davon liegt 9 km entfernt das Pilotenschiff mit einem Leuchtfeuer, hierauf folgt 1·9 km flussaufwärts in gleicher Richtung das Leuchtschiff Nr. 2, dann weiter 8·2 km das Hauptschiff Nr. 3 und 9·2 km von diesem das fünfte und innerste der Elbeleuchtschiffe.
Zwischen den Leuchtschiffen Nr. 2 und Nr. 3 liegt noch ein Pilotenschiff (Winterstation) verankert. Zur weiteren Orientirung bei Nacht dient das prächtige Leuchtfeuer auf der Insel Neuwerk, welches auf der Spitze eines 40 m hohen Thurmes erglänzt und 28 km weit sichtbar ist.
30·5 km nordwestlich des äussersten Leuchtschiffes der Elbe taucht der steile, 63 m hohe Fels von Helgoland, die jüngste Er- werbung des Deutschen Reiches, aus dem Meere empor. Das Eiland hat die Gestalt eines Dreiecks und misst 1·8 km Länge bei einer grössten Breite von nur 700 m. Das obere Plateau (Oberland), über welches die vielgelästerte Kartoffelallee führt, trägt grünen Pflanzen- schmuck, und die senkrechten Abstürze der aus hartem Thon und Mergel bestehenden Insel, die nur an der Südostseite einen schmalen Sandstrand, das Unterland, besitzt, zeigen eine auffällige Färbung. Deshalb der bekannte Spruch: "Grün ist das Land, roth ist die Kant, weiss ist der Sand, das sind die Farben von Helgoland."
An den steilen Klippen der Insel nagen die sturmbewegten Wellen der Nordsee, und Stück für Stück brechen Felsen und Klippen und sinken in die Tiefe, bis einmal über den letzten zerbröckelnden Fels die Wogen rauschend sich schliessen, ein zweites Vineta! Wie trefflich wusste Anastasius Grün dem geheimnissvoll-schwermüthigen Zauber des Eilandes, dieses "umflorten Sarges", ergreifende Worte zu leihen:
"Vom Felsen rieseln rothe Steinchen leise, Als rinne Blut vom Eiland in die Fluten, Es stirbt langsamen Tod, wie jener Weise, Im Bad aus off'nen Adern zu verbluten."
An der Südostseite hat sich das als Seebad rühmlichst bekannte Städtchen, das etwa 2000 Einwohner zählt, angesiedelt. Die Bevöl- kerung ist ein in Sitte und Tracht eigenartiger Menschenschlag friesi- scher Abstammung und Sprache; die Männer markige Gestalten "mit Augen blau und tief wie die Nordsee", die Frauen reizend und schlank, "wie von Thorwaldsen gemeisselt mit Schwind'schen Augen".
Ungefähr 1400 m im Osten des Unterlandes liegt die Düne, welche im Jahre 1720 eine Sturmflut von der Insel abtrennte. Die Düne ist mit ihrem herrlichen Badestrand die eigentliche Badeinsel.
94*
Hamburg.
davon liegt 9 km entfernt das Pilotenschiff mit einem Leuchtfeuer, hierauf folgt 1·9 km flussaufwärts in gleicher Richtung das Leuchtschiff Nr. 2, dann weiter 8·2 km das Hauptschiff Nr. 3 und 9·2 km von diesem das fünfte und innerste der Elbeleuchtschiffe.
Zwischen den Leuchtschiffen Nr. 2 und Nr. 3 liegt noch ein Pilotenschiff (Winterstation) verankert. Zur weiteren Orientirung bei Nacht dient das prächtige Leuchtfeuer auf der Insel Neuwerk, welches auf der Spitze eines 40 m hohen Thurmes erglänzt und 28 km weit sichtbar ist.
30·5 km nordwestlich des äussersten Leuchtschiffes der Elbe taucht der steile, 63 m hohe Fels von Helgoland, die jüngste Er- werbung des Deutschen Reiches, aus dem Meere empor. Das Eiland hat die Gestalt eines Dreiecks und misst 1·8 km Länge bei einer grössten Breite von nur 700 m. Das obere Plateau (Oberland), über welches die vielgelästerte Kartoffelallee führt, trägt grünen Pflanzen- schmuck, und die senkrechten Abstürze der aus hartem Thon und Mergel bestehenden Insel, die nur an der Südostseite einen schmalen Sandstrand, das Unterland, besitzt, zeigen eine auffällige Färbung. Deshalb der bekannte Spruch: „Grün ist das Land, roth ist die Kant, weiss ist der Sand, das sind die Farben von Helgoland.“
An den steilen Klippen der Insel nagen die sturmbewegten Wellen der Nordsee, und Stück für Stück brechen Felsen und Klippen und sinken in die Tiefe, bis einmal über den letzten zerbröckelnden Fels die Wogen rauschend sich schliessen, ein zweites Vineta! Wie trefflich wusste Anastasius Grün dem geheimnissvoll-schwermüthigen Zauber des Eilandes, dieses „umflorten Sarges“, ergreifende Worte zu leihen:
„Vom Felsen rieseln rothe Steinchen leise, Als rinne Blut vom Eiland in die Fluten, Es stirbt langsamen Tod, wie jener Weise, Im Bad aus off’nen Adern zu verbluten.“
An der Südostseite hat sich das als Seebad rühmlichst bekannte Städtchen, das etwa 2000 Einwohner zählt, angesiedelt. Die Bevöl- kerung ist ein in Sitte und Tracht eigenartiger Menschenschlag friesi- scher Abstammung und Sprache; die Männer markige Gestalten „mit Augen blau und tief wie die Nordsee“, die Frauen reizend und schlank, „wie von Thorwaldsen gemeisselt mit Schwind’schen Augen“.
Ungefähr 1400 m im Osten des Unterlandes liegt die Düne, welche im Jahre 1720 eine Sturmflut von der Insel abtrennte. Die Düne ist mit ihrem herrlichen Badestrand die eigentliche Badeinsel.
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davon liegt 9 km entfernt das Pilotenschiff mit einem Leuchtfeuer,
hierauf folgt 1·9 km flussaufwärts in gleicher Richtung das Leuchtschiff
Nr. 2, dann weiter 8·2 km das Hauptschiff Nr. 3 und 9·2 km von
diesem das fünfte und innerste der Elbeleuchtschiffe.
Zwischen den Leuchtschiffen Nr. 2 und Nr. 3 liegt noch ein
Pilotenschiff (Winterstation) verankert. Zur weiteren Orientirung bei
Nacht dient das prächtige Leuchtfeuer auf der Insel Neuwerk, welches
auf der Spitze eines 40 m hohen Thurmes erglänzt und 28 km weit
sichtbar ist.
30·5 km nordwestlich des äussersten Leuchtschiffes der Elbe
taucht der steile, 63 m hohe Fels von Helgoland, die jüngste Er-
werbung des Deutschen Reiches, aus dem Meere empor. Das Eiland
hat die Gestalt eines Dreiecks und misst 1·8 km Länge bei einer
grössten Breite von nur 700 m. Das obere Plateau (Oberland), über
welches die vielgelästerte Kartoffelallee führt, trägt grünen Pflanzen-
schmuck, und die senkrechten Abstürze der aus hartem Thon und
Mergel bestehenden Insel, die nur an der Südostseite einen schmalen
Sandstrand, das Unterland, besitzt, zeigen eine auffällige Färbung.
Deshalb der bekannte Spruch: „Grün ist das Land, roth ist die
Kant, weiss ist der Sand, das sind die Farben von Helgoland.“
An den steilen Klippen der Insel nagen die sturmbewegten
Wellen der Nordsee, und Stück für Stück brechen Felsen und Klippen
und sinken in die Tiefe, bis einmal über den letzten zerbröckelnden
Fels die Wogen rauschend sich schliessen, ein zweites Vineta! Wie
trefflich wusste Anastasius Grün dem geheimnissvoll-schwermüthigen
Zauber des Eilandes, dieses „umflorten Sarges“, ergreifende Worte
zu leihen:
„Vom Felsen rieseln rothe Steinchen leise,
Als rinne Blut vom Eiland in die Fluten,
Es stirbt langsamen Tod, wie jener Weise,
Im Bad aus off’nen Adern zu verbluten.“
An der Südostseite hat sich das als Seebad rühmlichst bekannte
Städtchen, das etwa 2000 Einwohner zählt, angesiedelt. Die Bevöl-
kerung ist ein in Sitte und Tracht eigenartiger Menschenschlag friesi-
scher Abstammung und Sprache; die Männer markige Gestalten „mit
Augen blau und tief wie die Nordsee“, die Frauen reizend und schlank,
„wie von Thorwaldsen gemeisselt mit Schwind’schen Augen“.
Ungefähr 1400 m im Osten des Unterlandes liegt die Düne,
welche im Jahre 1720 eine Sturmflut von der Insel abtrennte. Die
Düne ist mit ihrem herrlichen Badestrand die eigentliche Badeinsel.
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/767>, abgerufen am 23.11.2024.
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