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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.
und 8° 35' östl. Länge von Greenwich die zusehends aufblühende Stadt
Bremerhaven, welche gegenwärtig bereits 16.000 Einwohner zählt;
sie ist die Hauptstation der grossen Dampfschiffahrtsgesellschaft des
Norddeutschen Lloyd, welcher hier seine sehenswerthen Etablisse-
ments, Werkstätten und Trockendocks errichtet hat.

Das Gebiet von Bremerhaven wurde, wie erwähnt, im Jahre
1827 durch die Initiative des Bürgermeisters Smidt von Bremen
käuflich erworben, und alsbald ward mit dem Baue des Hafens be-
gonnen. Gegenwärtig verfügt Bremerhaven, wie unser Plan zeigt, über
drei grosse Bassins, die mit schönen Kunstschleussen geschlossen
sind. Der 1827 bis 1830 erbaute "alte Hafen" besitzt bei 730 m
Länge eine Breite von 84 bis 115 m; der "neue Hafen" entstand in
den Jahren 1847 bis 1851 und hat 840 m Länge bei 87 bis 115 m
Breite; das neueste Bassin ist der "Kaiserhafen", welcher 600 m
Länge und 115--142 m Breite besitzt. Die Tiefe beträgt 7·6 m. Die
Bassins werden für den Durchlass der Schiffe nur bei Flut geöffnet
und sogleich wieder geschlossen, denn der Unterschied der Niveau-
höhe der Gezeiten beträgt hier 3·6 m. Die Erweiterung des Kaiser-
hafens und die Anlage einer neuen tiefen Hafeneinfahrt ist in der
Ausführung begriffen.

Auch Bremerhaven erhielt ein besonderes Freihafengebiet, wel-
ches die Mündung der Geeste und die vorne genannten Bassins in
sich schliesst.

Ueber die Stadt Bremerhaven ist nicht viel zu berichten; sie
liegt auf ebenem Terrain hinter dem hohen Damme, welcher längs
des Flussufers aufgeführt wurde. Der weit sichtbare durchbrochene
Thurm der Kirche der unirten Gemeinde ist das höchste Bauwerk
des durch seine Sauberkeit und die fast holländische Nettigkeit
seiner Häuser und Strassen ausgezeichneten Städtchens; einen schönen
Anblick gewähren die beiden Leuchtthürme. Am belebtesten ist die
längs des Hafens laufende Hauptstrasse, welche der Zusammenkunfts-
ort der Seeleute aus allen Theilen der Erde, der von Hoffnung er-
füllten Auswanderer u. dgl. ist.

Dem um die Gründung von Bremerhaven hochverdienten Bürger-
meister Smidt wurde 1888 auch hier ein Denkmal errichtet.

Südwärts der Stadt gründete am linken Ufer der Geeste die
ehemalige hannoveranische Regierung den Concurrenzplatz Geeste-
münde
und stattete selben mit einem Hafen aus, der 1863 voll-
endet wurde.

Obgleich dieser mit vorzüglichen Anstalten versehen ist und

Der atlantische Ocean.
und 8° 35′ östl. Länge von Greenwich die zusehends aufblühende Stadt
Bremerhaven, welche gegenwärtig bereits 16.000 Einwohner zählt;
sie ist die Hauptstation der grossen Dampfschiffahrtsgesellschaft des
Norddeutschen Lloyd, welcher hier seine sehenswerthen Etablisse-
ments, Werkstätten und Trockendocks errichtet hat.

Das Gebiet von Bremerhaven wurde, wie erwähnt, im Jahre
1827 durch die Initiative des Bürgermeisters Smidt von Bremen
käuflich erworben, und alsbald ward mit dem Baue des Hafens be-
gonnen. Gegenwärtig verfügt Bremerhaven, wie unser Plan zeigt, über
drei grosse Bassins, die mit schönen Kunstschleussen geschlossen
sind. Der 1827 bis 1830 erbaute „alte Hafen“ besitzt bei 730 m
Länge eine Breite von 84 bis 115 m; der „neue Hafen“ entstand in
den Jahren 1847 bis 1851 und hat 840 m Länge bei 87 bis 115 m
Breite; das neueste Bassin ist der „Kaiserhafen“, welcher 600 m
Länge und 115—142 m Breite besitzt. Die Tiefe beträgt 7·6 m. Die
Bassins werden für den Durchlass der Schiffe nur bei Flut geöffnet
und sogleich wieder geschlossen, denn der Unterschied der Niveau-
höhe der Gezeiten beträgt hier 3·6 m. Die Erweiterung des Kaiser-
hafens und die Anlage einer neuen tiefen Hafeneinfahrt ist in der
Ausführung begriffen.

Auch Bremerhaven erhielt ein besonderes Freihafengebiet, wel-
ches die Mündung der Geeste und die vorne genannten Bassins in
sich schliesst.

Ueber die Stadt Bremerhaven ist nicht viel zu berichten; sie
liegt auf ebenem Terrain hinter dem hohen Damme, welcher längs
des Flussufers aufgeführt wurde. Der weit sichtbare durchbrochene
Thurm der Kirche der unirten Gemeinde ist das höchste Bauwerk
des durch seine Sauberkeit und die fast holländische Nettigkeit
seiner Häuser und Strassen ausgezeichneten Städtchens; einen schönen
Anblick gewähren die beiden Leuchtthürme. Am belebtesten ist die
längs des Hafens laufende Hauptstrasse, welche der Zusammenkunfts-
ort der Seeleute aus allen Theilen der Erde, der von Hoffnung er-
füllten Auswanderer u. dgl. ist.

Dem um die Gründung von Bremerhaven hochverdienten Bürger-
meister Smidt wurde 1888 auch hier ein Denkmal errichtet.

Südwärts der Stadt gründete am linken Ufer der Geeste die
ehemalige hannoveranische Regierung den Concurrenzplatz Geeste-
münde
und stattete selben mit einem Hafen aus, der 1863 voll-
endet wurde.

Obgleich dieser mit vorzüglichen Anstalten versehen ist und

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[722/0742] Der atlantische Ocean. und 8° 35′ östl. Länge von Greenwich die zusehends aufblühende Stadt Bremerhaven, welche gegenwärtig bereits 16.000 Einwohner zählt; sie ist die Hauptstation der grossen Dampfschiffahrtsgesellschaft des Norddeutschen Lloyd, welcher hier seine sehenswerthen Etablisse- ments, Werkstätten und Trockendocks errichtet hat. Das Gebiet von Bremerhaven wurde, wie erwähnt, im Jahre 1827 durch die Initiative des Bürgermeisters Smidt von Bremen käuflich erworben, und alsbald ward mit dem Baue des Hafens be- gonnen. Gegenwärtig verfügt Bremerhaven, wie unser Plan zeigt, über drei grosse Bassins, die mit schönen Kunstschleussen geschlossen sind. Der 1827 bis 1830 erbaute „alte Hafen“ besitzt bei 730 m Länge eine Breite von 84 bis 115 m; der „neue Hafen“ entstand in den Jahren 1847 bis 1851 und hat 840 m Länge bei 87 bis 115 m Breite; das neueste Bassin ist der „Kaiserhafen“, welcher 600 m Länge und 115—142 m Breite besitzt. Die Tiefe beträgt 7·6 m. Die Bassins werden für den Durchlass der Schiffe nur bei Flut geöffnet und sogleich wieder geschlossen, denn der Unterschied der Niveau- höhe der Gezeiten beträgt hier 3·6 m. Die Erweiterung des Kaiser- hafens und die Anlage einer neuen tiefen Hafeneinfahrt ist in der Ausführung begriffen. Auch Bremerhaven erhielt ein besonderes Freihafengebiet, wel- ches die Mündung der Geeste und die vorne genannten Bassins in sich schliesst. Ueber die Stadt Bremerhaven ist nicht viel zu berichten; sie liegt auf ebenem Terrain hinter dem hohen Damme, welcher längs des Flussufers aufgeführt wurde. Der weit sichtbare durchbrochene Thurm der Kirche der unirten Gemeinde ist das höchste Bauwerk des durch seine Sauberkeit und die fast holländische Nettigkeit seiner Häuser und Strassen ausgezeichneten Städtchens; einen schönen Anblick gewähren die beiden Leuchtthürme. Am belebtesten ist die längs des Hafens laufende Hauptstrasse, welche der Zusammenkunfts- ort der Seeleute aus allen Theilen der Erde, der von Hoffnung er- füllten Auswanderer u. dgl. ist. Dem um die Gründung von Bremerhaven hochverdienten Bürger- meister Smidt wurde 1888 auch hier ein Denkmal errichtet. Südwärts der Stadt gründete am linken Ufer der Geeste die ehemalige hannoveranische Regierung den Concurrenzplatz Geeste- münde und stattete selben mit einem Hafen aus, der 1863 voll- endet wurde. Obgleich dieser mit vorzüglichen Anstalten versehen ist und

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/742>, abgerufen am 23.11.2024.