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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.

Die Stadt ist Sitz des Generalgouverneurs, des Senats und aller
Centralbehörden; seit 1828 besteht dort die Alexander-Universität,
welche von Abo dahin verlegt wurde.

Der Hafen liegt innerhalb eines Kranzes von Schären-Inseln und
Riffen, welcher für grössere Schiffe nur die schmale Passage des
Gustafs-Svärds-Sund offen lässt.

Auf einigen der südlich gelegenen Schären breiten sich die Be-
festigungen der starken Festung Sveaborg aus, welche 1855 durch
die englisch-französische Flotte erfolglos angegriffen wurde.

Das heutige Helsingfors ist eine Gründung der Königin Christine von
Schweden, welche 1639 die ungünstig gelegene, von Gustav Wasa 1550 an den
Ufern des Wandaflusses gegründete alte Stadt an die Estnäss-Spitze verlegen liess.
In der Nähe der Stadt musste sich 1742 der schwedische General Löwenhaupt
mit 12.000 Mann den Russen ergeben. Die Stadt gelangte 1809 an Russland und
ist seit 1812 die Hauptstadt von Finnland.

Helsingfors bedeckt ein buchtenreiches Terrain und hat in den
Häfen Nocahamnen und Södrahamnen schöne Quaianlagen und Bassins
für kleinere Schiffe.

Die erst in der neueren Zeit emporgeblühte Stadt hat gerade
und breite Strassen und stattliche Häuser, ihre Kirchen, Monumente,
öffentlichen Gebäude, das Theater sind prächtig, so dass Helsingfors
in jeder Beziehung eine schöne Stadt genannt zu werden verdient.

In ihr concentrirt sich auch das geistige Leben Finnlands.
Ausser der Universität und ihren Nebeninstituten bestehen dort ein
Polytechnicum, mehrere Lyceen, eine Navigations- und Handelsschule,
eine Irrenanstalt, ein Blindenasyl u. dgl.

Die Industrie ist in der Entwicklung begriffen.

Helsingfors ist der erste Einfuhrhafen von Finnland.

Es ist wichtig für die Einfuhr von Getreide und Mehl (1889 für 2·7 Mil-
lionen Mark), Tabak, Maschinen, der wichtigste Platz für Kaffee (2·3 Millionen
Mark), Zucker (4·6 Millionen Mark), Spiritus, Cognac, Wein, Eisen- und Eisen-
waaren (2·8 Millionen Mark), Webewaaren (3·4 Millionen Mark).

Die Einfuhr aus dem Auslande erreichte 1889 32,620.965 Mark, 1888
27,264.795 Mark.

In den hervorragenden Ausfuhrartikeln Finnlands, Holz, Butter, Fische,
steht es manchem einheimischen Hafen nach, an der Ausfuhr von Hafer ist es
fast gar nicht betheiligt.

Der Schiffsverkehr von Helsingfors erreichte 1888 2568 Schiffe mit
442.252 Reg.-Tons; von diesen waren 1008 Dampfer mit 335.681 Reg.-Tons.

Den ersten Rang nimmt die heimische Flagge ein, der Verkehr ist zumeist
nach finnischen Häfen, nach Russland, Schweden und Norwegen, Grossbritannien
und dem Deutschen Reiche gerichtet.

Regelmässige Dampferverbindungen gehen nach St. Petersburg, den fin-
nischen Plätzen und Lübeck.


Der atlantische Ocean.

Die Stadt ist Sitz des Generalgouverneurs, des Senats und aller
Centralbehörden; seit 1828 besteht dort die Alexander-Universität,
welche von Åbo dahin verlegt wurde.

Der Hafen liegt innerhalb eines Kranzes von Schären-Inseln und
Riffen, welcher für grössere Schiffe nur die schmale Passage des
Gustafs-Svärds-Sund offen lässt.

Auf einigen der südlich gelegenen Schären breiten sich die Be-
festigungen der starken Festung Sveaborg aus, welche 1855 durch
die englisch-französische Flotte erfolglos angegriffen wurde.

Das heutige Helsingfors ist eine Gründung der Königin Christine von
Schweden, welche 1639 die ungünstig gelegene, von Gustav Wasa 1550 an den
Ufern des Wandaflusses gegründete alte Stadt an die Estnäss-Spitze verlegen liess.
In der Nähe der Stadt musste sich 1742 der schwedische General Löwenhaupt
mit 12.000 Mann den Russen ergeben. Die Stadt gelangte 1809 an Russland und
ist seit 1812 die Hauptstadt von Finnland.

Helsingfors bedeckt ein buchtenreiches Terrain und hat in den
Häfen Nocahamnen und Södrahamnen schöne Quaianlagen und Bassins
für kleinere Schiffe.

Die erst in der neueren Zeit emporgeblühte Stadt hat gerade
und breite Strassen und stattliche Häuser, ihre Kirchen, Monumente,
öffentlichen Gebäude, das Theater sind prächtig, so dass Helsingfors
in jeder Beziehung eine schöne Stadt genannt zu werden verdient.

In ihr concentrirt sich auch das geistige Leben Finnlands.
Ausser der Universität und ihren Nebeninstituten bestehen dort ein
Polytechnicum, mehrere Lyceen, eine Navigations- und Handelsschule,
eine Irrenanstalt, ein Blindenasyl u. dgl.

Die Industrie ist in der Entwicklung begriffen.

Helsingfors ist der erste Einfuhrhafen von Finnland.

Es ist wichtig für die Einfuhr von Getreide und Mehl (1889 für 2·7 Mil-
lionen Mark), Tabak, Maschinen, der wichtigste Platz für Kaffee (2·3 Millionen
Mark), Zucker (4·6 Millionen Mark), Spiritus, Cognac, Wein, Eisen- und Eisen-
waaren (2·8 Millionen Mark), Webewaaren (3·4 Millionen Mark).

Die Einfuhr aus dem Auslande erreichte 1889 32,620.965 Mark, 1888
27,264.795 Mark.

In den hervorragenden Ausfuhrartikeln Finnlands, Holz, Butter, Fische,
steht es manchem einheimischen Hafen nach, an der Ausfuhr von Hafer ist es
fast gar nicht betheiligt.

Der Schiffsverkehr von Helsingfors erreichte 1888 2568 Schiffe mit
442.252 Reg.-Tons; von diesen waren 1008 Dampfer mit 335.681 Reg.-Tons.

Den ersten Rang nimmt die heimische Flagge ein, der Verkehr ist zumeist
nach finnischen Häfen, nach Russland, Schweden und Norwegen, Grossbritannien
und dem Deutschen Reiche gerichtet.

Regelmässige Dampferverbindungen gehen nach St. Petersburg, den fin-
nischen Plätzen und Lübeck.


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[880/0900] Der atlantische Ocean. Die Stadt ist Sitz des Generalgouverneurs, des Senats und aller Centralbehörden; seit 1828 besteht dort die Alexander-Universität, welche von Åbo dahin verlegt wurde. Der Hafen liegt innerhalb eines Kranzes von Schären-Inseln und Riffen, welcher für grössere Schiffe nur die schmale Passage des Gustafs-Svärds-Sund offen lässt. Auf einigen der südlich gelegenen Schären breiten sich die Be- festigungen der starken Festung Sveaborg aus, welche 1855 durch die englisch-französische Flotte erfolglos angegriffen wurde. Das heutige Helsingfors ist eine Gründung der Königin Christine von Schweden, welche 1639 die ungünstig gelegene, von Gustav Wasa 1550 an den Ufern des Wandaflusses gegründete alte Stadt an die Estnäss-Spitze verlegen liess. In der Nähe der Stadt musste sich 1742 der schwedische General Löwenhaupt mit 12.000 Mann den Russen ergeben. Die Stadt gelangte 1809 an Russland und ist seit 1812 die Hauptstadt von Finnland. Helsingfors bedeckt ein buchtenreiches Terrain und hat in den Häfen Nocahamnen und Södrahamnen schöne Quaianlagen und Bassins für kleinere Schiffe. Die erst in der neueren Zeit emporgeblühte Stadt hat gerade und breite Strassen und stattliche Häuser, ihre Kirchen, Monumente, öffentlichen Gebäude, das Theater sind prächtig, so dass Helsingfors in jeder Beziehung eine schöne Stadt genannt zu werden verdient. In ihr concentrirt sich auch das geistige Leben Finnlands. Ausser der Universität und ihren Nebeninstituten bestehen dort ein Polytechnicum, mehrere Lyceen, eine Navigations- und Handelsschule, eine Irrenanstalt, ein Blindenasyl u. dgl. Die Industrie ist in der Entwicklung begriffen. Helsingfors ist der erste Einfuhrhafen von Finnland. Es ist wichtig für die Einfuhr von Getreide und Mehl (1889 für 2·7 Mil- lionen Mark), Tabak, Maschinen, der wichtigste Platz für Kaffee (2·3 Millionen Mark), Zucker (4·6 Millionen Mark), Spiritus, Cognac, Wein, Eisen- und Eisen- waaren (2·8 Millionen Mark), Webewaaren (3·4 Millionen Mark). Die Einfuhr aus dem Auslande erreichte 1889 32,620.965 Mark, 1888 27,264.795 Mark. In den hervorragenden Ausfuhrartikeln Finnlands, Holz, Butter, Fische, steht es manchem einheimischen Hafen nach, an der Ausfuhr von Hafer ist es fast gar nicht betheiligt. Der Schiffsverkehr von Helsingfors erreichte 1888 2568 Schiffe mit 442.252 Reg.-Tons; von diesen waren 1008 Dampfer mit 335.681 Reg.-Tons. Den ersten Rang nimmt die heimische Flagge ein, der Verkehr ist zumeist nach finnischen Häfen, nach Russland, Schweden und Norwegen, Grossbritannien und dem Deutschen Reiche gerichtet. Regelmässige Dampferverbindungen gehen nach St. Petersburg, den fin- nischen Plätzen und Lübeck.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/900>, abgerufen am 16.07.2024.