Unter den sogenannten Exportindustrien nimmt die Erzeugung von Nah- rungs- und Genussmitteln den ersten Rang ein, weil hier und in den Nachbarorten Altona, Harburg, Ottensen und anderen ungefähr 10.000 Menschen in ihr Be- schäftigung finden.
Es bestehen in diesem Industriegebiete grosse Mühlen für Weizen- und Roggenmehl und Reisschälmühlen, für die Verproviantirung der Schiffe Schiffsbrot. und Bisquit- (Cakes-) Fabriken, Chocolade-, Cichorien- und Margarinfabriken.
Die Exportschlachtindustrie Hamburgs wird von Schleswig-Holstein und Dänemark mit Schweinen versorgt; auch stellt man hier Fischconserven her.
Eine der ältesten Industrien Hamburgs sind die Bierbrauereien, jünger die Spiritusfabriken und Raffinerien, die Tabak- und Cigarrenfabriken.
Hamburg ist ein Hauptsitz der chemischen Grossindustrie Deutsch- lands. Vier grosse Fabriken verwenden Kalisalze von Stassfurth, um Natronsalpeter aus Chile umzusetzen.
Die Anglo-Continentalen Guanowerke haben wir schon genannt. Wichtig sind hier auch die Superphosphatindustrie, die Schwefelsäure- und Boraxfabriken, die Pulverfabrik und die Dynamitfabrik in Düneberg an der Elbe.
Grossen Umfang hat die Herstellung von Farbholzextracten, sehr be- merkenswerth ist die "Norddeutsche Raffinerie", eine Scheideanstalt.
In Ottensen finden wir grosse Glashütten.
Von hoher Bedeutung sind die Jutespinnerei und Weberei in Schiffbeck und Harburg, die Hanfgarnspinnereien, die Wollspinnereien und Färbe- reien, die grosse Wollkämmerei in Hamburg und die Kammgarnspinnerei in Blankenese. Auch die hiesige Wäschindustrie hat einen bedeutenden Umfang.
Die Verarbeitung überseeischer Hölzer zu Fournieren, die Erzeugung von Goldleisten in Ottensen, von Möbeln und Stöcken, von Elfenbein- und Fischbeinarbeiten in Hamburg haben grosse Bedeutung.
Sehr alt ist hier die Erzeugung von Oelen aus Pflanzensamen und Früchten. Rüböl wird in Hamburg, Palmöl und Palmkernöl in Harburg erzeugt. Man ver- arbeitet Koprah, raffinirt Schmalz und erzeugt Kerzen und Seifen und Lack- waaren.
Die Kautschukindustrie von Harburg hat Weltruf.
In Hamburg bestehen, wie schon erwähnt, viele Eisengiessereien, Ma- schinenfabriken, eine grosse Nähmaschinenfabrik, 2 Hufnagelfabriken, die schwedisches Holzkohleneisen verarbeiten, und eine sehr bedeutende Schiff- bauindustrie.
Seit der Mitte des Jahres 1890 steht Hamburg mit fast allen Küsten der Erde in directer regelmässiger Dampfschiffsverbindung. Gegen 60 regelmässige Dampferlinien mit etwa 80 Dampfern gehen monat- lich von hier aus, und den grössten Theil bilden Dampfer von Hamburger Gesell- schaften.
Die Hamburger Kauffahrteiflotte umfasste:
[Tabelle]
Am 1. Januar 1890 waren noch im Bau begriffen 33 Dampfer mit circa 82.000 Register-Tons und 4 Segelschiffe mit circa 6700 Register-Tons.
Der atlantische Ocean.
Unter den sogenannten Exportindustrien nimmt die Erzeugung von Nah- rungs- und Genussmitteln den ersten Rang ein, weil hier und in den Nachbarorten Altona, Harburg, Ottensen und anderen ungefähr 10.000 Menschen in ihr Be- schäftigung finden.
Es bestehen in diesem Industriegebiete grosse Mühlen für Weizen- und Roggenmehl und Reisschälmühlen, für die Verproviantirung der Schiffe Schiffsbrot. und Bisquit- (Cakes-) Fabriken, Chocolade-, Cichorien- und Margarinfabriken.
Die Exportschlachtindustrie Hamburgs wird von Schleswig-Holstein und Dänemark mit Schweinen versorgt; auch stellt man hier Fischconserven her.
Eine der ältesten Industrien Hamburgs sind die Bierbrauereien, jünger die Spiritusfabriken und Raffinerien, die Tabak- und Cigarrenfabriken.
Hamburg ist ein Hauptsitz der chemischen Grossindustrie Deutsch- lands. Vier grosse Fabriken verwenden Kalisalze von Stassfurth, um Natronsalpeter aus Chilę umzusetzen.
Die Anglo-Continentalen Guanowerke haben wir schon genannt. Wichtig sind hier auch die Superphosphatindustrie, die Schwefelsäure- und Boraxfabriken, die Pulverfabrik und die Dynamitfabrik in Düneberg an der Elbe.
Grossen Umfang hat die Herstellung von Farbholzextracten, sehr be- merkenswerth ist die „Norddeutsche Raffinerie“, eine Scheideanstalt.
In Ottensen finden wir grosse Glashütten.
Von hoher Bedeutung sind die Jutespinnerei und Weberei in Schiffbeck und Harburg, die Hanfgarnspinnereien, die Wollspinnereien und Färbe- reien, die grosse Wollkämmerei in Hamburg und die Kammgarnspinnerei in Blankenese. Auch die hiesige Wäschindustrie hat einen bedeutenden Umfang.
Die Verarbeitung überseeischer Hölzer zu Fournieren, die Erzeugung von Goldleisten in Ottensen, von Möbeln und Stöcken, von Elfenbein- und Fischbeinarbeiten in Hamburg haben grosse Bedeutung.
Sehr alt ist hier die Erzeugung von Oelen aus Pflanzensamen und Früchten. Rüböl wird in Hamburg, Palmöl und Palmkernöl in Harburg erzeugt. Man ver- arbeitet Koprah, raffinirt Schmalz und erzeugt Kerzen und Seifen und Lack- waaren.
Die Kautschukindustrie von Harburg hat Weltruf.
In Hamburg bestehen, wie schon erwähnt, viele Eisengiessereien, Ma- schinenfabriken, eine grosse Nähmaschinenfabrik, 2 Hufnagelfabriken, die schwedisches Holzkohleneisen verarbeiten, und eine sehr bedeutende Schiff- bauindustrie.
Seit der Mitte des Jahres 1890 steht Hamburg mit fast allen Küsten der Erde in directer regelmässiger Dampfschiffsverbindung. Gegen 60 regelmässige Dampferlinien mit etwa 80 Dampfern gehen monat- lich von hier aus, und den grössten Theil bilden Dampfer von Hamburger Gesell- schaften.
Die Hamburger Kauffahrteiflotte umfasste:
[Tabelle]
Am 1. Januar 1890 waren noch im Bau begriffen 33 Dampfer mit circa 82.000 Register-Tons und 4 Segelschiffe mit circa 6700 Register-Tons.
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Altona, Harburg, Ottensen und anderen ungefähr 10.000 Menschen in ihr Be-
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Es bestehen in diesem Industriegebiete grosse Mühlen für Weizen- und
Roggenmehl und Reisschälmühlen, für die Verproviantirung der Schiffe Schiffsbrot.
und Bisquit- (Cakes-) Fabriken, Chocolade-, Cichorien- und Margarinfabriken.
Die Exportschlachtindustrie Hamburgs wird von Schleswig-Holstein und
Dänemark mit Schweinen versorgt; auch stellt man hier Fischconserven her.
Eine der ältesten Industrien Hamburgs sind die Bierbrauereien, jünger
die Spiritusfabriken und Raffinerien, die Tabak- und Cigarrenfabriken.
Hamburg ist ein Hauptsitz der chemischen Grossindustrie Deutsch-
lands. Vier grosse Fabriken verwenden Kalisalze von Stassfurth, um Natronsalpeter
aus Chilę umzusetzen.
Die Anglo-Continentalen Guanowerke haben wir schon genannt. Wichtig
sind hier auch die Superphosphatindustrie, die Schwefelsäure- und Boraxfabriken,
die Pulverfabrik und die Dynamitfabrik in Düneberg an der Elbe.
Grossen Umfang hat die Herstellung von Farbholzextracten, sehr be-
merkenswerth ist die „Norddeutsche Raffinerie“, eine Scheideanstalt.
In Ottensen finden wir grosse Glashütten.
Von hoher Bedeutung sind die Jutespinnerei und Weberei in Schiffbeck
und Harburg, die Hanfgarnspinnereien, die Wollspinnereien und Färbe-
reien, die grosse Wollkämmerei in Hamburg und die Kammgarnspinnerei
in Blankenese. Auch die hiesige Wäschindustrie hat einen bedeutenden Umfang.
Die Verarbeitung überseeischer Hölzer zu Fournieren, die Erzeugung von
Goldleisten in Ottensen, von Möbeln und Stöcken, von Elfenbein- und
Fischbeinarbeiten in Hamburg haben grosse Bedeutung.
Sehr alt ist hier die Erzeugung von Oelen aus Pflanzensamen und Früchten.
Rüböl wird in Hamburg, Palmöl und Palmkernöl in Harburg erzeugt. Man ver-
arbeitet Koprah, raffinirt Schmalz und erzeugt Kerzen und Seifen und Lack-
waaren.
Die Kautschukindustrie von Harburg hat Weltruf.
In Hamburg bestehen, wie schon erwähnt, viele Eisengiessereien, Ma-
schinenfabriken, eine grosse Nähmaschinenfabrik, 2 Hufnagelfabriken,
die schwedisches Holzkohleneisen verarbeiten, und eine sehr bedeutende Schiff-
bauindustrie.
Seit der Mitte des Jahres 1890 steht Hamburg mit fast allen
Küsten der Erde in directer regelmässiger Dampfschiffsverbindung.
Gegen 60 regelmässige Dampferlinien mit etwa 80 Dampfern gehen monat-
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schaften.
Die Hamburger Kauffahrteiflotte umfasste:
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Am 1. Januar 1890 waren noch im Bau begriffen 33 Dampfer mit circa
82.000 Register-Tons und 4 Segelschiffe mit circa 6700 Register-Tons.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/784>, abgerufen am 23.11.2024.
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