dem Drucke zu befreien, welchen Däne- mark als Beherrscherin des Sundes und des Beltes auf alle Handels- plätze an der Ostsee ausübte, fasste er schon 1526 den Plan, eine schiffbare Verbindung von der Ostsee her zum Wettersee und Wener- see herzustellen und durch den Göta-Elf die Nordsee zu erreichen.
Das Ungeschick der schwedischen Bürger widersetzte sich dem Riesengedanken des schöpferischen Königs, und erst in unserem Jahr- hundert gelangte der Götacanal zur Ausführung. Von Stockholm gehen heute die Dampfer durch den früher erwähnten Canal, welcher den Mälarsee direct mit einem von Süden her weit eingreifenden Fjord verbindet, in die Ostsee und längs der Küste nach Söder-Köping am östlichen Anfange des Götacanals. Nach Westen hin ist das 134 km weit ins Innere Schwedens greifende Becken des Mälarsees durch einen Canal mit dem Hjälmarsee verbunden.
Auch die erste Chaussee und die erste Eisenbahn Schwedens gingen von Mälar aus nach Südwesten durch die ausgedehnte Land- senke, in welche die genannten Seen eingebettet sind.
Die grosse schwedische Stammeisenbahn führt von Stockholm
Der atlantische Ocean.
Nur wenige Fahrstrassen führen durch dieselbe, und diese sind durch Leuchtfeuer und Marken vorzüglich gekennzeichnet und für die grössten Oceandampfer praktikabel. Die wichtigsten dieser Zufahrten sind von Süden her der Dalarocanal, welchen man bei der Insel Natäro unter 58° 52′ nördl. Br. erreicht. Derselbe windet sich in einer Gesammtlänge von 126 km durch die Barrière bis Stockholm. Von Osten her ist unter 59° 16′ nördl. Br. der Sandöcanal mit 74 km Weglänge, und im Norden liegt unter 59° 52′ nördl. Br. der Norr- canal mit 102 km Weglänge nach Stockholm.
Endlich besteht noch eine Zufahrt durch den südlich von Stock- holm in das Land ziehenden Himmerfjord, an dessen nördlichstem Ende der 1806—1819 angelegte 2 km lange Södercanal eine Verbin- dung mit dem Mälarsee und durch diesen mit Stockholm herstellt.
Wie unser Plan zeigt, wurden nordöstlich von Stockholm am Meeresarm Lilla-Värtan Hafenanlagen geschaffen und durch eine Eisen- bahn mit Stockholm verbunden. Dort dürfte das Gros des Schiffsver- kehres mit der Zeit sich hinziehen, weil daselbst genügender Raum für alle Bedürfnisse des Handels und der Schiffahrt zur Verfügung steht.
Die herrliche Handelslage Stockholms am Eingange in den ge- räumigsten Naturhafen Schwedens haben zuerst die Hanseaten er- kannt und nach ihnen Gustav Wasa, welcher alle Mittel anwendete, die Stadt zum Stapelplatze des schwedischen Activhandels in der Ost- see zu machen. Um sie von dem Drucke zu befreien, welchen Däne- mark als Beherrscherin des Sundes und des Beltes auf alle Handels- plätze an der Ostsee ausübte, fasste er schon 1526 den Plan, eine schiffbare Verbindung von der Ostsee her zum Wettersee und Wener- see herzustellen und durch den Göta-Elf die Nordsee zu erreichen.
Das Ungeschick der schwedischen Bürger widersetzte sich dem Riesengedanken des schöpferischen Königs, und erst in unserem Jahr- hundert gelangte der Götacanal zur Ausführung. Von Stockholm gehen heute die Dampfer durch den früher erwähnten Canal, welcher den Mälarsee direct mit einem von Süden her weit eingreifenden Fjord verbindet, in die Ostsee und längs der Küste nach Söder-Köping am östlichen Anfange des Götacanals. Nach Westen hin ist das 134 km weit ins Innere Schwedens greifende Becken des Mälarsees durch einen Canal mit dem Hjälmarsee verbunden.
Auch die erste Chaussee und die erste Eisenbahn Schwedens gingen von Mälar aus nach Südwesten durch die ausgedehnte Land- senke, in welche die genannten Seen eingebettet sind.
Die grosse schwedische Stammeisenbahn führt von Stockholm
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Der atlantische Ocean.
Nur wenige Fahrstrassen führen durch dieselbe, und diese sind
durch Leuchtfeuer und Marken vorzüglich gekennzeichnet und für die
grössten Oceandampfer praktikabel. Die wichtigsten dieser Zufahrten
sind von Süden her der Dalarocanal, welchen man bei der Insel
Natäro unter 58° 52′ nördl. Br. erreicht. Derselbe windet sich in
einer Gesammtlänge von 126 km durch die Barrière bis Stockholm.
Von Osten her ist unter 59° 16′ nördl. Br. der Sandöcanal mit 74 km
Weglänge, und im Norden liegt unter 59° 52′ nördl. Br. der Norr-
canal mit 102 km Weglänge nach Stockholm.
Endlich besteht noch eine Zufahrt durch den südlich von Stock-
holm in das Land ziehenden Himmerfjord, an dessen nördlichstem
Ende der 1806—1819 angelegte 2 km lange Södercanal eine Verbin-
dung mit dem Mälarsee und durch diesen mit Stockholm herstellt.
Wie unser Plan zeigt, wurden nordöstlich von Stockholm am
Meeresarm Lilla-Värtan Hafenanlagen geschaffen und durch eine Eisen-
bahn mit Stockholm verbunden. Dort dürfte das Gros des Schiffsver-
kehres mit der Zeit sich hinziehen, weil daselbst genügender Raum für
alle Bedürfnisse des Handels und der Schiffahrt zur Verfügung steht.
Die herrliche Handelslage Stockholms am Eingange in den ge-
räumigsten Naturhafen Schwedens haben zuerst die Hanseaten er-
kannt und nach ihnen Gustav Wasa, welcher alle Mittel anwendete,
die Stadt zum Stapelplatze des schwedischen Activhandels in der Ost-
see zu machen. Um sie von dem Drucke zu befreien, welchen Däne-
mark als Beherrscherin des Sundes und des Beltes auf alle Handels-
plätze an der Ostsee ausübte, fasste er schon 1526 den Plan, eine
schiffbare Verbindung von der Ostsee her zum Wettersee und Wener-
see herzustellen und durch den Göta-Elf die Nordsee zu erreichen.
Das Ungeschick der schwedischen Bürger widersetzte sich dem
Riesengedanken des schöpferischen Königs, und erst in unserem Jahr-
hundert gelangte der Götacanal zur Ausführung. Von Stockholm gehen
heute die Dampfer durch den früher erwähnten Canal, welcher den
Mälarsee direct mit einem von Süden her weit eingreifenden Fjord
verbindet, in die Ostsee und längs der Küste nach Söder-Köping am
östlichen Anfange des Götacanals. Nach Westen hin ist das 134 km
weit ins Innere Schwedens greifende Becken des Mälarsees durch
einen Canal mit dem Hjälmarsee verbunden.
Auch die erste Chaussee und die erste Eisenbahn Schwedens
gingen von Mälar aus nach Südwesten durch die ausgedehnte Land-
senke, in welche die genannten Seen eingebettet sind.
Die grosse schwedische Stammeisenbahn führt von Stockholm
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/910>, abgerufen am 23.11.2024.
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