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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
nicht weniger als 14 Flüsse und Flussarme und 8 Canäle durch-
schneiden das Weichbild, indem sie zahlreiche grosse und kleine
Inseln bilden. Zunächst zweigt sich vom Hauptstrom die Newka ab,
die sich weiterhin in die Kleine und die Grosse Newka theilt, welch
letztere wieder die Mittlere Newka von sich abtrennt und mit ihr die
Jelagininsel bildet. Ausser dieser bilden die verschiedenen Arme der
Newka noch drei Inseln, den Kamennij und Krestowskij Ostrow und
die sogenannte "Petersburger Seite" (Peterburgskaja), von welcher
letzteren das Karpowkaflüsschen die Apothekerinsel (Aptekarskij) ab-
schneidet und an deren Südufer der Hauptstrom sich abermals theilt,
um als Grosse Newa gegen Südwest, als Kleine Newa gegen Nord-
west zu fliessen. Der Shdanowkaarm verbindet die Kleine Newa mit
der Kleinen Newka und trennt von der Petersburger Seite die Insel
Petrowsky; die von der Kleinen Newa sich abzweigende Schwarze
Newa (Tschornaja) schneidet von dem durch die Kleine und Grosse
Newa gebildeten Wassily-Ostrow (Basiliusinsel) die Golodajinsel ab.
Zu diesen grösseren Inseln kommt noch ein halbes Hundert kleinerer.

Ausserdem ist die eigentliche, am linken Newaufer gelegene
Stadt durch ein viel verzweigtes Canalnetz in eine grosse Zahl
künstlicher Inseln getheilt. In vier concentrischen Bögen, die wieder
durch Seitencanäle mit einander verbunden sind, zieht sich das Netz
der Canäle durch das Häusermeer hindurch. Der grösste dieser Ca-
näle ist der neue Umfassungsgraben C (Nowo obwodniy canal); dann
folgen die mit Quais eingefasste Fontanka D, der Katharinencanal E,
der vom Nordende der Fontanka zu ihrem Südende führt, und das
Flüsschen Moika G, welches die City von Petersburg umschliesst, den
sogenannten Admiralitätsstadttheil (Admiralteiskaja), in dem auch der
kaiserliche Winterpalast (14) steht. Die Canäle wurden von Peter dem
Grossen gebaut, um das tiefliegende Terrain, auf dem er die Stadt
anlegte, zu entsumpfen und dem Verkehre zugänglich zu machen.

Petersburg zerfällt jetzt in 13 Stadttheile, die in 38 Polizei-
bezirke getheilt sind. Das ganze Gebiet der Stadt umfasst einen
Flächenraum von 90 Quadratwerst (circa 2 geographische Quadrat-
meilen); die grösste Länge beträgt ungefähr 12 km, die grösste Breite
11 km. Für den Verkehr über die Newa, ihre Seitenarme und die
21 Canäle bestehen 150 Brücken; von den Flussbrücken sind jedoch
nur zwei (Nikolajewsky 55 und Alexanderbrücke 56), welche das
ganze Jahr hindurch passirbar sind, die übrigen sind Schiffbrücken,
welche während des Eisganges abgenommen werden. Das Zufrieren
des Flusses -- Anfang November -- erfolgt sehr rasch, und dann

Der atlantische Ocean.
nicht weniger als 14 Flüsse und Flussarme und 8 Canäle durch-
schneiden das Weichbild, indem sie zahlreiche grosse und kleine
Inseln bilden. Zunächst zweigt sich vom Hauptstrom die Newka ab,
die sich weiterhin in die Kleine und die Grosse Newka theilt, welch
letztere wieder die Mittlere Newka von sich abtrennt und mit ihr die
Jelagininsel bildet. Ausser dieser bilden die verschiedenen Arme der
Newka noch drei Inseln, den Kamennij und Krestowskij Ostrow und
die sogenannte „Petersburger Seite“ (Peterburgskaja), von welcher
letzteren das Karpowkaflüsschen die Apothekerinsel (Aptekarskij) ab-
schneidet und an deren Südufer der Hauptstrom sich abermals theilt,
um als Grosse Newa gegen Südwest, als Kleine Newa gegen Nord-
west zu fliessen. Der Shdanowkaarm verbindet die Kleine Newa mit
der Kleinen Newka und trennt von der Petersburger Seite die Insel
Petrowsky; die von der Kleinen Newa sich abzweigende Schwarze
Newa (Tschornaja) schneidet von dem durch die Kleine und Grosse
Newa gebildeten Wassily-Ostrow (Basiliusinsel) die Golodajinsel ab.
Zu diesen grösseren Inseln kommt noch ein halbes Hundert kleinerer.

Ausserdem ist die eigentliche, am linken Newaufer gelegene
Stadt durch ein viel verzweigtes Canalnetz in eine grosse Zahl
künstlicher Inseln getheilt. In vier concentrischen Bögen, die wieder
durch Seitencanäle mit einander verbunden sind, zieht sich das Netz
der Canäle durch das Häusermeer hindurch. Der grösste dieser Ca-
näle ist der neue Umfassungsgraben C (Nowo obwodniy canal); dann
folgen die mit Quais eingefasste Fontanka D, der Katharinencanal E,
der vom Nordende der Fontanka zu ihrem Südende führt, und das
Flüsschen Moika G, welches die City von Petersburg umschliesst, den
sogenannten Admiralitätsstadttheil (Admiralteiskaja), in dem auch der
kaiserliche Winterpalast (14) steht. Die Canäle wurden von Peter dem
Grossen gebaut, um das tiefliegende Terrain, auf dem er die Stadt
anlegte, zu entsumpfen und dem Verkehre zugänglich zu machen.

Petersburg zerfällt jetzt in 13 Stadttheile, die in 38 Polizei-
bezirke getheilt sind. Das ganze Gebiet der Stadt umfasst einen
Flächenraum von 90 Quadratwerst (circa 2 geographische Quadrat-
meilen); die grösste Länge beträgt ungefähr 12 km, die grösste Breite
11 km. Für den Verkehr über die Newa, ihre Seitenarme und die
21 Canäle bestehen 150 Brücken; von den Flussbrücken sind jedoch
nur zwei (Nikolajewsky 55 und Alexanderbrücke 56), welche das
ganze Jahr hindurch passirbar sind, die übrigen sind Schiffbrücken,
welche während des Eisganges abgenommen werden. Das Zufrieren
des Flusses — Anfang November — erfolgt sehr rasch, und dann

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[862/0882] Der atlantische Ocean. nicht weniger als 14 Flüsse und Flussarme und 8 Canäle durch- schneiden das Weichbild, indem sie zahlreiche grosse und kleine Inseln bilden. Zunächst zweigt sich vom Hauptstrom die Newka ab, die sich weiterhin in die Kleine und die Grosse Newka theilt, welch letztere wieder die Mittlere Newka von sich abtrennt und mit ihr die Jelagininsel bildet. Ausser dieser bilden die verschiedenen Arme der Newka noch drei Inseln, den Kamennij und Krestowskij Ostrow und die sogenannte „Petersburger Seite“ (Peterburgskaja), von welcher letzteren das Karpowkaflüsschen die Apothekerinsel (Aptekarskij) ab- schneidet und an deren Südufer der Hauptstrom sich abermals theilt, um als Grosse Newa gegen Südwest, als Kleine Newa gegen Nord- west zu fliessen. Der Shdanowkaarm verbindet die Kleine Newa mit der Kleinen Newka und trennt von der Petersburger Seite die Insel Petrowsky; die von der Kleinen Newa sich abzweigende Schwarze Newa (Tschornaja) schneidet von dem durch die Kleine und Grosse Newa gebildeten Wassily-Ostrow (Basiliusinsel) die Golodajinsel ab. Zu diesen grösseren Inseln kommt noch ein halbes Hundert kleinerer. Ausserdem ist die eigentliche, am linken Newaufer gelegene Stadt durch ein viel verzweigtes Canalnetz in eine grosse Zahl künstlicher Inseln getheilt. In vier concentrischen Bögen, die wieder durch Seitencanäle mit einander verbunden sind, zieht sich das Netz der Canäle durch das Häusermeer hindurch. Der grösste dieser Ca- näle ist der neue Umfassungsgraben C (Nowo obwodniy canal); dann folgen die mit Quais eingefasste Fontanka D, der Katharinencanal E, der vom Nordende der Fontanka zu ihrem Südende führt, und das Flüsschen Moika G, welches die City von Petersburg umschliesst, den sogenannten Admiralitätsstadttheil (Admiralteiskaja), in dem auch der kaiserliche Winterpalast (14) steht. Die Canäle wurden von Peter dem Grossen gebaut, um das tiefliegende Terrain, auf dem er die Stadt anlegte, zu entsumpfen und dem Verkehre zugänglich zu machen. Petersburg zerfällt jetzt in 13 Stadttheile, die in 38 Polizei- bezirke getheilt sind. Das ganze Gebiet der Stadt umfasst einen Flächenraum von 90 Quadratwerst (circa 2 geographische Quadrat- meilen); die grösste Länge beträgt ungefähr 12 km, die grösste Breite 11 km. Für den Verkehr über die Newa, ihre Seitenarme und die 21 Canäle bestehen 150 Brücken; von den Flussbrücken sind jedoch nur zwei (Nikolajewsky 55 und Alexanderbrücke 56), welche das ganze Jahr hindurch passirbar sind, die übrigen sind Schiffbrücken, welche während des Eisganges abgenommen werden. Das Zufrieren des Flusses — Anfang November — erfolgt sehr rasch, und dann

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 862. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/882>, abgerufen am 23.11.2024.