Museum für Völkerkunde sich befinden. In der Nähe ist der 1878 errichtete, 20 m hohe monumentale Hansa-Brunnen am gleichnamigen Platz der Vorstadt St. Georg. Die östlichen Anlagen werden von der Eisenbahn durchschnitten, welche zum Berliner Bahnhof (5) führt und von da in das Hafengebiet sich verzweigt.
An der Westseite der Stadt liegt der Gartengürtel der Wall- anlagen, zn welchen der grosse, unter Brehm's Leitung angelegte und reich ausgestattete zoologische Garten gehört. Hieran reihen sich die als Gärten angelegten Begräbnissplätze, wo 1138 Hamburger, "welche, mit vielen Tausenden Mitbürgern von dem französischen Marschall Davoust im härtesten Winter 1813 auf 1814 aus dem belagerten Hamburg vertrieben, ein Opfer ihres Kummers und ansteckender Seuchen wurden", begraben sind.
An die gedachte Erinnerungsstätte stösst der schöne botanische Garten mit einem Victoria Regia-Haus, und weiter südwärts erhebt sich das Postgebäude und der Justizpalast für das Oberlandesgericht der Hansastädte; man gelangt hierauf zu dem prächtigen, Elbhöhe ge- nannten Aussichtspunkt, der meist Stintfang genannt wird, und gewahrt jenseits des Wassergrabens auf der Höhe das Seemannshaus (15), das Gebäude der zur Berühmtheit gelangten deutschen Seewarte (11) und nördlich der beiden die reich ausgestattete Sternwarte (9).
Hamburg ehrte manche deutsche Geistesgrösse durch die Er- richtung von Denkmälern, wie der Stadt überhaupt ein nicht geringer Antheil an Deutschlands literarischem Rufe zugeschrieben werden muss, denn hier lebten und wirkten Lessing, Klopstock, Reimers, Busch, Schröder u. a. um die deutsche Literatur hochverdiente Männer.
In der Vorstadt St. Pauli hat sich das Matrosenleben ange- siedelt. Hier gibt es namentlich auf dem Spielbudenplatz eine schwere Menge von Schaubuden, Volkstheatern, Circus, Verkaufsbuden, Schän- ken u. dgl. Ein grosses Panorama erhebt sich am ausgedehnten Hei- ligengeistfeld, und Tanzböden für Matrosen sind in den Seitenstrassen vertheilt.
Altona schliesst unmittelbar an St. Pauli an, besitzt aber gegen den Glanz Hamburgs nur ein bescheidenes Interesse. Der ältere Theil der Stadt weist schmale und gewundene Gässchen auf, doch sind auch lange gerade Strassenzüge vorhanden, so die grosse Elbstrasse, die mit ihr parallel laufende, auf der schroff ansteigenden Höhe ge- führte Palmaille und nördlich derselben die Königsstrasse. Die Stadt besitzt ein Museum, Gemäldegallerie, eine Kunst- und Gewerbehalle und mehrerere hübsche Monumente. Unter den religiösen Bauten ver-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 94
Hamburg.
Museum für Völkerkunde sich befinden. In der Nähe ist der 1878 errichtete, 20 m hohe monumentale Hansa-Brunnen am gleichnamigen Platz der Vorstadt St. Georg. Die östlichen Anlagen werden von der Eisenbahn durchschnitten, welche zum Berliner Bahnhof (5) führt und von da in das Hafengebiet sich verzweigt.
An der Westseite der Stadt liegt der Gartengürtel der Wall- anlagen, zn welchen der grosse, unter Brehm’s Leitung angelegte und reich ausgestattete zoologische Garten gehört. Hieran reihen sich die als Gärten angelegten Begräbnissplätze, wo 1138 Hamburger, „welche, mit vielen Tausenden Mitbürgern von dem französischen Marschall Davoust im härtesten Winter 1813 auf 1814 aus dem belagerten Hamburg vertrieben, ein Opfer ihres Kummers und ansteckender Seuchen wurden“, begraben sind.
An die gedachte Erinnerungsstätte stösst der schöne botanische Garten mit einem Victoria Regia-Haus, und weiter südwärts erhebt sich das Postgebäude und der Justizpalast für das Oberlandesgericht der Hansastädte; man gelangt hierauf zu dem prächtigen, Elbhöhe ge- nannten Aussichtspunkt, der meist Stintfang genannt wird, und gewahrt jenseits des Wassergrabens auf der Höhe das Seemannshaus (15), das Gebäude der zur Berühmtheit gelangten deutschen Seewarte (11) und nördlich der beiden die reich ausgestattete Sternwarte (9).
Hamburg ehrte manche deutsche Geistesgrösse durch die Er- richtung von Denkmälern, wie der Stadt überhaupt ein nicht geringer Antheil an Deutschlands literarischem Rufe zugeschrieben werden muss, denn hier lebten und wirkten Lessing, Klopstock, Reimers, Busch, Schröder u. a. um die deutsche Literatur hochverdiente Männer.
In der Vorstadt St. Pauli hat sich das Matrosenleben ange- siedelt. Hier gibt es namentlich auf dem Spielbudenplatz eine schwere Menge von Schaubuden, Volkstheatern, Circus, Verkaufsbuden, Schän- ken u. dgl. Ein grosses Panorama erhebt sich am ausgedehnten Hei- ligengeistfeld, und Tanzböden für Matrosen sind in den Seitenstrassen vertheilt.
Altona schliesst unmittelbar an St. Pauli an, besitzt aber gegen den Glanz Hamburgs nur ein bescheidenes Interesse. Der ältere Theil der Stadt weist schmale und gewundene Gässchen auf, doch sind auch lange gerade Strassenzüge vorhanden, so die grosse Elbstrasse, die mit ihr parallel laufende, auf der schroff ansteigenden Höhe ge- führte Palmaille und nördlich derselben die Königsstrasse. Die Stadt besitzt ein Museum, Gemäldegallerie, eine Kunst- und Gewerbehalle und mehrerere hübsche Monumente. Unter den religiösen Bauten ver-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 94
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Hamburg.
Museum für Völkerkunde sich befinden. In der Nähe ist der 1878
errichtete, 20 m hohe monumentale Hansa-Brunnen am gleichnamigen
Platz der Vorstadt St. Georg. Die östlichen Anlagen werden von der
Eisenbahn durchschnitten, welche zum Berliner Bahnhof (5) führt und
von da in das Hafengebiet sich verzweigt.
An der Westseite der Stadt liegt der Gartengürtel der Wall-
anlagen, zn welchen der grosse, unter Brehm’s Leitung angelegte und
reich ausgestattete zoologische Garten gehört. Hieran reihen sich die
als Gärten angelegten Begräbnissplätze, wo 1138 Hamburger, „welche,
mit vielen Tausenden Mitbürgern von dem französischen Marschall
Davoust im härtesten Winter 1813 auf 1814 aus dem belagerten
Hamburg vertrieben, ein Opfer ihres Kummers und ansteckender
Seuchen wurden“, begraben sind.
An die gedachte Erinnerungsstätte stösst der schöne botanische
Garten mit einem Victoria Regia-Haus, und weiter südwärts erhebt sich
das Postgebäude und der Justizpalast für das Oberlandesgericht der
Hansastädte; man gelangt hierauf zu dem prächtigen, Elbhöhe ge-
nannten Aussichtspunkt, der meist Stintfang genannt wird, und gewahrt
jenseits des Wassergrabens auf der Höhe das Seemannshaus (15), das
Gebäude der zur Berühmtheit gelangten deutschen Seewarte (11) und
nördlich der beiden die reich ausgestattete Sternwarte (9).
Hamburg ehrte manche deutsche Geistesgrösse durch die Er-
richtung von Denkmälern, wie der Stadt überhaupt ein nicht geringer
Antheil an Deutschlands literarischem Rufe zugeschrieben werden
muss, denn hier lebten und wirkten Lessing, Klopstock, Reimers,
Busch, Schröder u. a. um die deutsche Literatur hochverdiente Männer.
In der Vorstadt St. Pauli hat sich das Matrosenleben ange-
siedelt. Hier gibt es namentlich auf dem Spielbudenplatz eine schwere
Menge von Schaubuden, Volkstheatern, Circus, Verkaufsbuden, Schän-
ken u. dgl. Ein grosses Panorama erhebt sich am ausgedehnten Hei-
ligengeistfeld, und Tanzböden für Matrosen sind in den Seitenstrassen
vertheilt.
Altona schliesst unmittelbar an St. Pauli an, besitzt aber gegen
den Glanz Hamburgs nur ein bescheidenes Interesse. Der ältere Theil
der Stadt weist schmale und gewundene Gässchen auf, doch sind
auch lange gerade Strassenzüge vorhanden, so die grosse Elbstrasse,
die mit ihr parallel laufende, auf der schroff ansteigenden Höhe ge-
führte Palmaille und nördlich derselben die Königsstrasse. Die Stadt
besitzt ein Museum, Gemäldegallerie, eine Kunst- und Gewerbehalle
und mehrerere hübsche Monumente. Unter den religiösen Bauten ver-
Die Seehäfen des Weltverkehrs. I. Band. 94
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/765>, abgerufen am 23.11.2024.
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