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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Antwerpen.

Petroleum kommt zumeist aus Nordamerika und meist in kleineren Mengen
aus dem Kaukasus. Im Jahre 1889 sendete die Union 855.273, in 1887 852.239
in 1888 793.054 Barrels raffinirten Petroleums nach Antwerpen. Die Einfuhr
mittelst sogenannter Tankschiffe nimmt langsam, aber stetig zu.

Naphtha wurde aus Amerika eingeführt, 1889 8577 und 1888 12.250 Barrels.

Antwerpen ist endlich einer der wichtigsten Einfuhrhäfen Europas für Erze
aus Nordspanien.

Die Ausfuhr Antwerpens setzt sich zusammen aus den belgischen Pro-
ducten und den grossen Massen reiner Transitogüter, zu denen zum Beispiele Baum-
wolle und andere bereits behandelte Artikel gehören.

Einer der wichtigsten Artikel der Ausfuhr ist Zucker.

Von Rübenrohzucker wurden 1889 bis 30. November zur See und zu Lande
624.290 q exportirt; im selben Zeitraume des Jahres 1888 368.598 q. Es gingen 1889
391.042 q nach England, das Uebrige nach Nordamerika, den Niederlanden, Chile,
Argentinien, Marokko, Italien. Die Ausfuhr von raffinirtem Zucker erreichte
1. Jänner bis 30. November 1889 164.990 q, 1888 198.380 q. Belgien ist bekannt-
lich einer der wichtigsten Zuckerstaaten Europas.

Sehr ansehnlich sind noch immer trotz des allmäligen Rückganges die Pro-
duction und Ausfuhr Antwerpens an Branntwein. Die Ausfuhr betrug 1886 noch
24.814 hl zu 50 %, 1887 nur noch 19.496 und 1888 gar nur 17.045 hl; die deutsche
und schwedische Concurrenz drückt zu stark auf Belgien. Die Provinz Antwerpen
mit ihren 11 Brennereien liefert etwa ein Drittel des ganzen Erzeugnisses von
Belgien, das fast ausschliesslich aus Genever, Kornbranntwein besteht; nämlich
1888 820.696 hl von der Totalsumme von 2,739.515 hl.

Unter den weiteren Industrien Antwerpens, deren Producte zur Ausfuhr ge-
langen, sind noch Diamantschleifereien zu nennen. Jetzt ist diese Industrie
hier wie in Amsterdam nothleidend.

Die Tabakfabricate Antwerpens finden Absatz in Argentinien und Chile.

Bei der ausgedehnten Textilindustrie Belgiens und seines Hinterlandes
ist natürlich auch der Export an Textilartikeln nach dem Auslande sehr ansehnlich.

Die grosse Wollwäscherei in Schooten arbeitet meist auf Bestellungen
aus Deutschland, Frankreich, England, Italien, Schweiz und den Niederlanden.

Tuchwaaren und Kammgarne sind die wichtigsten Artikel.

Die Teppichfabrication wurde in Antwerpen fast aufgegeben, dafür
nimmt die Ausfuhr von Wachsleinwand von Jahr zu Jahr zu; die Holzschneide-
werke Antwerpens behaupten sich, die Ziegeleien, welche längs der Schelde er-
richtet sind, exportiren nach den Niederlanden.

Die Ausfuhr von Portlandcement nach Südeuropa ist sehr bedeutend.

Die Schwefelraffinerie Antwerpens bezieht das Rohmaterial (7000 t)
direct aus Sicilien. Der grösste Theil der Ausfuhr geht nach Indien und Amerika
zu pharmaceutischen Zwecken und zur Bereitung von vulcanisirtem Kautschuk;
ein kleiner Theil, Sublimatschwefel, nach Deutschland und nach französischen
Märkten, wo er zur Behandlung des Weinstocks und Hopfens sehr gesucht ist.

Dynamit geht nach England, Griechenland, Sardinien und nach Panama.

Selbstverständlich ist die Ausfuhr von Maschinen, Eisenbahnschienen und
Werkeisen, von Glaswaaren, besonders Spiegeln, von Thon- und Porzellanwaaren,
in denen Belgien, Nordfrankreich, die Rheinlande und Westfalen Musterhaftes

Die Seehäfen des Weltverkehrs I. Band. 84
Antwerpen.

Petroleum kommt zumeist aus Nordamerika und meist in kleineren Mengen
aus dem Kaukasus. Im Jahre 1889 sendete die Union 855.273, in 1887 852.239
in 1888 793.054 Barrels raffinirten Petroleums nach Antwerpen. Die Einfuhr
mittelst sogenannter Tankschiffe nimmt langsam, aber stetig zu.

Naphtha wurde aus Amerika eingeführt, 1889 8577 und 1888 12.250 Barrels.

Antwerpen ist endlich einer der wichtigsten Einfuhrhäfen Europas für Erze
aus Nordspanien.

Die Ausfuhr Antwerpens setzt sich zusammen aus den belgischen Pro-
ducten und den grossen Massen reiner Transitogüter, zu denen zum Beispiele Baum-
wolle und andere bereits behandelte Artikel gehören.

Einer der wichtigsten Artikel der Ausfuhr ist Zucker.

Von Rübenrohzucker wurden 1889 bis 30. November zur See und zu Lande
624.290 q exportirt; im selben Zeitraume des Jahres 1888 368.598 q. Es gingen 1889
391.042 q nach England, das Uebrige nach Nordamerika, den Niederlanden, Chile,
Argentinien, Marokko, Italien. Die Ausfuhr von raffinirtem Zucker erreichte
1. Jänner bis 30. November 1889 164.990 q, 1888 198.380 q. Belgien ist bekannt-
lich einer der wichtigsten Zuckerstaaten Europas.

Sehr ansehnlich sind noch immer trotz des allmäligen Rückganges die Pro-
duction und Ausfuhr Antwerpens an Branntwein. Die Ausfuhr betrug 1886 noch
24.814 hl zu 50 %, 1887 nur noch 19.496 und 1888 gar nur 17.045 hl; die deutsche
und schwedische Concurrenz drückt zu stark auf Belgien. Die Provinz Antwerpen
mit ihren 11 Brennereien liefert etwa ein Drittel des ganzen Erzeugnisses von
Belgien, das fast ausschliesslich aus Genever, Kornbranntwein besteht; nämlich
1888 820.696 hl von der Totalsumme von 2,739.515 hl.

Unter den weiteren Industrien Antwerpens, deren Producte zur Ausfuhr ge-
langen, sind noch Diamantschleifereien zu nennen. Jetzt ist diese Industrie
hier wie in Amsterdam nothleidend.

Die Tabakfabricate Antwerpens finden Absatz in Argentinien und Chile.

Bei der ausgedehnten Textilindustrie Belgiens und seines Hinterlandes
ist natürlich auch der Export an Textilartikeln nach dem Auslande sehr ansehnlich.

Die grosse Wollwäscherei in Schooten arbeitet meist auf Bestellungen
aus Deutschland, Frankreich, England, Italien, Schweiz und den Niederlanden.

Tuchwaaren und Kammgarne sind die wichtigsten Artikel.

Die Teppichfabrication wurde in Antwerpen fast aufgegeben, dafür
nimmt die Ausfuhr von Wachsleinwand von Jahr zu Jahr zu; die Holzschneide-
werke Antwerpens behaupten sich, die Ziegeleien, welche längs der Schelde er-
richtet sind, exportiren nach den Niederlanden.

Die Ausfuhr von Portlandcement nach Südeuropa ist sehr bedeutend.

Die Schwefelraffinerie Antwerpens bezieht das Rohmaterial (7000 t)
direct aus Sicilien. Der grösste Theil der Ausfuhr geht nach Indien und Amerika
zu pharmaceutischen Zwecken und zur Bereitung von vulcanisirtem Kautschuk;
ein kleiner Theil, Sublimatschwefel, nach Deutschland und nach französischen
Märkten, wo er zur Behandlung des Weinstocks und Hopfens sehr gesucht ist.

Dynamit geht nach England, Griechenland, Sardinien und nach Panama.

Selbstverständlich ist die Ausfuhr von Maschinen, Eisenbahnschienen und
Werkeisen, von Glaswaaren, besonders Spiegeln, von Thon- und Porzellanwaaren,
in denen Belgien, Nordfrankreich, die Rheinlande und Westfalen Musterhaftes

Die Seehäfen des Weltverkehrs I. Band. 84
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[665/0685] Antwerpen. Petroleum kommt zumeist aus Nordamerika und meist in kleineren Mengen aus dem Kaukasus. Im Jahre 1889 sendete die Union 855.273, in 1887 852.239 in 1888 793.054 Barrels raffinirten Petroleums nach Antwerpen. Die Einfuhr mittelst sogenannter Tankschiffe nimmt langsam, aber stetig zu. Naphtha wurde aus Amerika eingeführt, 1889 8577 und 1888 12.250 Barrels. Antwerpen ist endlich einer der wichtigsten Einfuhrhäfen Europas für Erze aus Nordspanien. Die Ausfuhr Antwerpens setzt sich zusammen aus den belgischen Pro- ducten und den grossen Massen reiner Transitogüter, zu denen zum Beispiele Baum- wolle und andere bereits behandelte Artikel gehören. Einer der wichtigsten Artikel der Ausfuhr ist Zucker. Von Rübenrohzucker wurden 1889 bis 30. November zur See und zu Lande 624.290 q exportirt; im selben Zeitraume des Jahres 1888 368.598 q. Es gingen 1889 391.042 q nach England, das Uebrige nach Nordamerika, den Niederlanden, Chile, Argentinien, Marokko, Italien. Die Ausfuhr von raffinirtem Zucker erreichte 1. Jänner bis 30. November 1889 164.990 q, 1888 198.380 q. Belgien ist bekannt- lich einer der wichtigsten Zuckerstaaten Europas. Sehr ansehnlich sind noch immer trotz des allmäligen Rückganges die Pro- duction und Ausfuhr Antwerpens an Branntwein. Die Ausfuhr betrug 1886 noch 24.814 hl zu 50 %, 1887 nur noch 19.496 und 1888 gar nur 17.045 hl; die deutsche und schwedische Concurrenz drückt zu stark auf Belgien. Die Provinz Antwerpen mit ihren 11 Brennereien liefert etwa ein Drittel des ganzen Erzeugnisses von Belgien, das fast ausschliesslich aus Genever, Kornbranntwein besteht; nämlich 1888 820.696 hl von der Totalsumme von 2,739.515 hl. Unter den weiteren Industrien Antwerpens, deren Producte zur Ausfuhr ge- langen, sind noch Diamantschleifereien zu nennen. Jetzt ist diese Industrie hier wie in Amsterdam nothleidend. Die Tabakfabricate Antwerpens finden Absatz in Argentinien und Chile. Bei der ausgedehnten Textilindustrie Belgiens und seines Hinterlandes ist natürlich auch der Export an Textilartikeln nach dem Auslande sehr ansehnlich. Die grosse Wollwäscherei in Schooten arbeitet meist auf Bestellungen aus Deutschland, Frankreich, England, Italien, Schweiz und den Niederlanden. Tuchwaaren und Kammgarne sind die wichtigsten Artikel. Die Teppichfabrication wurde in Antwerpen fast aufgegeben, dafür nimmt die Ausfuhr von Wachsleinwand von Jahr zu Jahr zu; die Holzschneide- werke Antwerpens behaupten sich, die Ziegeleien, welche längs der Schelde er- richtet sind, exportiren nach den Niederlanden. Die Ausfuhr von Portlandcement nach Südeuropa ist sehr bedeutend. Die Schwefelraffinerie Antwerpens bezieht das Rohmaterial (7000 t) direct aus Sicilien. Der grösste Theil der Ausfuhr geht nach Indien und Amerika zu pharmaceutischen Zwecken und zur Bereitung von vulcanisirtem Kautschuk; ein kleiner Theil, Sublimatschwefel, nach Deutschland und nach französischen Märkten, wo er zur Behandlung des Weinstocks und Hopfens sehr gesucht ist. Dynamit geht nach England, Griechenland, Sardinien und nach Panama. Selbstverständlich ist die Ausfuhr von Maschinen, Eisenbahnschienen und Werkeisen, von Glaswaaren, besonders Spiegeln, von Thon- und Porzellanwaaren, in denen Belgien, Nordfrankreich, die Rheinlande und Westfalen Musterhaftes Die Seehäfen des Weltverkehrs I. Band. 84

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/685>, abgerufen am 22.11.2024.