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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Hamburg.
den Elbezöllen zu befreien, war von jeher das Ziel der Bürger Ham-
burgs, das erst 1870 vollständig erreicht wurde.

In unseren Tagen hat eine neue Agitation begonnen für die
Vertiefung der Elbe. Es soll eine Fahrrinne hergestellt werden, die
bei niedrigstem Wasserstande 2 m Tiefe hat.

Denn die 1844 von den Uferstaaten festgesetzte Mindesttauch-
tiefe der Elbe bei niedrigster Wassertiefe von 0·835 m entspricht
längst nicht mehr den Bedürfnissen der jetzigen Schiffahrt. Schon
mit einer vorläufigen Vertiefung von 0·835 m auf 1·25 m auf der
Strecke Melnik-Hamburg könnten die Flussschiffahrer der Elbe ihre
Kähne weit ergiebiger ausnützen.

Die baldig zu erwartende Vollendung der neuen Canalverbindung
zwischen Oder und Elbe über Berlin erheischt sogar gebieterisch als
Ergänzung die neue Correction der Elbe, auf der von Lauenburg bis
Leitmeritz die Kettenschleppschiffahrt betrieben wird. Die Vollendung
der Regulirung der Elbe-Moldaustrasse bis Prag wird die Ausdeh-
nung der Kette bis zu dieser Stadt zur Folge haben.

Den Schiffen, welche von der See heraufkommen, bietet Ham-
burg den unschätzbaren Vorzug, dass es weit im Innern des Conti-
nentes liegt, wodurch die auch heute noch verhältnissmässig theuere
Landfracht möglichst verringert wird.

Wohl meiden manche Schiffe in den Wintermonaten den Hafen
Hamburg, weil die Schiffahrt auf der Unterelbe manchen Fährlich-
keiten unterworfen ist. Am meisten leidet darunter der Schnelldampfer-
verkehr, den vor Kurzem die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-
Actien-Gesellschaft eingerichtet hat.

Denn es fehlt bis heute noch an der Mündung des wichtigsten
deutschen Stromes ein zu jeder Zeit erreichbarer genügender Zufluchts-
hafen. Doch hat bereits der Senat bei der Bürgerschaft die Bewilli-
gung der Kosten für die Erbauung eines tiefen Hafens in Cuxhaven
beantragt, und die Bürgerschaft hat sie bewilligt.

Hamburg braucht nicht zu fürchten, dass Cuxhaven seinen Handel
schädigen werde.

Niemand wird dort löschen oder laden, wenn man dies weiter
landeinwärts thun kann, nur ein Mangel, welcher von Natur aus der
Lage Hamburgs anhaftet, wird für die Schiffahrt dieser alten und
grossen Handelsstadt beseitigt werden.

Auch der Vorhafen des im Bau begriffenen Nord-Ostseecanals bei
Brunsbüttel wird Hamburg gegenüber kaum zu einer selbständigen
Handelsbedeutung erwachsen.


Hamburg.
den Elbezöllen zu befreien, war von jeher das Ziel der Bürger Ham-
burgs, das erst 1870 vollständig erreicht wurde.

In unseren Tagen hat eine neue Agitation begonnen für die
Vertiefung der Elbe. Es soll eine Fahrrinne hergestellt werden, die
bei niedrigstem Wasserstande 2 m Tiefe hat.

Denn die 1844 von den Uferstaaten festgesetzte Mindesttauch-
tiefe der Elbe bei niedrigster Wassertiefe von 0·835 m entspricht
längst nicht mehr den Bedürfnissen der jetzigen Schiffahrt. Schon
mit einer vorläufigen Vertiefung von 0·835 m auf 1·25 m auf der
Strecke Melnik-Hamburg könnten die Flussschiffahrer der Elbe ihre
Kähne weit ergiebiger ausnützen.

Die baldig zu erwartende Vollendung der neuen Canalverbindung
zwischen Oder und Elbe über Berlin erheischt sogar gebieterisch als
Ergänzung die neue Correction der Elbe, auf der von Lauenburg bis
Leitmeritz die Kettenschleppschiffahrt betrieben wird. Die Vollendung
der Regulirung der Elbe-Moldaustrasse bis Prag wird die Ausdeh-
nung der Kette bis zu dieser Stadt zur Folge haben.

Den Schiffen, welche von der See heraufkommen, bietet Ham-
burg den unschätzbaren Vorzug, dass es weit im Innern des Conti-
nentes liegt, wodurch die auch heute noch verhältnissmässig theuere
Landfracht möglichst verringert wird.

Wohl meiden manche Schiffe in den Wintermonaten den Hafen
Hamburg, weil die Schiffahrt auf der Unterelbe manchen Fährlich-
keiten unterworfen ist. Am meisten leidet darunter der Schnelldampfer-
verkehr, den vor Kurzem die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-
Actien-Gesellschaft eingerichtet hat.

Denn es fehlt bis heute noch an der Mündung des wichtigsten
deutschen Stromes ein zu jeder Zeit erreichbarer genügender Zufluchts-
hafen. Doch hat bereits der Senat bei der Bürgerschaft die Bewilli-
gung der Kosten für die Erbauung eines tiefen Hafens in Cuxhaven
beantragt, und die Bürgerschaft hat sie bewilligt.

Hamburg braucht nicht zu fürchten, dass Cuxhaven seinen Handel
schädigen werde.

Niemand wird dort löschen oder laden, wenn man dies weiter
landeinwärts thun kann, nur ein Mangel, welcher von Natur aus der
Lage Hamburgs anhaftet, wird für die Schiffahrt dieser alten und
grossen Handelsstadt beseitigt werden.

Auch der Vorhafen des im Bau begriffenen Nord-Ostseecanals bei
Brunsbüttel wird Hamburg gegenüber kaum zu einer selbständigen
Handelsbedeutung erwachsen.


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[751/0771] Hamburg. den Elbezöllen zu befreien, war von jeher das Ziel der Bürger Ham- burgs, das erst 1870 vollständig erreicht wurde. In unseren Tagen hat eine neue Agitation begonnen für die Vertiefung der Elbe. Es soll eine Fahrrinne hergestellt werden, die bei niedrigstem Wasserstande 2 m Tiefe hat. Denn die 1844 von den Uferstaaten festgesetzte Mindesttauch- tiefe der Elbe bei niedrigster Wassertiefe von 0·835 m entspricht längst nicht mehr den Bedürfnissen der jetzigen Schiffahrt. Schon mit einer vorläufigen Vertiefung von 0·835 m auf 1·25 m auf der Strecke Melnik-Hamburg könnten die Flussschiffahrer der Elbe ihre Kähne weit ergiebiger ausnützen. Die baldig zu erwartende Vollendung der neuen Canalverbindung zwischen Oder und Elbe über Berlin erheischt sogar gebieterisch als Ergänzung die neue Correction der Elbe, auf der von Lauenburg bis Leitmeritz die Kettenschleppschiffahrt betrieben wird. Die Vollendung der Regulirung der Elbe-Moldaustrasse bis Prag wird die Ausdeh- nung der Kette bis zu dieser Stadt zur Folge haben. Den Schiffen, welche von der See heraufkommen, bietet Ham- burg den unschätzbaren Vorzug, dass es weit im Innern des Conti- nentes liegt, wodurch die auch heute noch verhältnissmässig theuere Landfracht möglichst verringert wird. Wohl meiden manche Schiffe in den Wintermonaten den Hafen Hamburg, weil die Schiffahrt auf der Unterelbe manchen Fährlich- keiten unterworfen ist. Am meisten leidet darunter der Schnelldampfer- verkehr, den vor Kurzem die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt- Actien-Gesellschaft eingerichtet hat. Denn es fehlt bis heute noch an der Mündung des wichtigsten deutschen Stromes ein zu jeder Zeit erreichbarer genügender Zufluchts- hafen. Doch hat bereits der Senat bei der Bürgerschaft die Bewilli- gung der Kosten für die Erbauung eines tiefen Hafens in Cuxhaven beantragt, und die Bürgerschaft hat sie bewilligt. Hamburg braucht nicht zu fürchten, dass Cuxhaven seinen Handel schädigen werde. Niemand wird dort löschen oder laden, wenn man dies weiter landeinwärts thun kann, nur ein Mangel, welcher von Natur aus der Lage Hamburgs anhaftet, wird für die Schiffahrt dieser alten und grossen Handelsstadt beseitigt werden. Auch der Vorhafen des im Bau begriffenen Nord-Ostseecanals bei Brunsbüttel wird Hamburg gegenüber kaum zu einer selbständigen Handelsbedeutung erwachsen.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/771>, abgerufen am 23.11.2024.