Das geschäftliche Leben hat sich in der Umgebung des oben er- wähnten Strassenzuges im Innern der Stadt concentrirt und auf dem Gebiete zwischen dem Jardin Public, der Place Gambetta, der Rue Ste. Catherine gegen den Quai zu, findet man ebenso die ersten Hotels der Stadt, wie die glänzendsten und am besten ausgestatteten Waarenmagazine. Das ist auch der Stadttheil, den zu gewissen Tages- stunden und bei Nacht das grossstädtische Leben durchflutet.
Noch weiter nordwärts fällt der Blick auf die stylvolle Anlage der Place des Quinconces, die auf den Quai Louis XVIII. mit schönen Monumentaltreppen ausmündet. Es ist der grösste Platz der Stadt. Hier stand einstens das alte Castell Trompette. Von schönen Gebäuden flankirt, die an der Ostseite des Platzes halbkreisförmig zurücktreten und eine reizende Fontaine umschliessen, ist die Anlage von einem Saum schattiger Baumpflanzungen umgeben, wohingegen die höher- liegende Mittelterrasse die Marmorstatuen Montesquieus und Mon- taignes sowie zwei schöne Säulen (Colonnes rostrales) mit den allego- rischen Figuren des Handels und der Schiffahrt trägt.
An der Quaiseite haben zwei hübsche Badehäuser Platz ge- funden.
Die Namen einzelner Theile der Anlage erinnern an das orlea- nische Königthum, so die Allee d'Orleans, die Allee de Chartres, Cours XXX-Juillet u. a.
Auf der Höhe der Place des Quinconces wendet sich die Garonne in leichter Curve gegen Nordost. Hier erstreckt sich nun der Quai des Chartrons, an welchem die Dampfer für den Verkehr auf der Gironde anlegen; weiter folgt der Quai de Bacalan, das Hauptquartier der grossen Dampfschiffahrt-Gesellschaft Messageries maritimes.
In dem hieran grenzenden Stadttheil, also am Nordende von Bordeaux, befinden sich die wunderbarsten Kellereien der Welt, die Depots der hiesigen Weinfürsten, ebenso berühmt durch Ausdehnung wie durch Einrichtung und enormen Umsatz; in manchem derselben liegen Weine für 2--3 Millionen Francs.
Die Firmen Calvet, Guestier, Crouse, Journu, A. Lalande, Damas et Paris, Eschenauer, Keyl, Blanchy, Johnston, Richard et Muller u. a. zählen zu den bedeutendsten des Weingeschäftes.
Längs des Hafenquais können Schiffe bis zu 2500 Tonnen Ge- halt anlegen, grösseren Schiffen dient das geräumige Bassin a Flot, welches, durch ein Schleusenwerk mit dem Flusse verbunden, das Niveau des Hochwassers behält. Die Gezeiten sind nämlich hier noch sehr fühlbar und bringen im Hafen einen Niveauunterschied bis zu
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Bordeaux.
Das geschäftliche Leben hat sich in der Umgebung des oben er- wähnten Strassenzuges im Innern der Stadt concentrirt und auf dem Gebiete zwischen dem Jardin Public, der Place Gambetta, der Rue Ste. Cathérine gegen den Quai zu, findet man ebenso die ersten Hôtels der Stadt, wie die glänzendsten und am besten ausgestatteten Waarenmagazine. Das ist auch der Stadttheil, den zu gewissen Tages- stunden und bei Nacht das grossstädtische Leben durchflutet.
Noch weiter nordwärts fällt der Blick auf die stylvolle Anlage der Place des Quinconces, die auf den Quai Louis XVIII. mit schönen Monumentaltreppen ausmündet. Es ist der grösste Platz der Stadt. Hier stand einstens das alte Castell Trompette. Von schönen Gebäuden flankirt, die an der Ostseite des Platzes halbkreisförmig zurücktreten und eine reizende Fontaine umschliessen, ist die Anlage von einem Saum schattiger Baumpflanzungen umgeben, wohingegen die höher- liegende Mittelterrasse die Marmorstatuen Montesquieus und Mon- taignes sowie zwei schöne Säulen (Colonnes rostrales) mit den allego- rischen Figuren des Handels und der Schiffahrt trägt.
An der Quaiseite haben zwei hübsche Badehäuser Platz ge- funden.
Die Namen einzelner Theile der Anlage erinnern an das orlea- nische Königthum, so die Allée d’Orléans, die Allée de Chartres, Cours XXX-Juillet u. a.
Auf der Höhe der Place des Quinconces wendet sich die Garonne in leichter Curve gegen Nordost. Hier erstreckt sich nun der Quai des Chartrons, an welchem die Dampfer für den Verkehr auf der Gironde anlegen; weiter folgt der Quai de Bacalan, das Hauptquartier der grossen Dampfschiffahrt-Gesellschaft Messageries maritimes.
In dem hieran grenzenden Stadttheil, also am Nordende von Bordeaux, befinden sich die wunderbarsten Kellereien der Welt, die Depôts der hiesigen Weinfürsten, ebenso berühmt durch Ausdehnung wie durch Einrichtung und enormen Umsatz; in manchem derselben liegen Weine für 2—3 Millionen Francs.
Die Firmen Calvet, Guestier, Crouse, Journu, A. Lalande, Damas et Paris, Eschenauer, Keyl, Blanchy, Johnston, Richard et Muller u. a. zählen zu den bedeutendsten des Weingeschäftes.
Längs des Hafenquais können Schiffe bis zu 2500 Tonnen Ge- halt anlegen, grösseren Schiffen dient das geräumige Bassin à Flot, welches, durch ein Schleusenwerk mit dem Flusse verbunden, das Niveau des Hochwassers behält. Die Gezeiten sind nämlich hier noch sehr fühlbar und bringen im Hafen einen Niveauunterschied bis zu
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Bordeaux.
Das geschäftliche Leben hat sich in der Umgebung des oben er-
wähnten Strassenzuges im Innern der Stadt concentrirt und auf dem
Gebiete zwischen dem Jardin Public, der Place Gambetta, der Rue
Ste. Cathérine gegen den Quai zu, findet man ebenso die ersten
Hôtels der Stadt, wie die glänzendsten und am besten ausgestatteten
Waarenmagazine. Das ist auch der Stadttheil, den zu gewissen Tages-
stunden und bei Nacht das grossstädtische Leben durchflutet.
Noch weiter nordwärts fällt der Blick auf die stylvolle Anlage
der Place des Quinconces, die auf den Quai Louis XVIII. mit schönen
Monumentaltreppen ausmündet. Es ist der grösste Platz der Stadt.
Hier stand einstens das alte Castell Trompette. Von schönen Gebäuden
flankirt, die an der Ostseite des Platzes halbkreisförmig zurücktreten
und eine reizende Fontaine umschliessen, ist die Anlage von einem
Saum schattiger Baumpflanzungen umgeben, wohingegen die höher-
liegende Mittelterrasse die Marmorstatuen Montesquieus und Mon-
taignes sowie zwei schöne Säulen (Colonnes rostrales) mit den allego-
rischen Figuren des Handels und der Schiffahrt trägt.
An der Quaiseite haben zwei hübsche Badehäuser Platz ge-
funden.
Die Namen einzelner Theile der Anlage erinnern an das orlea-
nische Königthum, so die Allée d’Orléans, die Allée de Chartres,
Cours XXX-Juillet u. a.
Auf der Höhe der Place des Quinconces wendet sich die Garonne
in leichter Curve gegen Nordost. Hier erstreckt sich nun der Quai
des Chartrons, an welchem die Dampfer für den Verkehr auf der
Gironde anlegen; weiter folgt der Quai de Bacalan, das Hauptquartier
der grossen Dampfschiffahrt-Gesellschaft Messageries maritimes.
In dem hieran grenzenden Stadttheil, also am Nordende von
Bordeaux, befinden sich die wunderbarsten Kellereien der Welt, die
Depôts der hiesigen Weinfürsten, ebenso berühmt durch Ausdehnung
wie durch Einrichtung und enormen Umsatz; in manchem derselben
liegen Weine für 2—3 Millionen Francs.
Die Firmen Calvet, Guestier, Crouse, Journu, A. Lalande, Damas
et Paris, Eschenauer, Keyl, Blanchy, Johnston, Richard et Muller
u. a. zählen zu den bedeutendsten des Weingeschäftes.
Längs des Hafenquais können Schiffe bis zu 2500 Tonnen Ge-
halt anlegen, grösseren Schiffen dient das geräumige Bassin à Flot,
welches, durch ein Schleusenwerk mit dem Flusse verbunden, das
Niveau des Hochwassers behält. Die Gezeiten sind nämlich hier noch
sehr fühlbar und bringen im Hafen einen Niveauunterschied bis zu
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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 1. Wien, 1891, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen01_1891/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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