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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891.

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Der atlantische Ocean.

Die Stadt besitzt werthvolle Sammlungen, unter welchen das
Musee de Tableaux et de Sculptures durch eine reiche Zahl von
Kunstwerken, die Bibliotheque publique (100.000 Bände) durch seltene
Manuscripte, das Musee d'histoire naturelle und das Musee archeolo-
gique durch sehenswerthe Objecte sich auszeichnen.

Nantes verfügt über ein Lyceum, eine Ecole de medecine et de
pharmacie, eine hydrographische Schule, dann über Gewerbe- und
Zeichenschulen u. dgl.

Zu erwähnen wäre noch der landschaftlich schön angelegte
Jardin des Plantes am Nordende der Stadt, der herrliche Bäume,
namentlich Magnolien, schattige Wege, Teiche, Cascaden und male-
rische Grotten enthält, überhaupt einer der prächtigsten öffentlichen
Gärten Frankreichs ist.

Wie bereits erwähnt ist die commercielle Situation von Nantes
durch die veränderten Navigationsverhältnisse von Jahr zu Jahr eine
misslichere geworden. Es mangelte deshalb nicht an Projecten, die-
selbe zu bessern. Alle drehen sich darum, die grosse Schiffahrt bis
Nantes zu ermöglichen. Ausser verschiedenen projectirten Strom-
regulirungsarbeiten, die allmälig durchgeführt werden, verspricht man
sich durch die Herstellung eines Schiffscanals, der zwischen La
Martiniere und Paimboeuf längs dem linken Ufer der Loire ausge-
hoben werden soll und auf 14 km Länge projectirt ist, eine kräftige
Abhilfe. Der Canal, dessen Bau 1882 begann, soll 4·4 m Tiefe
erhalten.

Die Gezeiten sind bis oberhalb Nantes fühlbar; im letztgenannten
Hafen steigt die Springflut 5·9 m. Die Flutwelle legt den Weg von
Saint-Nazaire bis Nantes in 2 Stunden 45 Minuten (5 m in der Se-
cunde) zurück.

Nantes, der alte Sammelplatz und Ausfuhrhafen für das frucht-
bare und reiche Becken der Loire, hat seit der Schaffung seines
Vorhafens St. Nazaire jede Bedeutung für die Ausfuhr ins Ausland
verloren, weil dieser Theil des Verkehres durch grosse Schiffe ver-
mittelt wird; nur die Ausfuhr im Küstenhandel, vorab nach Bordeaux
und Bayonne belebt seinen Hafen.

Dafür ist die Einfuhr aus dem Auslande, zumal aus Westindien,
wohl nicht auf der alten Höhe geblieben, aber sie übertrifft die Ein-
fuhr dem Werthe nach um das Vierfache, und alle diese Waaren
sind für den Verbrauch in Frankreich und nicht zum kleinsten Theile
für die Bedürfnisse der ausgebreiteten und mannigfaltigen Industrie
von Nantes bestimmt.


Der atlantische Ocean.

Die Stadt besitzt werthvolle Sammlungen, unter welchen das
Musée de Tableaux et de Sculptures durch eine reiche Zahl von
Kunstwerken, die Bibliothèque publique (100.000 Bände) durch seltene
Manuscripte, das Musée d’histoire naturelle und das Musée archéolo-
gique durch sehenswerthe Objecte sich auszeichnen.

Nantes verfügt über ein Lyceum, eine École de médecine et de
pharmacie, eine hydrographische Schule, dann über Gewerbe- und
Zeichenschulen u. dgl.

Zu erwähnen wäre noch der landschaftlich schön angelegte
Jardin des Plantes am Nordende der Stadt, der herrliche Bäume,
namentlich Magnolien, schattige Wege, Teiche, Cascaden und male-
rische Grotten enthält, überhaupt einer der prächtigsten öffentlichen
Gärten Frankreichs ist.

Wie bereits erwähnt ist die commercielle Situation von Nantes
durch die veränderten Navigationsverhältnisse von Jahr zu Jahr eine
misslichere geworden. Es mangelte deshalb nicht an Projecten, die-
selbe zu bessern. Alle drehen sich darum, die grosse Schiffahrt bis
Nantes zu ermöglichen. Ausser verschiedenen projectirten Strom-
regulirungsarbeiten, die allmälig durchgeführt werden, verspricht man
sich durch die Herstellung eines Schiffscanals, der zwischen La
Martinière und Paimboeuf längs dem linken Ufer der Loire ausge-
hoben werden soll und auf 14 km Länge projectirt ist, eine kräftige
Abhilfe. Der Canal, dessen Bau 1882 begann, soll 4·4 m Tiefe
erhalten.

Die Gezeiten sind bis oberhalb Nantes fühlbar; im letztgenannten
Hafen steigt die Springflut 5·9 m. Die Flutwelle legt den Weg von
Saint-Nazaire bis Nantes in 2 Stunden 45 Minuten (5 m in der Se-
cunde) zurück.

Nantes, der alte Sammelplatz und Ausfuhrhafen für das frucht-
bare und reiche Becken der Loire, hat seit der Schaffung seines
Vorhafens St. Nazaire jede Bedeutung für die Ausfuhr ins Ausland
verloren, weil dieser Theil des Verkehres durch grosse Schiffe ver-
mittelt wird; nur die Ausfuhr im Küstenhandel, vorab nach Bordeaux
und Bayonne belebt seinen Hafen.

Dafür ist die Einfuhr aus dem Auslande, zumal aus Westindien,
wohl nicht auf der alten Höhe geblieben, aber sie übertrifft die Ein-
fuhr dem Werthe nach um das Vierfache, und alle diese Waaren
sind für den Verbrauch in Frankreich und nicht zum kleinsten Theile
für die Bedürfnisse der ausgebreiteten und mannigfaltigen Industrie
von Nantes bestimmt.


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[590/0610] Der atlantische Ocean. Die Stadt besitzt werthvolle Sammlungen, unter welchen das Musée de Tableaux et de Sculptures durch eine reiche Zahl von Kunstwerken, die Bibliothèque publique (100.000 Bände) durch seltene Manuscripte, das Musée d’histoire naturelle und das Musée archéolo- gique durch sehenswerthe Objecte sich auszeichnen. Nantes verfügt über ein Lyceum, eine École de médecine et de pharmacie, eine hydrographische Schule, dann über Gewerbe- und Zeichenschulen u. dgl. Zu erwähnen wäre noch der landschaftlich schön angelegte Jardin des Plantes am Nordende der Stadt, der herrliche Bäume, namentlich Magnolien, schattige Wege, Teiche, Cascaden und male- rische Grotten enthält, überhaupt einer der prächtigsten öffentlichen Gärten Frankreichs ist. Wie bereits erwähnt ist die commercielle Situation von Nantes durch die veränderten Navigationsverhältnisse von Jahr zu Jahr eine misslichere geworden. Es mangelte deshalb nicht an Projecten, die- selbe zu bessern. Alle drehen sich darum, die grosse Schiffahrt bis Nantes zu ermöglichen. Ausser verschiedenen projectirten Strom- regulirungsarbeiten, die allmälig durchgeführt werden, verspricht man sich durch die Herstellung eines Schiffscanals, der zwischen La Martinière und Paimboeuf längs dem linken Ufer der Loire ausge- hoben werden soll und auf 14 km Länge projectirt ist, eine kräftige Abhilfe. Der Canal, dessen Bau 1882 begann, soll 4·4 m Tiefe erhalten. Die Gezeiten sind bis oberhalb Nantes fühlbar; im letztgenannten Hafen steigt die Springflut 5·9 m. Die Flutwelle legt den Weg von Saint-Nazaire bis Nantes in 2 Stunden 45 Minuten (5 m in der Se- cunde) zurück. Nantes, der alte Sammelplatz und Ausfuhrhafen für das frucht- bare und reiche Becken der Loire, hat seit der Schaffung seines Vorhafens St. Nazaire jede Bedeutung für die Ausfuhr ins Ausland verloren, weil dieser Theil des Verkehres durch grosse Schiffe ver- mittelt wird; nur die Ausfuhr im Küstenhandel, vorab nach Bordeaux und Bayonne belebt seinen Hafen. Dafür ist die Einfuhr aus dem Auslande, zumal aus Westindien, wohl nicht auf der alten Höhe geblieben, aber sie übertrifft die Ein- fuhr dem Werthe nach um das Vierfache, und alle diese Waaren sind für den Verbrauch in Frankreich und nicht zum kleinsten Theile für die Bedürfnisse der ausgebreiteten und mannigfaltigen Industrie von Nantes bestimmt.

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/610>, abgerufen am 22.11.2024.