Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite

Der atlantische Ocean.
Gemahlin in einem vierspännigen Wagen den Aufstieg unternehmen
konnten.

Der nördliche Theil Kopenhagens, der durch die vom Platze
Kongens-Nytoro ausgehende prächtige Gothersgade vom südlichen
Theile getrennt ist, verräth durch die peinliche Regelmässigkeit seiner
Anlage, dass er in der Neuzeit entstanden ist.

Grosse palastartige Gebäude bilden aneinanderschliessend regel-
mässige Häuserblöcke, zwischen welchen breite, sich in rechten Winkeln
schneidende Strassenzüge laufen. Hier vermisst man das geschäftliche
Getriebe, das sich über die übrigen Stadttheile ausbreitet. Ernst und
Ruhe, wie sie den oberen Zehntausend, die hier hausen, sicherlich nicht
unerwünscht sind, beherrschen hier den Gang der Dinge. Als Centrum
dieses Stadttheiles kann die Amalienburg, dermalige Residenz der
Herrscherfamilie, angesehen werden.

Sie wird von vier in der Architektur ganz gleichmässig ge-
haltenen Gebäuden gebildet, welche das regelmässige Oktogon des
Burgplatzes, in dessen Mitte sich die Reiterstatue Friedrich V. erhebt,
umschliessen. Die Citadelle Frederikshavn schliesst die Stadt im Norden
gegen den Sund ab, sie ist ein altes Festungswerk mit doppeltem
Wall und Wassergräben, das seinerzeit manchem Angriff Trotz bieten
konnte und sicherlich kein harmloser Gegner war.

Der äussere Damm, der das Fort an der Seeseite umläuft, ist
einer der beliebtesten Spaziergänge Kopenhagens. Alt und Jung der
Bevölkerung ergeht sich hier während der Abendstunden in dem er-
hebenden Anblick des vollen Treibens auf der Rhede und lauscht
dem Rauschen der Wellen, die eine leichte Brise an den Strand treibt.

Weiter nördlich haben am herrlichen Strande einige grosse
Badeanstalten sich etablirt, welche viel von Einheimischen und
Fremden besucht werden.

Ueberhaupt bietet der langgestreckte Strand im Norden der
Stadt bis hinauf zur Enge des Sundes Brittelsingör Gelegenheit zu
lohnenswerthen Ausflügen.



[Abbildung]

Legende zu Kopenhagen und Umgebung.
A nördliche Einfahrt, B innerer Hafen, C Ueberreste des alten Dreikronenforts, D neuer Hafen im Bau
(7·3 m Tiefe), E Dockinsel, F Leuchtfeuer, G Torpedogrund, H Eisenbahnstation, J Bahnhof, K Rosen-
borgpalaispark, L botanischer Garten, M Sternwarte, N Gemeindehospital, O Citadellkirche, P Zollamt,
Q Quarantäne, R Friedrichsspital, S Marmorkirche, T Statue Friedrich V., U St. Paulskirche, V königl.
Theater, W Dreifaltigkeitskirche, X Fruekirche, Y Petruskirche, Z Christianborgpalais, -- 1 Holmens-
kirche, 2 Börse, 3 Frelserskirche, 4 Friedrichskirche, 5 altes Dock, 6 Blindeninstitut, 7 Hospital,
8 eingestürzter Damm.


Der atlantische Ocean.
Gemahlin in einem vierspännigen Wagen den Aufstieg unternehmen
konnten.

Der nördliche Theil Kopenhagens, der durch die vom Platze
Kongens-Nytoro ausgehende prächtige Gothersgade vom südlichen
Theile getrennt ist, verräth durch die peinliche Regelmässigkeit seiner
Anlage, dass er in der Neuzeit entstanden ist.

Grosse palastartige Gebäude bilden aneinanderschliessend regel-
mässige Häuserblöcke, zwischen welchen breite, sich in rechten Winkeln
schneidende Strassenzüge laufen. Hier vermisst man das geschäftliche
Getriebe, das sich über die übrigen Stadttheile ausbreitet. Ernst und
Ruhe, wie sie den oberen Zehntausend, die hier hausen, sicherlich nicht
unerwünscht sind, beherrschen hier den Gang der Dinge. Als Centrum
dieses Stadttheiles kann die Amalienburg, dermalige Residenz der
Herrscherfamilie, angesehen werden.

Sie wird von vier in der Architektur ganz gleichmässig ge-
haltenen Gebäuden gebildet, welche das regelmässige Oktogon des
Burgplatzes, in dessen Mitte sich die Reiterstatue Friedrich V. erhebt,
umschliessen. Die Citadelle Frederikshavn schliesst die Stadt im Norden
gegen den Sund ab, sie ist ein altes Festungswerk mit doppeltem
Wall und Wassergräben, das seinerzeit manchem Angriff Trotz bieten
konnte und sicherlich kein harmloser Gegner war.

Der äussere Damm, der das Fort an der Seeseite umläuft, ist
einer der beliebtesten Spaziergänge Kopenhagens. Alt und Jung der
Bevölkerung ergeht sich hier während der Abendstunden in dem er-
hebenden Anblick des vollen Treibens auf der Rhede und lauscht
dem Rauschen der Wellen, die eine leichte Brise an den Strand treibt.

Weiter nördlich haben am herrlichen Strande einige grosse
Badeanstalten sich etablirt, welche viel von Einheimischen und
Fremden besucht werden.

Ueberhaupt bietet der langgestreckte Strand im Norden der
Stadt bis hinauf zur Enge des Sundes Brittelsingör Gelegenheit zu
lohnenswerthen Ausflügen.



[Abbildung]

Legende zu Kopenhagen und Umgebung.
A nördliche Einfahrt, B innerer Hafen, C Ueberreste des alten Dreikronenforts, D neuer Hafen im Bau
(7·3 m Tiefe), E Dockinsel, F Leuchtfeuer, G Torpedogrund, H Eisenbahnstation, J Bahnhof, K Rosen-
borgpalaispark, L botanischer Garten, M Sternwarte, N Gemeindehospital, O Citadellkirche, P Zollamt,
Q Quarantäne, R Friedrichsspital, S Marmorkirche, T Statue Friedrich V., U St. Paulskirche, V königl.
Theater, W Dreifaltigkeitskirche, X Fruekirche, Y Petruskirche, Z Christianborgpalais, — 1 Holmens-
kirche, 2 Börse, 3 Frelserskirche, 4 Friedrichskirche, 5 altes Dock, 6 Blindeninstitut, 7 Hospital,
8 eingestürzter Damm.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0804" n="784"/><fw place="top" type="header">Der atlantische Ocean.</fw><lb/>
Gemahlin in einem vierspännigen Wagen den Aufstieg unternehmen<lb/>
konnten.</p><lb/>
          <p>Der nördliche Theil Kopenhagens, der durch die vom Platze<lb/>
Kongens-Nytoro ausgehende prächtige Gothersgade vom südlichen<lb/>
Theile getrennt ist, verräth durch die peinliche Regelmässigkeit seiner<lb/>
Anlage, dass er in der Neuzeit entstanden ist.</p><lb/>
          <p>Grosse palastartige Gebäude bilden aneinanderschliessend regel-<lb/>
mässige Häuserblöcke, zwischen welchen breite, sich in rechten Winkeln<lb/>
schneidende Strassenzüge laufen. Hier vermisst man das geschäftliche<lb/>
Getriebe, das sich über die übrigen Stadttheile ausbreitet. Ernst und<lb/>
Ruhe, wie sie den oberen Zehntausend, die hier hausen, sicherlich nicht<lb/>
unerwünscht sind, beherrschen hier den Gang der Dinge. Als Centrum<lb/>
dieses Stadttheiles kann die Amalienburg, dermalige Residenz der<lb/>
Herrscherfamilie, angesehen werden.</p><lb/>
          <p>Sie wird von vier in der Architektur ganz gleichmässig ge-<lb/>
haltenen Gebäuden gebildet, welche das regelmässige Oktogon des<lb/>
Burgplatzes, in dessen Mitte sich die Reiterstatue Friedrich V. erhebt,<lb/>
umschliessen. Die Citadelle Frederikshavn schliesst die Stadt im Norden<lb/>
gegen den Sund ab, sie ist ein altes Festungswerk mit doppeltem<lb/>
Wall und Wassergräben, das seinerzeit manchem Angriff Trotz bieten<lb/>
konnte und sicherlich kein harmloser Gegner war.</p><lb/>
          <p>Der äussere Damm, der das Fort an der Seeseite umläuft, ist<lb/>
einer der beliebtesten Spaziergänge Kopenhagens. Alt und Jung der<lb/>
Bevölkerung ergeht sich hier während der Abendstunden in dem er-<lb/>
hebenden Anblick des vollen Treibens auf der Rhede und lauscht<lb/>
dem Rauschen der Wellen, die eine leichte Brise an den Strand treibt.</p><lb/>
          <p>Weiter nördlich haben am herrlichen Strande einige grosse<lb/>
Badeanstalten sich etablirt, welche viel von Einheimischen und<lb/>
Fremden besucht werden.</p><lb/>
          <p>Ueberhaupt bietet der langgestreckte Strand im Norden der<lb/>
Stadt bis hinauf zur Enge des Sundes Brittelsingör Gelegenheit zu<lb/>
lohnenswerthen Ausflügen.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <figure>
            <p><hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Legende zu Kopenhagen und Umgebung.</hi></hi><lb/><hi rendition="#b">A</hi> nördliche Einfahrt, <hi rendition="#b">B</hi> innerer Hafen, <hi rendition="#b">C</hi> Ueberreste des alten Dreikronenforts, <hi rendition="#b">D</hi> neuer Hafen im Bau<lb/>
(7·3 <hi rendition="#i">m</hi> Tiefe), <hi rendition="#b">E</hi> Dockinsel, <hi rendition="#b">F</hi> Leuchtfeuer, <hi rendition="#b">G</hi> Torpedogrund, <hi rendition="#b">H</hi> Eisenbahnstation, <hi rendition="#b">J</hi> Bahnhof, <hi rendition="#b">K</hi> Rosen-<lb/>
borgpalaispark, <hi rendition="#b">L</hi> botanischer Garten, <hi rendition="#b">M</hi> Sternwarte, <hi rendition="#b">N</hi> Gemeindehospital, <hi rendition="#b">O</hi> Citadellkirche, <hi rendition="#b">P</hi> Zollamt,<lb/><hi rendition="#b">Q</hi> Quarantäne, <hi rendition="#b">R</hi> Friedrichsspital, <hi rendition="#b">S</hi> Marmorkirche, <hi rendition="#b">T</hi> Statue Friedrich <hi rendition="#b">V., U</hi> St. Paulskirche, <hi rendition="#b">V</hi> königl.<lb/>
Theater, <hi rendition="#b">W</hi> Dreifaltigkeitskirche, <hi rendition="#b">X</hi> Fruekirche, <hi rendition="#b">Y</hi> Petruskirche, <hi rendition="#b">Z</hi> Christianborgpalais, &#x2014; 1 Holmens-<lb/>
kirche, 2 Börse, 3 Frelserskirche, 4 Friedrichskirche, 5 altes Dock, 6 Blindeninstitut, 7 Hospital,<lb/>
8 eingestürzter Damm.</p>
          </figure><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[784/0804] Der atlantische Ocean. Gemahlin in einem vierspännigen Wagen den Aufstieg unternehmen konnten. Der nördliche Theil Kopenhagens, der durch die vom Platze Kongens-Nytoro ausgehende prächtige Gothersgade vom südlichen Theile getrennt ist, verräth durch die peinliche Regelmässigkeit seiner Anlage, dass er in der Neuzeit entstanden ist. Grosse palastartige Gebäude bilden aneinanderschliessend regel- mässige Häuserblöcke, zwischen welchen breite, sich in rechten Winkeln schneidende Strassenzüge laufen. Hier vermisst man das geschäftliche Getriebe, das sich über die übrigen Stadttheile ausbreitet. Ernst und Ruhe, wie sie den oberen Zehntausend, die hier hausen, sicherlich nicht unerwünscht sind, beherrschen hier den Gang der Dinge. Als Centrum dieses Stadttheiles kann die Amalienburg, dermalige Residenz der Herrscherfamilie, angesehen werden. Sie wird von vier in der Architektur ganz gleichmässig ge- haltenen Gebäuden gebildet, welche das regelmässige Oktogon des Burgplatzes, in dessen Mitte sich die Reiterstatue Friedrich V. erhebt, umschliessen. Die Citadelle Frederikshavn schliesst die Stadt im Norden gegen den Sund ab, sie ist ein altes Festungswerk mit doppeltem Wall und Wassergräben, das seinerzeit manchem Angriff Trotz bieten konnte und sicherlich kein harmloser Gegner war. Der äussere Damm, der das Fort an der Seeseite umläuft, ist einer der beliebtesten Spaziergänge Kopenhagens. Alt und Jung der Bevölkerung ergeht sich hier während der Abendstunden in dem er- hebenden Anblick des vollen Treibens auf der Rhede und lauscht dem Rauschen der Wellen, die eine leichte Brise an den Strand treibt. Weiter nördlich haben am herrlichen Strande einige grosse Badeanstalten sich etablirt, welche viel von Einheimischen und Fremden besucht werden. Ueberhaupt bietet der langgestreckte Strand im Norden der Stadt bis hinauf zur Enge des Sundes Brittelsingör Gelegenheit zu lohnenswerthen Ausflügen. [Abbildung Legende zu Kopenhagen und Umgebung. A nördliche Einfahrt, B innerer Hafen, C Ueberreste des alten Dreikronenforts, D neuer Hafen im Bau (7·3 m Tiefe), E Dockinsel, F Leuchtfeuer, G Torpedogrund, H Eisenbahnstation, J Bahnhof, K Rosen- borgpalaispark, L botanischer Garten, M Sternwarte, N Gemeindehospital, O Citadellkirche, P Zollamt, Q Quarantäne, R Friedrichsspital, S Marmorkirche, T Statue Friedrich V., U St. Paulskirche, V königl. Theater, W Dreifaltigkeitskirche, X Fruekirche, Y Petruskirche, Z Christianborgpalais, — 1 Holmens- kirche, 2 Börse, 3 Frelserskirche, 4 Friedrichskirche, 5 altes Dock, 6 Blindeninstitut, 7 Hospital, 8 eingestürzter Damm. ]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/804
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/804>, abgerufen am 23.11.2024.