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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
In den letzten Jahren zählte man jährlich über 10.000 Badegäste und
mehr als 4000 Touristen.

Helgoland wird schon frühzeitig in der Geschichte genannt.

Es ist das altheidnische Fosilesland, welches nach der Christianisirung den
Namen Heiligland und hierauf "Insel der heiligen Ursula und der 11.000 Jung-
frauen" erhielt.

Sturmfluten rüttelten an dem Felsen, "so dass 1216 von neun Kirchspiele,
so 1030 darauf waren, nur zwei übrig blieben". Seit dem XIV. Jahrhundert ge-
hörte die Insel den Herzogen von Schleswig Holstein-Gottorp und wurde 1714 im
Kampfe der königlichen Linie gegen die herzogliche von den Dänen erobert.

1807 bemächtigten sich die Engländer der Insel, deren Besitzrecht im
Frieden von 1814 bestätigt ward.

Während der napoleonischen Continentalsperre war Helgoland ein Haupt-
platz des Schmuggels.

Das ausgezeichnete Seebad wurde dort 1826 gegründet.

Am 9. Mai 1864 kämpfte im Angesichte der Insel die österreichisch-
preussische Schiffsdivision unter Wilhelm von Tegetthoff gegen eine dänische unter
Svensen.

Mittelst des zwischen dem Deutschen Reiche und Grossbritannien
am 17. Juli 1890 abgeschlossenen Vertrages, welcher die Abgrenzung
der beiderseitigen Interessensphären in Afrika betraf, wurde die Insel
an das Deutsche Reich abgetreten und von diesem am 9. August
1890 in solenner Weise übernommen. Tags darauf besuchte Kaiser
Wilhelm II. das Eiland, welches vermuthlich durch starke Befesti-
gungen zu einem Stützpunkt der deutschen Flotte und zu einem Boll-
werke für die früher ziemlich wehrlosen beiden Hafenstädte Bremen
und Hamburg umgestaltet werden dürfte.

Die Insel unterhält mit Cuxhaven-Hamburg und Bremerhaven-
Geestemünde einen regelmässigen Dampferverkehr.

Noch bevor man in die Elbe einlaufend das Innerste der Leucht-
schiffe passirt, gelangt man in Sicht der beiden Leuchtfeuer von Döse-
Cuxhaven.

Cuxhaven ist der wichtigste Hafenplatz an der Elbemündung.
Das seit 1872 mit dem nahen Ritzebüttel zu einer Gemeinde ver-
einigte Städtchen gehört nebst dem Gebiete von Döse und der Insel
Neuwerk zu Hamburg.

Die Exclave von Cuxhaven ist ein liebliches Stück Landes, das
eine gastfreundliche Bevölkerung bewohnt.

Einiges Interesse beansprucht das aus dem XIV. Jahrhundert
stammende Schloss von Ritzebüttel, welches zu den ältesten derartigen
Bauwerken Norddeutschlands zählt. Es war das Raubschloss derer
von Lappe.

Freundlich schimmern zwischen dunklem Grün die Häuser von

Der atlantische Ocean.
In den letzten Jahren zählte man jährlich über 10.000 Badegäste und
mehr als 4000 Touristen.

Helgoland wird schon frühzeitig in der Geschichte genannt.

Es ist das altheidnische Fosilesland, welches nach der Christianisirung den
Namen Heiligland und hierauf „Insel der heiligen Ursula und der 11.000 Jung-
frauen“ erhielt.

Sturmfluten rüttelten an dem Felsen, „so dass 1216 von neun Kirchspiele,
so 1030 darauf waren, nur zwei übrig blieben“. Seit dem XIV. Jahrhundert ge-
hörte die Insel den Herzogen von Schleswig Holstein-Gottorp und wurde 1714 im
Kampfe der königlichen Linie gegen die herzogliche von den Dänen erobert.

1807 bemächtigten sich die Engländer der Insel, deren Besitzrecht im
Frieden von 1814 bestätigt ward.

Während der napoleonischen Continentalsperre war Helgoland ein Haupt-
platz des Schmuggels.

Das ausgezeichnete Seebad wurde dort 1826 gegründet.

Am 9. Mai 1864 kämpfte im Angesichte der Insel die österreichisch-
preussische Schiffsdivision unter Wilhelm von Tegetthoff gegen eine dänische unter
Svensen.

Mittelst des zwischen dem Deutschen Reiche und Grossbritannien
am 17. Juli 1890 abgeschlossenen Vertrages, welcher die Abgrenzung
der beiderseitigen Interessensphären in Afrika betraf, wurde die Insel
an das Deutsche Reich abgetreten und von diesem am 9. August
1890 in solenner Weise übernommen. Tags darauf besuchte Kaiser
Wilhelm II. das Eiland, welches vermuthlich durch starke Befesti-
gungen zu einem Stützpunkt der deutschen Flotte und zu einem Boll-
werke für die früher ziemlich wehrlosen beiden Hafenstädte Bremen
und Hamburg umgestaltet werden dürfte.

Die Insel unterhält mit Cuxhaven-Hamburg und Bremerhaven-
Geestemünde einen regelmässigen Dampferverkehr.

Noch bevor man in die Elbe einlaufend das Innerste der Leucht-
schiffe passirt, gelangt man in Sicht der beiden Leuchtfeuer von Döse-
Cuxhaven.

Cuxhaven ist der wichtigste Hafenplatz an der Elbemündung.
Das seit 1872 mit dem nahen Ritzebüttel zu einer Gemeinde ver-
einigte Städtchen gehört nebst dem Gebiete von Döse und der Insel
Neuwerk zu Hamburg.

Die Exclave von Cuxhaven ist ein liebliches Stück Landes, das
eine gastfreundliche Bevölkerung bewohnt.

Einiges Interesse beansprucht das aus dem XIV. Jahrhundert
stammende Schloss von Ritzebüttel, welches zu den ältesten derartigen
Bauwerken Norddeutschlands zählt. Es war das Raubschloss derer
von Lappe.

Freundlich schimmern zwischen dunklem Grün die Häuser von

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[748/0768] Der atlantische Ocean. In den letzten Jahren zählte man jährlich über 10.000 Badegäste und mehr als 4000 Touristen. Helgoland wird schon frühzeitig in der Geschichte genannt. Es ist das altheidnische Fosilesland, welches nach der Christianisirung den Namen Heiligland und hierauf „Insel der heiligen Ursula und der 11.000 Jung- frauen“ erhielt. Sturmfluten rüttelten an dem Felsen, „so dass 1216 von neun Kirchspiele, so 1030 darauf waren, nur zwei übrig blieben“. Seit dem XIV. Jahrhundert ge- hörte die Insel den Herzogen von Schleswig Holstein-Gottorp und wurde 1714 im Kampfe der königlichen Linie gegen die herzogliche von den Dänen erobert. 1807 bemächtigten sich die Engländer der Insel, deren Besitzrecht im Frieden von 1814 bestätigt ward. Während der napoleonischen Continentalsperre war Helgoland ein Haupt- platz des Schmuggels. Das ausgezeichnete Seebad wurde dort 1826 gegründet. Am 9. Mai 1864 kämpfte im Angesichte der Insel die österreichisch- preussische Schiffsdivision unter Wilhelm von Tegetthoff gegen eine dänische unter Svensen. Mittelst des zwischen dem Deutschen Reiche und Grossbritannien am 17. Juli 1890 abgeschlossenen Vertrages, welcher die Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphären in Afrika betraf, wurde die Insel an das Deutsche Reich abgetreten und von diesem am 9. August 1890 in solenner Weise übernommen. Tags darauf besuchte Kaiser Wilhelm II. das Eiland, welches vermuthlich durch starke Befesti- gungen zu einem Stützpunkt der deutschen Flotte und zu einem Boll- werke für die früher ziemlich wehrlosen beiden Hafenstädte Bremen und Hamburg umgestaltet werden dürfte. Die Insel unterhält mit Cuxhaven-Hamburg und Bremerhaven- Geestemünde einen regelmässigen Dampferverkehr. Noch bevor man in die Elbe einlaufend das Innerste der Leucht- schiffe passirt, gelangt man in Sicht der beiden Leuchtfeuer von Döse- Cuxhaven. Cuxhaven ist der wichtigste Hafenplatz an der Elbemündung. Das seit 1872 mit dem nahen Ritzebüttel zu einer Gemeinde ver- einigte Städtchen gehört nebst dem Gebiete von Döse und der Insel Neuwerk zu Hamburg. Die Exclave von Cuxhaven ist ein liebliches Stück Landes, das eine gastfreundliche Bevölkerung bewohnt. Einiges Interesse beansprucht das aus dem XIV. Jahrhundert stammende Schloss von Ritzebüttel, welches zu den ältesten derartigen Bauwerken Norddeutschlands zählt. Es war das Raubschloss derer von Lappe. Freundlich schimmern zwischen dunklem Grün die Häuser von

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 748. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/768>, abgerufen am 23.11.2024.