Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Der atlantische Ocean.
dischen Admirals de Ruyter. Mit dem am gegenüberliegenden Ufer
gelegenen starken Fort Frederik Hendrik bildete Vlissingen die haupt-
sächlichste militärische Sperre der Schelde. Gegenwärtig überwiegt
aber bei weitem das Handelsinteresse, und hat die Stadt dieser Rück-
sicht wegen ihre an der Nordostseite nächst dem Bahnhofe gelegenen
Hafenbassins wesentlich erweitert und vermehrt, wodurch sie in den
Besitz eines der besten Seehäfen Hollands und prächtiger Hafenwerke
kam, die nicht nur gestatten, bei jeder Zeit und Witterung die grössten
Seedampfer aufzunehmen, sondern auch im Winter bei stärkstem Eis-
gange für die Schiffahrt offen bleiben. Vlissingen ist der einzige eis-
freie Hafen an der belgisch-holländischen Küste.

Die Schelde hat bei Vlissingen 4·6 km Gesammtbreite, ein Fahr-
wasser von 3 km Breite und eine Tiefe von 14 m bei niedrigem
und 17 m bei hohem Wasser, ein Vorzug, welchen wenige Häfen
dieser Küste aufweisen, und welcher der Schiffahrt zu grossem Vor-
theile gereicht, weil die tiefstgehenden Schiffe unmittelbar an den
Hafenquais anlegen können, um ihre Ladung zu löschen, respective
einzunehmen.

Den Haupthandel und Verkehr von Vlissingen vermitteln die
Dampferlinien "Zeeland" (Verbindung zwischen England und dem
Continent) und die "Castleline" (Verbindung zwischen England, Holland
und den ostafrikanischen Häfen), von welchen Linien die Direction
der Dampfschiffahrtsgesellschaft "Zeeland" die Hauptagentur in
Vlissingen unterhält. -- Die Dampferlinie "Zeeland", welche im Jahre
1875 unter dem Protectorate seiner kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich
der Niederlande eröffnet wurde, hat in der kurzen Zeit ihres Be-
stehens einen Weltruf erlangt, und wird diese Linie mit Recht als
die sicherste, comfortabelste und schnellste Verbindung zwischen Eng-
land und dem Continent gerühmt; ihre nach den neuesten Principien
der Technik gebauten Dampfer können an Schnelligkeit den besten
Dampfern dieser Art gleichgestellt werden und gelten, was Einrichtung
und Comfort anbelangt, als Muster. In der That trifft man solch
pompöse Schiffseinrichtung und Bequemlichkeit für eine so kurze
Seefahrt nirgendwo anders an.

Ein neuerdings errichteter Dienst ab diesem Hafen ist der der
Woermannlinie, welche regelmässig bei ihren Reisen nach dem Congo
im hiesigen Hafen anlegt, um die hier zu verschiffenden Sendungen
aufzunehmen.

Gegenwärtig zählt die Stadt ungefähr 12.000 Einwohner.


Der atlantische Ocean.
dischen Admirals de Ruyter. Mit dem am gegenüberliegenden Ufer
gelegenen starken Fort Frederik Hendrik bildete Vlissingen die haupt-
sächlichste militärische Sperre der Schelde. Gegenwärtig überwiegt
aber bei weitem das Handelsinteresse, und hat die Stadt dieser Rück-
sicht wegen ihre an der Nordostseite nächst dem Bahnhofe gelegenen
Hafenbassins wesentlich erweitert und vermehrt, wodurch sie in den
Besitz eines der besten Seehäfen Hollands und prächtiger Hafenwerke
kam, die nicht nur gestatten, bei jeder Zeit und Witterung die grössten
Seedampfer aufzunehmen, sondern auch im Winter bei stärkstem Eis-
gange für die Schiffahrt offen bleiben. Vlissingen ist der einzige eis-
freie Hafen an der belgisch-holländischen Küste.

Die Schelde hat bei Vlissingen 4·6 km Gesammtbreite, ein Fahr-
wasser von 3 km Breite und eine Tiefe von 14 m bei niedrigem
und 17 m bei hohem Wasser, ein Vorzug, welchen wenige Häfen
dieser Küste aufweisen, und welcher der Schiffahrt zu grossem Vor-
theile gereicht, weil die tiefstgehenden Schiffe unmittelbar an den
Hafenquais anlegen können, um ihre Ladung zu löschen, respective
einzunehmen.

Den Haupthandel und Verkehr von Vlissingen vermitteln die
Dampferlinien „Zeeland“ (Verbindung zwischen England und dem
Continent) und die „Castleline“ (Verbindung zwischen England, Holland
und den ostafrikanischen Häfen), von welchen Linien die Direction
der Dampfschiffahrtsgesellschaft „Zeeland“ die Hauptagentur in
Vlissingen unterhält. — Die Dampferlinie „Zeeland“, welche im Jahre
1875 unter dem Protectorate seiner kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich
der Niederlande eröffnet wurde, hat in der kurzen Zeit ihres Be-
stehens einen Weltruf erlangt, und wird diese Linie mit Recht als
die sicherste, comfortabelste und schnellste Verbindung zwischen Eng-
land und dem Continent gerühmt; ihre nach den neuesten Principien
der Technik gebauten Dampfer können an Schnelligkeit den besten
Dampfern dieser Art gleichgestellt werden und gelten, was Einrichtung
und Comfort anbelangt, als Muster. In der That trifft man solch
pompöse Schiffseinrichtung und Bequemlichkeit für eine so kurze
Seefahrt nirgendwo anders an.

Ein neuerdings errichteter Dienst ab diesem Hafen ist der der
Woermannlinie, welche regelmässig bei ihren Reisen nach dem Congo
im hiesigen Hafen anlegt, um die hier zu verschiffenden Sendungen
aufzunehmen.

Gegenwärtig zählt die Stadt ungefähr 12.000 Einwohner.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0688" n="668"/><fw place="top" type="header">Der atlantische Ocean.</fw><lb/>
dischen Admirals de Ruyter. Mit dem am gegenüberliegenden Ufer<lb/>
gelegenen starken Fort Frederik Hendrik bildete Vlissingen die haupt-<lb/>
sächlichste militärische Sperre der Schelde. Gegenwärtig überwiegt<lb/>
aber bei weitem das Handelsinteresse, und hat die Stadt dieser Rück-<lb/>
sicht wegen ihre an der Nordostseite nächst dem Bahnhofe gelegenen<lb/>
Hafenbassins wesentlich erweitert und vermehrt, wodurch sie in den<lb/>
Besitz eines der besten Seehäfen Hollands und prächtiger Hafenwerke<lb/>
kam, die nicht nur gestatten, bei jeder Zeit und Witterung die grössten<lb/>
Seedampfer aufzunehmen, sondern auch im Winter bei stärkstem Eis-<lb/>
gange für die Schiffahrt offen bleiben. Vlissingen ist der einzige eis-<lb/>
freie Hafen an der belgisch-holländischen Küste.</p><lb/>
          <p>Die Schelde hat bei Vlissingen 4·6 <hi rendition="#i">km</hi> Gesammtbreite, ein Fahr-<lb/>
wasser von 3 <hi rendition="#i">km</hi> Breite und eine Tiefe von 14 <hi rendition="#i">m</hi> bei niedrigem<lb/>
und 17 <hi rendition="#i">m</hi> bei hohem Wasser, ein Vorzug, welchen wenige Häfen<lb/>
dieser Küste aufweisen, und welcher der Schiffahrt zu grossem Vor-<lb/>
theile gereicht, weil die tiefstgehenden Schiffe unmittelbar an den<lb/>
Hafenquais anlegen können, um ihre Ladung zu löschen, respective<lb/>
einzunehmen.</p><lb/>
          <p>Den Haupthandel und Verkehr von Vlissingen vermitteln die<lb/>
Dampferlinien &#x201E;Zeeland&#x201C; (Verbindung zwischen England und dem<lb/>
Continent) und die &#x201E;Castleline&#x201C; (Verbindung zwischen England, Holland<lb/>
und den ostafrikanischen Häfen), von welchen Linien die Direction<lb/>
der Dampfschiffahrtsgesellschaft &#x201E;Zeeland&#x201C; die Hauptagentur in<lb/>
Vlissingen unterhält. &#x2014; Die Dampferlinie &#x201E;Zeeland&#x201C;, welche im Jahre<lb/>
1875 unter dem Protectorate seiner kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich<lb/>
der Niederlande eröffnet wurde, hat in der kurzen Zeit ihres Be-<lb/>
stehens einen Weltruf erlangt, und wird diese Linie mit Recht als<lb/>
die sicherste, comfortabelste und schnellste Verbindung zwischen Eng-<lb/>
land und dem Continent gerühmt; ihre nach den neuesten Principien<lb/>
der Technik gebauten Dampfer können an Schnelligkeit den besten<lb/>
Dampfern dieser Art gleichgestellt werden und gelten, was Einrichtung<lb/>
und Comfort anbelangt, als Muster. In der That trifft man solch<lb/>
pompöse Schiffseinrichtung und Bequemlichkeit für eine so kurze<lb/>
Seefahrt nirgendwo anders an.</p><lb/>
          <p>Ein neuerdings errichteter Dienst ab diesem Hafen ist der der<lb/>
Woermannlinie, welche regelmässig bei ihren Reisen nach dem Congo<lb/>
im hiesigen Hafen anlegt, um die hier zu verschiffenden Sendungen<lb/>
aufzunehmen.</p><lb/>
          <p>Gegenwärtig zählt die Stadt ungefähr 12.000 Einwohner.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[668/0688] Der atlantische Ocean. dischen Admirals de Ruyter. Mit dem am gegenüberliegenden Ufer gelegenen starken Fort Frederik Hendrik bildete Vlissingen die haupt- sächlichste militärische Sperre der Schelde. Gegenwärtig überwiegt aber bei weitem das Handelsinteresse, und hat die Stadt dieser Rück- sicht wegen ihre an der Nordostseite nächst dem Bahnhofe gelegenen Hafenbassins wesentlich erweitert und vermehrt, wodurch sie in den Besitz eines der besten Seehäfen Hollands und prächtiger Hafenwerke kam, die nicht nur gestatten, bei jeder Zeit und Witterung die grössten Seedampfer aufzunehmen, sondern auch im Winter bei stärkstem Eis- gange für die Schiffahrt offen bleiben. Vlissingen ist der einzige eis- freie Hafen an der belgisch-holländischen Küste. Die Schelde hat bei Vlissingen 4·6 km Gesammtbreite, ein Fahr- wasser von 3 km Breite und eine Tiefe von 14 m bei niedrigem und 17 m bei hohem Wasser, ein Vorzug, welchen wenige Häfen dieser Küste aufweisen, und welcher der Schiffahrt zu grossem Vor- theile gereicht, weil die tiefstgehenden Schiffe unmittelbar an den Hafenquais anlegen können, um ihre Ladung zu löschen, respective einzunehmen. Den Haupthandel und Verkehr von Vlissingen vermitteln die Dampferlinien „Zeeland“ (Verbindung zwischen England und dem Continent) und die „Castleline“ (Verbindung zwischen England, Holland und den ostafrikanischen Häfen), von welchen Linien die Direction der Dampfschiffahrtsgesellschaft „Zeeland“ die Hauptagentur in Vlissingen unterhält. — Die Dampferlinie „Zeeland“, welche im Jahre 1875 unter dem Protectorate seiner kgl. Hoheit des Prinzen Heinrich der Niederlande eröffnet wurde, hat in der kurzen Zeit ihres Be- stehens einen Weltruf erlangt, und wird diese Linie mit Recht als die sicherste, comfortabelste und schnellste Verbindung zwischen Eng- land und dem Continent gerühmt; ihre nach den neuesten Principien der Technik gebauten Dampfer können an Schnelligkeit den besten Dampfern dieser Art gleichgestellt werden und gelten, was Einrichtung und Comfort anbelangt, als Muster. In der That trifft man solch pompöse Schiffseinrichtung und Bequemlichkeit für eine so kurze Seefahrt nirgendwo anders an. Ein neuerdings errichteter Dienst ab diesem Hafen ist der der Woermannlinie, welche regelmässig bei ihren Reisen nach dem Congo im hiesigen Hafen anlegt, um die hier zu verschiffenden Sendungen aufzunehmen. Gegenwärtig zählt die Stadt ungefähr 12.000 Einwohner.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/688
Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/688>, abgerufen am 16.07.2024.