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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Antwerpen.

Vlissingen spielte wiederholt eine wichtige Rolle in der Geschichte; die
Stadt war die erste der Niederlande, welche 1572 den freiheitlichen Ideen sich
anschloss.

Im dortigen Hafen hatten sich 1556 Karl V. und 1559 Philipp II. ein-
geschifft, um die Niederlande nie mehr zu betreten. 1809 wurde die Festung von
den Engländern beschossen und zur Capitulation gezwungen.

Ueber die Stadt ist nicht viel zu berichten. Sehenswerth sind
jedoch die aus dem XV. Jahrhundert stammende St. Jakobskirche
und die im Rathhause aufbewahrten Antiquitäten.

De Ruyter wurde 1841 nächst dem Hafen ein Erzstandbild ge-
setzt. Auch die Erinnerung an die holländischen Dichterinnen El. Wolff-
Becker und Ag. Becker und den zu Vlissingen 1757 geborenen Dichter
Jac. Bellamy ist durch Monumente geehrt.

Der Hafen von Vlissingen steht mit Middelburg, der Haupt-
stadt der Provinz Zeeland, durch einen 1872 vollendeten Schiffahrts-
canal in Verbindung, längs welchem, wie unser Plan der Schelde-
mündung zeigt, die Eisenbahn fährt. Middelburg besitzt ausserdem
eine Seeverbindung nach Nordosten, den sogenannten Middelburg-
Haven.

Mehrere sehenswerthe Baudenkmale und Sammlungen bilden
eine Zierde der Stadt. Zu erwähnen ist die grosse Schiffswerfte "De
Schelde", von welcher mehrere grosse Seedampfer vom Stapel liefen,
während andere dort noch im Bau begriffen sind.

Vlissingen dürfte bald als Badeort eine nicht geringe Stellung
einnehmen; schon vor einigen Jahren wurde ein prächtiges Badehotel
in unmittelbarer Nähe der Stadt am Strande eröffnet, dessen ausge-
dehnte Räumlichkeiten einer grossen Zahl von Badegästen Unterkunft
zu bieten vermögen. Die Aussicht auf die See von diesem prächtig
gelegenen Punkte ist eine überaus fesselnde.

Um einen Theil des Handels von Antwerpen auf holländisches
Gebiet abzulenken, bauten die Niederländer eine Eisenbahn nach
Vlissingen, ihren am weitesten nach West vorgeschobenen Hafen an
der Schelde. Zwei breite Arme des Mündungsgebietes dieses Flusses
mussten auf hohen Dämmen überschritten und grossartige Hafenan-
lagen, welche 1873 dem Verkehre übergeben wurden, errichtet werden.

Die Bassins von Vlissingen sind belebt, sein Schiffsverkehr
steigt ungewöhnlich rasch, weil Vlissingen als Platz für die Ueber-
fahrt nach London immer mehr in Aufnahme kommt.

Die Benützung der Route Vlissingen-Queenborough (108 Seemeilen) bietet
die kürzeste Fahrt auf den Strecken Berlin-London (24 Stunden) und Wien-
London (33 Stunden). Es gelang der niederländischen Gesellschaft "Zeeland" mit

Antwerpen.

Vlissingen spielte wiederholt eine wichtige Rolle in der Geschichte; die
Stadt war die erste der Niederlande, welche 1572 den freiheitlichen Ideen sich
anschloss.

Im dortigen Hafen hatten sich 1556 Karl V. und 1559 Philipp II. ein-
geschifft, um die Niederlande nie mehr zu betreten. 1809 wurde die Festung von
den Engländern beschossen und zur Capitulation gezwungen.

Ueber die Stadt ist nicht viel zu berichten. Sehenswerth sind
jedoch die aus dem XV. Jahrhundert stammende St. Jakobskirche
und die im Rathhause aufbewahrten Antiquitäten.

De Ruyter wurde 1841 nächst dem Hafen ein Erzstandbild ge-
setzt. Auch die Erinnerung an die holländischen Dichterinnen El. Wolff-
Becker und Ag. Becker und den zu Vlissingen 1757 geborenen Dichter
Jac. Bellamy ist durch Monumente geehrt.

Der Hafen von Vlissingen steht mit Middelburg, der Haupt-
stadt der Provinz Zeeland, durch einen 1872 vollendeten Schiffahrts-
canal in Verbindung, längs welchem, wie unser Plan der Schelde-
mündung zeigt, die Eisenbahn fährt. Middelburg besitzt ausserdem
eine Seeverbindung nach Nordosten, den sogenannten Middelburg-
Haven.

Mehrere sehenswerthe Baudenkmale und Sammlungen bilden
eine Zierde der Stadt. Zu erwähnen ist die grosse Schiffswerfte „De
Schelde“, von welcher mehrere grosse Seedampfer vom Stapel liefen,
während andere dort noch im Bau begriffen sind.

Vlissingen dürfte bald als Badeort eine nicht geringe Stellung
einnehmen; schon vor einigen Jahren wurde ein prächtiges Badehôtel
in unmittelbarer Nähe der Stadt am Strande eröffnet, dessen ausge-
dehnte Räumlichkeiten einer grossen Zahl von Badegästen Unterkunft
zu bieten vermögen. Die Aussicht auf die See von diesem prächtig
gelegenen Punkte ist eine überaus fesselnde.

Um einen Theil des Handels von Antwerpen auf holländisches
Gebiet abzulenken, bauten die Niederländer eine Eisenbahn nach
Vlissingen, ihren am weitesten nach West vorgeschobenen Hafen an
der Schelde. Zwei breite Arme des Mündungsgebietes dieses Flusses
mussten auf hohen Dämmen überschritten und grossartige Hafenan-
lagen, welche 1873 dem Verkehre übergeben wurden, errichtet werden.

Die Bassins von Vlissingen sind belebt, sein Schiffsverkehr
steigt ungewöhnlich rasch, weil Vlissingen als Platz für die Ueber-
fahrt nach London immer mehr in Aufnahme kommt.

Die Benützung der Route Vlissingen-Queenborough (108 Seemeilen) bietet
die kürzeste Fahrt auf den Strecken Berlin-London (24 Stunden) und Wien-
London (33 Stunden). Es gelang der niederländischen Gesellschaft „Zeeland“ mit

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[669/0689] Antwerpen. Vlissingen spielte wiederholt eine wichtige Rolle in der Geschichte; die Stadt war die erste der Niederlande, welche 1572 den freiheitlichen Ideen sich anschloss. Im dortigen Hafen hatten sich 1556 Karl V. und 1559 Philipp II. ein- geschifft, um die Niederlande nie mehr zu betreten. 1809 wurde die Festung von den Engländern beschossen und zur Capitulation gezwungen. Ueber die Stadt ist nicht viel zu berichten. Sehenswerth sind jedoch die aus dem XV. Jahrhundert stammende St. Jakobskirche und die im Rathhause aufbewahrten Antiquitäten. De Ruyter wurde 1841 nächst dem Hafen ein Erzstandbild ge- setzt. Auch die Erinnerung an die holländischen Dichterinnen El. Wolff- Becker und Ag. Becker und den zu Vlissingen 1757 geborenen Dichter Jac. Bellamy ist durch Monumente geehrt. Der Hafen von Vlissingen steht mit Middelburg, der Haupt- stadt der Provinz Zeeland, durch einen 1872 vollendeten Schiffahrts- canal in Verbindung, längs welchem, wie unser Plan der Schelde- mündung zeigt, die Eisenbahn fährt. Middelburg besitzt ausserdem eine Seeverbindung nach Nordosten, den sogenannten Middelburg- Haven. Mehrere sehenswerthe Baudenkmale und Sammlungen bilden eine Zierde der Stadt. Zu erwähnen ist die grosse Schiffswerfte „De Schelde“, von welcher mehrere grosse Seedampfer vom Stapel liefen, während andere dort noch im Bau begriffen sind. Vlissingen dürfte bald als Badeort eine nicht geringe Stellung einnehmen; schon vor einigen Jahren wurde ein prächtiges Badehôtel in unmittelbarer Nähe der Stadt am Strande eröffnet, dessen ausge- dehnte Räumlichkeiten einer grossen Zahl von Badegästen Unterkunft zu bieten vermögen. Die Aussicht auf die See von diesem prächtig gelegenen Punkte ist eine überaus fesselnde. Um einen Theil des Handels von Antwerpen auf holländisches Gebiet abzulenken, bauten die Niederländer eine Eisenbahn nach Vlissingen, ihren am weitesten nach West vorgeschobenen Hafen an der Schelde. Zwei breite Arme des Mündungsgebietes dieses Flusses mussten auf hohen Dämmen überschritten und grossartige Hafenan- lagen, welche 1873 dem Verkehre übergeben wurden, errichtet werden. Die Bassins von Vlissingen sind belebt, sein Schiffsverkehr steigt ungewöhnlich rasch, weil Vlissingen als Platz für die Ueber- fahrt nach London immer mehr in Aufnahme kommt. Die Benützung der Route Vlissingen-Queenborough (108 Seemeilen) bietet die kürzeste Fahrt auf den Strecken Berlin-London (24 Stunden) und Wien- London (33 Stunden). Es gelang der niederländischen Gesellschaft „Zeeland“ mit

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/689>, abgerufen am 22.11.2024.