anderen Städten Oberitaliens; die "Magazzini Generali" und der "Punto Franco", also Lagerhäuser, von denen das letztere ausschliesslich dem Transitohandel dienen soll, nähern sich nur sehr langsam der Vollendung. Die Stazione Marittima ist unpraktisch angelegt und der Raum für das Anlegen der Schiffe sehr beschränkt. Das sind Hindernisse der Entwick- lung des Handels von Venedig, die mit gutem Willen und einiger Voraus- sicht schon lange aus dem Wege geräumt sein könnten. Schwieriger zu schaffen sind neue Eisenbahnverbindungen, die Venedig wieder zu einem Stapelplatze für den Verkehr der Länder nördlich der Alpen machen könnten; denn die heute bestehenden Verbindungen von Venedig- Mestre-Verona-Innsbruck, dann Mestre-Udine-Cormons und Udine- Pontebba genügen nicht. Nach Süden führt die Linie Mestre-Monselice- Bologna-Rom mit der neuen Abzweigung Monselice-Mantua, welch letztere die Verbindung Venedigs mit den Po-Gegenden erheblich verbessert. Venedig hat bis heute auch keine eigenen Schiffahrts- verbindungen, es ist nicht Kopfstation selbständiger Schiffahrtslinien; sein Ein- und Ausfuhrhandel wird von Dampfergesellschaften versehen, die den Hafen bloss im Cumulativdienste, das ist als Zwischenstation unter andern Escalen des mittelländischen und adriatischen Meeres an- laufen lassen. Man darf endlich auch begierig sein, wie die neue Einrichtung der Schleppschiffahrt auf dem Po und dessen Nebenflüssen den Handel von Venedig beeinflussen wird.
Unter diesen Verhältnissen bildet die Einfuhr über die Seegrenze den Kernpunkt der commerciellen Bedeutung Venedigs.
Handel zur See in Lire:
[Tabelle]
Der wichtigste Artikel für die Einfuhr zur See ist Getreide (1887 für 18·5 Millionen Lire), insbesondere Weizen, welcher nur zum Theile für den Consum in den venezianischen Provinzen bestimmt ist; die grossen Dampfmühlen von Venedig und Treviso verschicken Mehl bis Süditalien. Diese mächtige Mühlen- industrie verwendet mit Vorliebe Weizen aus Südrussland, der sich ausgezeichnet zu Mischungen mit italienischem eignet. Der Bezug des ungarischen Weizens ist auffallend zurückgegangen, er entspricht nicht den Wünschen der italienischen Müller; dagegen erscheinen indische Weizensorten in der Einfuhr. Die Einfuhr des Maises ist vollständig abhängig von dem Ergebnisse der Ernte im Vene- zianischen.
Ueber Venedig geht Reis aus Birma und Japan durch Vermittlung engli- scher Häfen ein, der in den Reismühlen des östlichen Oberitaliens, von welcheu die grössten in Treviso sind, verarbeitet und mit italienischem vermischt wird. Die früher bedeutenden Zufuhren aus Bremen und Fiume haben seit 1887, wo der Zoll auf gemahlenen Reis doppelt so hoch bestimmt wurde, wie der auf
Das Mittelmeerbecken.
anderen Städten Oberitaliens; die „Magazzini Generali“ und der „Punto Franco“, also Lagerhäuser, von denen das letztere ausschliesslich dem Transitohandel dienen soll, nähern sich nur sehr langsam der Vollendung. Die Stazione Marittima ist unpraktisch angelegt und der Raum für das Anlegen der Schiffe sehr beschränkt. Das sind Hindernisse der Entwick- lung des Handels von Venedig, die mit gutem Willen und einiger Voraus- sicht schon lange aus dem Wege geräumt sein könnten. Schwieriger zu schaffen sind neue Eisenbahnverbindungen, die Venedig wieder zu einem Stapelplatze für den Verkehr der Länder nördlich der Alpen machen könnten; denn die heute bestehenden Verbindungen von Venedig- Mestre-Verona-Innsbruck, dann Mestre-Udine-Cormons und Udine- Pontebba genügen nicht. Nach Süden führt die Linie Mestre-Monselice- Bologna-Rom mit der neuen Abzweigung Monselice-Mantua, welch letztere die Verbindung Venedigs mit den Po-Gegenden erheblich verbessert. Venedig hat bis heute auch keine eigenen Schiffahrts- verbindungen, es ist nicht Kopfstation selbständiger Schiffahrtslinien; sein Ein- und Ausfuhrhandel wird von Dampfergesellschaften versehen, die den Hafen bloss im Cumulativdienste, das ist als Zwischenstation unter andern Escalen des mittelländischen und adriatischen Meeres an- laufen lassen. Man darf endlich auch begierig sein, wie die neue Einrichtung der Schleppschiffahrt auf dem Po und dessen Nebenflüssen den Handel von Venedig beeinflussen wird.
Unter diesen Verhältnissen bildet die Einfuhr über die Seegrenze den Kernpunkt der commerciellen Bedeutung Venedigs.
Handel zur See in Lire:
[Tabelle]
Der wichtigste Artikel für die Einfuhr zur See ist Getreide (1887 für 18·5 Millionen Lire), insbesondere Weizen, welcher nur zum Theile für den Consum in den venezianischen Provinzen bestimmt ist; die grossen Dampfmühlen von Venedig und Treviso verschicken Mehl bis Süditalien. Diese mächtige Mühlen- industrie verwendet mit Vorliebe Weizen aus Südrussland, der sich ausgezeichnet zu Mischungen mit italienischem eignet. Der Bezug des ungarischen Weizens ist auffallend zurückgegangen, er entspricht nicht den Wünschen der italienischen Müller; dagegen erscheinen indische Weizensorten in der Einfuhr. Die Einfuhr des Maises ist vollständig abhängig von dem Ergebnisse der Ernte im Vene- zianischen.
Ueber Venedig geht Reis aus Birma und Japan durch Vermittlung engli- scher Häfen ein, der in den Reismühlen des östlichen Oberitaliens, von welcheu die grössten in Treviso sind, verarbeitet und mit italienischem vermischt wird. Die früher bedeutenden Zufuhren aus Bremen und Fiume haben seit 1887, wo der Zoll auf gemahlenen Reis doppelt so hoch bestimmt wurde, wie der auf
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Das Mittelmeerbecken.
anderen Städten Oberitaliens; die „Magazzini Generali“ und der „Punto
Franco“, also Lagerhäuser, von denen das letztere ausschliesslich dem
Transitohandel dienen soll, nähern sich nur sehr langsam der Vollendung.
Die Stazione Marittima ist unpraktisch angelegt und der Raum für das
Anlegen der Schiffe sehr beschränkt. Das sind Hindernisse der Entwick-
lung des Handels von Venedig, die mit gutem Willen und einiger Voraus-
sicht schon lange aus dem Wege geräumt sein könnten. Schwieriger
zu schaffen sind neue Eisenbahnverbindungen, die Venedig wieder zu
einem Stapelplatze für den Verkehr der Länder nördlich der Alpen
machen könnten; denn die heute bestehenden Verbindungen von Venedig-
Mestre-Verona-Innsbruck, dann Mestre-Udine-Cormons und Udine-
Pontebba genügen nicht. Nach Süden führt die Linie Mestre-Monselice-
Bologna-Rom mit der neuen Abzweigung Monselice-Mantua, welch
letztere die Verbindung Venedigs mit den Po-Gegenden erheblich
verbessert. Venedig hat bis heute auch keine eigenen Schiffahrts-
verbindungen, es ist nicht Kopfstation selbständiger Schiffahrtslinien;
sein Ein- und Ausfuhrhandel wird von Dampfergesellschaften versehen,
die den Hafen bloss im Cumulativdienste, das ist als Zwischenstation
unter andern Escalen des mittelländischen und adriatischen Meeres an-
laufen lassen. Man darf endlich auch begierig sein, wie die neue
Einrichtung der Schleppschiffahrt auf dem Po und dessen Nebenflüssen
den Handel von Venedig beeinflussen wird.
Unter diesen Verhältnissen bildet die Einfuhr über die Seegrenze
den Kernpunkt der commerciellen Bedeutung Venedigs.
Handel zur See in Lire:
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Der wichtigste Artikel für die Einfuhr zur See ist Getreide (1887 für
18·5 Millionen Lire), insbesondere Weizen, welcher nur zum Theile für den Consum
in den venezianischen Provinzen bestimmt ist; die grossen Dampfmühlen von
Venedig und Treviso verschicken Mehl bis Süditalien. Diese mächtige Mühlen-
industrie verwendet mit Vorliebe Weizen aus Südrussland, der sich ausgezeichnet
zu Mischungen mit italienischem eignet. Der Bezug des ungarischen Weizens ist
auffallend zurückgegangen, er entspricht nicht den Wünschen der italienischen
Müller; dagegen erscheinen indische Weizensorten in der Einfuhr. Die Einfuhr
des Maises ist vollständig abhängig von dem Ergebnisse der Ernte im Vene-
zianischen.
Ueber Venedig geht Reis aus Birma und Japan durch Vermittlung engli-
scher Häfen ein, der in den Reismühlen des östlichen Oberitaliens, von welcheu
die grössten in Treviso sind, verarbeitet und mit italienischem vermischt wird.
Die früher bedeutenden Zufuhren aus Bremen und Fiume haben seit 1887, wo
der Zoll auf gemahlenen Reis doppelt so hoch bestimmt wurde, wie der auf
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/68>, abgerufen am 22.11.2024.
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